Wellige Platten ein "Risiko"?

  • Liebes Analog-Forum,


    zu diesem Thema gab es schon einige Threads. Eine Frage, die mich beschäftigt, konnte ich aber bisher nicht aufklären. Heute habe ich mal wieder eine neue Platte gekauft, die (sehr) wellig ist, aber ansonsten einwandfrei läuft. Wirken sich wellige Platten in irgendeiner Form - unabhängig von Klangfransen - negativ auf den Dreher aus (z.B. wird die Nadel möglicherweise mehr beansprucht). Vielleicht hat ja jemand praktische Erfahrungen.


    Viele Grüße


    Michael

  • Hallo Michael,


    wenn die Nadel nicht aus der Rille hüpft, kann nichts passieren.
    Es gibt aber die Möglichkeit, Platten wieder plan zu bekommen, also zu bügeln.
    Dazu gibt es hier im Forum auch Themen, in denen Du das nachlesen kannst.


    Liebe Grüße,
    Rainer

  • Ich habe mehrere wellige Platten und noch keine negative Auswirkungen feststellen können, außer dass es dem Auge arg weh tut. Seltsamerweise höre ich das auch nicht heraus. Ich muss dazu sagen, dass ich einen Dual-Plattenspieler mit einem sogenannten Antiresonator habe. Lt. Dual soll dieser Antiresonator die Resonanzfrequenz in den unkritischen Bereich verschieben und sich positiv gegenüber welligen Platten verhalten.


    Es gibt aber Möglichkeiten, eine verwellte Platte gerade zu bekommen, von der Backofenmethode bis hin zu professionellen Methoden, die manche Händler anbieten.

  • Sicherlich wird die "Daempfungseinheit" (also das Nadeltraegerlager) bei sehr welligen Platten gerade bei Tonarmen mit hoher effektiven Masse mehr beansprucht. Aber solange der Body des Tonabnehmers nicht mit die Plattenoberflaeche in Beruehrung kommt duerfte eigentlich nichts passieren.


    Klangliche Auswirkungen: Praktisch keine.


    Gruss Stefan

    Malerei verwandelt den Raum in Zeit,
    Musik die Zeit im Raum :)

  • Hallo Michael,


    Wirken sich wellige Platten in irgendeiner Form - unabhängig von Klangfransen - negativ auf den Dreher aus (z.B. wird die Nadel möglicherweise mehr beansprucht).


    Es gab da mal ein paper von Bruel&Kjaer, in dem mit Messungen gezeigt wurde, daß bei Tonarmen mit hoher effektiver Masse die Auflagekraft bei Talfahrten gegen Null geht und bei Bergfahrten sehr hohe Werte annahm.


    Zitat

    Vielleicht hat ja jemand praktische Erfahrungen.


    Negative nur eine, die Platte war dermaßen wellig, daß das Tonarmrohr aufgesetzt hat, ein Fall für die Tonne.


    Klaus

  • Man sollte einen Unterschied machen ob es eine Welle ist die sich über den halben Umfang oder mehr langzieht oder ob es eine auf wenige cm begrenzte Welle in der Platte ist. Erstere belastet den Tonabnehmer nicht so stark. Bei einer sehr kurzen Welle wird er Tonabnehmer und damit die Kombi Nadelträger/Dämpfungsgummi wesentlich stärker belastet. Dazu kommt noch die höhe der Welle. Bis zu ein oder zwei Milimeter dürfte noch zu akzeptieren sein. Wie von den Kollegen aber schon gesagt, solange die Nadel nicht hüpft oder der Body aufsetzt kann man die Platte noch abspielen. Zumindest bei statisch ausbalancierten Tonarmen. Bei Tonarmen mit dynamischer Auflagekrafteinstellung hüpft die Nadel wesentlich später oder anders gesagt ist die Belastung bis zum hüpfen der Nadel noch mal wesentlich größer. Ob man es hört? Bei einer Shure Rundnadel die ich gerade als Test im Einsatz habe höre ich es nicht. Bei meinem "Standart-Tonabnehmer "(Sumiko Pearl mit SAS) fallen die Wellen auch Klangmäßig auf. Bei einer guten Scheibe sollte man auf Dauer aber versuchen die Welle zu eliminieren - oder Neu kaufen...

    Viele Grüße
    Dieter


    AAA Mitglied

    Hat zu viele Pläne und zu wenig Zeit zum Basteln 8)

  • Vielen Dank für die weiteren Antworten. Bei mir springt die Nadel nicht aus der Rille und ich nutze einen Rega RP3, dessen Tonarm meines Wissens ja recht leicht ist, sodass ich mir erst mal keine Sorgen mache :)

  • Der Rega-Arm ist "mittelschwer" (effektive Masse 11,5g). Aber ich denke, das ist in diesem Zusammenhang zweitrangig.
    Ich hab auch so ne "Horrorplatte". Viele TA setzen auf bzw. fliegen aus der Rille, andere spielen sie klaglos. Ich denke also, daß es durchaus auf den Tonabnehmer ankommt: erstens darauf, wieviel "Luft" beim spielen unter dem TA-Gehäuse ist, und zweitens darauf, wie weit die Nadel bei der Welle nachgibt. Härter aufgehängte MCs haben hier denke ich einen gewissen Vorteil.


    Gruß
    Andreas

    Ich bin so alt, als ich damals zur Schule ging, gab es noch keine Handys. Wir haben dann Unterricht gemacht. Wir hatten ja sonst nichts.


    Ein Freund ist jemand, der Dich mag, obwohl er Dich kennt.

  • Ich finde aber schon, dass man die Wellen auch häufig hören kann.


    Bei meinem Maestro V2 sieht man wie die Lautsprecher Membranen bei einer Welle stark ausschlagen und je nach Frequenz hört man auch das wummern der Welle.
    Über die derzeitige Pressqualität wurde ja schon viel gesagt aber mich regt es immer noch auf.

    Beste Grüße aus Moers
    Armin

  • Hallo
    Am besten gar nicht rumärgern sondern sofort umtauschen.
    Wenn man die schon recht hohen Preise der Schallplatten sieht kann man dafür auch eine vernünftige Qualität erwarten.
    Ich würde sie nicht behalten.
    Ich habe mich auch schon öfters damit rumgeärgert und darum kaufe ich eingeschweißte Schallplatten auch auf den Börsen
    nur unter dem Vorbehalt des Umtausches.
    Ok es gibt vielleicht eine kleine Toleranzgrenze.
    Wenn ich Musikhöre sehe ich beim abspielen auf meinen Plattenspieler und eine wellige Platte ist ein absolutes no go.
    Manche Schallplatten steigen im Laufe der Zeit im Wert.
    So eine Platte ist aber später mal als Wertanlage unbrauchbar oder man macht sehr hohe Abstriche.
    Andere Konsumgüter würde man auch nicht für den vollen Preis mit Mängel kaufen.
    Und da braucht auch keiner mit einer Bügelmaschine anzukommen oder versuchen das Thema runterzuspielen.
    Ich glaube man könnte darüber schon bald ein Buch schreiben.
    Es sind ja nicht die einzigen Mängel die man beim öffnen einer neuen Platte entdeckt
    Ich bin jetzt schon so weit, das ich beim öffnen einer neuen Platte immer sage wenn sie in Ordnung ist. HEY - GLÜCK GEHABT



    Gruß Rainer

  • Bei meinem Maestro V2 sieht man wie die Lautsprecher Membranen bei einer Welle stark ausschlagen und je nach Frequenz hört man auch das wummern der Welle.


    Schön, dass das auch mal jemand anspricht. Gerade bei Bassreflexboxen und höheren Lautstärken kann diese mechanische Überbeanspruchung durchaus mal einen Tieftöner himmeln, auch der Verstärker wird über Gebühr beansprucht. Selbst wenn die Nadel nicht abbricht oder das System nicht aufsetzt oder nicht aus der Rille fliegt, weg mit solchen Scheiben!


    Gruß


    Bonzo

  • Hallo Tom,


    schönes anschauliches Video. Stellt den Vorgang gut dar. Ich habe auch ein paar Platten die nicht plan sind. Einige davon sind etwa schüsselförmig verzogen. Ist es mit dieser Methode möglich diese "Schüsseln" wieder glatt zu bekommen? Ich habe schon mehrmals gelesen, dass einige Verformungen recht resistent gegen das Bügeln sind.


    Gibt es bei deiner Vorgehensweise auch Misserfolge, also werden Platten eventuell unbrauchbar dadurch? Welche Dicke sollen die Glasscheiben haben? Und bis zu wieviel Platten auf einmal sind möglich? Und gibt es weitere Anforderungen an das Glas außer plan zu sein? Welches Glas ist dafür geeignet, einfaches Fensterglas?


    Viele Fragen, vielleicht kannst du mir ja einige davon beantworten.


    Vielen Dank und Grüße - Jürgen.

  • Hi Jürgen, ja normales Fensterglas in 3-4mm geht gut. Kanten aber abrunden lassen.
    Bis jetzt habe ich alle Platten bis auf max. 1mm Höhenschlag hinbekommen, aber man muss natürlich sagen, dass eine Platte ja nicht komplett plan ist. Am äusseren Rand bei der Einlaufrille sind diese ja immer dicker.
    Somit liegt die Glasplatte auch nie im Bereich der Rillen auf. Deshalb sieht man im Video auch die "Restwölbung" im mittleren Bereich der total verzogenen Beatles Platte.


    Mir ist nur eine Platte dabei "kaputt" gegangen, die ich oben auf den Stapel gelegt habe, ohne darauf wieder eine Glasplatte zu legen. Diese war sehr weit oben und ich habe mir bei der Umluft keine
    Gedanken darüber gemacht wo denn die Heizspiralen sitzen. Die Platte war zu nah an der oberen und hatte eine leichte Einfallstelle. Sie war aber anstandslos abzuspielen.


  • ...sehe ich auch so.


    aktuelles Beispiel: Pink Floyd "Endless River" 1. Scheibe total wellig. Also zurück! Am Service-Schalter bei Saturn: Ich: "Möchte ich zurückgeben. Die 1.ist total wellig!" Fachkraft: "He, He, paßt ja zum Bild...!"
    Ich: "Nee, Irrtum, das sind Wolken...!" 8o *Vollpfosten*!


    nächste Irrtum meinerseits ;) Neubestellung! Fachkraft: "Hm, kann ich nur wieder im Bundle zurücknehmen, oder sie suchen sich sofort ne neue aus! " (3 für 2 Aktion) *kotz*
    Ich hab dann die Roger Waters "The Wall" genommen. Die preisliche Rückrechnung dauerte eine gefühlte Stunde... :thumbdown:

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  • Hi Jürgen, ja normales Fensterglas in 3-4mm geht gut


    Auf den Wertstoffhof gehen und sich zwei Glasscheiben aus kaputten Kopierern ausbauen! Normales Fensterglas kann im Alter auch wellig werden, kein Witz!

  • Hallo Tom,


    Danke für deine Tipps. Bei den Erfolgsaussichten muss ich hier in der Provinz mal eine Glaserei suchen. Ich will es unbedingt probieren bzw. meine Problemplatten "bügeln".


    Hallo Jens,


    das mit den Kopiererscheiben habe ich schon mal irgendwo aufgeschnappt. Die sollen sehr eben sein. Ich werde es versuchen, ist allerdings fast aussichtslos hier. Glas soll über einen langen Zeitraum "fließen".


    Grüße Jürgen.