RSD Studiomaster 400c

  • Hallo zusammen,



    mir ist ein ungewöhnlich aussehender Verstärker zugelaufen, ein "Studiomaster 400c Power Amplifier". Mehr ist auf dem Gerät nicht vermerkt, kein Hersteller, keine Seriennummer - nur ein Testaufkleber wie er sich genau so schon in meinem englischen Rauch DVT25 findet. Der Anblick mit dem nach hinten offen montierten Trafo ließ mich erst mal an eine auf "PA gemachte" Phase Linear 400 denken:



    analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/101974/



    analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/101975/



    Bei näherem Hinsehen reduziert sich die Vergleichbarkeit: Beides sind quasi-komplementäre Endstufen, aber die Phase Linear hat pro Kanal 6 NPN Transistoren und +/- 80V, der Studiomaster 4 NPN pro Kanal und +/- 60V Versorgungsspannung. Interessanter Weise nennt das Service-Manual für die Phase Linear 400 auf einigen Seiten die Bezeichnung "PL 400c" - dieser Verstärker war den Entwicklern des Studiomaster wahrscheinlich bekannt.



    Eine Buchrechèrche brachte dann etwas Licht ins Dunkel: Studiomaster Verstärker wurden von der englische Firma RSD gefertigt. Die folgerichtige Anfrage bei Ben Duncan ergab:
    "Good Q. I recall them well, were used back when I worked on The Jam's PA, about 1979-81. Yes, bipolar, and sounded better than Crown. Also pretty reliable."
    Also wollte das Teil unbedingt ausprobiert werden. Zuerst vorsichtig mit dem Regeltrafo die Elkos formieren, dann mal den Gleichspannungsoffset messen und einstellen (es gibt nur zwei Trimmpotis / Kanal). Über 25 Ohm Serienwiderstände die Lautsprecher angeschlossen und dann der erste Test:
    Nichts!



    Die Erklärung fand sich bei der Inspektion der Eingangsbuchsen. Diese sind vom Typ XLR, wie sie für symmetrische Verbindungen genutzt werden. Die Eingangsschaltung des 400c ist aber unsymmetrisch ausgelegt. Da der heiße Draht nicht auf Pin 2, sondern auf Pin 3 aufgelegt war, konnte ich mit meinen Cinch auf XLR Kabeln auch nichts hören. Es könnte sein, dass die Verstärkerschaltung das Signal invertiert und dass dem hiermit entgegengewirkt werden soll - was wiederum eine symmetrische Ansteuerung verlangt. Da ich es nicht überprüft habe, bleibt es Spekulation. Nach dem Umlöten konnte es endlich losgehen.



    Wenn da nicht gelegentlich ein Knistern im Linken Kanal gewesen wäre, hätte man von gutem Klang sprechen können. Manchmal gab es auch komplette Aussetzer. Ein sanfter Druck auf jeden der 5 Sicherungseinsätze beseitigt das Knistern vorübergehend. Außer der primären Stromversorgung wurden auch die Gleichspannungen für jeden Kanal mit je 5 Ampère abgesichert. Damit ist die bisher einzige Schwachstelle des Verstärkers identifiziert: die Sicherungshalter sind ganz gruselige Gesellen; bei einem fehlt schon eine Bajonett-Nase.



    analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/101977/



    Demnach ist die sonstige Konstruktion wirklich sehr zuverlässig: Man muss sich vorstellen, da hat eine der 60V Versorgungsleitungen echte Aussetzer und das hat weder die Schaltung noch die Lautsprecher vernichtet oder auch nur geschockt. Außerdem: so wie das Gerät aussieht muss es Einiges erlebt haben...



    Interessant finde ich, dass es im ganzen Verstärker nur 6 Elkos gibt: 2 Becherelkos im Netzteil, je ein Kleiner an jedem VU-Meter und je einer auf jeder Treiberplatine. Letztere lassen sich prima durch 2,2µF Folientypen ersetzen.



    Die Treiberplatinen:



    analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/101976/
    Die großen "tropical fish" Kondensatoren blocken etwaige Gleichspannung an den Eingängen.



    Den Klang finde ich wirklich toll. Accuphase und Counterpoint müssen zur Zeit zugucken <img src=" height="23" srcset="http://www.analog-forum.de/wbboard/cms/images/smilies/emojione/1f62e@2x.png 2x"> Aber da sich gelegentlich etwas ändern muss, kommen die sicherlich auch wieder zum Zug ;) .



    Noch eine Bemerkung zu den Serienwiderständen in der Lautsprecher-Zuleitung: Da dieser Verstärker nach dem Ausschalten nach einigen Sekunden ein unschönes Signal produziert höre ich die meiste Zeit mit den Serienwiderständen. Die induktionsfreien 25 Ohm Widerstände können, da insgesamt 4 vorhanden sind, für jeden Kanal auf 12,5 / 25 / 50 Ohm konfiguriert werden. 50 Ohm habe ich noch nicht ausprobiert, dann hätte man im Zusammenhang mit 8 Ohm Lautsprechern den Spannungsverstärker in einen Stromverstärker umgewandelt. Dazu gibt es einen interessanten Artikel von Nelson Pass . Im Zusammenhang mit wirkungsgradstarken Lautsprechern an leistungsstarken Verstärkern und auch mit Serien-Frequenzweichen sollen dabei Vorteile entstehen.



    - Peter

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  • Korrektur: Die Leistungswiderstände in Serie zu den LS haben 22 Ohm, nicht 25. Somit können 11, 22 und 44 Ohm realisiert werden. Hab gerade von 22 auf 44 Ohm umgeschaltet und war überrascht dass sich bzgl. Lautstärke nicht mehr viel getan hat. Die 8 Ohm LS bestehen aus je 4 Westra Breitbändern (20er) plus Jamo Hörnchen (extreme low budget).
    Die verlinkten Seiten von passdiy.com kann ich gerade über mein Android Tablet nicht aufrufen. Das beschränkt sich hoffentlich auf mein Endgerät.

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