Seit vielen Jahren beschaeftigfe ich mich mit der Wiedergabe von Musik auf hoechstem level,
so bin ich auch dieses Jahr mal wieder auf vielen Messen unterwegs gewesen
(High End in Muenchen, Westdeutsche Hifi Tage in Bonn, AAC in Krefeld, Burg Musik in Oberhausen usw)
Auffaellig waren fuer mich die vielen schlechten Vorfuehrungen, die mich den jehweiligen Raum bereits nach wenigen Minuten verlassen liessen.
In diesem Raeumen saßen aber immer viele , augenscheinlich mit dem dargebotenen zufriedene Hoerer.
Als Dipl Ing stellt ma sich in einer solchen Situation die Frage, ob nicht vielleicht das dargebotene voellig in Ordnung ist, aber mein Messinstrument, sprich meine Erwartungshaltung an "audiophile Widergabe" fehljustiert ist und einer Neujustierung bedarf
Meine Herangehensweise an das bewertende Musikhoeren habe ich damals in meiner Hifi Studio Zeit von so kompetenten Menschen, wie Branco Gliesovic (ehm High End Society), Hartmut Baier (ehm Infinity), Rainer Warkowiak (ehm Audiolabor, Bernd Dvorak usw lernen duerfen. Fuer die Zeit, die man sich damals nahm , einem High End Novizen den Weg von Hifi zu High End beizubringen bin ich heute noch dankbar!
Aber zugegebener Weise wende ich die damals gelernten methodischen Ansaetze heutzutage didaktisch nicht mehr sauber an, so dass ich mir fuer dieses Jahr "Nachhilfe" im audiophilen Hoeren ins Lastenheft der persoenlichen Weiterbildung geschrieben habe.
Markus Floeter (CM Audio) machte mich dann auf die Klangmeister Seminare von Dieter Fricke aufmerksam.
Dieter Fricke hatte ich schon in meiner damaligen Studiozeit als kompetenten Hoerer kennenlernen duerfen, der sich in kleiner Runde auch mal klar zu einem Produkt aeussern konnte.
Insofern war schnell klar, dass ich Markus und seine Frau Conny zu dem
Klangmeister Seminar "bewusst hoeren lernen = bewusst besser hoeren"
http://klangmeister.de/fileadmin/use..._2016-2017.pdf
am 12.11.16 begleiten werde.
Dieter Fricke (und seine Tochter) halten diese Seminar 2 mal im Jahr in den Firmen Raeunlichkeiten in Lemgo ab. So dass man auch mal einen Eindruck von der Fa Klangmeister bekommt, die immerhin aktuell 3 Monteure mit Lautsprecher Ueberholung und Optimierung beschaeftigen kann.
Zu dem Seminar im akustisch behandelten Hoerraum sind maximal 6 Personen zugelassen, sonst kommt der Raum an seine Kapazitaetsgrenze. Da wir aber nur 4 Personen waren , konnten wir alle prima sitzen, habe im Laufe des Seminars auch mal die Plaetze gewechselt, also insgesamt gute Bedingungen.
Dieter Fricke machte mit seinen ca 80 Jahren einem erstmal Mut, dass audiophiles Hoeren auch im hohen Alter moeglich ist und verwies auf sein immer noch sehr gutes Hoervermogen in der Beurteilung von Musikaufnahmen.
Das Seminar startetet mit einem Exkurs zum menschlichen Hoeren in seinen unterschiedlichen Moeglichkeiten, der historischen Entwicklung und auch ethnischen Besonderheiten.
Von hier gab es den Uebergang zum Themenkreis Hoeren in Raeumen mit seinen Besonderheiten fuer das menschliche Gehoer.
Interessant auch die Beschreibungen zum Thema "Lautsprecher im Raum" , incl seinem Blickwinkel auf den Audio Vero Ansatz von Ulrich Brueggemann (ohne dies vertiefen zu wollen, D Fricke sieht Acourate als probates tool zur Lautsprecheroptimierung, den Raum an sich wuerde er versuchen so weit als moeglich akustisch zu behandeln).
Nun wuerden wir mit sorgfaeltig ausgewaehlten Musikstuecken verwoehnt.
ich habe selten (eigentlich noch nie!) eine so gute Musikauswahl auf einer Vorfuehrung gehoert. Kombiniert mit dem Hintergrundwissen von Dieter Fricke wuerde ich dieses Seminar auch besuchen, einfach um Zugang zu excellenten Aufnahmen und Wissen um die verwendeten Aufnahmemethoden der zumeist von Dieter Friecke mit erwaehnten Tonmeister zu bekommen.
Die Herangehensweise an das "audiophile" Hoeren seitens Dieter Fricke ist eigentlich bekannt, in der konsequenten Umsetzung eines ausfuehrlichen Hoertages aber immer wieder neue Erkenntnisse bringend.
Er baut den Hoer"kosmos" mit der menschlichen Stimme auf, sensibilistert das Gehoer hinsichtlich der wahrgenommen Authenzitaet immer weiter, um dann die Aufnahmen hinsichtlich Freqzenzgang und Instrumentierung komplexer werden zu lassen.
Spannend, selbst fuer mich als "alten Hasen" war zB der Vergleich von akustischem und elektronischem Bass mit drei unterschiedlichen Konzepten, einen Bass im Raum wiederzugeben. Dieter Fricke liess uns dazu einen Hornbass, einen DipolBass und seine "modifizierte" Transmission Line (kann sein LQL System leider nicht genau beschreiben) hoeren, verblueffend , wie sich die Differenzierung von unterschiedlichen Instrumenten mit dem verwendeten BassGehaeuse aendert.
Vielleicht noch ein paar Worte zur verwendeten Anlage.
Digitalquelle war CD (einfaches Harman Kardon CD Laufwerk)
DAC und Pre war der bekannte M-Dac in einer leicht modifizierten Version, symmetrisch mit einer
Sauermann Endstufe verbunde. Diese wurde von Dieter Fricke bei seinen LS Entwicklungen sehr geschaetzt und gelobt.
Fuer mich war es der erste sehr intensive Kontakt mit einer Sauermann Endstufe, kannte ich die Amps doch bisher nur von Messen.
Die Stereo Endstufe konnte mich bei unterschiedlichsten Lautsprechers klanglich durchaus ueberzeugen, kam bei den gehoerten Pegeln aber oft an ihre Grenzen und fing im Hochtonbereich, Lautsprecher unabhaengig, an zu verzerren. Dies machte der Amp, obwohl er immer noch in der Lage war hohe Impulse sehr gut wiederzugeben. So gut mir der Amp gefiel, 2x30w an 4ohm sind fuer die verwendeten LS vielleicht doch etwas zu knapp bemessen. Evtl waeren hier die Sauermann Monos besser gewesen.
Ich hatte Herrn Sauermann bei der Anreise morgends leider knapp verpasst, er war auch in Lemgo gewesen, waere nett gewesen, ihn auf einem solchen Event kennenzulernen, hat man doch letztendlich auch bal 8h Stunden mit seiner Endstufe Musik gehoert!
Ein weiterer Vergleich konnte mich gestern begeistern.
Kenne ich doch die klanglichen Unterschiede von Kondensatoren bei den Lampizator DAC's , diese klanglichen Unterschiede bei Lautsprecher Frequenzweichen waren mir im Vergleich aber bis jetzt unbekannt.
Dieter Fricke hat eine LQL50 so modifiziert, dass man recht schnell unterschiedliche Einganzbuchsen und Bauteile im Vergleich hoeren kann.
Es gab zuerst eine Frequenzweiche mit guten Standardbauteilen zu hoeren, die bereit sehr gut gefiel.
Dann wurden die Bauteile der Weiche mit wertidentischen Bauteilen von zB Duelund aufgewertet.
Der klangliche Gewinn war klar wahrzunehmen und hat unseren "sensibilisierten" Ohren gut gefallen.
Nun wurde eine externe und symmetrisch aufgebaute Weiche mit High End Bauteilen angeschlossen (grosse Duelund Kondensatoren mit bis zu 500,-eur Wert im 4'er Pack sind eine Ansage, die man selten sieht...)
Damit spielte die LQL 50 grandios auf, ich haette nicht fuer moeglich gehalten, was mit ansonsten ungeaenderten Parametern im Weichenbereich moeglich ist.
Was nehme ich nun von dem Seminar fuer mich persoenlich mit:
- eine Rueckbesinnung auf eine didaktisch saubere Herangehensweise zum Genuss und zur Beurteilung von Musik im Raum
- die Erkenntniss, dass es sehr gut klingende akustisch behandelte Raeume gibt, in denen man sich auch gut aufhalten kann (sah schlimm aus, war klanglich aber sehr gut, komplett ohne Basotec)
- Spass daran, mit dieser Erfahrung, in meinem Raum akustisch noch mehr zu versuchen
- viele musikalische Inspirationen fuer meine workshops
(mein Amazon Einkaufswagen war nach dem Seminar prall gefuellt)
- mein vorher eher skeptischer Blickwinkel auf Frequenzweichen Modifikationen hat sich zu einem eher neugierigen und ergebnissoffenen weiterentwickelt
Fuer mich hat es sich also gelohnt, bin aber auch ohne ueberbordende Erwartungshaltung nach Lemgo gefahren und konnte mich so auf den sehr von persoenlichen Erfahrungen gepraegten Vortrag von Dieter Fricke einlassen.
Insofern gehoert die Erfahrung einen Dieter Fricke mal in seinen Raeumlichkeiten Aktion zu erleben auf jeden Fall zum Seminar!
Habe auf jeden Fall heute schon bewusster und mit offener kalibrierten Ohren Musik gehoert und freue mich entsprechend auf den Vergleich all der interessanten Komponenten , die ich bestimmt noch zu hoeren bekomme,
Gruss
Juergen