Der traurige Ryan hat wieder zugeschlagen. Zwei Jahre nach dem großartigen Album „1989“ (Cover des gleichnamigen Taylor Swift-Albums), verarbeitet Ryan Adams auf seinem neuen Album die Trennung von seiner Frau. Die Texte drehen sich um die Themen Liebe, Einsamkeit, Verlassen werden.
Musikalisch ist es gemessen an den letzten Jahren eher ein untypisches Ryan Adams-Album. Schon die Eröffnungsnummer „Do you still love me“ deutet mit krachenden Gitarren an, wo der Zug hinfährt. Es ist eher ein treibendes Rockalbum, denn ein Folkalbum geworden, was man bei Ryan Adams insbesondere ob der Trennungssituation hätte erwarten können. Die Musik ist deutlich aufgeräumter und weniger zerbrechlich als auf seinen bisherigen Alben.
Nach mehrmaligen Hören fällt mir bei diesem Album immer mehr der Bezug zu den Springsteen-Alben „Tunnel of love“, „Human touch“ und „Lucky town“ auf. Ryan Adams betritt damit musikalisch weitestgehend Neuland, zumindest bezogen auf ein gesamtes Album. Doch auch die reduzierten, akustischen Nummern kommen nicht zu kurz. So spielt er bei „Tightrope“ wieder seine ganze Klasse aus, reduziert und mit leiseren Tönen, abgeschlossen mit einem wunderbaren Saxofonsolo, das sehr an die Zeiten von Clarence Clemons erinnert.
Unter´m Strich ein Rockalbum im 1980-er und 1990-er Stil. Ryan Adams zeigt hier, dass er über weitere Stilmittel verfügt, als die, die er bisher genutzt hat. Es ist nicht sein bestes Album, aber ein sehr solides, dass ich gerne hören werde. Für Ryan Adams-Freunde ein Muss. Ryan Adams-Neulinge greifen vielleicht zunächst auf ältere hier schon mehrfach besprochene Alben zurück (z.B. Heartbreaker, Cold roses).
Zur Ausstattung: Ich habe die Normalausgabe auf schwarzen Vinyl. Die Pressung ist tadellos, der Klang sehr gut, gefütterte Innenhülle, Beiblatt mit Texten und Bild, download-Karte mp3/wav.
https://www.discogs.com/de/Rya…-Prisoner/release/9848579
VG
Claus