neuen Tonabnehmer justiert, Kontrolle am PC?

  • Hallo liebe Experten,


    ich habe erst seit ca. einem Jahr einen Plattenspieler und vor kurzem habe ich eine Ortofon 2M Red erworben, um den mitgelieferten Tonabnehmer zu ersetzen. Ich habe den Tonabnehmer montiert und justiert (nach bestem Wissen und Gewissen). Ich habe keine Änderungen am Azimuth vorgenommen und hatte auch keine Testplatte um Anti-Skating einzustellen (mom. schlicht nach Auflagegewicht eingestellt).


    Wenn ich jetzt eine Schallplatte digitalisieren würde, könnte ich dann aus der Audio-Datei Rückschlüsse ziehen, z.B. über Azimuth und Anti-Skating, falls die Kanäle L/R Lautstärkeabweichungen zeigen?


    Oder mache ich einen Denkfehler? Sollte ich mich lieber auf mein amateurhaftes Ohr verlassen?


    Eine zweite Frage: Um das Auflagegewicht gegenzuprüfen, habe ich mich einer Münzwaage bedient. Dabei ist die Nadel ohne Schutz etwas über die metallene Wiegefläche der Waage gerutscht - reicht das, um den Schliff/die Nadel zu beschädigen?


    Vielen Dank für eure Eingaben!

  • Wenn ich jetzt eine Schallplatte digitalisieren würde, könnte ich dann aus der Audio-Datei Rückschlüsse ziehen, z.B. über Azimuth und Anti-Skating, falls die Kanäle L/R Lautstärkeabweichungen zeigen?

    Im Prinzip schon, allerdings benötigtest du eine entsprechende Testplatte und eine abgeglichene Soundkarte, bei der beide Kanäle zu 100% gleich sind, auch ohne minimalsten Delay. Eine sehr gute Lösung dafür ist Adjust+ von Fr. Feickert. Wobei ich bei dem genannten System meinen Augen und Ohren vertrauen würde. Wenn die Wiegefläche glatt ist, sollte nichtspassiert sein. Viel Spass beim Schwarzhören.

    Viele Grüße


    Jörg


    Ich höre damit und meine kleine Plattensammlung seht ihr bei DISCOGS.



  • Moin Namenloser!

    Also nach meinem Dafürhalten hast du schon einiges richtig gemacht, aber auch deine Nadel (Diamanten) riskiert,indem du mit eingestelltem Antiskating auf die Waage gegangen bist. Schau mal bei mir auf der Seite nach, da ist ein Bild von einer Nadel in Vergrößerung zu sehen, dann evtl bei dir mit einer Lupe kontrollieren,ob die Nadelspitze noch ganz da ist.

    Folgendes zur Einstellerei:

    Es gibt mehrere Varianten,nach denen man den Überhang justieren kann.

    Ich habe mich für die Variante von Walter-E Schön entschieden, und damit immer gute Ergebnisse gehabt.

    Also : Da der Tonarm eine Kreisbahn beschreibt, die ja von der Idealen Tangente abweicht, werden Tonarme so konstruiert, das auf der Schallplatte zwei mal die Nadel im Sogenannten Nulldurchgang steht.

    Diese Sind bei "Schön" bei 62,5 und 117,2 mm von der Tellerachsmitte entfernt.

    In diesen beiden Abständen sollte der Diamant im Rechten Winkel zur Tangente stehen. Siehe auch meine Bildergallerie!

    Dann hast du schon einmal die erste Hürde genommen. Das ist zwar ziemlich frickelig aber Präzision zahlt sich hierbei aus.

    Wenn das dann passt, dann das Auflagegewicht kontrollieren/einstellen.

    Antiskating ist immer so eine Sache! da möchte ich keinen Tipp abgeben, weil Jedes Laufwerk/ Arm anderst ist. Skala ist schon ein guter Anhaltspunkt.

    Wenn du VTA und Azimut einstellen kannst, hilft das alte Geo-Dreieck

    Azimut: Geodreieck vor das System bei Aufgesetzer Nadel --Diamant muss Lotrecht stehen.

    Beim VTA musst du in den Technischen Daten von deinem System nachschauen!

    meistens sind da 20 oder 23 Grad vermerkt.

    Das ist der Winkel, indem der Cantilever (Das Teil, welches den Diamanten hält) ansteigt.

    Mach dir dafür einen Bleistiftstrich auf ein kleines Blatt Papier und stelle es auf die Linke Seite vom System auf die Schallplatte.

    Von Rechts kannst du nun mit Hilfe einer Lupe sehen, wie Der VTA Steht--Vorsicht Teller mit Klebeband Fixieren.


    Viel Erfolg


    Jürgen:heul::heul:

    Alles was Spaß macht ist entweder "unmoralisch","macht dick" oder ist "zu teuer!!!"

    (War da etwa Haschisch in dem Schokoladenei)

  • Man kann auch aus allem eine Wissenschaft machen. Alles was Du für eine Grundeinstellung brauchst, ist eine Überhangschablone (z.B. von Schön) und einen Spiegel für den Azimuth.

    Messschallplatte, Computer etc. ist völliger Unsinn.

    Bei Thorens z.B. gab es früher so ein komisches "Plastikteil" um den Tonabnehmer einzustellen. Tonabnehmer (Nadel) ausgerichtet, Tonarm ausbalanciert, Auflagegewicht und AS eingestellt, fertig.

    Das hat auch super funktioniert. :thumbup:

  • Vielen Dank für eure Antworten!


    Ich wollte mit meiner Rückmeldung eigentlich warten, bis ich die Nadel mit einer Lupe kontrolliert habe, aber das kann noch ein bißchen dauern, eine Lupe zählt leider nicht zu meinem Werkzeugfundus.


    Das für eine Überprüfung am PC eine Testplatte (keine L/R Abweichungen?) und eine kalibrierte Soundkarte benötigt werden, macht Sinn. Davon nehme ich also Abstand, war sowieso mehr eine Frage, ob ich die Theorie richtig verstanden habe.


    Noch eine Frage zu den Justierungsschablonen:

    Man kann den Tonabnehmer in der Headshell ja ca. einen Zentimeter vor und zurück bewegen (wenn er nicht festgeschraubt ist). Dadurch verändert sich u.a. der Abstand zwischen Plattentellermitte und Nadel -> der Überhang (?). Im Handbuch meines Plattenspielers wird ein Überhang von 16cm angegeben. Wenn ich jetzt eine Schablone benutze (wie z.B. diese http://vono.ch/akustik/ersteHi…nspieler/SchabloneIEC.pdf), dann kann ich das System an Punkt A und B ausrichten, egal ob der Tonabnehmer ganz vorne in der Headshell sitzt oder ganz hinten -> der Überhang ist in einem Szenario dann 19cm und in einem 15cm. Müsste ich dann nicht vor Benutzung der Schablone erstmal den Überhang einstellen, um danach an den Punkten A und B die Ausrichtung des Tonabnehmers zu justieren (sitzt gerade in der Rille etc.) vorzunehmen?


    Davon ist hier bspw. nichts zu sehen, das Ergebnis also ein zufälliger Überhang?:

    http://dein-plattenspieler.de/…so-machen-sie-es-richtig/


    Für Hinweise, Links oder Erklärungen bin ich dankbar!


    Threepwood

  • Hallo!

    1. Der Überhang beträgt wenn überhaupt 16 mm und nicht 16 cm!
    2. Wenn im Handbuch zu Deinem Plattenspieler ein Überhang von 16mm angegeben ist, dann kannst Du auch mit einer entsprechenden Schablone den Überhang auf 16mm einstellen, den TA parallel im Headshell (oder besser die Nadel parallel zu einer Hilfsline) ausrichten und Du bekommst automatisch die Geometrie, für die Dein Tonarm berechnet wurde. Das kann u.U. durchaus von den gängigen Geometrien (Baerwaldt, Loefgren, Stevenson) abweichen.
    3. Wenn Du nicht den Überhang auf 16mm einstellst, sondern mit einer 2-Punkt Schablone justierst, erhäst Du u.U. eine andere Geometrie, als der Kontrukteur Deines Tonarmes vorgesehen hat. Das kann besser oder schlechter sein. Es kann auch dazu führen, dass trotz korrekter Justage der TA etwas "verkantet" im Headshell sitzt.
    4. Nimmst Du eine solche 2-Punkt-Schaalone, bei der Du an einem Punkt den Überhang und am 2. Punkt die Kröpfung veränderst, dann gibt es nur einen (!) Punkt der Einstellung, an dem das Gehäuse des TA (oder je nach Schabloen auch der Nadelträger) mit den aufgezeichneten Linien parallel sind.


    Gruss

    Sebastian

  • Das heißt konkret auf die von Dir verlinkte Schablone bezogen:

    1. TA auf Punkt A absenken. Meist ist der TA/die Nadel nicht parallel zu den Linien. TA nach vorne/hinten so verschieben (nicht verkanten/verdrehen!), dass die Nadel auf der Linie, die von A ausgeht fluchtet. Damit ist vorläufig der Überhang eingestellt.
    2. TA auf Punkt B absenken. Meist ist der TA/die Nadel nicht parallel zu den Linien. TA bei gleichbleibendem Überhang so verdrehen (nicht verschieben!), dass die Nadel auf der Linie, die von B ausgeht fluchtet. Damit ist die vorläufige Kröpfung eingestellt.
    3. Wieder auf Punkt A gehen. Meist hat man bei 2. den Überhang etwas verstellt. Nachjustieren.
    4. Wieder auf Punkt B gehen ... usw.
    5. Letztlich ergibt sich die optimale Justage, bei der auf A und B jeweils die Nadel fluchtet.


    Alles paletti?

    Sebastian

  • treepwood!

    Warum ließt du dir die Tipps, die man dir gibt nicht genau durch?? Dann brauchst du auch nicht stundenlang im Netz suchen, nach irgendwelchen Schablonen oder Hilfsmitteln!!

    Glaube mir, die Leute, die sich hier geäußert haben, wissen, was sie an Wissen weitergeben.

    Im übrigen ist deine sogenannte "Hilfslinie" die Tangente!!

    Viel Erfolg

    Jürgen

    Alles was Spaß macht ist entweder "unmoralisch","macht dick" oder ist "zu teuer!!!"

    (War da etwa Haschisch in dem Schokoladenei)

  • Natürlich mm! :)


    Dann habe ich vermutlich bei der Justage per Schablone Fehler gemacht. Ich werde mir das nochmal angucken bzw. eine "Überhangschablone" benutzen.


    Vielen Dank für eure Hilfe und Mühe, ich habe auf jedenfall was gelernt!

  • Schön, das du das so siehst, und keinen als ""Klugscheißer" abstempelst!!

    Weiterhin viel Spass


    Jürgen

    Alles was Spaß macht ist entweder "unmoralisch","macht dick" oder ist "zu teuer!!!"

    (War da etwa Haschisch in dem Schokoladenei)

  • Man kann es nicht oft genug wiederholen, auch wenn dieses Vorurteil offenbar unausrottbar ist:

    Antiskating und Balance haben im Normalfall nichts miteinander zu tun!

    Freundlich

    Frank

  • Exakte Justage und Kontrolle am PC ist relativ einfach, auch wenn man über eine gewisse Genauigkeit nicht hinauskommt.


    Ich habe z.B. die "Stakkato" als Platte und als CD.

    Die CD liefert mir (für den PC) die Referenz-Signale, die ich - dank Cool Edit (nutze ich seit Windows 3.1-Zeiten, schlechte Angewohnheit) - als Wellenform, Fourier-Analyse oder Spektrogramm ansehen kann. Also, selbst wenn die Ohren (wegen Erkältung) mal zu sind - der PC macht es sichtbar.

    Wenn ich ein neues System einbaue oder nach langem Stillstand mal wieder digitalisieren will, nehme ich mir die gespeicherten Daten von der (gerippten) CD vor und vergleiche sie mit denen, die der Tonabnehmer ausgibt.

    Das kann aber in endlose Frustration ausarten, denn man "sieht" jedes Stäubchen und jede nicht mehr so ganz taufrische Rillenflanke anhand der gelieferten Messwerte.

    Ein gewisses Mehr an Verzerrungen, Rauschen und schlaffer werdende Höhen (bei der Platte) wird man leider ignorieren müssen, die sind systembedingt vorhanden.

    Bei der "Stakkato" eignen sich vor Allem die zwitschernden Vögel oder das zersplitternde Glas für solche Beurteilungen.


    Es stellt sich auch immer die Frage, was man am Plattenspieler überhaupt (und wie genau) einstellen kann, um die Wiedergabe zu verbessern. Deswegen sind solche Optimierungsversuche sozusagen ein Kampf um die allerletzten Millimeter.


    Noch was: Ich gehe natürlich davon aus, dass die Justage per Schablone und alles Andere schon gemacht wurde.