Tim de Paravicini: Standard-Tonbandmaschinen sind Mist

  • Vor vielen Jahren hatten wir hier und andernorts mal eine Diskussion, ob die bekannten Studiomaschinen von Studer, Telefunken usw. wirklich das technische Optimum darstellen, oder ob man sie durch Modifikationen an der Elektronik nicht doch noch deutlich besser machen kann. Anlass war damals, glaube ich, die von Mark Levinson mit eigenen Verstärkerzweigen modifizierte Studer A-80, die er für die bekannt guten Aufnahmen seines eigenen Labels verwendete, aber auch zum Kauf anbot.

    Die Reaktionen der bekannten selbsternannten "Studio"-Fraktion waren seinerzeit recht rabiat, so nach dem Motto: "High Ender basteln an bewährter Studiotechnik herum" oder "Wenn Willi Studer etwas hätte besser machen können, dann hätte er es auch getan" usw.


    Tim de Paravicini hat dazu eine recht dezidierte Meinung, die er aktuell auf Facebook kundgetan hat. Ich fand das recht interessant und möchte es hier einmal auszugsweise wiedergeben.


    Just to continue my saga on poor audio electronics in tape recorders.

    People would laugh their nuts off if this was a pre amplifier or power amplifier.

    It would be considered total unacceptable for even simple SE Triode amps do much better.

    First pic is stock Studer C37 record amp as the actual record current into record head it leaves a magnetic flux on tape precisely as shown.

    The second is my modified version.


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    The so called tape enthusiasts don't understand how poor standard machines are in the audio department.

    Therefore lots of so called copy master tapes have these inherent problems and at best I call it BS.


    Why do companies consult with me. Why have I got Paul Mc Cartney's machine here to rebuild my way?

    Why has all 72 channels of A827 that Dave Gilmour studio has been rebuilt my way?

    If these people cannot hear the difference then I go home.


    I put my money where my mouth is. I don't tolerate mediocrity.

    Gilmour has over 3 million £ worth of kit. He certainly knows his stuff and pays the bills.

    Same goes with other professionals I deal with.


    Gruß

    Markus

  • Da geht schon was, hat auch Erke Eroc bestätigt. Er hat seine Studermaschinen, die er im Prinzip sehr schätzt auch umgebaut bzw. umbauen lassen. So störten ihn die leicht oxydierbaren Steckplatinenkontkate, er hat sie kurzerhand fest verlötet. Dazu auch noch andere Dinge, wie Kondensatoren etc. Seine Produktionen haben alle durchweg einen guten Klang.


    Studioleute sind nüchtern, manchmal auch zu nüchtern. Geht der Zeiger vom Zappler in die gewünschte Richtung, dann ist es gut und über den Klang wird nicht weiter philosophiert. Studiotechnik läßt sich in Grenzen verbessern, wobei man High-End-Esoterik aussen vor lassen sollte. Das ist ein guter Weg, aus der Analogtechnik das Optimum auszureizen.

    Gruß André
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  • Studioleute sind nüchtern, manchmal auch zu nüchtern. Geht der Zeiger vom Zappler in die gewünschte Richtung, dann ist es gut und über den Klang wird nicht weiter philosophiert. Studiotechnik läßt sich in Grenzen verbessern ..

    Diese manchmal von Consumern bemängelte Nüchternheit kenne ich aus dem Studiobereich recht gut..

    Die sind so abgeklärt weil sie sich weitestgehend einig sind was gutes Equipment in der Abhöre können sollte. Geschmack spielt da kaum eine Rolle.


    Da ist wenig Diskussionsbedarf weil das Thema längst durch ist und man sich in Ruhe den Inhalten zuwenden kann.

    Über die wird dann allerdings freudig diskutiert was man wie machen könnte.


    Konsumer stellen sich ihre Anlagen nach Geschmack zusammen, was so auch gut ist. Da zählt schließlich der Funfaktor mit der Option bald noch was neues kaufen zu können.


    Gruß

    Michael

  • Also zum großen Guru Paravicini könnte ich eine Anektote beitragen.

    Ich fragte ihn im Rahmen der HighEnd in München, warum beim Röhren EAR-Vorverstärker das Signal des XLR-Einganges hörbar durchspricht, wenn das an diesem Eingang angeschlossene Gerät in Betrieb ist, aber ein anderer Eingang zur Wiedergabe gewählt ist.

    Die Antwort: Da könne man nichts machen, das sei eben so.

    Zweite Frage: Warum muss die Front des Gerätes aus einem Material sein, dass man jeden Fingerabdruck sieht.

    Die Antwort: Wenn er etwas anderes, nicht glänzendes verwendet, kaufen es die Asiaten nicht.


    Rudi

  • Also ich war auch dieses Jahr bei TdP in München. Dort wurde als Vorverstärker ein EAR 912 in schwarz verwendet. Darauf konnte ich keine Fingerabdrücke erkennen und ein Übersprechen von einem auf den anderen Kanal ist mir auch nicht aufgefallen.

    Sebastian

  • Sorry, falsche Formulierung! Es ging natürlich nicht um ein Übersprechen re<->li sondern von einem Eingang auf den anderen.

    Zur Frage: Ich habe das gar nicht getestet. Ich habe lediglich gesagt, dass mir beim Umschalten nichts aufgefallen ist. Das war ja offenbar bei Dir anders, oder?

    Sebastian

  • Also solange eine Bandmaschine beim Monitoren mit Kopfhörer bis auf das systembedingte leise Bandrauschen keinen für mich erkennbaren klanglichen Unterschied zwischen Vor- und Hinterband zeigt, reicht mir das vollkommen aus. Viele Hifilegenden sind Marketingschwätzer, die alles, was sie machen gigantisch aufplustern. Solche Aussagen muss man immer relativieren. Denn überall auf der Welt wird nur mit Wasser gekocht.


    Gruß


    Andreas

    AAA Member mit Unmengen an altem Geraffel

  • Da muss ich schon entgegnen das z.B Studermaschinen oder die kürzlich gekaufte Denon DH710 klanglich und vom Haindling her solvente Maschinen sind auch große Teacs .

    Eine Akai kann schon Spaß machen , aber zu den genannten ist nicht konkurrenzfähig.

    Aber es geht um den Spaß den Bandmaschinen nachwievor immer noch bereiten.

    Axel

    Trau keinem Lautsprecher unter 1.50

  • Hallo Axel,


    das muss man klar auseinanderhalten, Viertelspur bringt nicht mehr wie ein gutes Tape Deck.

    Meine Akai GX 646 macht Ihre Sache gut, aber ein Akai GX95 MKII oder Studer A721, hört sich auch nicht schlechter an.

    Bei Halbspur sieht die Sache deutlich anders aus 8o


    Mit besten Grüßen aus der friesischen Karibik


    Jürgen

    "Bewahre mich vor der Einbildung, bei jeder Gelegenheit und zu jedem Thema etwas sagen zu müssen"


    Theresia von Avila

  • Stimmt, das letzte B-215 welches ich zum Service hatte, war für ein Cassettendeck wirklich top, klang sehr flüssig, aber die B77 hatte im Direktvergleich das Band einen Tick weiter vorn, es klang noch zusammenhängender und satter. Allerdings sind das auch nur noch Nuancen. Von daher lohnen sich bei mir 9,5cm/VS nicht wirklich. Da sind mit dann Cassetten komfortabler. Will ich die B77 noch toppen, bleibt nur eine ausgewachsene Studer, aber auch hier sind es nur Nuancen beim Platten überspielen. Eigenaufnahmen mache ich nicht. Die Ballfinger ist mir angesichts des Preises nicht "professionell" genug. Arbeitsmaschinen haben andere Schwerpunkte.

    Gruß André
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  • Hallo zusammen,

    habe selbst vor Jahren noch viele Live-Aufnahmen auf Band aufgenommen - auf 38cm/s und Halbspur auf einer Phillips Bandmaschine. Zwischendurch habe ich auch diverse Versuche mit einer Revox A77 und mit alten Neumann-Röhren Mikros gemacht, ebenfalls 38cm/s und Halbspur. Die Aufnahmen mit der Revox waren schon so gut, das meiner Ansicht nach jegliche Modifikation überflüssig war - bestenfalls eine Revision (war aber damals noch nicht notwendig) oder ein Umbau auf symmetrische Ein- und Ausgänge. Bei der Philips waren jedoch einige (kleine) Mods im Ein- und Ausgang notwendig, und selbst dann kam die nur knapp an die Revox heran.

    Masstab für eine solche Modifikation sollte immer die Anlage sein, über welche anschliessend abgehört wird. Und natürlich 38cm/s und Halbspur. Darunter kann man sich das ersparen. Will man z. B. die Bänder für eine hochwertig LP, CD oder verlustfreie Digitalstreams produzieren, dann ist klar das das Equipment gar nicht gut genug sein kann. Und ich denke das Tim genau diesen Einsatzzweck im Sinn hatte.


    Man sollte auch nicht die Kosten aus den Augen verlieren. Neue Bänder sind heute sündhaft teuer. Anfang der 80er kosteten Maxwell-Bänder unter 40,- DM, Ender der neunziger schon an die 100,- DM. Bei Halbspur und 38cm/s sind das 45 min. Da wird schnell klar, das dieses "Hobby" nur dann "Sinn" macht, wenn man nur das allerbeste will, koste es was es wolle. Für welchen Kurs man heute neue Bänder bekommt ist mir nicht bekannt, dürfte aber kaum preiswerter geworden sein. Unter solchen Gesichtspunkten dürften dann die Kosten für einen Mod kaum der Rede wert sein.


    Gruß


    Matej

    Gewerblicher Teilnehmer