Nach 40 Jahren - Dual 502 tut´s nicht mehr!

  • Hallo und einen Gruss aus Hamburg!


    Bislang war ich nur ein stiller Mitleser in diesem Forum und habe mit Freude

    manchen Dialog gelesen, welcher mit einem schönen Wortwitz geführt wurde.


    Ich möchte die geneigten Leser auf eine Kleinigkeit hinweisen.


    Vor einiger Zeit erfasste mich die Unruhe, mir einen neuen Plattenspieler zuzulegen zu müssen,
    da eines Tages der Motorstart meines alterwürdigen Duals, Modell 502, mit einem leisen, unwilligen Brummen

    des Antriebsmotors quittiert wurde. O.K., den Dreher hatte ich 1977, als Schüler mit 17 Jahren, mir vom Munde abgespart

    und gekauft. Nun, ja, nach 40 (!) Jahren darf es mal etwas neues sein.


    Eigendlich ein schlechtes Timing, denn heutzutage eine Qualität wie die alten Duals sie hatten, zu kaufen, wird

    ziemlich teuer. Also ersteinmal den Markt beobachten. Alte Duals auf E-Bay beobachtet. Die Dinger gehen ja manchmal
    zu Mondpreisen über den Tisch. Gut, den Qualitätsbeweis für die Qualität eines Duals hatte ich ja erhalten. Als nüchterner

    Koofmich machte ich mir die Mühe, den seinerzeit bezahlten Kaufpreis, einmal auf die geschätzten Hörstunden mit

    dem 502 umzulegen. Bezüglich der Armortisation des Kaufpreises und den genossenen Hörspass, ein traumhaftes Ergebnis.

    Seit Anfang an hatte ich ein Shure V15 - III installiert und so einige Abtaststifte abgenudelt. Da es mit der Beschaffung von Ersatz-

    nadeln immer enger und teurer wurde, wechselte ich, sofort nachdem es auf den Markt kam, auf ein Shure M97XE um

    und war weiterhin zufrieden.


    O.K., das ist die Vorgeschichte.


    Den Markt abgegrast und befunden, es soll ein Rega werden!

    Die Selbstbefragung ergab, nach einer Kosten / Nutzen Analyse, es reicht mir ein Planar RP1 mit dem RB101 Arm.

    Was macht Rega? Den RB 101 gibt es nicht mehr, sondern nur noch den bar jeglicher Einstellmöglichkeit des Antiskatings,
    den RB 110! Wie soll das den funktionieren?? Das soll mir Mr. Granby mir mal erklären"


    Das war Indiskutabel für mich, da ich nicht der Plug and Play Generation entstamme. Einen älteren RP1 gebraucht
    kaufen wollte ich nicht und mehr Geld für einen RP 2 ausgeben wollte ich auch nicht.


    Eines Tages las ich eine Rezension über einen Flexson VinylPlay.


    Erst wollte ich diesen als einen der üblichen Billig USB Player abtun, sah aber dann die betreffenden Bilder hierzu.

    Nanu? Das ist doch ein Rega!! Auf "what hifi" war auf den Abbildungen klar ersichtlich: DAS IST EIN REGA RP1!
    Mit fiebrigen Händen einen Vertrieb in Deutschland gesucht und gefunden. Redcoon hatte noch einen
    für € 199,- (!!) im Angebot. Das war Ende Januar / Anfang Februar 2017. Bestellt, geliefert, ausgepackt und gestaunt.


    Geliefert wurde ein RP 1 mit Tonarm RB 101, so wie ich ihn wollte. Als Dreingabe gab es zusätzlich den Phonovorverstärker

    REGA Fono mini A2D (ca. €130,-) und den 24 Volt Motor Upgrade Kit (ca. € 200,-)
    Ich denke, mit diesem Zusatznutzen, den der Flexson VinylPlay bietet, hatte ich wirklich nichts verkehrt gemacht.
    Gut, der Tonabnehmer Rega Carbon (Überteuertes AT - 91, weiss ja jeder) wurde sofort abmontiert, das Shure M97XE montiert.

    Mist, Armlager zu niedrig. Rega Universal Spacer (E13,-) gekauft. Wieder Mist, Tonarmverkabelung ist fest am Vorverstärker verlötet, kein Stecker da.


    Flugs die Erhöhung des Spacers bei bei 2 mm ausgesägt und den Spacer mit der neuen Öffnung voran zwischen Basisbrett und Tonarmbasis

    zwischen die filigranen Drähtchen geschoben und auf 4 mm Höhe eingestellt und festgeschraubt. Passt, da die fussilge Filzauflage gegen

    eine Korkauflage weichen musste. Warum Korkauflage? - - Weil diese eben da war. Abdeckhaube aufgesetzt und zur Probe einmal
    zu meiner Anlage in meinen grossen Wandpanzerschrank aufgestellt. Ich wohne in einem hochherrschaftlichen Altbau (Bj. 1908, 3,80 mtr. Deckenhöhe) in Hamburg.

    Die Dame des Hauses bewahrte ihren Schmuck in diesem Panzerschrank, gefertigt aus allerbesten Stahl aus der Dillinger Hütte, auf.

    Mist! Der Deckel hat keine Höhenarretierung. Nochmal Mist! Das Gegengewicht des Tonarmes schlägt beim
    Abspielen gegen die Abdeckhaube. Höhenarretierung der Haube gelöst durch kleinen Carbonstab, welcher die Haube feststellt.

    Hm, die sogenannten"Scharniere" der Haube sind nur eingesteckt. Durch die asymmetrische Belastung durch den seitlichen Aufstellstab

    zieht sich die gegenüberliegende Einstecklasche aus der Halterung und der Deckel verkantet. Plattenspieler raus

    und Laschen mit zwei Schrauben festgeschraubt. Lösung für das gegen die Abdeckhaube schlagende Gegengewicht -
    Eine Flasche Schnaps auf die Werkbank unserer Maschinenbau Abteilung in der Firma, mit dem Wunsch an der Oberkante
    des Gegengewichtes ein Teil abzusägen und damit das Gegengewicht abzuflachen. Plattenhören mit geschlossener Haube geht jetzt auch.

    Nachdem ich mir den mitgelieferten Antriebsriemen genauer angesehen hatte, musste ich feststellen, das dieser auf drei Zentimeter Länge
    vom Durchmesser her etwas dünner ist. Da der weisse Rega Riemen einen Mondpreis hat, habe ich einen Edwards Audio "Little Belter (€ 13,-) in GB gekauft,

    das ist wirklich ein Präzisionsriemen und habe diesen moniert.

    Soweit, so gut. Plattenspieler angeschlossen, Platte aufgelegt - Klang grauenhaft verzerrt!

    Ei, ei, ein Fehler eines Ü-50 jährigen! Da ist ja schon ein Vorverstärker am werkeln! Flugs umgesteckt vom Phonoeingang auf einen Hochpegel-

    eingang. Klang super! Ich behaupte zwar nicht von mir, am Klang einer Geige dessen Lacksorte der Lackierung zu erkennen,

    aber die Vorstellung kam mir etwas Stimmiger vor, als das, was der Dual ablieferte. Solche Beschreibungen wie zu Beispiel:

    "Eine klangliche Offenbarung", oder "Es öffnete sich ein Vorhang", oder noch Besser "Die Bühne öffnete sich um eine Handbreite mehr"

    möchte ich hier nicht abgeben. Das Hören ist auch eine Sache des Geschmacks und über Geschmack kann man trefflich Streiten.


    Womit ich meine Musik höre? Receiver Denon DRA 1000, Lautsprecher Transmission Line CT142 Bauvorschlag aus der Klang & Ton von 1997.

    Von diesem Lautsprecher habe ich mittlerweile in zwanzig Jahren 11 Pärchen, mit den verschiedensten Hochtönern, für meine Freunde gebaut.

    (Bauen müssen, die gaben einfach keine Ruhe!) Dabei verwendete ich folgende Höchtöner: Morel MDT 29, Peerless KOH 10, Peerless WA 10, Bändchenhöchtoner
    Gamma (Jordanow) VLD 13 von hifikit.se, ohne Horn (frdl. Fage an unseren Maschinenbau - Frontplatte aus Edelrost Stahlfrei Lasercut?

    - Klar doch, wir trinken gern Glennfiddich Whiskey!), eine KOH 10 Kopie von Sipe, nie den Visaton DT 94 und zur Zeit den Dayton Audio DC-28F.

    Aber auch Variationen mit dem Monacor DT-19SU, dieser wird übrigens bei LPG in Neu Ulm gebaut, und, ganz Old fashioned, einen Phenolring Konus von

    Dayton Audio, den PRT-8. Was immer blieb, war der fabelhafte Visaton W 170s in 4 Ohm und die Grundweiche der CT 142 von Klang & Ton

    (nicht die Weichenkonstruktion von Visaton - die ist Mist!) . Um die diversen Höchtöner anzupassen bedurfte es nur kleiner Variationen der C/L Werte,

    meistens nur ein Schritt auf der DIN Bauteilewerteskala, und des Spannungsteilers für die Hochtöner.



    Zu dieser Box kann ich nur sagen: NACHBAUEN, NACHBAUEN, NACHBAUEN!!

    Ich wage zu Behaupten, bei Fertigboxen gibt man mindestens einen vierstelligen Betrag, beginnend

    mit einer 4 vorne, für das Pärchen aus. Wirkliche impulstreuer Tief(s)bass, runter bis 25 - 30 Hz, je nach Raumgrösse,
    natürliche Mitten und, je nach Höchtönerwahl, ein fein auflösender Hochtonbereich.


    Bei dem Preis für eine Box kann es jeder einmal wagen.


    Bei Fragen zu diesem "Ding", stehe ich gern Frage und Antwort.



    Der Rest der Anlage ist leicht angestaubte Hausmannskost:


    Cassettendeck Denon DRS 810, MD Player Sony MDS JE 510, CD Player Sony CDP XE 320.

    Lautsprecherkabel -Mundgeblasen aus Deutschland?
    Mit Blattgold belegt, bei Vollmond von zarten Nymphenhänden gewirkt und mit Pfeffermintzgeschmack ausgerüstet??
    Nee, alles für mich Blödsinn! Normales Lizenkupferkabel 4² mm und gut!


    Insgesamt -nix besonderes - aber ich bin zufrieden.


    Grüsse aus Hamburg.


    Lufton

  • Hallo Volker,


    danke für Deine Antwort.

    Leider kann ich meine Korrekturen somit nicht mehr anbringen.


    Ist dann eben so.


    Viele Grüsse aus Hamburg


    Lufton

  • Moin Lufton,


    interessanter Bericht, erinnert mich an meine Anfangsphase.


    Hier meine ungefragt eingereichten Verbesserungsvorschläge:


    Phonovorverstärker: Trigon Vanguard 2 plus Netzteil von Dr. Fuss

    "Wer 40 Jahre Platten hört, sollte nicht mehr mit einem Einsteigergerät herumhantieren"


    Lautsprecherkabel: (ich war mal der selben Ansicht: "Alles Schnickschnack, dieses überteuerte Geraffel" - bis ich ein gebrauchtes Kabel von Audioquest gekauft habe


    Ansonsten: Weiter so!

    Jeder Kauf ist bei einer Sammlung von 1000, 2000,, 5000 oder sogar 10000 Platten sowieso überflüssig, mindestens irrational.

    (JoDeKo)

  • Hallo Vinylforever,


    wie gesagt, die Lacksorte mit der eine Geige lackiert ist, kann ich nicht über meine Anlage erhören.

    Selbst bei einer Frequenzweiche, wo ich die Kondensatoren im Signalweg von Q4 auf Q6 geupdatet

    habe, Q4 hat eine Spannungsfestigkeit von 400 Volt, Q6 eine von 600 Volt, konnte ich keinerlei Unterschied

    erkennen. Teuer = Gut? Bin ich nicht der Meinung. In vielen Dingen beim Musikhören sind es doch die

    psychologischen Faktoren, die die ausschlaggebende Rolle spielen. Ich versichere Dir, bei einem A/B Blindtest,

    wirst Du nicht den Unterschied zwischen einem Baumarktkabel und einem hochgelobten High - End Kabel hören.

    Ein Kupferkabel ist ein Kupferkabel und wird es immer bleiben. Womit wird denn der physikalische Beweis für den

    besseren Klang bei den sogenannten Kupferkabeln geführt? Ich wette der Beweis wird nicht plausibel sein,

    da die Physik sich nicht überlisten lässt. Aber der Käufer glaubt daran, da er ja auch viel Geld hierfür ausgegeben hat

    und der Verkäufer ihn die beste Qualität seines Produktes wortreich vermittelt hat.


    Aber bei Glaubensfragen habe ich so meine Probleme, wenn dort der Anspruch der absoluten

    und alleinigen Wahrheit vermittelt wird.


    Hören will ich es! Und der Beweis, das ein Superkabel besser kingt, steht für mich aus!

    Vor einigen Jahren kam ein Nachbar, einer der mit einer CT 142 von mir beglückt wurde,

    stolz bei mir vorbei und lud mich zu einer Hörsitzung mit seinen neuen, superteuren Superkabel ein.

    Der Nachbar betreibt die Version mit dem Bändchenhochtöner VLD13 ohne Hornvorsatz.

    Was soll ich sagen? Es klang in Ordnung.


    Da sein Receiver zwei schaltbare Lautsprecherausgänge hat, bat ich ihn, doch sein altes Kabel hervor-

    zukramen. Danach fragte ich ihn, ob er einen kleine Test machen wollten. Klar doch, gern?

    Von mir in die Küche geschickt zum Kaffeekochen, schloss ich das alte Kabel an den A - Ausgang an und das neue

    Kabel an den B Ausgang an. Flugs eine CD eingelegt und mich mit dem Rücken zu den Umschaltknöpfen

    am Receiver hingestellt. Nachbarn hereingerufen und die Musik spielen lassen, dabei fleissig hinter dem Rücken

    umgeschaltet, mit dem Ergebnis: Er konnte sein Superkabel nicht erkennen, da für ihn beide Kabel gleich klangen.


    Die Psychologische Erkenntnis dabei: Teuer = Gut?


    Da er viel Geld ausgegeben hatte, wollte er auch, das das neue Kabel "Besser" klingt!

    Den Beweis hierfür konnte er leider nicht erbringen und er verfluchte den Verkäufer

    und sich selbst, das er sich derartig hat "Besabbeln" lassen. Die Rückgabe des Kabels war leider

    ausgeschlossen, da dieses fertig für ihn Konferktioniert wurde.


    Auf meine Frage hin, was er sich denn von dem neuen Kabel versprochen hätte, bekam ich als Antwort,

    das er sich, so formulierte er, eine "freiere" Wiedergabe erlangen wollte. >>>Aha!<<<

    Da meine Frequenzweichen abnehmbar gestaltet sind, baute ich diese ab und änderte einfach den

    Spannungsteiler des Hochtöners, indem ich diesem etwas mehr Schalldruck zugestand.

    15 Minuten später spielten die Lautsprecher erneut. -- Mit seinem alten Kabel --

    Jaaaa, so wollte er es haben. Danke!


    Superkabel? Wofür? Für die Kasse des Verkäufers?

    Da verändere ich lieber ein wenig den Schalldruck eines Hochtöners

    und das ist dann eine Sache des Geschmacks. Hauptsache ist doch, es gefällt.

    Wenn einer einen "West Coast" Klang lieber als einen "Taunus" sound mag, bitte, soll er!


    Sorry, ich gebe ja zu, ich bin ein nüchterner Pragmatiker.

    Aber die Physik lässt sich nicht auf den Kopf stellen. Alles Andere ist nur Marketing-

    und Verkäufergewäsch, wenn es um Lautsprecherkabel geht.


    Ds sind wesentlich andere Faktoren im Spiel, wenn es um den Klang beim Musikhören geht.

    Kabel? Ja, die braucht man. 2,5 bis 4 Quadrat Kupferlitzenkabel, je nach Entfernung zum Lautsprecher.

    Alles andere ist...


    Grüsse aus Hamburg.


    Lufton