Filzmatte und Co.

  • ...eine Platte wiegt mindestens 120gr ohne zusätzliches Plattengewicht, die bewegte Masse eines Nadelträgers beträgt ca. 0,3gr und wie war das jetzt mit Actio - Reactio? ...seitliches Spiel, glaubst du wirklich dass der Widerstand durch den Dämpfungsgummi des Tonabnehmers die Haftreibung der Platte zum Teller oder egal was für einer Auflage überwinden kann?

    Und ob Rumpelgeräusche Auswirkungen auf Belafontes Sibilanten hat, kann ich mir auch nicht wirklich vorstellen.

    Hallo Rainer,


    ich gehe mal auf den sachlichen Teil Deines Einwurfs ein:


    Ob die Nadel in der Lage ist, die Platte in relevantem Maße abzubremsen, weiß ich nicht. Theoretisch sollte sie das. Vielleicht können wir uns zumindest auf einen Versuchsaufbau verständigen, wie man das überprüfen könnte? Ich schlage vor:


    Nachweislich bremst die Nadel in der Rille die Platte ab. Misst man die Umdrehung der LP ohne abgesenkte Nadel, läuft sie immer schneller als mit abgesenkter Nadel. Man müsste nun eine Testplatte mit festgelegter Strecke Leerrillen abspielen und mit derselben Strecke einer normal, oder besser: extrem geschnittenen Platte bezüglich der Durchlaufzeit vergleichen. Dreht die Testplatte schneller, wäre das ein Beweis für Abbremsvorgänge bei der geschnittenen.


    Das mögliche Durchrutschen ist aber nur ein Aspekt der Bewegungsfreiheit. Das Auflagegewicht drückt (je nach System zw. 1,2 g und bei SPU bis mehrere Gramm) nach unten. Bei einer planen LP ergibt daraus eine rein vertikale Bewegung. Je weicher und elastischer die Unterlage ist, desto weiter wird die LP nach unten gedrückt und, durch die Federkraft, wieder nach oben. Wirklich plane LPs sind aber eine Ausnahme, sodass sich auch eine horizontale, und zwar unterschiedlich starke Krafteinwirkung ergibt. Hieraus ergeben sich Relativbewegungen der LP, und zwar je mehr, je weicher und federnder die Unterlage ist. Welches Ausmaß das praktisch hat - ich habe keine Ahnung. Aber stimmst Du mir die Überlegung betreffend zu?


    Was das Rumpeln mit Belafontes Sibilanten macht, weiß ich nicht, da ich keine Belafonte-LP besitze. Grundsätzlich ist aber ein größerer Signal/Noise Abstand besser als ein kleiner. Und hier lässt sich wirklich sehr einfach messen, jedenfalls bei einem REGA, der einen integrierten Motor hat. Luft ist ein hervorragender Isolator. Plattenauflagen mit viel Lufteinschlüssen, etwa Kork, isolieren sehr gut. Aber auch bei der Optimatte habe ich einen Unterschied gemessen, je nachdem, ob die Matte nur locker auflag und eine Luftschicht zwischen Teller und Matte war oder ob die Luft sorgfältig rausgestrichen worden war. Mit Luftpolster war der S/N-Abstand besser (wir reden hier von geringfügigen, aber nachmessbaren Unterschieden). Trotzdem streiche ich die Luft immer sorgsam heraus, weil nach meiner undeutlichen Erfahrungen die gute Ankopplung der LP an den Teller klanglich relevant ist.


    Mir kam es aber durchaus auf meinen Schluss an, weshalb ich ihn gerne wiederhole: Es handelt sich um Feinheiten, und nicht immer ließen sich meine Eindrücke nachmessen. Wichtigstes Kriterium ist für mich das statische Verhalten einer Plattenmatte, es hat die deutlichsten Auswirkungen. Und auch, ob und wie leicht sich eine Matte säubern lässt, ist für mich erheblich. Das meinte ich mit Praxistauglichkeit, die für mich einen Vorrang vor feinen Unterschieden hat, die sich nur schwer festnageln lassen. Wenn eine Matte dann nichts klanglich falsch macht - nicht stört - ist sie schon König.


    Beste Grüße

    Christian

    ... und wo zum Teufel bin ich hier überhaupt?

  • Gestern sind die beiden Silikonmatten in der Optik einer Schallplatte gekommen. Die Matten sind sehr dünn und haben sogar ein Mittelloch.

    Ich habe beide Seiten der Matte getestet. Direkt auf dem Teller liegend habe ich formal ein VTA Problem, allerdings klingt es besser wenn der Tonarm hinten etwas höher liegt. Verglichen mit der Acrylplatte von Analogis gefällt mir diese besser. Gehört habe ich Dean Martin "The Ultimate Dean Martin" von Harry Pearsons TAS List.

    Mit Silkonmatte kommen die Details der sehr zart angeschlagenen Becken weniger deutlich zu meinen Ohren, die Schwingungen von DMs Stimme sind ebenfalls etwas weniger detailliert. Der Unterschied ist allerdings nicht wirklich groß, aber für mich groß genug auf die Silikonmatte zu verzichten.

    Das identische Ergebnis höre ich übrigens auch mit Silikonmatte unter Acrylplatte, egal welche Seite der Silkonmatte oben bzw. unten ist und mit zwei Silikonmatten übereinander.

    Selbst bei einer klanglichen Überlegenheit hätte ich ein Problem mit der Silikonmatte. Sie läd sich statisch auf und schon nach kurzer Zeit hat man alles mögliche darauf eingefangen.

    Fazit: Der Pioneer PLX-1000 mag es lieber hart....

    Da die Matten eine wirklisch gute Optik haben werde ich sie vielleicht mal auf meinen Thorensen hören.

  • Ich habe jetzt mal beim 2001 die Carbon/Filzmatte gegen die dicke Pioneer Gummimatte getauscht und mich zum wiederholten Mal über die Justierung der Liftbank des TP90 geärgert. Aber gut, was solls's.

    Die dicke Gummimatte klingt deutlich besser. Gehört habe ich Strauss/Four Last Songs mit Schwarzkopf/Szell/BRSO.

    Die Simme ist deutlich lauter, atrikulierter und besser verstänflich. Das Orchester ist wesentlich differenzierter zu hören.

    Hätte nicht gedacht, dass das soviel ausmacht. Die Silikonmatten teste ich frühestens wenn mein Ärger über den TP90 wieder verraucht ist.

  • Grrr.... Gerade eine 180g Pressung auf den Teller des 2001gelegt und... chrr,chrrr Teller schleift am Subchasis. Also neu eingestellt und... Riemen fliegt runter. Das Ganze hat in einer Komplettjustage des Drehehers geendet. Na ja, jetzt passt alles wieder und Byron Janis klimpert Rachmaninoff KK No 3. Wenn das Mistding von 2001 nicht so hübsch wäre...

  • Nachweislich bremst die Nadel in der Rille die Platte ab. Misst man die Umdrehung der LP ohne abgesenkte Nadel, läuft sie immer schneller als mit abgesenkter Nadel. Man müsste nun eine Testplatte mit festgelegter Strecke Leerrillen abspielen und mit derselben Strecke einer normal, oder besser: extrem geschnittenen Platte bezüglich der Durchlaufzeit vergleichen. Dreht die Testplatte schneller, wäre das ein Beweis für Abbremsvorgänge bei der geschnittenen.

    Es kommt sehr auf die Motorkonstruktion an, ein Synchronmotor, wie er ja auch genannt wird und hoffendlich auch so funktioniert, läuft nach einer Abbremsung irgendwann (1 sec.) wieder synchron mit seiner Regeldrehzahl(hier 50 Hz, glaube ich...). Als Rega- Spezialist, ich glaube, so kann ich dich mit Verlaub nennen:), müßtest Du das wissen, daß das dann keine Abweichung gibt, im Gegensatz dazu, bei Gleichströmer ist das ja lastabhängig, aber dafür gibt es ja Regelalgorithmen, die, wenn sie gut gemacht sind, dieses Problem auch beseitigen! LG Herbert

    LG Herbert



    Das Knistern der Platte wird durch Filterwirkung im Ohr des Analoghörers durch die Psyche nicht verarbeitet! Im Umkehrschluß...das fehlende Knistern der Digitaltechnik wird als Negativsignal wahrgenommen.X(

    Einmal editiert, zuletzt von bilauaudio ()

  • Ich höre jetzt noch ein bischen Musik auf meiner Silikon-Backmatte und bin sehr zufrieden, Grüärziii wie der Schweizer sagen würde!!!!

    LG Herbert



    Das Knistern der Platte wird durch Filterwirkung im Ohr des Analoghörers durch die Psyche nicht verarbeitet! Im Umkehrschluß...das fehlende Knistern der Digitaltechnik wird als Negativsignal wahrgenommen.X(

  • Hallo Herbert,


    wir sind hier in einer sehr theoretischen Diskussion, jedenfalls kenne ich keine empirischen Daten dazu. Natürlich hast Du recht, dass es nicht nur Abbremsvorgänge, sondern, durch den Motor, auch Beschleunigungsvorgänge gibt: Wird die Platte abgebremst, beschleunigt sie der Motor anschließend wieder (egal, durch welches Prinzip).


    Aber noch einmal theoretisch: Wenn es Abbrems- und Beschleunigungsvorgänge beim Abspielen gibt, dann spielt auch die Koppelung zwischen Platte und Teller eine Rolle. Je loser die Koppelung zwischen Platte/Teller/Motor ist, desto mehr kommt die Massenträgheit ins Spiel und desto länger weicht die Platte von der Solldrehzahl ab. Je starrer die Kopplung ist, desto weniger spielt Massenträgheit eine Rolle und desto kürzer die Abweichung von der Solldrehzahl. Welches Ausmaß dieses "Leiern" hat, bleibt offen.


    Ganz praktisch: Viel Spaß beim Musikhören!


    Beste Grüße

    Christian

    ... und wo zum Teufel bin ich hier überhaupt?

  • Ach Christian,

    ich weiß...Rega und möglichst steife Kopplung... das ist schon das richtige. Sag mal was darf eigentlich ein 4 Jahre alter gebrauchter Rega P 7 mit original RB 700 und einem Benz Ruby 3 Wood FG-S mit gerade mal 300 Stunden runter kosten?

    LG Herbert

    LG Herbert



    Das Knistern der Platte wird durch Filterwirkung im Ohr des Analoghörers durch die Psyche nicht verarbeitet! Im Umkehrschluß...das fehlende Knistern der Digitaltechnik wird als Negativsignal wahrgenommen.X(

  • Ich habe gerade ein Mittelloch in die Siliconmatte für den Reiskocher gestanzt und bilde mir ein, dass es mit hörbar besser klingt. Ich höre "bags & trane" mit mehr Details, plastischere Abbildung von Saxophon und Vibraphon, Bass mitmehr Kontur, Becken haben mehr Glanz.

    Und ganz wichtig die Matte ist kein Staubmagnet.👍

    Die Matte wandert vorerst nich in den Topf...😀

  • Hallo Thomas,

    hört sich gut an. Wofür man so etwas im Reiskocher braucht frage ich mich schon lange. Ich hingegen habe mir die Jazz Servierunterlagen im Zweierpack bestellt. Mal gucken ob es Unterschiede gibt. Leider waren nach schon 3 Wochen die Tschibo Backmatten ausverkauft und man muß schon ausweichen. Da aber meine Kombi Lenco L 75 Ortofon AS 212 noch nicht fertig ist habe ich noch ein bischen Zeit.

    LG Herbert

    LG Herbert



    Das Knistern der Platte wird durch Filterwirkung im Ohr des Analoghörers durch die Psyche nicht verarbeitet! Im Umkehrschluß...das fehlende Knistern der Digitaltechnik wird als Negativsignal wahrgenommen.X(

  • Ich habe gestern die Silikonmatten (Tellerunterlagen Jazz von LIZARD aus #22) bekommen, die gehen Montag direkt wieder zurück...

    Erstens, noch nichtmal 1 mm dick, zweitens die Labelfläche erhöht, Platte liegt nur auf der Mitte auf und drittens, sind die Matten sehr schief geschnitten, ragen auf einer Seite des Tellers 2 mm über und auf der anderen Seite sieht man natürlich auf den Teller.

    Also besser nicht kaufen.

    LG Herbert

    LG Herbert



    Das Knistern der Platte wird durch Filterwirkung im Ohr des Analoghörers durch die Psyche nicht verarbeitet! Im Umkehrschluß...das fehlende Knistern der Digitaltechnik wird als Negativsignal wahrgenommen.X(

  • Also besser nicht kaufen.

    Wieso nicht? Es handelt sich ausgewiesenermassen um Tischsets! Deine Schuld, wenn Du die auf deinen Plattenspieler legst.

    Viele Grüsse,
    Mario


    It is good taste, and good taste alone, that possesses the power to sterilize and is always the first handicap to any creative functioning. (Salvador Dali)