"Schallplattenpest", woher kommt sie?

  • Immer wieder begegnen mir auf Flohmärkten Schallplatten mit dieser Krankheit.

    Da ich überwiegend Singles sammele ist mir das Problem an LPs noch nicht begegnet.


    Da ich solche Platten nicht kaufe hab ich auch kein Bild parat.

    Je nach Fortschritt der Krankheit bekommen die Platten Flecken die teilweise 2-3 cm

    rundliche Flächen ausmachen.

    Die Flecken erinnern an Wasserflecken auf Butterkäsescheiben (auch weißlich), man kann sie

    nicht wegreiben meistens kann man sie nicht erfühlen, sie können aber auch erhaben sein.


    Es ist aber kein Phänomen das jetzt speziell Platten betrifft, wo man schon am Cover den

    Zerfall wegen feuchter/nasser Lagerung erkennen kann.

    Mir begegnen solche Schallplatten auch deutschlandweit.


    Bei Billiglabels scheint der Fehler häufiger aufzutreten.

    Am letzten Wochenende hielt ich mal wieder eine Platte in Händen die von einer Seite

    bereits eine mikrogekräuselte Oberfläche aufwies.

    Dabei war die Platte nicht verzogen wie Platten mit Hitzeschäden.


    Hat jemand eine Erklärung?

    Gruß

    Klassik, Rosenkohl, Jazz, Saumagen, Tote Hosen, Spargel, HipHop, Grünkohl, BAP, Hähnchen, Michael Jackson und Blaukraut kommen mir nicht auf den (Platten-)Teller! :P

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  • Ich kenne jetzt solche Sachen lediglich aus Südamerika. Da gibt es wohl eine Art Pilz- oder Bakterien-Befall, welche gar Löcher in die Platten fressen. Im europäischem Raum ist mir sowas bisher noch nicht begegnet.

    Eingeschleppt? Begünstigt durch Klimawandel? Keine Ahnung! Wäre aber sch...e.


    Vielleicht aber auch harmlos.


    Gruß


    Matej

    Gewerblicher Teilnehmer

  • So was hier? Zwar nicht rundlich, aber ich habe sofort, auf Grund deiner Beschreibung, gedacht, dass das so was in der Richtung sein müsste.


    115218-d13abb6e.jpg


    Es handelt sich bei dem Exemplar um eine Original 7" aus den 60ern.


    Ich hab mir sagen lassen, dass diese Flecken aus der Produktion stammen. Was da genau passiert ist, das habe ich bis jetzt nirgends erklärt bekommen. Es scheint aber, als wäre der ganze Batch davon betroffen gewesen. Der Mangel ist allerdings nur optisch und man hört genau nichts davon. Das breitet sich auch nicht weiter aus und die Single hier hat anscheinend vor 50 Jahren schon so ausgesehen.


    Cheers


    Roland

    Ich höre mit ... den Ohren! (Devon) :sorry:

  • Nein, ich kenne dies in ganz unterschiedlicher Ausprägung, "eingeschleppt" ist diese "Krankheit"

    sicherlich auch nicht.

    Ich gehe auch von einer Art Pilz aus, allerdings verändert er die Oberfläche der Platte.

    Wenn es ein Pilz ist, könnte er auch andere Platten angreifen.

    Am letzten Wochenende hatte ich einen Packen Platten in der Hand, bei vielen hatte bereits die

    Hülle deutliche Schimmelspuren aufgewiesen, Lagerung im nassen Keller auf dem Boden.

    Es waren aber nur 2-3 Platten betroffen.

    Offensichtlich ist von Hersteller zu Hersteller die Vinylzusammensetzung eine andere.


    Hat hier jemand Verbindungen zu Chemikern, ich würde dann eine Platte besorgen.

    Darf aber nichts kosten, die Untersuchung!


    Harmlos ist das nicht, schließlich mußte ich wegen der Beschädigung vom Kauf der Platte Abstand nehmen!

    Dieser Pilz ist auch keine Folge von Verschmutzung, ich habe schon Platten erworben die mit Dreck der zwischen

    Dachziegeln so durchfegt über Jahre berieselt wurden, nach der Knosti-Kur aber wie neu aus dem Laden aussahen.


    Auch die Feuchtigkeit kann es nicht sein, ich hab in meinem Garten bei "Ausgrabungen" eine zerbrochene Single

    gefunden! Das Label ist nicht mehr lesbar, deshalb plane ich sie auf eine andere Single zu kleben um den

    Interpreten zu erfahren - aus rein archäologischer Sicht!

    Jedenfalls weist diese Platte keinerlei Schimmelspuren auf!

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo Eumel,

    sollte das tatsächlich ein Pilz sein, wäre ein Biologe der bessere Ansprechpartner!

    Hörgrüße Ronny

    gewollt habe ich schon gemocht, gedurft haben sie mich nie gelassen

  • Hallo Eumel,

    schick' doch 'mal eine Single mit dem Pilz an eine der Audio-Zeitschriften! Diese würden sicherlich, wie willguthören vorschlug, einen biologischen Sachverständigen zu Rate ziehen. Ich bin sicher, daß man sich dort dieses Themas annehmen würde. Zumindest die LP müßte das interessieren.

    Ich hatte gedacht, daß nur ein feuchtheißes Klima den CDs zusetzt, aber nicht unbedingt dem Polyvinylchlorid, dessen Zusammensetzung allerdings stark variieren kann. Vor langer Zeit las ich einmal im Kaufhaus Schneider in Bruchsal in einer Zeitschrift einen zwei bis vierseitigen Artikel über CDs, deren Oberfläche sich durch Witterungseinflüße zersetzte. In einer der bunten HiFi-Zeitschriften (vielleicht Stereo) gab es einmal eine Reportage über CDs, deren Oberflächenstruktur sich plötzlich änderte, sodaß sie unbrauchbar wurden. Das war aber ein Problem eines Presswerkes in England.

    Mit schwarzem Gruß

    Prof. van Dusen

  • Hallo Professor,


    Das ist eine gute Idee, ich werde versuchen ein paar Muster aufzutreiben!

    Offensichtlich hatten diese Zeitungen das Thema noch nicht auf dem Zettel!

    Gruß

    Fernseheumel

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  • Es gibt eine ganze Reihe von Schimmelpilzen, die PVC und andere Kunststoffe befallen können.

    IMG_5433.PNG

    Da Schimmelpilze potentiell pathogen sind, sollten die befallenen Platten fachgerecht entsorgt werden.

  • HILFE!

    Bei der Liste traut man sich kaum noch nach Hause!

    Wer da alles lauert.....

    Da möchte man aus Angst vor dem Schimmeltod glatt Selbstmord begehen.......8)

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  • Ich weiß ja nicht ob es die richtige Reaktion ist das Ganze ins lächerliche zu ziehen.

  • ...hurra endlich werden PVC-Abfälle innerhalb weniger Jahre vollständig biologisch zersetzt, ...die Weltmeere sind gerettet...


    Liebe Leute...lasst ihr euch wirklich jeden Bären aufbinden?


    Gruß,


    Rainer

  • Moin


    (Schimmel)pilze können alles-ausser hochdeutsch..

    Das stimmt sogar fast...


    Zumindest gibt es praktisch nichts, das keinen passenden Schimmelpilz zur Verpartnerung hat.

    Kiloschwere Pilzkolonien in Benzintanks, Pilze in Hirn und Lunge, auf Kunststoffen oder auch an Vulkankratern, die Dinger sind hartnäckiger als Paparazzi.


    Ich bin ja ein grosser Fleckentferner und Reinigungsmittelbastler vor dem Herrn- aber Schimmel auf irgendwas anderem als nem Käse ist bei mir automatisch mit dem Umsiedeln des betreffenden Teiles in die Mülltonne verbunden..

  • Einen frohen Montag!


    Es gibt Neuigkeiten.

    Bei meinem letzten Raubzug erwarb ich im Schwarzwald 105 Schallplatten von einer Flohmarkthändlerin.

    Ungewöhnlich ist der praktische Neuzustand der Schallplatten die zum überwiegenden Teil in den Jahren

    ab ca. 1965 bis zu wenigen nach 1970 gefertigt wurden.

    95% der Schallplatten sind Schlager, Connie Francis usw.

    Bis auf wenige Platten die unfachmännisch mit Tesa wegen kleiner Risse geflickt wurden sind die Hüllen

    wie auch die Schallplatten im Mint-Zustand.

    Keine abgegriffene Kanten, Eselsohren, keine Haarlinien auf den Platten.

    Die Platten sind auch absolut sauber, haben einen perfekten schwarzen Glanz!


    ABER - einigen Platten haben Lagerschäden.

    Wie die Verkäuferin berichtete wurden die Schallplatten von der verblichenen Verwandtschaft auf dem

    Dachboden in Kartons gelagert.

    Nun gibt es solche und solche Dachböden........

    Auch die Luftverschmutzung durch Industrie und Kamin mag eine Rolle spielen.


    Wenige Plattencover weisen wenige kleinste Stockflecken auf, runde braune Punkte, es sind nur wenige.

    Bei 4 Schallplatten ist es jedoch zur Pest gekommen.


    Bei 3 grauen Metronome-Pressungen (Anna-Lena-1968/69) ergab sich folgendes Erscheinungsbild:

    2 Platten hatten eine staubähnliche Ablagerung die ich noch mit Spucke und einem Tempo abwischen konnte,

    dabei wurde das Tuch aber braun!

    Bei der dritten Platte ist leider die Krankheit voll ausgebrochen! Obwohl keinerlei Ablagerungen sichtbar sind,

    hat sich die Oberfläche in Schlieren verändert!

    Im Bereich der Auslaufrille spürt man die Erhabenheit der Krätze. Die Platte wächst an diesen Stellen.


    Ungewöhnlich ist die Veränderung bei einer Pye-Pressung! Sie muß wohl als unterste oder oberste Platte eines

    Stapels gelegen haben, die Rückseite des Covers ist überseht mit braunen Stockflecken, die ebenfalls teilweise

    erhaben/gewachsen sind.

    Dieser Pilz hat auch die Platten Rückseite befallen. So ziehen sich Schlieren über die Schallplatte, allerdings nicht

    erhaben wie bei der Metronome-Platte.

    Hier ist es so das die befallenen Schlieren die Platte ermatten ließen.

    Durch starkes druckvolles Reiben mit dem Daumen konnte ich den Glanz auf der Auslaufrille teilweise wieder

    herstellen.

    Die Veränderung der Oberfläche ist aber dramatisch, fährt man mit dem Fingernagel kreisförmig wie die

    Abtastnadel über den bespielten Teil, hört man auf den befallenen Stellen ein Kratzen.

    Auf den unbefallenen Stellen ist kein Ton wahrnehmbar, weil die Oberfläche ja noch "glatt" ist.


    Ich werde versuchen morgen Bilder einzustellen!


    Gruß,

    Fernseheumel

    Klassik, Rosenkohl, Jazz, Saumagen, Tote Hosen, Spargel, HipHop, Grünkohl, BAP, Hähnchen, Michael Jackson und Blaukraut kommen mir nicht auf den (Platten-)Teller! :P

  • So, wie versprochen führe ich jetzt an dieser Stelle das traurige Thema fort.


    -- mal sehen wie das mit dem Anhängen von Bildern klappt --


    Schauen wir uns zunächst die PYE-Pressung an.

    Auf der Hüllenrückseite sind deutlich braune Flecken erkennbar, die sind auch auf

    der Innenseite sichtbar.


    KLAPPT NICHT, BILDER ZU GROß, wie wäre es mit einem automatischen "Resizer"?


    Dann doch zuerst ein Bild der Metronome-Pressung (das Bild ist zufällig unter 1MB groß),

    deutlich erkennbar ist der herpes-ähnliche Befall.

    Gut erkennbar ist auch das der Befall auch das Label anhebt.

    Wie ich bereits früher andeutete ist dies eine Platte im "Endstadium", die Flecken wachsen.


    Da diese Schallplatte im Gegensatz zu den anderen keinen Belag aufwies, kann die Ursache

    vielleicht auch an einer minderwertigen Vinylmischung liegen?


    Die Oberfläche ist keineswegs stumpf und rau wie bei den anderen Patienten!

    Dateien

    Klassik, Rosenkohl, Jazz, Saumagen, Tote Hosen, Spargel, HipHop, Grünkohl, BAP, Hähnchen, Michael Jackson und Blaukraut kommen mir nicht auf den (Platten-)Teller! :P

  • Kommen wir jetzt zur zweiten Metronome-Single.

    Die beiden Bilder lassen den Befall durch Lichteinwirkung weisslich erscheinen.

    Gut erkennbar ist, das ein Teil der Einlaufrille noch nicht befallen ist.

    Fährt man mit dem Fingernagel wie die Nadel über die Platte, so hört man im

    befallenen Bereich ein Kratzen, weil sich die Oberfläche verändert hat.

    Dateien

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