Ah, interessant, Vivaldis „Jahreszeiten“…
OK, an Veröffentlichungen dieses barocken Dauerbrenners herrscht zugegebener Maßen kein direkter Mangel. Die expressiv – lautmalerische, eingängige Form erschließt sich auch dem musikalisch unbedarften oder mit der barocken Formensprache unvertrauten Zuhörer leicht. Dem Komponisten sind musikalische Bilder gelungen, die trotz des historischen Abstands einiger hundert Jahre unmittelbar ansprechen.
Ich persönlich, obwohl Freund barocker Musik, bin eigentlich kein großer Vivaldi – Fan. Mir ist das Zeug häufig zu affektgeladen, zu extrovertiert. Mir fehlt die Innerlichkeit, das Spiel der Stimmen mit- und umeinander. Zudem sind mir Veröffentlichungen bekannt, in denen renommierte Künstler samt ihren Klangkörpern entweder den Kontrapunkt aus dem Werk vollständig entfernten oder zur Klassikperformance umfunktionierten. Leider ist die Zahl historisch orientierter Interpretationen auf Schallplatte gering.
Okay, um es kurz zu machen:
Die hier besprochene Divox Antiqua LPX – 71601 – 1 ist der Hammer. Das Sonatorio spielt auf Barockinstrumenten in historisch orientierter Weise ebenso kultviert wie involvierend – lustvoll. Die können das, auch tonal geht da nix auf den Zahn. Aufnahmetechnisch kenne ich keine Konkurrenz (ja, DIGITAL, und das hört man auch), aber von bestechender Natürlichkeit, mit sattem Fundament und wunderbarer Durchzeichnung. Vielleicht wurde hier und da ein wenig am Mischpult verschönert. Für mich aber die bestklingende Klassik-LP in meiner Sammlung. Die Fertigung ist bis auf ein paar Knarzer auf meinem Exemplar einwandfrei. Die doppelseitige Hülle enthält auch die zugehörigen Sonette (auf Englisch und Italienisch). Leider kein Download, aber fairer Preis.
Schön, dass der Hersteller sich entschlossen hat, die vielgerühmte Aufnahme von 1992 für die ewig gestrigen noch mal auf LP umzuschneiden. Also, greift zu, bevor es die Aufnahme in der dritten Generation evtl. nur noch als 250g / 45 Upm Virgin Vinyl Special Strictly Limited Edition gibt.