Aus einer Werbebeilage für Klassikboxen von RCA, Decca und Telefunken, anfangs der 60er Jahre.
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Liebe Klassikfreunde,
ich wage den Versuch eines Threads zur Klassikplatte, der primär auf Geschriebenem, auf Meinungen und Informationen beruhen soll und hoffe auf ein wenig Interesse von Leuten, die auch gerne ab und zu mal was schreiben. Schließlich dürften schon rein statistisch Menschen, die Klassikplatten hören, eher älteren Semesters sein und auch noch daran gewöhnt, ein paar Gedanken in Sätze zu fassen oder zu lesen. Natürlich zählen zu einem guten Beitrag auch Bilder oder Fotos, sollten aber eher eine Beilage sein und nicht die Hauptsache. Ansonsten alles, was einem zu klassischen Aufnahmen einfällt - technisch, musikalisch, historisch, Annekdoten und Annekdötchen - was auch immer. Nur, interessant sollte es sein und zur Diskussion anregen. Wie schon einmal erwähnt, eine gute Platte aus den späten 50er- oder 60er Jahren ist für mich - und viele andere, die ich kenne - stets auch ein kleines Stück Geschichte, verbunden vielleicht sogar mit einer kleinen Geschichte.
Ist als Ergänzung zu bestehenden Threads gedacht, nicht als Konkurrenz - wir Klassik-Plattenhörer sind eine aussterbende Art und sollten gemeinsames suchen.
Ich fange mal an mit einem Thema, das immer wieder auftaucht, nämlich digitales aus den frühen 80er Jahren auf Schallplatte. Eine der wenigen Ausnahmen, bei denen bei mir auch eine Digitalaufnahme auf Vinyl im Schrank steht, sind die "Planeten" mit Karajan und den Berliner Philharmonikern von 1981. Ziemlich irrational, weil sich die nachgebesserte Version der CD aus der "Karajan Gold"-Edition tatsächlich wesentlich besser anhört. Ich hoffe, mir fällt eines Tages noch die Decca-Platte seiner Aufnahme von 1962 mit den Wiener Philharmonikern in die Hände, und dazu dann noch die beiden, die Adrian Boult aufgenommen hat...
Ich weiss nicht, was hinter dem "Original-Image Bit-Processing" der DGG für eine Technik steckt, ist auch nicht so wichtig. Aber, es verbessert tatsächlich die frühen Digitalaufnahmen, die sich schlimm anhören können - absolut künstlich, eingeengt und homogenisiert. Meine Konzentration lässt bei solchen Aufnahmen rasch nach, Hören wird zu einem anstrengendem Vorgang und durchkreuzt die einzig wichtige Funktion einer Tonkonserve, nämlich ein Werk - bzw. dessen Interpretation - in Ruhe verstehen zu können, bestimmte Stellen nochmals anzuhören undsoweiter. Ansonsten ist eine Platte rein klangtechnisch betrachtet gegenüber einem Konzerbesuch wirklich nur "Dosenfutter" - selbst wenn man es auf dem silbernen Tablet einer Highend-Anlage serviert. Ich habe sogar die Erfahrung gemacht, dass bei sehr ambitioniertem Hifi für die Schallplatten-Wiedergabe stets die Gefahr besteht, dass die Musik hinter beeindruckender Technik sozusagen verschwindet.
Bei den frühen Digitalaufnahmen verschwindet nach meinem Geschmack die Musik auch, aber nicht hinter herausragender Tontechnik, sondern sie geht in völlig unzureichender Technik unter. Das muss nicht sein, nur damals war es leider so. Für die Klassiklabels, zum Ende der Vinylära im Gegensatz zur Rockszene praktisch pleite, war die CD die letzte Rettung. Ohne das neue Medium hätte es viele Aufnahmen wahrscheinlich infolge Insolvenz überhaupt nicht mehr gegeben. Musikverrückte Produzenten, die sich in der Nachfolge von Urgesteinen wie Walter Legge (HMV) oder Elsa Schiller (DGG) sahen, also trotz aller Geldverschwendung als Kunstschaffende (und Kunst ist immer verschwenderisch!), erhielten quasi noch ein letztes Freispiel, bevor sie durch "Manager" ersetzt wurden. Kein Wunder, dass sie alle wie die Teufel für digitales und die CD warben. "Alles andere ist Gaslicht" etwa kam von Karajan. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein anerkanntes "Goldohr" wie er es nicht besser wusste. Das "we are only in it for the money" von Frank Zappa hätte besser gepasst.
The Planets Karajan CD Cover.jpg
Viele Grüße - Frank