Vor ein paar Monaten kursierten hier im Forum Gerüchte über einen separat zu erwerbenden Motor samt Steuerung, der zumindest als Alternative gerade und besonders für die Laufwerke von Scheu gedacht war. Wie es in jeder ordentlichen Gerüchteküche halt so ist, verderben viele Köche die Köchinnen, und deshalb bekam man außer ein paar mehr oder minder wilden Spekulationen und wagen Andeutungen kaum was Nahrhaftes und Gehaltvolles auf der Speisekarte zu lesen.
Wie auch immer: Nun ist Schluss mit dem Gestocher in den Dampfschwaden vor sich hin kochender, ungelegter Eier, denn die Maître de Cuisine sind nun soweit, ein fertiges Gericht zu präsentieren. Zubereitet wurde das Menü von Michael Bönninghoff, der für die grundsätzlichen konstruktiven Ideen verantwortlich ist und einen Prototypen gebaut hat, sowie Ansgar Sperling, der das Produkt zur Serienreife gebracht hat. Mit anderen Worten: Dahinter steht eine handfeste Firma names Sperling Medientechnik. Und deren Produkte sehen so analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/4962/analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/4966/ oder so analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/4963/ analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/4964/aus.
Technisch oder qualitativ unterscheiden sich die beiden Varianten nicht. Man hat nur die Wahl, ob man die Steuerung am Motor oder am Netzteil haben möchte. Ich muss zugeben, dass ich es sehr praktisch fand, die Wahl für die Geschwindigkeit (33 und 45 U/min sind möglich) nahe am Laufwerk zu haben und nicht am zumeist etwas abseits untergebrachten Versorgungsteils. In beiden Fällen kann man mit Hilfe von hochpräzisen (und dem Vernehmen nach) sehr teuren Edelpotentiometer analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/4965/ die Geschwindigkeit sehr feinfühlig dosieren. Ich muss zugeben, dass mich das Zehngangpoti zuerst verwirrt hat, weil es halt so fein ist, dass ich kaum eine Geschwindigkeitsveränderung anhand meiner Stroboskopscheibe feststellen konnte.
Ansonsten kommt der Sperling Motor - wie ich ihn jetzt mal der Einfachheit halber mal nenne - professionell daher. Das fängt mit der guten Verpackung an und hört mit der guten und stilvollen Verarbeitung auf. Mit stilvoll meine ich z.B. die schön, mattweiß eloxierte Frontplatte oder den mit einer roten Leuchtdiode ausgerüsteten Kippschalter. Zu einem späteren Zeitpunkt soll der Sperling Motor übrigens auch in mattschwarz angeboten werden.
Das Konzept sieht die Verwendung eines Tapes (genauer: eines Vorlaufbandes) vor, mit der die Kraft auf den Teller übertragen werden soll. Alternativ kann man auch einen herkömlichen Präzisionsgummiriemen verwenden. Auf die klanglichen Unterschiede Tape contra Riemen möchte ich an dieser Stelle (noch) nicht detailliert eingehen; es ist aber ein Unterschied zu vernehmen, der - so zumindest mein erster Eindruck - gewisse Vorteile pro Tape nahelegen.
Die Tapevariante ist allerdings eher etwas für Experten, die sich mit den Vorteilen des Tapeantriebs in Ruhe auseinander setzen; denn nach meinen Beobachtungen kann man nur dann ein klanglich befriedigendes Ergebnis erzielen, wenn die Spannung des Tapes genau richtig ist. Ist die Spannung zu stark, kann man deutlich Geräusche vom Motor hören; ist sie zu schwach, entsteht zu viel Schlupf am Pulley und die Geschwindigkeit wird nicht gehalten. Schon ein Verrücken des Motors um einen Millimeter kann das Ergebnis zunichte machen. Das ist aber keine negative Eigenschaft des Sperlingschen Antriebs sondern eine direkte Konsequenz des Bandmaterials, dass natürlich keine besonders guten Hafteigenschaften haben kann, weil es sonst die teuren Tonköpfe der Bandmaschinen auf Dauer ruiniert hätte. Hat man den passenden Abstand gefunden, läuft das Ganze frei von Nebengeräuschen. Ganz Wagemutige können auch gezielt mit dem Schlupf am Pulley und der Stellung am Poti spielen, um auch das letzte Quentchen Klang aus diesem Konzept herauszuquetschen.
Wie auch immer: Man kann sich also für die bequeme Variante mit einem elastischen Riemen- oder die etwas kniffligere, straffe Ankopplung mit dem Tape und die daraus resultierenden klanglichen Vorteilen wählen. Grundsätzlich funktionieren beide Varianten mit dem Sperlingschen Antrieb tadellos.
Michael Bönninghoff berichtete mir, dass wenn alles optimal eingestellt sei und so verwendet würde, wie er es sich ausgedacht hat, dann würde das Klangbild regelrecht einrasten. Diesen Punkt habe ich bisher noch nicht erreicht, was aber auch daran liegen mag, dass ich den Motor nicht so aufstellen kann wie eigentlich vorgesehen. Das wiederum liegt an dem von mir verwendeten Raven One, der für ein Masselaufwerk ungewöhnlich niedrig baut. Die zu dem Motor gehörenden Spikes stellen die Motordose so hoch, dass der Riemen (oder das Tape) den Teller nicht waagerecht umfassen kann. Deshalb habe ich mir damit beholfen, die Spikes raus zu drehen und die Motordose auf Gummidämpfer (Kennern als Badelatschen bekannt) gestellt, die zumindest sicherstellen, dass die Motordose keine Relativbewegungen zum Laufwerk ausführen kann. Und das ist vor allem bei Verwendung des Tapes essentiell. Aber - wie gesagt - der Erfinder wünscht sich eher eine harte Ankopplung mittels Spikes.
Entbehrt nicht einer gewissen Ironie: analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/4967/ Ein Sperling lässt einen Raben fliegen.
Das der Sperlingmotor nicht nur hübsch anzusehen sondern auch tadellos funktioniert, äußert sich zum Beispiel im wunderbar langen Ausschwingen von Klavier- oder lang anhaltende Synthesizertöne, der dreidimesionalen Abbildung, in der jederzeit innerhalb eines Orchesters den einzelnen Instrumenten ein klar umrissener Ort zugewiesen wird und in der selbst bei heftigeren Attacken oder forte fortissimo Passagen die räumlich stabile Ordnung bestehen bleibt. Sänger werden klar von der Kapelle im Hintergrund differenziert und in ihren Abmessungen akustisch plausibel dargestellt - natürlich nur dann, wenn das auf der Aufnahme auch so drauf ist. Dabei verbreitet der Sperling Motor jenes Maß an Drive, dass ich persönlich als richtig und keinesfalls als übertrieben empfinde. Ich kann also an der akustischen Perfomance nichts zu meckern finden, obwohl ich bisher das Konzept noch nicht vollends ausgereizt habe (siehe oben).
Mit anderen Worten der Sperlingsche Antrieb tut genau das, was man von ihm zu Recht erwarten kann, was aber nach wie vor nicht selbstverständlich ist: Er dreht den Teller eines gegebenen Laufwerks ohne Risiken und Nebenwirkungen, ermöglicht in gewissen Grenzen eigene Experimente (Riemen/Tape), funktioniert technisch einwandfrei und kann deshalb guten Gewissens empfohlen werden.
Preis: Ab 915 €
Für weitere Informationen und technische Details wende man sich an Ansgar Sperling.
Auf Uwes Wunsch Layoutkorrektur vorgenommen. Gruß TT