Ortofon MC 30 Super MK2 Classic - erste Eindrücke

  • Das System wurde wohl neu aufgelegt und kann als Neuware über den deutschen Ortofonvertrieb für UVP: 825.- € bezogen werden. Für ein „Altsystem" gibt’s ca. 200.- € Austauschnachlass, eine Liste für welches O-Systeme wie viel vergütet wird gibt’s auf der Vertriebs-HP.



    Gehört wird an einem LP12/Lingo/Ekos2 an den Phonopres albs RAM4 (MM), albs + Lundhal 1681 und 1933 (MC) und Lindemann Phonostage (MC).



    Ich kann zu dem System eigentlich nichts Besonderes berichten, es klingt einfach „schön". Ich hatte noch nie ein derart ausgeglichenes System, im positiven Sinne, also sehr homogen aber nicht langweilig. Mit Schulnote 2+ in allen Disziplinen, würde ich es beschreiben.


    Es ist „alles da", auf hohem Niveau, es fehlt absolut nichts und es drängt sich kein Bereich in den Vordergrund. Ich versuche mal durch Vergleiche mit meinen bisherigen Systeme das MC 30 beschreiben.


    Dynavector XX2:


    Das MC 30 bietet nicht ganz die Feinauflösung in den Höhen, spielt aber dynamischer und mit klarerem, konturierterem Bassbereich. Die sich bei mir einstellende Betonung des unteren Stimmenbereiches („anspringende Stimmen") des XX2 hat das MC 30 nicht. Das Ortofon klingt auch „musikalisch" aber nicht so „erdig" wie das Dynavector. Der räumliche Eindruck bez. der Bühnenbreite kam mir beim XX2 minimal ausgeprägter vor, in der Tiefe liegen die Systeme etwa gleich, wobei der Präsentsbereiches beim XX2 deutlich zurückgenommen wirkt, was sich auf den Eindruck einer räumliche Tiefe je nach Musikmaterial unterschiedlich auswirkt.


    Lyra Dorian:


    Das MC 30 hat etwa die gleiche Feinauflösung in den Höhen und spielt ähnlich dynamisch. Der Bassbereich des Dorian klingt nüchterner und straffer, das Ortofon klingt etwas „runder", „fülliger" ohne jedoch unsauber zu werden. Instrumentenkonturen bleiben erhalten, wirken auch nicht „aufgeweicht", aber eben nicht ganz so exakt wie beim Dorian. Das Dorian wirkt insgesamt eher „analytisch" und „hell" (im positiven Sinn). Der räumliche Eindruck ist insgesamt ähnlich, der Präsentsbereiche erscheint beim Dorian ausgeprägter. Das Dorian klingt „spritziger" aber auch „nervöser", das MC 30 wirkt „erwachsener" und „souveräner".


    Nagaoka MP500/Shure V15V:


    Das Nagaoka verhält sich bei mir „komisch". Bei mir wirkt es etwas „anpringend", unter HiFi-Kriterien kann ich ihm aber eigentlich nicht am Kittel flicken, sauber, klar, rein, „alles da", aber es stellt sich nicht das „ja passt - Gefühl" ein. Objektiv würde man sagen dass es eigentlich vieles besser macht als mein Shure V15V, aber als „Gesamtpaket" mögen es meine Ohren nicht. Beim Shure hört man zwar „verbesserungswürdige Details" heraus, aber das Teil macht einfach Laune, es macht Spaß seine Scheiben zu hören und es hat ein ganz besonderes „Flair".


    Überhaupt empfinde ich es als sehr krass aktuelle TAs im Preisbereich bis zu 1400.- € gegen dieses System für damals etwa 400,- DM zu hören. Da kommen einem nicht nur Zweifel…


    Das Ortofon kann bei mir alles ein klein bisschen besser als das V15V und MP500. Ich kann mir aber durchaus vorstellen dass das Nagaoka in einer besser passenden Geräteumgebung, oder bei anders gelagertem Hörgeschmack „besser aufspielt". Von einem „Klassenunterschied" zwischen dem MC30 und dem Nagaoka würde ich nicht sprechen. Das Shure ist einfach eine Klasse für sich…


    Denon DL 304


    Mein liebster MC-Allrounder für lau, allürenlos und ehrlich. Etwas nüchterner als das MC30, nicht ganz so souverän und erwachsen. Das MC30 halte ich schon für das „bessere" System, aber die „feinen" Unterschiede kosten schon mehr als das Doppelte.


    Mein Fazit:


    Was mich positiv überrascht ist, dass das MC30 einige Tugenden die ich an guten MMs schätze ins MC-Lager hinein bewahrt. Es vereint für mich Dinge die man im HiFi-Jargon eigentlich als gegensätzlich kennt. Es klingt einfach „schön" und „musikalisch" mit ausgeprägten Klangfarben und Volumen in den Stimmen. Trotzdem klingt es exakt, sauber und klar. Eine schlechte Aufnahme klingt wie eine schlechte Aufnahme, aber man kann es trotzdem „ertragen" und die Platte, z.B. wegen eines „Erinnerungswertes" anhören (o.k., bis zu einer gewissen aber späten Grenze. Absolute Schrottplatten machen auch mit dem MC30 keine Laune). Es gibt Aha-Effekte und Gänsehaut bei guten Scheiben, aber auch die Bewahrung von musikalischen Inhalten auf eher schlechten Aufnahmen, Platten die ich mit meinem Dorian z.B. eher nicht mehr aufgelegt habe. Ein System, dass mir in meiner Plattensammlung bisher ungehörte Details offenlegt, ist es für mich nicht, es fehlt mir aber auch nichts. Es ist eher ein TA der trotz sehr guter Auflösung zusätzlich alle verbleibenden musikalischen Zusammenhänge zusammenkratzt und das Beste daraus macht ohne schön zu färben.


    Mit dem MC 30 stellt sich eine „persönliche Ruhe" ein, kein Drang etwas an der Anlage „anzupassen" und „ändern" zu müssen, kein Suchen nach „besonderen" Platten die auch toll klingen – es passt einfach – Punkt.


    Ich glaube man kann es schon erahnen – ich bin sehr zufrieden! :D


    Gruß, Roland

    "...nur eigenes Unrecht, eigene Schuld können mich so grämen, daß es für ein graues Haar reicht."
    Reinhard Mey

  • stellt sich eine „persönliche Ruhe" ein, kein Drang etwas an der Anlage „anzupassen" und „ändern" zu müssen, kein Suchen nach „besonderen" Platten die auch toll klingen – es passt einfach – Punkt.


    Hallo Roland,


    dieses Gefühl kenne ich auch mittlerweile.
    Zwar mit anderen Teilen, aber das ist ja egal.


    Schön, daß Du "angekommen" bist.


    Feiner Bericht !


    Grüße
    Andreas

  • Sehr interessant. Ich hätte auch beinahe das MC30SII gehabt, mußte es damals aber wegen eines Fehlers umtauschen, da kam es gerade wieder auf den Markt. Bei mir wurde es dann ein MC30 Supreme (gibt es neuerdings auch wieder bei ATR). Statt eines Dorian habe ich ein Delos. Grundsätzlich konnte ich im Vergleich ähnliche Tendenzen heraushören. Das Delos gibt eine feinere Höhenauflösung und etwas heller wieder. Der Bass trocken aber etwas verhaltener. Das MC30 Supreme ist dagegen voller und wärmer, auch im Bass. Beide haben gute Eigenschaften und machen jeweils Spaß, aber das Supreme erscheint mir in der Summe neutraler, ausgeglichener, entspannter. Wie das sich mit dem Delos entwickelt, kann ich noch nicht genau sagen, es spielt noch ein. Mit dem Supreme kann ich aber über Stunden Musik hören, ohne das es nervt. Was mir an den Ortofon MCs generell gefällt, sie verzichten auf spektakuläre Effekte im Sinne des Musikgenusses.

    Gruß André
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  • Hallo,

    Zitat von "Ony"
    stellt sich eine „persönliche Ruhe" ein, kein Drang etwas an der Anlage „anzupassen" und „ändern" zu müssen, kein Suchen nach „besonderen" Platten die auch toll klingen – es passt einfach – Punkt.


    Hallo Roland,


    dieses Gefühl kenne ich auch mittlerweile.
    Zwar mit anderen Teilen, aber das ist ja egal.


    ...wollte mich da mal anschließen :!:


    Bei mir mit auch mit einem Ortofon, wenn auch ein anderes.


    Gruß und Danke für den schönen Bericht :thumbup:


    Frank

  • Hallo zusammen,


    eine kleine Ergänzung / Beobachtung noch, die ich gerade an meinem TD150 mache: Das Ortofon (Rondo Bronze) stellt keine allzu hohen Anforderungen an den Tonarm: Es fühlt sich am - zugegebenermaßen durchverkabelten und gewarteten - TP13a kugelwohl und sagt nicht dauernd schmollend: "Schraub mich an einen teuren Tonarm, sonst zeige ich Dir nicht, was ich kann." Schön!


    LG,


    Frank

  • Moin!
    Nicht ganz das Thema,aber ich habe durch mein Ortofon Kontrapunkt B Lunte gerochen.
    Vielleicht lege ich mir noch ein (besseres)?? System zu.
    Hat einer von Euch schon einmal ein Jubilee mit einem Rohmann verglichen?
    Beide könnte ich zum fast gleichen Preis bekommen.


    Gruß!


    Dierk aus Cuxhaven

  • Hallo Dierk,
    das B habe ich auch. Meine Veros gefallen mir aber dennoch besser.
    Wenn ich mir Rolands Beitrag durch den Kopf gehen lasse geht das MC 30 in die Richtung Vero.

    LG aus dem Altmühltal
    Thomas






  • Hallo zusammen!


    Ich hole den Fred mal wieder hoch, weil mich mal interessieren würde, ob in der Zwischenzeit mal jemand ein MC 30 Super II der aktuellen Serie gegen ein Cadenza Bronze hören und vergleichen konnte.


    Das Cadenza Bronze hat mir ja damals sehr gut gefallen, das MC30 Super II kenne ich leider noch nicht. Nun haben ja beide sehr unterschiedliche Preispunkte (850,- € vs. 1.850,- €), andererseits aber beide einen Replicant 100 Diamanten auf Alu-Nadelträger. Kann man da eventuell klangliche Verwandschaft ausmachen...?


    Gruß,
    Swen


    .

  • Hallo Sy,


    nein, das täuscht nicht. Ich habe letztes Jahr im Herbst noch eins der letzten Systeme erwischen können und das war echte Glücksache. Vielleicht hat der ein oder andere Händler noch eins als Restposten liegen, sonst bekommst du es nur noch gebraucht.


    Das Ortofon MC 30 Super Classic ist aber auch nicht verkehrt, unterscheidet sich klanglich nur minimal und hat einen anderen Nadelschliff, trotzdem sehr empfehlenswert.

    Gruß Martin


    Sony TTS-8000 - Pio PA-5000/Ortofon MC30 Super II - Ortofon T-20 - Phonomopped MK2B14
    DIY Laufwerk Pioneer MU-70 - Groovemaster II 12"/Ortofon Venice - Ortofon TA-210/Ortofon MC30 Super - Silvercore mc25 - Phonomopped MK2B14