Lenco L-70 - taugt der was?

  • Moin liebe Gemeinde,


    mir wurde beim hiesigen Hifi-Trödler heute ein Lenco L-70 angeboten, ich hätte auch glatt zugegriffen, wenn nicht der Preis ungewöhnlich hoch gewesen wäre. € 100,- möchte er für das gute Stück, sieht aber auch wirklich äußerst fein aus.


    Mängel gibt's zwar schon: Beschichtung der Zarge hat sich aufgelöst und die Haube hat mehrere Risse, das Gerät selbst scheint aber in einem nahezu perfekten Zustand zu sein, optisch wie technisch. Saubere spielfreie Lager, bestückt mit einem alten aber ebenfalls gut erhaltenen B&O System.


    Die Qualitäten von Laufwerk und Antrieb sind mir (vor allem von mehreren 75ern) bekannt - wie steht's jedoch um den Tonarm? Hat jemand exakte Angaben zur effektiven Masse und vor allem: wie gut oder schlecht funktioniert das Teil?


    Ich hab' zwar so einen Spieler vor Jahren einmal besessen, allerdings nur kurz, dann schnell wieder weg gegeben, allein das Fehlen einer Antiskatingeinrichtung und die (Platten-)mörderische Optik des Arms hat mir Angst (um meine Platten und Tonabnehmer) gemacht.


    Hat also jemand intensivere Erfahrungen mit der Kiste? uglyripper?


    Danke im voraus und viele Grüße von


    Brent

    Gewerblicher Teilnehmer

  • Hallo Brent,


    wohin hat es Dich denn verschlagen, in Schwansen gibt es einen Hifi-Trödler ???

  • Doch tatsächlich, den gibt's da - Gunther Bilz in Eckernförde, hatte früher immer regelmäßig olle 124er im Laden, privat eher LP-12 Fan.


    Allerdings wohne ich immer noch in Berlin - aus Schwansen komme ich eben ;)


    Was nicht heißen, soll, daß ich dort nicht wieder hinziehe, schon nächstes Jahr geht's weg aus der Stadt und zurück in die "Heimat"


    Viele Grüße und schon jetzt 'nen "Guten Rutsch"


    Brent

    Gewerblicher Teilnehmer

  • Hi Brent,


    Vielleicht hast Du ja mitbekommen, dass ich mir vor etwa einer Woche einen Lenco L-77 für `nen Fuffi im großen Auktionshaus gesichert habe. Seit Montag steht er jetzt bei mir im Musikzimmer.
    Der L-77 ist quasi ein L-70, er hat nur den teureren Tonarm drauf. Das Laufwerk ist identisch.
    Also – am Montag nachmittags abgeholt und zuhause gleich mal untersucht. Der Teller (sauschwer) ging mit der Beschreibung „Leicht anheben, dann dem Lager eins mit dem Holzhammer verpassen“ hervorragend ab – nur war’s bei mir kein Holzhammer sondern der Griff eines Eis-Portionierers, als Dämpfung lag auf der Achse ein Packen Post-It-Notizzettel.
    Darunter : ein wenig Staub, sonst alles paletti. Das Reibrad bestens in Schuss.
    Also Teller erst mal wieder drauf. Den Lack außenrum ein wenig gesäubert (leider vorne links etwas verkratzt, scheinbar durch einen ehemals dort befestigten Reinigungsarm), dann den Arm mal überprüft und nach der Anleitung eingestellt. Montiert war übrigens ein Shure M-55 E mit noch sehr guter Originalnadel. Das Äußere des Armrohres hat allerdings auf Grund der langen Lagerung etwas gelitten, die Holzzarge ist dagegen makellos.
    Das Signalkabel kommt übrigens getrennt (L+R) aus dem Gerät, vereinigt sich aber am Ende in einem DIN-Stecker – habe ich so auch noch nicht gesehen. Ich habe also einen DIN-Cinch-Adapter genommen und den Lenco mal an die Phono-Box angeschlossen.
    Eingeschaltet – läuft. Und läuft ruhig, sehr sehr leise. Und klingt bei 1,75g Auflagekraft schon sehr gut, nur die S-Laute kommen zu scharf.
    Am nächsten Tag habe ich dann mal ein Ortofon MC 10 Super eingebaut und im Verlauf dieser Umbau-Aktion fast einen Herzkasper bekommen – plötzlich war der li. Kanal weg. Mist ! Also mal das Ortofon TMC 200 rein – wieder der li. Kanal weg – Doppel-Mist ! Dann also wieder das Shure rein – und der ver... li. Kanal war immer noch weg. §%$?#*$@߀& !!!
    Dann – mehr zufällig – ein weiterer Blick in die Anleitung des Tonarmes : Links ist GRÜN !!!!!!! Weiss ist Masse rechts, blau ist Masse links. Oh Mann, diese Schweizer ...
    Tja, und auf einmal war auch der linke Kanal wieder da. So kann’s gehen.
    Das Ganze habe ich dann über die 3-Ohm-Stellung des Denon-Übertragers AU-340 laufen lassen, direkt in den Phonoeingang des Rogers-Vollverstärkers.
    Jetzt klingt’s schlicht hervorragend, in jeder Beziehung.
    Ach ja, und wenn ich das Laufwerk ausschalte, dann dreht sich der Teller noch eine kleine Ewigkeit weiter. Und das, ohne dass er auch nur einen frischen Tropfen Öl gesehen hätte.


    Das Laufwerk ist also eine dicke Empfehlung. Zum Arm des L-70 kann ich nichts sagen, sorry. 100 Euro wären mir aber ehrlich gesagt auch zu viel in diesem Fall.


    Cheers, Holger

  • Hallo,
    ja, eigentlich bleibt dem nichts mehr hinzuzufügen. Sehr schönes, massives und seltenes Laufwerk mit einem, na sagen wir, etwas archaischem Tonarm. Der Arm ist ebenso nett anzuschauen, wie schwer.
    Besonders gelungen ist imho der in Wagen- ähm, Chassisfarbe lackierte Teller.....
    Das Problem mit den Kabeln hatte ich auch - siehe Forumsarchiv. Auch von mir ein unbedingter Kauftip für denjenigen, der einen wirklich schönen Vertreter der Reibradgattung sucht. Allerdings halte ich die 100€ auch für überzogen.
    Viele Grüße uglyripper


    PS: Hier ein paar Infos:


    Lenco

    "Kann schon sein. Jeder kann etwas behaupten.
    Es kommt nur darauf an, wer Recht hat. Und das bin ich."
    M.B.

  • Moin,


    und Danke für Eure Beiträge - es sind eben Zustand und Alter, die mich beim L-70 reizen. Das Gerät müßte älter als ich sein, und dann der cremefarbene Teller und das kleine glänzende Schildchen "Transcription Turntable, Made in Switzerland".


    Optisch ist es eher ein L-59, lediglich das Typenschild sagt L-70. Mag auch sein, daß es ein Goldring GL-70 ist, nur auf dem Typenschild findet sich eben ein Lenco-Hinweis. Bis auf ein paar wenige Kratzer an Lift und Headshell ist das Teil neuwertig.


    Das Gerät zu massakrieren um einen womöglich besseren Arm zu montieren wäre Frevel. Ich denke, wenn mich die Lust nach einem Reibradler zu heftig packt, hole mir dann doch eher einen 75er mit dem üblichen Armwrack.


    Wobei ich mittlerweile ganz gut geworden bin im V-Block schnitzen...


    Dir Holger Gratulation zum 77er Schnäppchen, allen viele Grüße und 'nen "Guten Rutsch"


    Brent

    Gewerblicher Teilnehmer

  • Hi Brent,



    selber schnitzen ist out, zumindest bei diesen Preisen (incl. Porto!). :D


    Ich entsinne mich dunkel, vor rund 20 Jahren wurden bereits 20,-DM für dieses Ersatzteil verlangt. X(



    LG,


    Carsten

  • Moin Carsten,


    Danke für den Tip - kannte ich bisher noch nicht, nur die britischen Mondpreise.


    Meine letzten habe ich aus Polystryrol geschnitten, anschließend poliert. Der Arm verändert sich dadurch natürlich in seinem Verhalten, durch Variationen der Größe des Einschnitts kann man dies noch weiter beeinflussen. In vertikaler Bewegungsrichtung wird er erheblich leichtgängiger, was bei einem so schweren Arm durchaus von Vorteil sein kann, hängt natürlich vom verbauten Abtaster ab, ob das Sinn machen kann.


    Negative Veränderungen hinsichtlich der Entkoppelung (Rumpeln also) habe ich nicht feststellen können, allerdings habe ich meine Lagerblöcke auch wiederum in Gummi gelagert.


    Das Selberbasteln hat übrigens keinen Spass gemacht.


    Viele Grüße von


    Brent

    Gewerblicher Teilnehmer

  • Zitat

    Original von uglyripper
    ...
    PS: Hier ein paar Infos:


    Lenco
    ...


    Hi,


    besten Dank für den Super Link, da findet man ja unglaublich viele Infos. Ich habe z.B. schon seit längerem etwas zu 88er gesucht und nichts richtiges gefunden.


    Richtig heavy finde ich übrigens diesen L75 mit RS A1

  • Zitat

    selber schnitzen ist out, zumindest bei diesen Preisen (incl. Porto!).


    Hallo,


    ein kleiner Nachtrag zu den Lagergummis.
    Nachdem ich mit meinen selbstgeschnitzten Lagern nie so ganz zufrieden war, habe ich mal die knapp 7 Euro investiert und die Lagergummis in Schweden bestellt.
    Was da heute im Briefkasten lag, hat mir dann doch die Nackenhaare gestellt. Absolut unbrauchbarer Schrott!




    Auch wenn man sich bei den Bildern den Schatten etwas wegdenken muss der durch den Blitz entstanden ist, so kann man doch recht schön das Fehlen jeder Art von rechtem Winkel erkennen. Jedes Teil ein Unikat, zusammenpassen oder gar in die Lageraufnahme passen will da nix.


    Also: Geld sparen und nicht bestellen!


    Grüße


    Wolf

    Hört gerade mit Braun PCS-52 an Braun Regie 510 Receiver...

  • Zitat

    Original von johnny.yen


    "Transcription Turntable, Made in Switzerland".


    Hallo Brent,


    ich kenne noch einige andere Transcription Turntables: Thorens TD 124, Garrard 301 & 401.
    Keine schlechte Gesellschaft!


    MfG, Ton



    EDIT: es gibt naturlich nog mehr davon.......

    Viele Grüße, Tony

    ______________________________________________________

    "Music's real, the rest is seeming" (Fats Waller)

  • also für Schellackplatten eignet sich der Lenco L70 sicher gut, bei neueren LP's ab 1960 würde ich aber eher die Finger davon lassen !

    Grund: die Einstellung des Auflagegewichtes lässt sich beim Tonarm nur sehr mühsam und entsprechend ungenau einstellen, eine Antiskating-Einstellungsmöglichkeit fehlt vollständig und das Tonabnehmer-Leergehäuse lässt sich auch kaum gerade am Tonarm befestigen.

    Ein robuster, aber ziemlich klobiger Plattenspieler. Bei Schellackplatten muss ich beim Nadelaufsetzen immer darauf achten, dass der Tonabnehmer nicht über den äusseren Plattenrand wegrutscht. Dank der "Bastelmöglichkeiten" liebe ich den Lenco L70 gerade für meine 78er-Sammlung natürlich schon. Aber für meine LP's verwende ich ein Modell mit feineren Einstellmöglichkeiten, sicher kein Lenco !

  • Äh, hallo,

    Datums-Check?

    Musikmaschinen: Pro-Ject Xtension 10 / Benz ACE SL, MuFi MX-Vinyl, Sony CDP-XA555ES+Breeze Audio DAC, MuFi M5si, Visaton Atlantis MKII mit Weichen von "Kalle MKII" - Dauertinnitus wegen Rock`n Roll^^