FAQ Plattenspieler allgemein

    • Offizieller Beitrag

    Plattenspieler: Allgemein
    1. Welche Antriebsarten gibt es bei Plattenspielern?


    Zuletzt dominierten riemengetriebene Plattenspieler im Hifi-Sektor und sogenannte Direkttriebler im Studio- und Diskotheken-(DJ-)Bereich. In den Sechziger Jahren waren auch Reibradantriebe noch sehr verbreitet.


    Riemenantrieb: Nach wie vor die gebräuchlichste Antriebsart. Hierbei verbindet ein Gummiriemen den Plattenteller und das Antriebsrad des Motors. Diese Antriebe haben viele klangliche Vorteile, weshalb sie sich bei HiFi-Plattenspielern schließlich durchgesetzt haben. Bei diesem Prinzip kann ggf. auf eine elektronische Umschaltung der Drehzahl (33 U/Min. für LPs, 45 U/Min. für Singles) verzichtet werden, da durch verschiedene Durchmesser des Riemen-Antriebsrades bei gleich bleibender Motordrehzahl verschiedene Geschwindigkeiten des Plattentellers erreicht werden können. Nachteilig sind jedoch die längeren Hochlaufzeiten und der Verschleiß, der nach einiger Zeit das Wechseln des Riemens erfordert.


    Direktantrieb: Motor und Teller sitzen auf einer gemeinsamen Achse. Frühe Vertreter dieses Prinzips krankten an mehreren Ecken, z.B. an schlechtem Rumpelabstand und Brummeinstreuungen in das
    Tonabnehmersystem. Von Vorteil sind die teilweise extrem kurzen Hochlaufzeiten und die Wartungsfreiheit, weshalb sich der Direktantrieb im Studio und bei DJs durchgesetzt hat.


    Reibradantrieb: Er wurde ab Mitte der Sechziger Jahre fast vollständig durch den Riemenantrieb verdrängt und spielt auch heute nur eine untergeordnete Rolle. Er kann sich qualitativ aber durchaus behaupten,
    und nicht wenige Enthusiasten halten die reibradgetriebenen Klassiker vom Schlage eines Garrard 301 oder Thorens TD 124 für das Maß aller Dinge. Bei diesen Laufwerken wird der Plattenteller durch ein innen am
    Tellerrand anliegendes Reibrad angetrieben, welches wiederum durch den Motor des Plattenspielers angetrieben wird (beim Thorens TD 124 ist ein zusätzlicher Riemen im Spiel - nur der Vollständigkeit halber). Der Nachteil: durch längeres Nichtbenutzen kann es bei am Tellerrand anliegendem Reibrad zu einer einseitigen Abflachung des Rades kommen was erhebliche Laufgeräusche nach sich zieht - und Ersatzreibräder sind nicht billig.



    2. Was bedeutet Masselaufwerk? Was ist ein Schwing- bzw. Subchassis?


    Bei einem Subchassis-Laufwerk werden Tellerlager, Motorantrieb und Tonarm meist von einem auf 3 Federn sitzendem Chassis getragen und somit vom Plattenspielergehäuse (=Zarge) entkoppelt und durch diese Maßnahme sehr effektiv von Trittschall und leichteren Erschütterungen geschützt. Durch
    Antippen kann der gesamte Aufbau in Wippbewegungen versetzt werden. Die Federn sind im allgemeinen justierbar, sodass Tonarme unterschiedlichsten Gewichts montiert werden können. Bei der Justage ist
    darauf zu achten, dass der Aufbau perfekt vertikal schwingt und keine Taumelbewegungen zu beobachten sind. Vertreter dieser Gattung sind z.B. die meisten Thorens-Plattenspieler und der berühmte LP12 der
    schottischen Firma Linn.


    Einen anderen Weg des Schutzes vorTrittschall sowie Erschütterungen gehen die Entwickler von Masselaufwerken. Hierbei lautet die Devise: Was selbst sehr schwer ist, kann nur schwer in Schwingungen
    versetzt werden. Masselaufwerke sind daher groß, schwer und meist auch sehr teuer, schon allein wegen des oft verschwenderischen Materialeinsatzes. Außerdem sind sie oft durch ihr „Bohrinsel“-Design
    für die Montage mehrerer Tonarme ausgelegt. Paradebeispiele sind die Modelle von Acoustic Solid, die berühmte Platine Verdier oder die Design-Laufwerke der Firma Transrotor.



    3. Welche Tonarmarten gibt es?


    Es gibt zwei Arten von Tonarmen: Tangential- und Dreh-Tonarme. Tangential-Tonarme führen die Abtastnadel in gleichem Winkel wie den Schneidstichel der Aufzeichnungsmaschine über die Platte und vermeiden dadurch die Abtastfehler durch Fehlwinkel, wie sie bei Drehtonarmen konstruktionsbedingt auftreten. Tangentialarme sind selten und teuer und spielen deshalb nur eine untergeordnete Rolle, deshalb soll hier weitgehend nur auf die üblichen Drehtonarme eingegangen werden.
    Bei den Dreh-Tonarmen unterscheidet man zwischen Einpunkt- und Zweipunktlager-Tonarmen, außerdem gibt es Unterschiede bei den Gewichten. Für die einpunktgelagerten Arme gilt das gleiche wie für die
    Tangential-Arme: selten und (normalerweise) teurer. Gebräuchlicher sind die zweipunktgelagerten Tonarme, die Mehrzahl der Plattenspieler ist damit ausgerüstet.
    Einige Tonarme verfügen über genormte „Tonköpfe“, sogenannte Headshells, die per Überwurfmutter am Armrohr befestigt sind und zum Wechsel des Tonabnehmers leicht abgenommen werden können (SME-Norm). Die meisten Tonarme verfügen über verschiedene Einstellmöglichkeiten, z.B. für die Auflagekraft, Antiskating und Armhöhe. Einige wenige Tonarme haben komplett auswechselbare Armrohre, die jeweils auf bestimmte Tonabnehmersysteme abgestimmt sind (leicht, mittel, schwer).



    4. Braucht man am Plattenspieler ein Stroboskop?


    Wenn man nicht wirklich genötigt ist, die Drehzahl in exakten Prozentschritten zu verändern, oder
    wenn man nicht wirklich darauf angewiesen ist, dass die Drehzahl genau 33 1/3 und nicht etwa 33
    oder 33 2/3 Umdrehungen pro Minute beträgt, kann man getrost darauf verzichten.
    Ist der Motor des Plattenspielers nicht quarzgeregelt, wandern die Markierungslinien des Stroboskops immer minimal nach rechts oder nach links (da gibt’s einige Faktoren, die das beeinflussen können) –
    Ein Stroboskop kann also hilfreich sein oder auch nicht.


    5. Phonovorstufe ? Prepre ?? Übertrager ???


    Um Musik in die Rille der Pressmatrize einer Schallplatte zu schneiden, muss das Signal „verzerrt“ werden, um die Rille einigermaßen gleichmäßig laufen zu lassen, sodass eine Abtastnadel dem Verlauf der Rille ohne Schwierigkeiten folgen kann (RIAA-Kennlinie). Höhen müssen verstärkt werden, sonst würde die Rille zu flach und schmal, Bässe müssen abgeschwächt werden, sonst würde die Rille zu tief und zu breit (dies
    wurde hier bewusst sehr einfach dargestellt). Um die Musik später von der Schallplatte wieder originalgetreu hören zu können, muss das Signal wieder entzerrt werden. Eine Phonovorstufe tut genau dies, und außerdem verstärkt sie die schwachen Signale eines Tonabnehmersystems. Phonovorstufen sind entweder
    in Vor- oder Vollverstärker eingebaut oder können als externe Geräte mit eigener Stromversorgung an einen Line-Eingang eines Vor- oder Vollverstärkers ohne eigenen Phonoeingang angeschlossen werden. Wenn sie über eine eigene Lautstärkeregelung verfügen, können sie sogar ohne „normale“ Vorstufe mit einem Endverstärker zusammenarbeiten.
    Es gibt Phonovorstufen, die nur für MM- oder nur für MC-Systeme geeignet sind sowie solche mit Umschaltmöglichkeit oder sogar mehreren Eingängen für MM und MC.
    Ganz anders geartet sind Prepres und Übertrager. Diese Geräte, erstere mit Stromversorgung, die anderen rein passiv, haben einzig und allein die Aufgabe, die schwachen MC-Signale auf MM-Niveau anzuheben. Sie haben keine eingebaute RIAA-Entzerrung und müssen deshalb an eine MM-Phonovorstufe angeschlossen werden.


    6. Was bedeutet Antiskating?


    Bei sich drehender Schallplatte entsteht eine sogenannte Skatingkraft, welche den Tonarm zur Plattentellermitte hin zieht. Dadurch kommt es zu einer stärkeren Belastung der inneren Rillenflanke sowie zu erhöhter einseitiger Abnutzung des Abtastdiamanten. Um diese Skatingkraft zu kompensieren, verfügen die meisten Drehtonarme über eine sogenannte Antiskating-Einrichtung. Die ist oft eine Vorrichtung mit Faden und Gewicht, aber auch Federzüge oder magnetisch funktionierende Vorrichtungen werden benutzt.
    In Normalfall sind diese Einrichtungen kalibriert und in der Bedienungsanleitung beschrieben, als Faustregel kann gelten, dass die Antiskatingkraft analog zur Auflagekraft eingestellt wird.
    Wird eine Schallplatte nass „gefahren“ (Lencoclean), kann die Einstellung verringert werden, ebenso bei bestimmten Nadelschliffen (A.J. Van den Hul empfiehlt z.B. deutlich reduzierte Einstellungen für
    Systeme mit seinen Nadelschliffen).



    7. Was bedeutet Compliance bzw. Nadelnachgiebigkeit ? Welche Bedeutung hat dabei die effektive Masse eines Tonarms?


    Compliance, in der Umgangssprache auch Nadelnachgiebigkeit genannt, bezeichnet in der Tat die Nachgiebigkeit der Nadelträger-Aufhängung. Man spricht in diesem Fall auch z. B. von hart-aufgehängten MCs. Die Maßeinheit heißt cu.
    Eine grobe Einteilung sieht ungefähr folgendermaßen aus: niedrige Compliance = mittlere Compliance 15 bis 25 cu, hohe Compliance >25 cu.
    Die Compliance/Nadelnachgiebigkeit ist wichtig im Zusammenhang mit der effektiven Masse der Tonabnehmer/Tonarm-Kombination und der Auflagekraft (VTF).
    Beispiel für einen Tonarm mit hoher effektiver Masse : SME 3012 R (14g).
    Beispiel für einen Tonarm mit geringer effekt. Masse : SME 3009 Improved (6,5g).
    Kombinationsbeispiele : schwerer SME-12-Zoll-Arm / Ortofon SPU / VTF 4g / Compliance 5 cu
    gegenüber leichtem Dual ULM-Arm / AKG P25MD35 / VTF 0,75g / Compliance 35 cu.
    Im Normalfall ist die Auflagekraft umso höher je niedriger die Compliance ist und umgekehrt. Ebenso harmonieren „hart“ aufgehängte Systeme besser mit schwereren Tonarmen (=höhere effektive Masse),
    während die idealen Systeme für leichte Tonarme eine hohe Compliance aufweisen.
    Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass sich bei falscher Kombination die System/Tonarm-Resonanz in ungünstige Bereiche verschieben kann; im Idealfall sollte diese zwischen 7 und 15 Hz liegen.
    Liegt sie unter- oder oberhalb dieses Idealbereiches, kann es zu Verzerrungen und Störungen in der Wiedergabe kommen. Notfalls kann man einen leichteren Arm durch Austausch des Headshells
    (das Orsonic AV-101b wiegt beispielsweise mehr als das Doppelte des normalen SME-Headshells) „modifizieren“, um die Kombination mit einem härter aufgehängten System zu ermöglichen.



    8. Was ist ein Halbzoll-System und was bedeutet T4P-Anschluß?


    Halbzoll (1/2’’) bezeichnet Abtastsysteme, deren Befestigungspunkte (Schraubenlöcher) 12,7 mm (1 Zoll / 1’’ = 25,4 mm) auseinander liegen. Diese Systeme werden mittels zweier Schrauben in entsprechenden
    Headshells befestigt und können, wenn diese Langlöcher zur Aufnahme der Schrauben haben, auch verschoben bzw. verdreht werden, um eine perfekte Einstellung zu ermöglichen.
    T4P-Systeme (eine Technics-Erfindung) sind Stecksysteme. Abmessungen, Gewicht und andere Merkmale sind genormt, sodass im Gegensatz zu Halbzoll-Systemen nur noch eine benutzerfreundliche, simple
    „lösen - abziehen – einstecken – festziehen – fertig“-Prozedur zum Systemwechsel nötig ist. Meist ist weder die Einstellung der Auflagekraft noch der Antiskatingkraft erforderlich.
    Auf Grund der Einfachheit und der strengen Vorgaben für die Kompatibilität haben sich diese Stecksysteme nur bei Plattenspielern im Einsteiger- bzw. Konsumbereich durchgesetzt (als Beispiel seien hier
    japanische Achtziger-Jahre-Tangentialplayer genannt) und sind beihochwertigen Plattenspielern so gut wie nie anzutreffen.



    9. Warum soll ich mir eine Tonarmwaage anschaffen?


    Das Gegengewicht des Tonarms hat oft eine entsprechende Skala aufgedruckt. Die auf Tonarm-Gegengewichten aufgedruckten Skalen sollten aber wegen der oftmals nicht exakten Ausführung bzw. mangelhafter Reproduzierbarkeit nur als Anhaltspunkte zur ersten, groben Einstellung der Auflagekraft
    genutzt werden. Deshalb ist die Anschaffung einer Tonarmwaage anzuraten.


    Es gibt eine einfache Balkenwaage, z. B. von Ortofon für um 10 Euro (Kunststoff), oder die Shure SFG-2
    für ca. 30 Euro (Metall, zwei Messbereiche einstellbar). Es gibt ferner batteriebetriebene elektronische
    Feinwaagen mit Auflösungen bis in den Hundertstelgramm-Bereich, die aber teurer sind.



    10. Was nützt mir ein Plattengewicht? Ist eine Klemme besser?


    Plattengewichte/klemmen haben zwei Hauptfunktionen: Erstens sollen sie durch festere Ankopplung der Schallplatte an den Plattenteller für eine bessere Ableitung von Resonanzen sorgen, die z. B. durch Luft- oder Trittschall auf die Schallplatte übertragen werden können und zweitens sollen sie leichte Verwellungen mindern. Sie sollten aus nicht-magnetischen Materialien gefertigt sein. Gewichte sind eher für schwere Masselaufwerke gedacht (das Eigengewicht solcher Plattenbeschwerer liegt oft bei über 500g) und würden die Federn eines Subchassislaufwerks unnötig belasten. Auf Subchassisaufwerken ist daher eher zu Klemmen zu raten, die ein deutlich geringeres Eigengewicht aufweisen und meist durch einen Klemm-Mechanismus eine ähnlich starke Ankopplung der Schallplatte an den Plattenteller ermöglichen.
    Es gibt allerdings Laufwerke, bei denen die Mittelachse nicht mitdreht, wenn der Plattenspieler läuft - bei diesen kann eine Klemme nicht verwendet werden.



    11. Statische Aufladung


    Die Filzmatte klebt immer an der Schallplatte, und es knistert vernehmlich - was kann man da tun?
    Neue Schallplatten, die erstmalige aus der Papierinnenhülle herausgezogen werden, sind extrem statisch aufgeladen und nehmen so oft die Filzmatten, die z.B. serienmäßig bei Rega- oder Linn-Plattenspielern
    eingesetzt werden, beim Abnehmen mit. Trockene Luft im Hörraum verstärkt die Probleme weiter.
    Abhilfe schafft hier das Festkleben der Filzmatte auf dem Teller, und zwar mit mehreren kleinen, symmetrisch angeordneten Stücken doppelseitigem Klebeband, die am äußeren Radius des Tellers angebracht werden. Bitte auch hierzu Punkt 5 in der Sektion „Schallplatten“ beachten (Verwendung eines Plattenbesens). Schallplatten laden sich nach einer Wäsche und Verpacken in eine neue antistatische Innenhülle übrigens kaum wieder auf. Empfehlenswert ist auch das Aufstellen einer Schale Wasser (oder geeigneter Grünpflanzen, deren Erde feucht gehalten wird) irgendwo im Raum, um die
    Luftfeuchtigkeit des Raumes zu erhöhen.



    12. Ich möchte mir einen Plattenspieler kaufen. Welche Modelle könnt Ihr empfehlen?


    Man kann eigentlich jeden nehmen. Es kommt wie immer vor allem auf das Geld und den persönlichen Geschmack an. Da sich die Angebotspalette stetig ändert und auch immer viele Modelle auf dem Gebrauchtmarkt verfügbar sind, sollte diese Frage tagesaktuell in den bekannten Foren (z.B. in diesem Forum) gestellt werden. Hilfreich zur Beantwortung der Frage sind Angaben zum Budget und persönliche Vorlieben sowie Abneigungen (z. B. gegen mehr oder weniger komplizierte Einstellmöglichkeiten, Wechselbarkeit von Tonarmen, Do-it-yourself, Plug-&-Play-Systeme, Neu- oder Gebrauchtgeräte). Hinweise zur Aufstellungsmöglichkeit und die restliche Anlagenkombination sowie Angaben zu Hörgewohnheiten können ebenso hilfreich sein.



    Der vorliegende Text wurde ursprünglich von Holger entworfen. Überarbeitung durch Joe/ Nipper
    Alle Angaben ohne Gewähr.


    Veröffentlichung mit Bestem Dank an Holger und Joe

    gewollt habe ich schon gemocht, gedurft haben sie mich nie gelassen

    2 Mal editiert, zuletzt von willguthören ()