Wie funktioniert ein Tonabnehmer?

  • Hi,

    In der Rille steckt vielmehr das Zeitintegral der Musik, der Tonabnehmer muss die Ableitung nach der Zeit bilden, um die Musik richtig zu extrahieren.

    oh weh, das liest sich aber schwer kompliziert!
    Geht das auch ein bischen weniger mathematisch?


    Im Prinzip hab ich es ab da verstanden, als ich las: die Schneidachse wird um 45° gedreht.
    Das war der Knackpunkt. ;)

  • Bernd: Damit will er sagen, dass das Auslesen zwar den umgekehrten Vorgang darstellt. Dennoch stimmt das, was man unter starker Vergrößerung in der Rille erkennen kann, nicht so direkt mit dem Amplitudenverlauf der aufgezeichneten Wellenform überein, wie man sich das vielleicht vorstellen würde - weil die Amplitude des Signals nicht etwa der Auslenkung, sondern der Auslenkungsgeschwindigkeit, also Auslenkung pro Zeit entspricht. Entsprechend repräsentiert dann wiederum die Auslenkungsbeschleunigung die Anstiegsgeschwindigkeit des Signals. Aber es reicht eigentlich schon, wenn Du Dir merkst, dass die Rille eben nicht so beschrieben wird, dass ihre Auslenkung dem Amplitudenverlauf des Signals entspricht - denn der Schneidstichel selbst arbeitet auch schon als "velocity transducer". Und entsprechend klappt direktes Wiederauslesen (von der späteren RIAA-Entzerrung mal abgesehen) auch nur, wenn man dafür wiederum solche Schnelle-Wandler wie MMs, MIs und MCs einsetzt...


    Mei, und das Kippen der Achsen um 45° ist letztlich nur der Kompatibilität mit normalerweise in Horizontalschrift beschriebenen Mono-Platten und -Plattenspieler oder besser gesagt Tonabnehmer geschuldet - sodass eben beim Abtasten von Mono-Platten mit Stereo-Eqipment der Ton ausbeiden Lautsprechern kommt und andersrum eine Stereo-Platte auf Mono-Equipment als Mono-Mix aus beiden Känälen ertönt. Wobei eine Mono-Platte in reiner Vertikalschrift auf Stereo-Equipment auch nicht wirklich ein Problem wäre, denn dazu müsste man bloß einen Kanal invertieren...


    Grüße aus München!


    Manfred / lini


    P.S.: Dieter: "Dort muss ein Zusatzgerät die zeitliche Ableitung bilden." Braucht's das wirklich? Vielleicht bin ich gedanklich noch nicht weit genug, aber es schiene mir plausibel, dass ein Auslenkungswandler die ganze Geschichte einfach nur um 90° phasenverschoben darstellen würde... Hmmm, oder nicht? Ach... *seufz* Ich denk, ich geh jetzt besser endlich mal ins Bett. ;)


    (edit: post scriptum angefügt)

    2 Mal editiert, zuletzt von lini ()

  • Hallo Manfred.

    P.S.: Dieter: "Dort muss ein Zusatzgerät die zeitliche Ableitung bilden." Braucht's das wirklich? Vielleicht bin ich gedanklich noch nicht weit genug, aber es schiene mir plausibel, dass ein Auslenkungswandler die ganze Geschichte einfach nur um 90° phasenverschoben darstellen würde... Hmmm, oder nicht? Ach... *seufz* Ich denk, ich geh jetzt besser endlich mal ins Bett.


    Dieser Zusammenhang dürfte nur auf Sinussignale zutreffen.


    Stell Dir einfach mal einen Nadelimpuls vor, als Annäherung an ein gezupftes Saiteninstrument, Klavieranschlag usw.
    In der Rille hätte man das Integral davon, also eine Stufe. Die Signalformen sehen grundverschieden aus.
    Übrigens wird sich erst über die Ableitung das korrekte Amplitudenverhältnis verschiedener Frequenzen zueiander einstellen, denn beim Ableiten geht die Frequenz in die Amplitude mit ein. (halt wie bei d(sin(2pi f t))/dt = 2pi f cos(2pi f t) ).


    Eine Ableitungs- oder Integral-Schaltung ist aber kein Hexenwerk. ;)
    Ein Tiefpass entspricht einem Integrator, ein Hochpass entspricht einem Differentiator. Mit OpAmp ist das in wenigen Minuten entworfen (Standardschaltungen).


    Gruss,
    Dieter.

    "Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen... ", Colonel Kilgore alias Robert Duvall, aus "Apocalypse Now", Francis Ford Coppola, USA 1979.


    Da LiTe is out 4ever - please stand by! ;)F.A.T. BESTELLTHREAD

    Einmal editiert, zuletzt von McRiem ()

  • Übrigens wird sich erst über die Ableitung das korrekte Amplitudenverhältnis verschiedener Frequenzen zueiander einstellen, denn beim Ableiten geht die Frequenz in die Amplitude mit ein. (halt wie bei d(sin(2pi f t))/dt = 2pi f cos(2pi f t) ).

    Also weniger mathematisch war das jetzt aber nicht. :P

  • Also weniger mathematisch war das jetzt aber nicht. :P


    Bernd - jetzt extra für DICH :) : das Signal in der Rille ist die Antwort auf die Frage "welches Signal braucht es, damit dessen Änderungsgeschwindigkeit dem originalen Musiksignal gleicht ?" (Schneidkennlinie mal außen vor in diesem, für Dich so persönlichem Moment ;) )


    Gruss,
    Dieter.

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  • Also weniger mathematisch war das jetzt aber nicht. :P


    Bernd: Das mit dem Abtasten ist etwa so wie eine Motorradfahrt durch die Alpen: Es geht stets nach links und nach rechts und zudem bergauf und bergab ;)


    Das ist jetzt nicht mathematisch dargestellt - dafuer ist auch der Sound ein anderer :D


    Gruss Stefan

    Malerei verwandelt den Raum in Zeit,
    Musik die Zeit im Raum :)

  • Moin,


    ich weiss schon, was eine Ableitung nach der Zeit ist. ;)


    Nun die Zeitkomponente ist durch die Drehzahl als ein Faktor gegeben.
    Ausserdem weiss ich je schneller die magnetische Änderung ist,
    desto höher ist die Spannung.


    Meine Intention für den Thread war (ist) aber eher einem Anfänger dieser Materie
    die Klangerzeugung durch eine Mikrorille in einem Tonabnehmer verständlich zu machen.


    Ich meine, wenn man da drauf kuckt (auf die Nadel in der Rille) sieht man eigentlich nichts.
    Insofern muss (kann) man nun das Unsichtbare sichtbar u. somit begreifbar machen,
    indem man es ins Riesenhafte vergrößert. Das ist der erste Schritt.


    Dann muss dazu aber noch das Verständnis des Elektromagnetismus kommen.


    Gewiss ist das theoretische Verständnis über die Vorgänge der Rillenabtastung nicht
    erforderlich um entspannt Platten zu hören, daher richtet sich der Thread an diejenigen,


    a: die wissen wollen wie es funktioniert
    und oder
    b: die wissen wie es funktioniert u. es anderen erklären wollen


    Dass die Geschichte auch in wiki zu finden ist, ist mir durchaus klar. 8)

  • Nun die Zeitkomponente ist durch die Drehzahl als ein Faktor gegeben.


    Bedingt ja. Die Drehzahl ist konstant, die Umfangsgeschwindigkeit varriiert mit dem Abtastradius. D.h. dieselbe Musikfrequenz hat aussen auf der LP grössere Wellenlängen als weiter innen. Deshalb ist ja auch die Hochtonabtastung auf den Innenrillen so kritisch (feinste Strukturen wo gibt zum Abtasten).


    Gruss,
    Dieter.

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