Sommerepisode ohne Röhre
Als es hier vor drei Wochen heiß wurde, habe ich den 834P-Clone in seinen Sommerurlaub verabschiedet und die kühlere Moon 310LP aus ihrem Schattendasein befreit. Lust hatte ich dazu eigentlich wenig, da mir der Clone, in Verbindung mit dem stst Prepre, immer noch sehr viel Spaß bereitet. Durch den Wechsel auf Vintage-Röhren (aktuell 2xMullard und 1xTesla) hat er sich nochmals gesteigert.
Nach dem Wechsel herrschte erst einmal Stille und ich drehte den Pegelsteller am Vorverstärker hoch. Es hat sich natürlich seit dem letzten Mal nichts daran geändert, aber es war wieder faszinierend, wie leise die Moon auch in Verbindung mit einem Low-Output-MC bleibt. Zwar rauscht auch der Clone bei Abhörlautstärke nur leise, aber eben doch (mit Kopfhörern) hörbar. Bei der Moon beginnt das Rauschen erst oberhalb der Abhörlautstärke vernehmbar zu werden. Das macht sich auch beim Musikhören bemerkbar, und zwar vor allem am räumlichen Eindruck. Ich vermute, dass es (wo die Aufnahme das hergibt) gerade an den deutlicher zu vernehmenden leiseren, weil indirekten Schallanteilen liegt. So deutlich dieser Vorteil der Moon auch war, überwogen wurde er von der Bassschwäche der Moon. Die hatte ich zwar erwartet, weil der Clone da besonders auftrumpft, aber dass bei so vielen Aufnahmen der gewohnte Spaß weg blieb, fachte die Sehnsucht nach der Röhre an.
Touch me, I'm sick - Bassheilung (ohne Mudhoney)
Nach ein paar Tagen begann ich der Bassschwäche auf den Grund zu gehen. Bremste der Auth-Netzfilter die Moon aus? Der hatte sich vorm Clone als positiv im Hochtonbereich herausgestellt, vor der Moon hatte ich ihn noch nicht. Die Herausnahme brachte vielleicht etwas mehr Dynamik und hatte ansonsten keine negativen Auswirkungen, entscheidend änderte sich allerdings nichts.
Daher begann ich die Aufstellung zu überprüfen. Wie der Clone auch ruht die Moon auf drei Ceraballs (2. Generation) von Finite Elemente. Mit denen habe ich in unterschiedlichsten Konstellationen über die Jahre immer positive Erfahrungen gemacht. Darunter eine Panzerholzbasis auf Sylomer (ich stelle Geräte nur dann direkt auf Sylomer, wenn sie keinen Netztrafo verbaut haben). Als entscheidender Punkt stellte sich allerdings nicht das Darunter, sondern das Darauf heraus. Der Clone hatte deutlich vom Beschweren durch zwei Hantelscheiben à 1,25 kg profitiert, und zwar in der Impulswiedergabe, insbesondere im Bassbereich. Auf die Moon hatte ich, da kompakter, nur eine mittig gelegt. Das Hinzufügen der zweiten Scheibe brachte dann eine sehr deutliche Verbesserung. Die Bässe wurden präziser und impulsiver, auch, jedenfalls gefühlt, tiefer wiedergegeben. Insgesamt verbesserte sich die Konturierung. Die positiven Erfahrungen beim Röhrengerät wiederholten sich also, und zwar nicht weniger deutlich, auch beim Transistorgerät. Wichtig ist es allerdings, den Scheiben nach dem Spikeprinzip definierte Auflagepunkte zu geben. Das realisiere ich mit jeweils drei auf den Scheiben aufgeklebten Kügelchen aus Wolfram. Lässt sich sicherlich auch alles "in schön" verwirklichen.
Der Hintergrund der so deutlichen Verbesserung dürfte in erster Linie in der Funktionsweise der Ceraballs begründet sein, die ihre optimale Funktion im Gewichtsbereich 5-10 kg erzielen. Die Moon allein wiegt dagegen nur etwa 3 kg. In zweiter Linie kommt auch eine Beruhigung des Gehäuses infrage, schließlich wird es durch den verbauten Transformator zum Schwingen angeregt. Durch die zusätzliche Masse verringert sich die Amplitude und die resultierende Eigenfrequenz. Wie auch immer es genau funktioniert - die Wirkung ist positiv und sehr deutlich.
Mit der zusätzlichen Masse kehrte der Spaß zurück, insbesondere Rock (AC/DC, Metallica, Melvins) machte höllisch viel Spaß. Unzufrieden war ich jedoch noch mit der Wiedergabe von elektronischer Musik (z. B. Depeche Mode). Auch in Sachen Jazz sah ich den Clone noch vorne.
Colour Of Summer - Klangfarbenheilung (ohne Talk Talk)
Als ich den akkugespeisten MC-Agmen neu hatte, schloss ich ihn probeweise auch an die Moon an, was sich aber als viel zu laut herausstellte (siehe oben). Ich hatte damals den symmetrischen Anschluss an den Vorverstärker gewählt. Auf die Idee, die Verbindung über Cinch herzustellen, war ich damals nicht gekommen. Dadurch ist das Signal im Vergleich zum symmetrischen Betrieb um 6 dB leiser. Das probierte ich nun aus. Zwar hat sich der Rauschabstand dadurch eher wieder verschlechtert (bei allerdings auch höherer Verstärkung), er ist aber immer noch besser als mit dem Clone. Im Ergebnis weiß ich nun nicht mehr, was besser ist: stst Prepre + 834p-Clone oder stst Prepre + Moon 310LP. Die Wiedergabe ist nun noch impulsiver und dazu erstrahlen die Klangfarben intensiver, der Klang wirkt "körperhafter".
Was nun wirklich besser ist, dazu werde ich dann vielleicht im Herbst etwas sagen können, wenn der Clone aus dem Sommerschlaf erweckt wird und ich den direkten Vergleich ziehen kann. In jedem Fall erweist sich der stst Prepre erneut als echter Gewinn im Gerätefuhrpark.
Hört gut
Christian