STEVE WINWOOD - NEVER BACK IN THE HIGH LIFE
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Man könnte zu Recht eine Art Vermisstenanzeige nach ihm aufgeben,
denn Stevie Winwood, der weiße Sänger mit der schwarzen Stimme
ist -get away from it all-. Nach dem Ende von Traffic, der Band die
durch sein musikalisches Antlitz geprägt wurde, kam nicht mehr viel
von dem Mann mit den scheinbar zahllosen Talenten. Der Künstler mit
der großartigen Stimme, der Multi-Instrumentalist, Arrangeur und
Komponist führt musikalisch nur noch ein Schattendasein. Neun magere
Solo-Alben aus der Zeit von 1976 - 2008 sind geblieben. Davon ist
das überwiegende Song-Material musikalisch so dünn wie eine Briefmarke.
Meilenweit von dem entfernt was man von einem Künstler seinem
Formats hat erwarten dürfen. Eigentlich haben nur -Arc of a Diver
von 1980 und Back in the High Life- von 1986 in etwa die Erwartungen
an einen Sänger seiner Güteklasse entsprochen. Ich mache aber keinen
Hehl aus meiner Meinung, das -Arc of a Diver- für mich auch nur
Durchschnitt blieb. Bei diesen Aufnahmen kann man zwar wirklich von
einem Solo-Album reden, denn Winwood hat alle Instrumente darauf
selber gespielt, aber den Songs fehlte es nach meinem Verständnis
an Kante, an dem gewissen etwas das hängenbleibt. Mir war das
Album viel zu glatt. Aber es war sensationell erfolgreich, der Vorgänger
einfach nur Steve Winwood benannt, hatte solche Hoffnungen nicht
unbedingt genährt. Diese Platte verschwand 1977 alsbald aus den
Regalen der Händler, während -Arc of a Diver- 1980 zumindest ein
gewisser kommerzieller Erfolg wurde. Das ließ sich von -Talkin
Back to the Night- um 1982 nicht behaupten, auch wenn die
ausgekoppelte Single -Valerie- ein Top-Hit wurde. Eine musikalisch
beinahe gesichtslose Angelegenheit. Eigentlich noch heute
unbegreiflich. Hatte es bei Traffic immer Spannungen unter den
Künstlern über die künftige musikalische Ausrichtung gegeben,
konnte Winwood auf seinen Solo-Alben nach seiner Facon
dirigieren. Allein, er konnte diese Möglichkeiten selten nutzen.
Das gelang ihm erst 1986 mit -Back in the High Life- und der Titel
des Albums versprach wirklich nicht zuviel. Nie mehr danach hat
Winwood an die Klasse dieser Produktion anknüpfen können,
stattdessen verschwand er in der Versenkung, gekränkt vom
mangelnden Zuspruch seiner späteren Alben. Wenn -Back in the
High Life- den anderen Alben überlegen ist, dann durch genau
solchen Tracks denen etwas anhaftet das tiefer hängenbleibt.
Schwungvoller Vortrag und fein ausgetüfftelte Finessen, etwa
auf -My Love is Leavin- und den Synthie Tönen nach dem
Refrain die den ganzen Song begleiten. Mit -Wake me Up
on Judgement Day- und -Freedom Overspill- sind da noch
zwei Ohrwürmer die nicht weich und glatt gespült daherkommen,
aber mächtig Eindruck machen. Der Klang ist trocken und
digital. Es gibt also kein analoges Master. Das Instrumentarium
ist synthetisch, das Drum Programm, der Bass und die
Keyboards klingen etwas klinisch und den Stimmen fehlt
es geringfügig an Atem. Die Rhythmen sind einfarbig und
der Schlag auf den "Drums" hat immer den gleichen
Punsch und federt nicht wie bei individueller Gestaltung
a la Jim Capaldi. Aber so war die Produktion damals
gemeint und die hatte trotzdem etwas, wohl auch weil es
den Songs nicht an Originalität mangelte. Back in the High
Life ist bis heute Steve Winwoods bestes Album geblieben,
ich befürchte für seine Anhänger das es das auch für immer
bleiben wird. Das aktuelle Reuisse´ist sehr schön
sauber gepresst, ohne gefütterte Innenhülle. Cover sehr
gut und Klang auch, siehe Bericht und den damit
verbundenen Einschränkungen.