Hallo zusammen,
eines der in verschiedensten Threads immer wieder diskutierten Themen ist die Auswirkung verschiedener Basen oder Stellfüße auf die Musikwiedergabe darauf spielender Plattenspieler.
Ich lese solche Threads immer gerne, hole mir Anregungen daraus, manchmal ärgere ich mich aber auch über pauschale Aussagen, mit der individuelle Erfahrungen verallgemeinert werden. Zum einen liegt das natürlich daran, dass immer die Kombination aus Plattenspieler, Stellfüßen und Basis zu beurteilen ist. Aussagen der Art, alle Plattenspieler klängen auf Basen der Art x so und so, sind daher sehr fragwürdig. Aber auch, dass es bei solchen Aussagen zumeist um den klanglichen Gesamteindruck geht, lässt die Übertragbarkeit fragwürdig werden. Denn der Gesamteindruck ist eben sehr subjektiv.
Daher soll hier der Versuch gemacht werden, Methoden für eine objektivere Beurteilung zur Auswirkung von Basen zu sammeln, die eine bessere Vergleichbarkeit ermöglichen. Dabei will ich gleich klarstellen, dass selbstverständlich der (subjektive) Gesamteindruck maßgeblich dafür ist, ob mir eine Basis oder ein Satz Stellfüße gefällt oder nicht. Nur ist dieser Gesamteindruck eben auch am schlechtesten zu verallgemeinern. Andere kämen wohlmöglich zu einem ganz anderen Eindruck.
Um Kriterien zur Beurteilung von Basen und Stellfüßen zu finden, muss zunächst einmal klar sein, wozu diese überhaupt dienen, was die ihr zugedachten Funktionen sind. Ganz klar ist, dass sie dem Plattenspieler einen festen und sicheren Stand ermöglichen soll. Dass sie das tun, setzte ich für das Folgende voraus.
Weiter sehe ich zwei Funktionen, die eine Basis erfüllen sollte:
1. Erschütterungen und Vibrationen vom PS fern- bzw. kleinhalten.
a) Körperschall
b) Luftschall
2. Vibrationen, die der PS selbst durch Motor und Abtastvorgang erzeugt, dämpfen, damit diese aus der Basis nicht bzw. weniger stark wieder einkoppeln.
Methoden, diese Funktionen zu beurteilen sehe ich die folgenden (dabei handelt es sich um althergebrachte Methoden, wie sie auch im Wissensschatz des Forums vorhanden sind. Es geht mir hier nur um eine Zusammenstellung, nichts hier ist originell):
Ad 1a. Professionell wären hier Geräte, die Erschütterungen messen. Praxisgerecht lässt sich aber auch ein Stethoskop verwenden. Kostenpunkt: ein paar Euro. Wenn ich vom Wandholzregal, auf dem mein PS steht, damit den Ton abnehme, höre ich neben Geräuschen aus meiner eigenen Wohnung recht deutlich Geräusche auch aus anderen Wohnungen im gleichen Haus (ohne dass ich etwas verstehen könnte oder wollte). Wie gut eine Basis diese Geräusche dämmt, lässt sich dann leicht feststellen. Alternativ lässt sich künstlich ein Geräuschpegel erzeugen, etwa durch Klopfen oder durch einen E-Motor, den man auf die Grundfläche legt.
Ad 1b. Den Tonarm bei ausgeschaltetem Motor auflegen, eine andere Quelle mit basslastiger Musik abspielen, dabei mit einem Kopfhörer (Vorteil: geschlossen) von der Vorstufe den Ton vom PS abhören. Das setzt allerdings entweder eine zweite Anlage oder eine Möglichkeit voraus, den Kopfhörer vor oder neben der Vorstufe einsetzen zu können. Hört man etwas, handelt es sich um Anregung durch Luftschall.
Ad 2. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- Testplatte mit Rumpeltest. Verändert sich beim gleichen PS auf unterschiedlichen Basen das Rumpeln, muss es an der Basis oder den Stellfüßen liegen.
- Bei Riemenantrieb: Die Riemen ablösen, eine Platte auflegen, den Tonabnehmer in der Nähe des Labelbereichs aufsetzen, den Motor starten, Lautstärke aufdrehen. Sind Motorgeräusche aus den LS vernehmbar, wie laut? Wenn bei unterschiedlichen Basen Unterschiede auftreten, muss es wiederum an diesen liegen. Zu beachten ist, dass ein Motor ohne Last natürlich etwas anders läuft als mit.
- Mit einem Stethoskop bei laufendem Motor vom PS-Chassis den Ton abnehmen. Verändert sich die Lautstärke? Selbstverständlich kann es sich bei Unterschieden nur um unterschiedliche Wiedereinkopplungen aus der Basis handeln, das Motorgeräusch an sich ist durch eine Basis natürlich nicht zu beeinflussen.
- Mit einem Stethoskop bei Laufender LP-Wiedergabe, aber abgeschaltetem Ton vom Chassis den Ton abnehmen. Bei meinem Rega kann ich sehr gut der Musik folgen (natürlich nicht RIAA-entzerrt, dennoch mit Bässen). Spricht nicht gerade für seine Dämpfung. Verändert sich hier etwas durch Stellfüße oder Basen, muss es wiederum an diesen liegen.
Mit diesem Thread möchte ich nicht:
- behaupten, dass diese Methoden zur Wahl klanglich besserer Basen oder Stellfüße führen muss. Entscheidend ist der Höreindruck. Hört sich eine vorteilhaft getestete Kombination nachher schlechter an, gibt es zwei Möglichkeiten: 1) Die Einkopplung von Fremdgeräuschen oder Dämpfung von vom PS verursachten Geräuschen wird als positiv empfunden; 2) es gibt weitere hier nicht beachtete Faktoren.
- den Sinn von Gesamtklangbeurteilungen von Basen oder Stellfüßen überhaupt in Frage stellen, im Gegenteil: ich lese sie gerne.
- behaupten, dass man sich diese Arbeit machen müsste.
Freuen würde ich mich über Interesse und Kritik an meinen Überlegungen und natürlich über Ergänzungen. Im Vordergrund sollte die Methodik stehen, nicht ihre konkrete Anwendung, dafür gibt es ja reichlich andere Threads.
Beste Grüße
Christian