Iron Marsh is a companion
piece EP to the award-
winning album No Holier
Temple from 2012.
Features Alia from
Blood Ceremony on flute on
'Don't Break The Curse' and
Rosie from Purson on guest
vocals on the Yoko Ono cover
track 'Woman of Salem'.
HEXVESSEL
Iron Marsh
Magie ist ein schwindender Begriff in diesen Tagen. Zum einen trägt "Darwin sei Dank" die Wissenschaft etwas dazu bei und im Falle der Musik, wie ich finde, leider die computerisierte Studiotechnik. Wenn also alte Haudegen vom Zauber alter Zeiten schwärmen, sehe ich förmlich die Plattencover der 60er und 70er an mir vorüberziehen. Damals ging man noch unbefangener an die Sache und wenn ein Take nicht saß, musste man das halt wieder einspielen und nicht mit irgendeinem Pro-Tool mal'ne Note verschieben.
Wenn ich mir also Sachen wie das Debüt von KING CRIMSON, THE COVEN, BLACK SABBATH und MU, die IV von LED ZEPPELIN, Wish You Were Here von PINK FLOYD, Oxygene von JEAN MICHEL JARRE oder Cyclone, Stratosfear, Alpha Centauri oder Phaedra von TANGERINE DREAM anhöre, dann ist da für mich Magie im Spiel. Nicht nur die Musik, nein, auch deren Aura, deren Farbe entführt mich aus dem Diesseits in eine ganz andere Welt.
Ganz, ganz selten ist bei mir dieses Empfinden bei neueren Musikalben der Fall. Wo früher mit viel Fleiß und Übung der Weg zur Perfektion gesucht wurde, wird dies heute, natürlich auch aus Kostengründen, mit dem Computer im Studio bewerkstelligt. Vielleicht ist da auch etwas verklärte Romantik in meinem Denken und meinen Worten, aber wenn ich mir aktuelle Produktionen, gleich welcher Musikrichtung anhöre, dann habe ich meistens das Gefühl, ein Produkt von Chirurgen aus einer klinischen Umgebung präsentiert zu bekommen. Dies mag bei Gruppen wie MESHUGGAH oder ANIMALS AS LEADERS der Sache dienen und dort passen, aber wenn es dann um 'Retro'/'Occult'-Rock, Metal oder gar Punk geht, ist das für mich vollkommen fehl am Platze.
Die sogenannte zweite Generation des BlackMetals, erkannte dies relativ früh am verwandten DeathMetal-Genre. Als der Todesblei im Trend lang, war es quasi eine Erfolgsgarantie, wenn man sein Werk im Morrissound, im Sunlight oder im Woodhouse, sozusagen am Fließband, produzieren ließ. Somit beschlossen viele BlackMetal-Bands ihre Musik nicht sauber waschen zu lassen, sondern den Hörer mit rohem Fleisch zu verköstigen. Diese Musik zu genießen hatte etwas mit Leidenschaft zu tun. Während dieser Trotzphase entstanden die wahren Klassiker des Genres, die wohl jedem geneigten Hörer noch heute in Verzückung geraten lassen.
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Die finnischen HEXVESSEL sind kein BlackMetal und haben auch keinen Kellersound, ganz im Gegenteil, ihre Platten klingen grandios. Sie aber als Occult/Retro-Rock zu bezeichnen, würde mir persönlich etwas weh tun, da mir in dem Bezug sofort GHOST, WITCHCRAFT, BLOOD CEREMONY, THE DEVIL'S BLOOD und andere Truppen in den Sinn kämen. Diese Bands sind sicherlich nicht schlecht und auch ich liebe so manche jener Alben dieses "neuen, alten" Genres, aber HEXVESSEL befinden sich in meinen Ohren nochmal in einer anderen Liga.
Ganz besonders hat es mir Ende letzten Jahres die EP Iron Marsh angetan. Während die zwei vorangegangen Alben hauptsächlich durch allerlei Akustikinstrumente ihren Zauber bekamen, protzt Iron Marsh mit dezent härterem Instrumentarium, in etwa vergleichbar mit In The Court Of The Crimson King. Zwar sind HEXVESSEL nie so vertrackt und verspielt wie KING CRIMSON, aber dennoch atmet die EP den Geist jenes legendären Debüts. Es ist ungefähr so als hätte Robert Fripp mit seinem ganzen Schwermut LED ZEPPELIN ein paar Songs geschrieben, welche von diesen herbstlich-folkig interpretiert wurden.
Iron Marsh ist, so wie ich das verstehe, als Bonus zu HEXVESSELs Album No Holier Temple gedacht, enthält aber z.B. eine veränderte, ja sogar bessere Version von "The Tunnel At The End Of The Light" vom Dawnbearer -Album. Auch richtig gut ist die Cover-Version von YOKO ONOs "Woman Of Salem". Mein absoluter Favorit ist aber der Opener "Masks Of The Universe" , aber davon abgesehen ist jeder der fünf Titel eine Träne der Begeisterung wert.
Nach Radiate! von CAMERA wurde ich mal wieder positiv überrascht. Wo HEXVESSEL drauf steht, kann man als Liebhaber guter, handgemachter Musik beruhigt zugreifen. Doch es ist Vorsicht geboten, denn wie auch bei der anderen Band des Sängers Kvohst, BEASTMILK, lassen einen hier die Melodien für lange, lange Zeit nicht mehr los.
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Hinzu kommt noch, das man als Vinylist von Svart Records ein tolles Produkt bekommt. Iron Marsh kommt mit Schutzhülle, gefütterter Innenhülle und einem Beiblatt aus stabilem Karton. Bei den Alben (HEXVESSEL wie auch BEASTMILK) ist übrigens jeweils zusätzlich ein sehr schönes Booklet dabei. Und sollte ich dann endlich mal in den Genuß eines guten Plattenspielers kommen, kann ich auch näheres von den Vinylversionen von No Holier Temple und Dawnbearer berichten.