Hallo zusammen,
ich habe mir vor kurzem einen Denon HA-1000 MC Head Amp besorgt, also einen Vintage-Verstärker für MC-Systeme, der an einem herkömmlichen Phonopre angeschlossen wird. Damit lassen sich MC-Systeme an MM-Phonovorverstärkern betreiben. Eine RIAA-Entzerrung nimmt der HA-1000 nicht vor, die leistet der nachfolgende Phonovorverstärker. Insofern handelt es sich bei Head Amps um eine Alternative zu Übertragern.
Gekauft habe ich das Gerät, weil ich – mit großer Begeisterung - ein modifiziertes Denon DL 103 betreibe (Bericht dazu hier ) und mir dachte, das muss doch einfach gut zusammenpassen. Denn wirklichen brauchen tue ich an meiner PS-Audio GCPH weder einen Übertrager noch einen Head Amp. Schließlich ist diese Phonovorstufe auch auf MCs ausgelegt. Bei meiner Abhörposition im Nahfeld hatte ich selbst mit dem sehr leisen DL 304 noch massig Pegelreserven. Das Interesse richtete sich einfach auf die Frage: Hört es sich vielleicht noch besser an?
Hier die Anlagenkonstellation:
Denon DL 103
PS-Audio GCPH (pegelregelbarer Phonopre)
Abacus, variabler Linetreiber (Vorverstärker)
KS-Digital C88 (aktive Studiomonitore)
Angeschlossen habe ich den HA 1000 mit einem 30 cm Cinchkabel an die GCPH. An der GCPH, bei der sich die zweite Verstärkerstufe über einen Regler stufenlos einstellen lässt, brauchte ich nun nur noch sehr wenig aufdrehen. Dadurch ist der Rauschabstand wesentlich verbessert, weil die zusätzliche Verstärkung durch den HA-1000 vor der passiven RIAA-Entzerrung vorgenommen wird, die Entzerrung aber zugleich das Rauschen reduziert. Je weniger die zweite, der RIAA-Entzerrung folgende Verstärkerstufe, aufgedreht wird, desto weniger rauscht es natürlich (vgl. Manual der GCPH). Andererseits hatten nun kleine Drehungen des Reglers an der PS-Audio bereits große Pegelsprünge zur Folge. Daher habe ich am Linetreiber die Verstärkung von 1:1 etwas zurückgenommen.
Höreindrücke
Mein erster Eindruck war, dass es sich tatsächlich etwas anders anhört, allerdings war es schwer auszumachen, was genau eigentlich anders ist. Ich habe ein paar Tage so gehört. Gestern habe ich dann spontan meinen alten Vollverstärker (NAD 306) hervorgeholt und dessen Vorverstärkersektion mal spaßeshalber angeschlossen. In Verbindung mit dem HA-1000 hat es wirklich Spaß gemacht, so lässt sich gut Musik hören. Allerdings wurde auch klar, dass diese Kombi keine ernsthafte Konkurrenz für die GCPH ist. Insbesondere im oberen Frequenzbereich fehlte da einiges. Weil ich schon dabei war, habe ich auch noch den MC-Eingang des 306 direkt getestet, der mit 100 Ohm abgeschlossen ist. Das war dann ebenso grauenvoll wie kurz.
Zurück zur PS-Audio. Heute habe ich dann den direkten Vergleichstest gemacht. Mittels rosa Rauschen und einem Pegelmesser (AZ8922) habe ich die Pegel abgeglichen und jeweils am Abacus Linetreiber entsprechend eingestellt. Statt jedes Mal umzustöpseln habe ich die Durchschaltfunktion am HA-1000 (für MM) benutzt, so dass ich per Knopfdruck umschalten konnte. Das ist natürlich nicht dasselbe wie ein Umstöpseln der Verkabelung, sollte aber für den Vergleich in Ordnung gehen.
Der Vergleich hat sich dann als ziemlich schwierig herausgestellt. Beide Varianten klingen hervorragend. Nach endlosen Umschaltungen bleibt es bei dem Eindruck, dass der HA-1000 ein wenig weicher zeichnet als die GCPH pur. Das kann vorteilhaft sein, so sind etwa Sibilanten etwas weicher. Ansonsten kommt es eben auf die Musik an, manchmal hat weicher was, manchmal nicht. Gerade perkussive Musik hat mir mit der PS-Audio pur etwas besser gefallen. Mehr ein Verdacht bleibt es dagegen, dass mit dem Denon die Tiefenstaffelung etwas besser gelingt. Insgesamt muss ich jedenfalls sagen: Ein klarer Gewinn ist der HA-1000 an der PS-Audio jedenfalls nicht. Die kann das auch alleine schon ganz gut.
Von diesem Ergebnis her habe ich ein paar Fragen an euch:
Hat jemand Erfahrung mit Übertragern für das DL 103 an der PS-Audio? Die wollte ich nämlich auch noch mal testen bei Gelegenheit. Lohnt das überhaupt?
Was mache ich jetzt mit dem Schätzchen aus den Siebzigern?
Vielleicht versuchen, die PS-Audio zu schlagen (in Sachen Klang, nicht in der Ausstattung)? Aber mit welchem anderen MM-Phonovorverstärker? Er sollte jedenfalls nicht zu viel kosten. Aikido? Supa? Graham Slee? Weitere Vorschläge? Und ist das überhaupt realistisch?
Oder aber eher in eine ganz andere Richtung gehen? Nicht besser, sondern anders als PS-Audio. Denon HA-1000 plus Röhrenpre für MM?
Welche Erfahrungen gibt es mit dem HA-1000? Mit welchen Phonovorstufen harmoniert er gut?
Oder den Denon wieder verkaufen und lieber mittelfristig in ein Upgrade von Moll Audio investieren, bei dem die GCPH ein externes Netzteil spendiert bekommt?
Beste Grüße
Christian