Denon HA-1000 MC Head Amp an PS-Audio GCPH – und wie jetzt weiter?

  • Hallo zusammen,


    ich habe mir vor kurzem einen Denon HA-1000 MC Head Amp besorgt, also einen Vintage-Verstärker für MC-Systeme, der an einem herkömmlichen Phonopre angeschlossen wird. Damit lassen sich MC-Systeme an MM-Phonovorverstärkern betreiben. Eine RIAA-Entzerrung nimmt der HA-1000 nicht vor, die leistet der nachfolgende Phonovorverstärker. Insofern handelt es sich bei Head Amps um eine Alternative zu Übertragern.


    Gekauft habe ich das Gerät, weil ich – mit großer Begeisterung - ein modifiziertes Denon DL 103 betreibe (Bericht dazu hier ) und mir dachte, das muss doch einfach gut zusammenpassen. Denn wirklichen brauchen tue ich an meiner PS-Audio GCPH weder einen Übertrager noch einen Head Amp. Schließlich ist diese Phonovorstufe auch auf MCs ausgelegt. Bei meiner Abhörposition im Nahfeld hatte ich selbst mit dem sehr leisen DL 304 noch massig Pegelreserven. Das Interesse richtete sich einfach auf die Frage: Hört es sich vielleicht noch besser an?


    Hier die Anlagenkonstellation:


    Denon DL 103
    PS-Audio GCPH (pegelregelbarer Phonopre)
    Abacus, variabler Linetreiber (Vorverstärker)
    KS-Digital C88 (aktive Studiomonitore)


    Angeschlossen habe ich den HA 1000 mit einem 30 cm Cinchkabel an die GCPH. An der GCPH, bei der sich die zweite Verstärkerstufe über einen Regler stufenlos einstellen lässt, brauchte ich nun nur noch sehr wenig aufdrehen. Dadurch ist der Rauschabstand wesentlich verbessert, weil die zusätzliche Verstärkung durch den HA-1000 vor der passiven RIAA-Entzerrung vorgenommen wird, die Entzerrung aber zugleich das Rauschen reduziert. Je weniger die zweite, der RIAA-Entzerrung folgende Verstärkerstufe, aufgedreht wird, desto weniger rauscht es natürlich (vgl. Manual der GCPH). Andererseits hatten nun kleine Drehungen des Reglers an der PS-Audio bereits große Pegelsprünge zur Folge. Daher habe ich am Linetreiber die Verstärkung von 1:1 etwas zurückgenommen.


    Höreindrücke


    Mein erster Eindruck war, dass es sich tatsächlich etwas anders anhört, allerdings war es schwer auszumachen, was genau eigentlich anders ist. Ich habe ein paar Tage so gehört. Gestern habe ich dann spontan meinen alten Vollverstärker (NAD 306) hervorgeholt und dessen Vorverstärkersektion mal spaßeshalber angeschlossen. In Verbindung mit dem HA-1000 hat es wirklich Spaß gemacht, so lässt sich gut Musik hören. Allerdings wurde auch klar, dass diese Kombi keine ernsthafte Konkurrenz für die GCPH ist. Insbesondere im oberen Frequenzbereich fehlte da einiges. Weil ich schon dabei war, habe ich auch noch den MC-Eingang des 306 direkt getestet, der mit 100 Ohm abgeschlossen ist. Das war dann ebenso grauenvoll wie kurz.


    Zurück zur PS-Audio. Heute habe ich dann den direkten Vergleichstest gemacht. Mittels rosa Rauschen und einem Pegelmesser (AZ8922) habe ich die Pegel abgeglichen und jeweils am Abacus Linetreiber entsprechend eingestellt. Statt jedes Mal umzustöpseln habe ich die Durchschaltfunktion am HA-1000 (für MM) benutzt, so dass ich per Knopfdruck umschalten konnte. Das ist natürlich nicht dasselbe wie ein Umstöpseln der Verkabelung, sollte aber für den Vergleich in Ordnung gehen.


    Der Vergleich hat sich dann als ziemlich schwierig herausgestellt. Beide Varianten klingen hervorragend. Nach endlosen Umschaltungen bleibt es bei dem Eindruck, dass der HA-1000 ein wenig weicher zeichnet als die GCPH pur. Das kann vorteilhaft sein, so sind etwa Sibilanten etwas weicher. Ansonsten kommt es eben auf die Musik an, manchmal hat weicher was, manchmal nicht. Gerade perkussive Musik hat mir mit der PS-Audio pur etwas besser gefallen. Mehr ein Verdacht bleibt es dagegen, dass mit dem Denon die Tiefenstaffelung etwas besser gelingt. Insgesamt muss ich jedenfalls sagen: Ein klarer Gewinn ist der HA-1000 an der PS-Audio jedenfalls nicht. Die kann das auch alleine schon ganz gut.



    Von diesem Ergebnis her habe ich ein paar Fragen an euch:


    Hat jemand Erfahrung mit Übertragern für das DL 103 an der PS-Audio? Die wollte ich nämlich auch noch mal testen bei Gelegenheit. Lohnt das überhaupt?


    Was mache ich jetzt mit dem Schätzchen aus den Siebzigern?


    Vielleicht versuchen, die PS-Audio zu schlagen (in Sachen Klang, nicht in der Ausstattung)? Aber mit welchem anderen MM-Phonovorverstärker? Er sollte jedenfalls nicht zu viel kosten. Aikido? Supa? Graham Slee? Weitere Vorschläge? Und ist das überhaupt realistisch?


    Oder aber eher in eine ganz andere Richtung gehen? Nicht besser, sondern anders als PS-Audio. Denon HA-1000 plus Röhrenpre für MM?


    Welche Erfahrungen gibt es mit dem HA-1000? Mit welchen Phonovorstufen harmoniert er gut?


    Oder den Denon wieder verkaufen und lieber mittelfristig in ein Upgrade von Moll Audio investieren, bei dem die GCPH ein externes Netzteil spendiert bekommt?


    Beste Grüße
    Christian

    ... und wo zum Teufel bin ich hier überhaupt?

  • Hallo Christian,


    a) Du kannst die GCPH auch direkt mit den Aktivlautsprechern verbinden... probier das mal! Die GCPH hat schließlich XLR Ausgänge. Schau auch nach, ob dein Tonarm samt Kabel symmetrisch ist (habe da meine Zweifel ob deines Nicknames)


    b) Das Moll upgrade lohnt sich!


    c) Noch mehr lohnt sich ein besserer TA!


    d) Weniger und besser ist mehr!


    Gruß


    Frank

    "Ich habe schon mehr über High End vergessen als Ihr je darüber lernen könntet!"

    Zitat von: "TOBI ois is Blues"

  • Hallo Frank,


    ad a) Die direkte Verbindung per XLR war die ursprüngliche Konstellation, gerade des Purismus' wegen hatte ich die PS-Audio angeschafft. Das, soll ich sagen "Problem", war nur, dass es mit dem Abacus Linetreiber besser und dies durchaus im Sinne von "richtiger" klingt. Die XLR-Anschlüsse haben zudem ein deutlich schlechteren Rauschabstand, da war ich bei Zimmerlautstärke schon relativ dicht am hörbaren Einsetzen des Verstärkerrauschens. Negativ hat sich die asymmetrische Verbindung nicht ausgewirkt. Zwar brummt der Linetreiber leicht, das hat aber nichts mit der Verbindung zu tun.


    ad b) Danke für die Einschätzung!


    ad c) Es handelt sich ja nicht um ein DL 103 von der Stange. Ich schätze, ich müsste deutlich mehr für einen besseren TA als für das Moll-Upgrade ausgeben. Der TA ist zunächst mal gesetzt.


    ad d) Das stimmt sicherlich oft, aber nicht immer, siehe ad a).


    Beste Grüße
    Christian

    ... und wo zum Teufel bin ich hier überhaupt?

  • Meine Erfahrung lautet, dass ein Denon 103 (einer der vielen) an einem Übertrager deutlich gewinnen kann. Wenn Du die Möglichkeit hast, das auszutesten, würde ich das auf jeden Fall empfehlen. Und auch wenn er nicht "der Beste" sein sollte - ich finde das ist ein ehrliches und sehr direkt und musikalisch aufspielendes System, was dem Hörer am richtigen Arm und auf dem richtigen Laufwerk sehr viel Freude bereitet. Da nimmt man dann das "nicht so besonders" mit einem zufriedenen Lächeln in Kauf.

    Einmal editiert, zuletzt von matadoerle ()

  • @ Christian:


    gehst du symmetrisch aus dem TA zur Phono? Wahrscheinlich nicht! Probier das mal aus.



    ansonsten bin ich raus hier, ich kann mit einem 103er einfach nichts anfangen.PUNKT


    Gruß


    Frank

    "Ich habe schon mehr über High End vergessen als Ihr je darüber lernen könntet!"

    Zitat von: "TOBI ois is Blues"

  • Hallo Frank,


    du vermutest völlig richtig, PS ist ein Rega mit originaler Tonarmverkabelung. Und dein Rat, an der Stelle etwas zu ändern, ist sicherlich gut. Die beste Lösung scheint mir da, einen Audiomods-Tonarm einzubauen. Darüber denke ich nach.


    Am DL 103 scheiden sich die Geister, ich will dich da nicht zu bekehren versuchen. Falls du doch noch nicht raus bist und etwas näher auf die Verbesserung durch das Moll Update bei der GCPH eingehen könntest, freute mich das. Einzelheiten dazu habe ich hier nämlich noch nicht gefunden. Ich kenne allerdings den Bericht der "LP" dazu, bei dem ich zwischen den Zeilen herauszulesen meine, dass die Auswirkungen des separaten Netzteils nicht so erheblich sind. Ansonsten Danke!


    Hallo Matadoerle,


    ja, Übertrager will ich gerne noch testen, sie werden einem nur leider nicht hinterhergeschmissen. Das Pendant zum HA-1000 dürfte der AU-340 sein, den würde ich natürlich gerne mal testen - irgendwann, bei Gelegenheit.


    Beste Grüße
    Christian

    ... und wo zum Teufel bin ich hier überhaupt?

    Einmal editiert, zuletzt von REGAphon ()

  • Servus,

    Meine Erfahrung lautet, dass ein Denon 103 (einer der vielen) an einem Übertrager deutlich gewinnen kann.

    ... meine Zeiten mit DL-103ern liegen schon lange zurück ... da geht es mir also ähnlich wie Frank.


    Auch möchte ich gerne unterschreiben, daß ein 103er für meine Ohren an einem Übertrager besser geht als an einer MC-Stufe. Das sehen manche Ohren aber auch durchaus anders und schwören auf die aktive MC-Stufe nach Hiraga bzw. Walther bzw. l´audiophile mit wahlweise 2SK240 GR, 2SK170, 2N5373 o.Ä.


    Dabei habe ich aber auch die Erfahrung gemacht, daß Transistor-Phono und Übertrager hinter den Erwartungen zurückbleibt und Übertrager mit Röhrenphono anders aufspielt ... so wäre auch das eher meine Empfehlung ... Röhrenphono wie z.B. das Phonomopped oder eine EAR 834P und zum 103er passender Übertrager.


  • Lohnt nicht. Elektronische Lösung klar besser.


    Da würde mich jetzt doch mal interessieren, welche Übertrager da gegen welche MC-Vorstufe verglichen wurden.

  • Hallo zusammen, und danke für deine Einschätzung, Rolf. Bezüglich Berndts ebenso klarer wie knapper Einschätzung - auch dafür danke - schließe ich mich der Nachfrage von Matadoerle an.


    Vor allem aber muss ich einen schwerwiegenden Fehler bei meinem Vergleich beichten: Beim Umschalten auf die Signaldurchreichung beim HA-1000 (Stellung "MM"), also keine zusätzliche Verstärkung, quasi PS-Audio pur, habe ich völlig vergessen, die Abschlussimpedanz anzupassen. Das DL 103 hat also 47 KOhm gesehen! Normalerweise schließe ich es mit 1 kOhm oder 500 Ohm ab, so zuletzt. Alle Beobachtungen sind für die Ausgangsfrage also irrelevant, sorry. Ich werde erneut vergleichen und diesmal den unbequemen, aber sauberen Weg gehen, jeweils umzustöpseln. Dazu werde ich mich in den nächsten Tagen nochmal melden.


    Beste Grüße aus Canossa
    Christian

    ... und wo zum Teufel bin ich hier überhaupt?

  • Servus Berndt,


    kannst Du dazu bitte noch ein bisschen mehr schreiben? Wenn ich das noch richtig zusammenbekomme gab es über die Jahre bestimmt 4 unterschiedliche A23 Übertrager. Welcher war es denn genau?


    Gleichzeitig wäre natürlich hilfreich etwas mehr über den DIY-Phono-Pre oder Prepre (?) zu erfahren. War es z.B. ein PrePre wie der l´Audiophile Autograph nach Hiraga und Walters oder Walther, wie er in den Heften der l´Audiophile vorgestellt worden ist? Oder war es eine komplette Phono mit MC-Sektion wie z.B. eine XONO oder die Paradise?

  • A23 Übertrager gegen sehr gute DIY Vorstufe.


    Hallo Berndt,
    das kann jetzt in dem Einzelfall ja durchaus sein, dass die Kombination ohne Übertrager an der Anlage in dem Raum den anwesenden Hörern allgemein besser gefallen hat - vielleicht sogar technisch eine "bessere" Wiedergabe ermöglicht haben. Das sagt aber NULL (!) darüber aus, wie andere das empfinden und es sagt noch viel weniger darüber aus, wie sich das an anderen Anlagen verhält und es sagt überhaupt garnichts darüber aus, wie sich Übertrager gegen Elektronik grundsätzlich schlägt.


    Wie oben schon von Vielen angedeutet und auch belegt, muss immer die ganze Kette Tonabnehmer/Generator, Verkabelung, Übertrager und nachgeschaltete Elektronik betrachtet werden. Ein "besseres" Element in dieser Kette muss konkret nicht besser klingen, wenn durch dieses Element die Kette weniger gut harmoniert. Und ein Übertrager kann dort Vorteile bringen, wo beispielsweise der Hörraum oder die Lautsprecher keine Stärken haben - dann hört man das einfach nicht. Er kann auch, was ganz gemein ist, Schwächen einer Anlagesituation erst richtig herausarbeiten und damit "nerven".


    Es gibt grundsätzlich die Möglichkeit einen Übertrager für ein bestimmtes System gegen beispielsweise einen Standard-MM-Eingang auszulegen. Oder man baut einen Übertrager für einen bestehenden Eingang und stimmt das ganze so ab, dass möglichst viele MC-Systeme daran ausgeglichen betrieben werden können. Ein Übertrager muss bestimmt nicht besser sein, aber in meinen Augen Ohren ist er es häufig. Das sollte man im konkreten Fall einfach ausprobieren, bestenfalls über mehrere Tage und mit unterschiedlichster Musik - dann kann man sich für den konkreten Fall eine Aussage erlauben. Und immer noch keine grundsätzliche!
    Gruß Thorsten

    Einmal editiert, zuletzt von matadoerle ()

  • Retested


    Hallo zusammen,


    hier die Ergebnisse meines erneuten Tests. Ich habe zunächst erneut nur durch Umschalten am HA-1000 getestet, diesmal aber die Eingangsimpedanz an der PS-Audio auf 500 Ohm gestellt. Die unterschiedlichen Pegelstellungen wurden mit Bleistift markiert. Die Ungenauigkeit beträgt hierbei leider bis zu 1 dB. Abschließend habe ich eine Plattenseite (J.J. Cale - Troubadour - A) zunächst mit Denon Prepre gehört, dann umgesteckt, den Pegel eingemessen und erneut die gleiche Seite gehört. Das hat die klarsten Ergebnisse gebracht, wobei die Tendenz zuvor in die gleiche Richtung ging:


    Es gibt tatsächlich leichte Unterschiede zwischen beiden Varianten. Die PS-Audio spielt allein impulsiver, klarer, aber auch etwas schärfer als mit dem vorgeschalteten HA-1000. Die Schärfe zeigt sich am deutlichsten daran, dass Sibilanten mit dem Denon weniger scharf sind, mit der PS-Audio dagegen stärker zischeln. Zum Teil sind diese Unterschiede vermutlich auf die unterschiedlichen Abschlusswiderstände zurückzuführen. Der HA-1000 schließt das DL-103 ja mit 100 Ohm ab (wieso eigentlich?), die PS-Audio habe ich, wie sonst auch, mit 500 Ohm abgeschlossen. Als ich den Abschluss bei der PS-Audio auf 100 Ohm zurücknahm, rückten die Höreindrücke zwar dichter zusammen, Sibilanten waren dennoch bei der PS-Audio immer noch schärfer. Beim 100-Ohm-Abschluss würde ich wohl die Variante mit dem Denon Prepre bevorzugen, bei der Stellung an der PS-Audio (bei Betrieb pur) auf die gewohnten 500 Ohm wohl diese Variante, trotz der leicht schärferen Wiedergabe. Am Ergebnis hat sich also wenig geändert: Der HA-1000 wird wohl nicht (dauerhaft) so eingesetzt werden. Die Frage, wie ich ihn am besten einsetze, ist also nach wie vor aktuell.


    Ach so, der "high cut filter 100kHz" war beim HA-1000 während des Tests ausgeschaltet.


    Beste Grüße
    Christian

    ... und wo zum Teufel bin ich hier überhaupt?

  • Hallo Christian,
    herzlichen Dank für die nachvollziehbare Testbeschreibung und die gut beschriebenen Eindrücke. Das liegt in etwa in dem Bereich meiner Erwartung. Und die Präferenz ist dann sicherlich von den teilnehmenden Ohren und der Raum-Lautsprechersituation abhängig. Jedenfalls klingt das was Du schreibst für mich sehr gut nachvollziehbar und glaubhaft.
    Gruß Thorsten

  • Hier noch ein kleiner Nachtrag, nachdem ich noch ausgiebig ohne Vergleichsstress mit dem Denon MC Pre vor der Ps-Audio gehört habe:


    Der Denon Pre hat das Denon DL 103 besser im Griff, kontrolliert es stärker. Dadurch ist es weniger impulsiv als an der PS-Audio pur, zugleich wird die Musik aber transparenter mit etwas besserer Räumlichkeit. Ich vermute, dass es sich um zwei Seiten der gleichen Medaille handelt: Wird die Aufmerksamkeit mehr auf auf Impulsivität gelenkt, lässt es sich nicht so gut auf die Räumlichkeit fokussieren (obwohl vorhanden). Wirklich vermisst habe ich die impulsivere Gangart der GCPH pur nur bei wenigen Platten. Schwerer wiegt, dass die Darstellung mit dem Denon etwas weniger klar ist. Ansonsten waren es genussvolle Stunden!


    Heute ist übrigens ein neuer Testkandidat ins Haus gekommen und wird die PS-Audio herausfordern. Davon bald mehr ...


    Grüß' Euch
    Christian

    ... und wo zum Teufel bin ich hier überhaupt?

  • Nicht ganz zufrieden mit dem Zusammenspiel von PS-Audio GCPH und meiner Neuerwerbung, dem Denon MC Head Amp HA-1000, suchte ich nach einem neuen Partner für den Vintange Denon MC-Pre-Pre. Nach der Empfehlung von Rolf, suchte ich nach einem MM-Röhrenpre und fragte nach den positiven Berichten hier im Forum bei Herrn Otto an, Erbauer von Phonovorstufen im sogenannten Aikido-Aufbau. Da das Testgerät des Tube Aikidos gerade unterwegs ist, bot Herr Otto mir den Akku Aikido an. Diese Transistorvorstufe ist die Akkuversion der Grundmodelle Aikido 1 und 1+. Für Herrn Otto kommt der Akku-Pre dem Röhren Aikido am nächsten. Das hat mich etwas erstaunt, denn mit einem Akku gespeisten Phonopre verbinde ich Präzision und Ruhe, mit einem Röhrenpre eher Dynamik und Rauschen. Gehört habe ich beides noch nicht. Herr Otto räumt dann schnell mit solchen Vorurteilen auf: Typischen Röhrenklang gebe es nicht; was es hingegen mitunter gebe, sei ein Familienklang von Geräten des gleichen Herstellers. Vom Akku Aikido unterscheide sich der Röhren Aikido durch noch etwas mehr Dynamik und verbesserter räumlicher Darstellung, allerdings - prinzipbedingt - auch durch höheres Rauschen. Weniger präzise ist er hingegen nicht, die RIAA-Entzerrungsgenauigkeit wird mit +- 0,15 dB angegeben. Gerne bin ich auf das freundliche Angebot eingegangen und habe mir den Akku Aikido unverbindlich zuschicken lassen. Am nächsten Tag klingelte bereits die Postfrau, und ich packte aus:



    Aikido Phono Akku
    Ein heller Stern am Analog-Hifi-Firmament: Der Aikido Phono Akku strahlt in Blau



    Das war allerdings noch nicht alles. Aus einer kleinen Pappschachtel zog ich den Aikido-MC-Pre-Pre. Bei diesem lässt sich der Abschlusswiderstand des Tonabnehmers über ein Mäusklavier im Inneren einstellen. So sieht er geöffnet aus:



    Aikido MC-Pre-Pre
    Im Zigarettenschachtelformat: Der Aikido MC-Pre-Pre



    Damit hatte ich mit der Akku Aikido (NP: 550 Euro) nicht nur eine Herausfordererin für die PS-Audio, sondern auch gleich noch einen für den Denon MC-Pre-Pre. Ersteinmal habe ich aber den Denon mit der Akku-Vorstufe verbunden, von da aus ging es wie gehabt über den Abacus Linetreiber zu den Aktivlautsprechern weiter. Von den drei möglichen Kapazitäts- (5, 47 oder 180 pF) und Impedanzeinstellungen (1, 47, 100 kOhm) habe ich 47 pF und 100 kOhm gewählt, so wird der Pre-Pre am wenigsten belastet.



    Der Klang hat mich sofort überzeugt. Hier war sie wieder, die Klarheit, die die PS-Audio pur hat, die aber im Verbund mit dem HA-1000 verloren ging. Gleichzeitig blieb die etwas sachtere Herangehensweise des Denon erhalten, die Musik wurde transparent präsentiert, mit einer guten räumlichen Staffelung. Von einer langweiligen oder saftlosen Darstellung konnte allerdings keine Rede sein, Punch hat die Aikido trotz Akku reichlich. Hier wurde also ziemlich schnell klar, dass es funkte zwischen den beiden und es für die PS-Audio eng werden würde. Den Rest des Abends habe ich einfach nur entspannt Platten gehört.



    Am nächsten Tag musste dann der Aikido Pre-Pre zeigen, was in ihm steckt.



    Denon MC Head Amp HA-1000 und Aikido MC Pre-Pre Amp
    David gegen Goliath: Das Größenverhältnis zwischen Denon und Aikido Pre-Pre ist extrem



    Gespeist wird der Aikido MC-Pre-Pre über ein Kabel zur Akku-Vorstufe, die Akkulaufzeit verringert sich dadurch laut Angabe von Herrn Otto von 30-40 auf 20-25 Stunden. Die Impedanz habe ich auf 560 Ohm gestellt, das ist beim gelieferten Modell M der höchst mögliche Wert. Der Klang war gut, keine Frage, aber irgendwie vermisste ich doch den Denon. Relativ schnell stöpselte ich also wieder um, mit dem Gedanken, das nächste Mal einen niedrigeren Abschlusswiderstand auszuprobieren.



    Heute war dann Zeit für einen zweiten Versuch. Eingestellt habe ich diesmal 300 Ohm, die zweithöchste Einstellung und von der rechnerischen Eignung für das DL 103 (Daumenregel: Quellimpedanz [40 Ohm] Mal 10= 400 Ohm) nicht so weit entfernt. Gehört wurden:



    Cal Tjader - Hurracan (CCS 8003)
    Audiophile Aufnahme: Cal Tjader-Hurracan



    REM- Fables of the Reconstruction
    Auch in den 80ern gab es gute Musik: REM-Fables of the Reconstruction



    Pixies - Bossanova
    Und in den 90ern sowieso: Pixies-Bossanova



    Die Percussions bei Cal Tjader klangen mit den beiden Kombinationen leicht unterschiedlich, ohne dass ich sagen könnte, wie anders und was besser wäre. Ansonsten klang das DL 103 an den 300 Ohm doch nicht zufriedenstellend: sehr bassstark zwar, im Hochton dagegen zu schwach, insgesamt leicht dumpf. Also bin ich doch wieder auf die 560-Ohm-Einstellung zurückgekommen. Nun spielte das DL 103 ausgeglichener: die hohen verzerrten Gitarrenklänge beim Pixies-Song The happening schwebten zusammen mit dem Hintergrundgesang in sphärischen Höhen und das, ohne dass Black Francis Stimme bei den Sibilanten zu stark zischelte. Album und Song sind da zur Überprüfung gut geeignet, die PS-Audio war da im Vergleich schlechter. Auch der sehr präsente Bass in REMs Old Man Kensey wurde nun wieder passender zu den restlichen Instrumenten präsentiert. Der anschließende Vergleich mit der Kombi HA-1000 an der Aikido Akku brachte dann das folgende Zwischenergebnis: Zwar etwas weniger impulsiv, dafür aber harmonischer, mit einer sehr guten Durchhörbarkeit präsentierte sich der Denon Prepre. Und obwohl er (angeblich) mit 100 Ohm abschließt, fehlt es ihm nicht an Hochtonauflösung. Zwar ist diese beim Aikido Prepre noch etwas offener, dafür klingt es beim Denon einfach rundum passend. David (NP: 150 Euro) gewinnt in diesem Fall also nicht gegen Goliath, der seinerzeit aber auch ein echtes High-End-Gerät war (und wohl über 1000 DM kostete).



    Phonvorstufen Ensemble 1
    Verkehrte Welt: Der Denon-Prepre ist größer als die Aikido-Phonovorstufe, und dabei fehlt noch das externe Netzteil. Bei der PS-Audio ist es integriert, daher ist es auch das größte Gerät.



    Soviel zum Zwischenstand, und noch ist die Reise nicht zu Ende ...



    Beste Grüße
    Christian

    ... und wo zum Teufel bin ich hier überhaupt?

  • Hallo zusammen,


    nachdem ich nun entspannt mit der Kombination Denon MC-Pre-Pre und Phono Akku Aikido von Herrn Otto gehört habe, noch ein Nachtrag zum letzten Bericht. Ich bin nach wie vor sehr begeistert: Gegenüber der PS-Audio hat sich die Räumlichkeit verbessert, obwohl sich an der Phantomschallquellenrichtung nichts verändert hat, erscheint das Klanggeschehen doch plastischer, körperhafter. Auch die Tiefenstaffelung ist verbessert. In den tieferen Frequenzen scheint mir die Abbildung präziser zu sein, Schlagwerk klingt in jedem Fall etwas anders. In den Höhen nervt nichts, die Sibilantenwiedergabe ist weniger scharf als mit der PS-Audio.


    Was ich an der PS-Audio vermisse, sind nur ihre Beigaben: Die Fernbedienbarkeit und die Monoschaltung (bei der Invertierung der absoluten Phase, ebenfalls per Fernbedienung möglich, konnte ich nie sicher Unterschiede feststellen).


    Das Ranking so weit:


    1. Denon HA-1000 + Phono Akku Aikido (Otto) - a perfect match
    2. Otto MC-Pre-Pre + Phono Akku Aikido (Otto)
    3. Denon HA-1000 + PS-Audio GCPH / PS-Audio GCPH pur (die GCPH jeweils im asymmetrischen Betrieb!) (unterschiedlich, aber gleichbewertet)


    Hat jemand von euch schon mal einen Aikido mit einer Graham Slee verglichen? Letzterer wird ja ebenfalls eine sehr gute räumliche Darstellung nachgesagt.


    Beste Grüße
    Christian

    ... und wo zum Teufel bin ich hier überhaupt?

    Einmal editiert, zuletzt von REGAphon ()

  • Hallo zusammen,


    inzwischen habe ich eine neue Schaltzentrale, einen klassischen Vorverstärker, der den variablen Abacus Linetreiber ersetzt. Den Denon PRA 1500habe ich gewählt, weil sein Ausgangswiderstand (Cinch) sehr niederohmig ist: 10 Ohm. Der Abacus hatte mir bei der PS-Audio gezeigt, dass bei deren Abschlusswiderstand von 100 Ohm bereits ein deutlicher Höhenabfall festzustellen war, den der Linetreiber ausglich. Allerdings brachte der Abacus auch ein leichtes Brummen in die Anlage, das mich mehr prinzipiell als praktisch (weil sehr leise) störte. Der Denon scheint ebenfalls mit einer Art Kabeltreiber ausgestattet zu sein, so interpretiere ich "UGI-Ausgangsverstärker", wobei UGI für Unity Gain Interface steht. Was es damit genau auf sich hat? Ich weiß es nicht. Vielleicht weiß jemand mehr dazu?


    Zudem wurde in einem Forum der Phonoeingang empfohlen. Um den soll es hier natürlich in erster Linie gehen. Daher auch nur ein paar Worte zum Klang des PRA 1500 im Allgemeinen. Mit Source-direct-Schaltung klingt der Denon wie der Abacus, es ist kein Höhenabfall festzustellen. Und es brummt nichts, wie schön. Die XLR-Ausgänge, die er zusätzlich hat, sind mit 600 Ohm abgeschlossen. Hier ist ein deutlicher Hochtonabfall feststellbar, es klingt basslastiger. Der Kopfhörerverstärker macht einen guten Eindruck, leider ist er nicht separat regelbar. Ein echter Rückschritt ist nur das Äußere, groß, schwarz, dünnes Blech, Plastikfront. Ein Foto schenke ich mir deshalb.


    Der Phonoeingang.
    Einstellbar ist am Phonoeingang des PRA 1500 nichts; nur zwischen MM und MC lässt sich umschalten. Da bieten andere, ältere Vorverstärker viel mehr. Aber für meine Konfiguration spielt das keine Rolle, ich habe schließlich einen MC-Pre.


    Den Vergleich beginne ich mit Psychedelic Blues von Willie Bobo vom Album A New Dimension (Verve Japan), ein furioser, von viel Perkussion getriebener Instrumentaltrack. Meine Erwartungshaltung ist klar: Dass die Kombination Denon MC-Pre (HA 1000) mit Akku Aikidio schlechter als die Denon-Kombination klingt, kann ich mir nicht vorstellen. Umso erstaunter bin ich, als ich nach dem Pegelabgleich der reinen Denon-Kombination lausche. Gut, der Aikido scheint mir weniger zu rauschen, aber sonst? Gibt es überhaupt andere Unterschiede? Beide stellen die Bewegungen des Trompeters mit seinem Instrument gut heraus.


    Ich lege die Seite 2 der Hi-Fi Test von Ullstein Musik mit Auszügen klassischer Musik (Tracks 1,5,7) auf. Und jetzt gefällt mir der Aikido doch besser: Die Tiefenstaffelung gelingt ihm besser und er ist irgendwie noch "musikalischer". Ich verstecke mich mal hinter diesem leeren Wort, denn ich weiß einfach nicht, wie ich den wahrgenommenen Unterschied sonst beschreiben könnte: Es klingt einfach etwas anders, und das andere gefällt mir besser. Dennoch, riesig ist der Unterschied nicht, der Denon Vorverstärker ist viel näher am Aikido, als ich gedacht hatte; schlagen tut er ihn allerdings nicht. Nur insofern bestätigt sich die Erwartungshaltung.


    Ob auch groß und hässlich, der PRA 1500 darf bleiben, der Abacus wird mit Digitalem vom Laptop bestraft.


    Da inzwischen das Päckchen aus den USA angekommen ist, melde ich mich noch mal wieder ... in Sachen Übertrager ...


    Beste Grüße
    Christian

    ... und wo zum Teufel bin ich hier überhaupt?