Es war im Januar und kurz vor 12. An Weihnachten hatte mein CD Player den Geist aufgegeben und natürlich war niemand beim Hersteller erreichbar. Dabei hatte ich für die besinnlichen Tage extra neue digitale Software bestellt. Keine Chance. Nun hätte ich natürlich die Zeit nutzen können und Platte hören können, was ich aber nicht tat. Warum? Es machte mir einfach keinen Spaß. Da stand ein dicker Scheu, ein Benz Ruby am Feickert 1o5 mit passender Phonostufe und es machte trotzdem keinen Spaß. Digital lief einfach besser, sauberer, natürlich wusste das Analogsetupp auch zu gefallen, aber nicht so wie der T+A. Es machte einfach keinen Spaß. Für mich gab dies den Ausschlag mich komplett von Analog zu verabschieden. Dummerweise meldete sich aber zunächst kein Käufer und als ich relativ günstig einen passenden Streamer erworben hatte und die Reparatur des CD Spielers zudem kostenlos war beschloss ich den Plattenspieler doch zu behalten.
Kurze Zeit später liefen mir noch ein Paar Lautsprecher zu, doch dass ist eine andere Geschichte.
Wenn schon Analog dann endlich auch konsequent dachte ich mir und so kaufte ich mir einen gebrauchten Graham Phantom II. Der sehr nette Verkäufer fertigte mir dazu eine passende Armbase an. Stephan aka Yellospider kam zwecks Justagehilfe zu Besuch. Leider stellte sich bei der Justage dann heraus, dass die Base ein paar Millimeter zu kurz war. Wir entschlossen uns daher bis eine neue Basis angefertigt ist, erst mal den Arm notgedrungen mit "falscher" Geometrie via Feickert Schablone einzubauen, legten die erste Platte (Jennifer Warnes Famous Blue Raincoat) auf und lauschten. Die ersten Takte glaubte ich eine Bekannte Aufnahme zu hören bis mir einmal viele Kleinigkeiten auffielen, die mir bisher verborgen waren. Das ging bei tiefen trockenen Bässen los und hörte beim Nachhall der Stimme, die noch leise hinterher ausklang auf. Wir guckten uns an, ich schaltete die gleiche Aufnahme via Festplatte auf den Streamer und erlebten eine Enttäuschung. Selbst die Schokoladenseite des Streamers (Auflösung, Durschhörbarkeit) konnte der Plattenspieler nun besser. Der Streamer zog sich im Hochton früher aus dem Geschehen zurück, der Plattenspieler leuchtete jeden Ton aus. Wir legten Muddy Waters Folk Singer (MFSL) auf. Der Plattenspieler spielte gelassen die Musik wieder uns gefiel das besser als die 24 Bit / 192 KHz Version des Stramers. Wolle hat ein paar Tage später allerdings die Digitalversion besser gefallen (lässt sich nicht vergleichen sind unterschiedliche Master).
In den folgenden Tagen kam ich leider relativ selten zum Hören. Wenn allerdings bestätigte sich der obige Eindruck. Der Plattenspieler spielt über die Gesamte Bandbreite erwachsen und ausgeglichen auf einem spitzen Level. Da gab es zum Beispiel die vorletzte Hans Thessink Platte, die ich mir vor ein paar Monaten bei Amazon bestellt hatte. Wolle's Kommentar damals: Naja vllt fürs Repertoire.... Die Platte war einfach langweilig. Nun hatte ich sie gestern zufällig wieder in der Hand und sie landete auf dem Plattenteller. Oha, die spärlich instrumentierte Platte ist keineswegs langweilig sondern sehr intime. Die Spannung entsteht durch die Feinheiten in Thessinks Gesang, die nun erst Hörbar werden. Manchmal nur ein Hauch ins Mikro, mehr nicht.
Dann gabs da noch das "Erlebnis mit Paul Kuhns Jung and Heard.
Watting, ohne Glanz im ersten Stück die Band. Dann Paulchen am Klavier, direkt anders eingefangen. Und danach wieder Wattebausch. So wie die Aufnahme halt ist. Ich habe deutlich mehr Digital gehört, gab es dort doch viel an neuer Musik zu entdecken, doch jedes Mal war der Wechsel zur Datenwiedergabe mit einem Rückschritt verbunden. Der Phantom hat mir die Freude am Musikhören zurück gegeben.
LG
Mario