? Bias +- Einstellung Sony STR-7055

  • Hallo,



    Einführung zum Überlesen:
    Ein guter, alter Freund feiert Geburtstag und da ist mir sein Wunsch eingefallen: "
    Könntest du mir nicht einen hübschen Verstärker organisieren. Einen mit Radio, Eingang für den MP3 Player, den alten Lenco vielleicht... Das Teil muß aber gut funktionieren, darf bescheidenen Ansprüche genügen und soll wirklich zuverlässig sein."



    OK, ich höre schon das `du fanboy`-Nölen , aber mir ist nun einmal ad hoc der STR-7055 eingefallen. Ich kenne das Teil, den gibts noch günstig ohne Hypezuschlag an jeder Ecke, das Teil ist wirklich sehr, sehr ordentlich; hat `nen Aux/MP3-Eingang an der Front, amtliche Alps-Schalter &Potis, ein gutes Phonoteil, ist hübscher und definitiv wertiger als 98% der Receiver seiner Generation/Klasse. Ich sehe jedenfalls keine ernstzunehmende Alternative...und einen Budget-Receiver aus den 80er, 90er Jahren tu ich mir wirklich nicht an.
    analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/85540/
    Als habe ich einen 7055 in perfektem OriginalZustand organisiert und technisch überholt (Powerampsektion, Beleuchtung, Potis&Schalter). Wie so oft, war eigentlich sehr, sehr wenig an dem noch nie reparierten Gerät zu tun...hätt` ich nicht beinahe wieder mal fast alles `prophylaktisch` durchgemessen und geprüft.
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    Eigentliche Frage
    Nach der Überholung der STR-7055 Poweramsection inkl. kmpl. Capswechsel ging es an den BIAS- Abgleich (Offset hat keine eigenständige Regelung). An beiden Messpunkte soll über die Trimmer laut Manual auf 50mV eingestellt werden. Auf beiden Kanälen messe ich ein Ist von knapp über -50mV. Doch auf beiden, bis dahin noch lackversiegelten Trimmern, kann ich den Bias max. auf -0,03mV einstellen. Drüber, in den Plusbereich geht nicht. Ein Druckfehler vllt./ mein Irrtum/ganz normal?
    Nein, ich habe das Multimeter nicht verpolt, die Anschlüsse doppelt gecheckt, war nicht betrunken...



    Was soll ich tun? Das Teil läuft seit Tagen im Probebetrieb (Bias exakt auf -50mV eingestellt ) völlig problemlos und spielt wunderbar.
    Den Bias vllt. eher Richtung Null pegeln oder genau so lassen/richtig ?



    Dank&Gruß,
    egmont



    PS: Falls es jemanden interessiert/angeht, kann ich noch auf die wenigen aber mbEn recht üblichen Schwachstellen des 7055 detaillierter eingehen.

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  • Den Bias vllt. eher Richtung Null pegeln oder genau so lassen/richtig ?


    Hallo Egmont


    Wenn es mit Minus 50mV gut und richtig klingt und die Kühlkörper nicht glühend heiß werden, dann lass es genau so stehen.


    Ich kann ohne den Schaltplan zu sehen nicht sagen, warum da jetzt Minus 50mV gemessen werden, aber wenn du mehr in Richtung 0V einstellst, verringerst du auf jeden Fall den Ruhestrom und ruinierst damit den Klang des Gerätes. Es arbeitet dann viel zu früh im B-Betrieb und wir wollen ja so viel wie möglich Leistung im A-Betrieb entnehmen.
    Du kannst auch ruhig eine noch höhere Spannung von vieleicht 60, 70 oder 80mV einstellen, du erhöhst damit ja nur den Ruhestrom und erweiterst so den Leistungsbereich, in dem der Verstärker noch im A-Betrieb arbeitet. Nur irgendwann ist natürlich Feierabend, weil der Kühlkörper ja immer mehr Wärme abführen muß. Und man muß ja daran denken, daß das Gerät auch an einem heißen Sommertag noch einwandfrei funktionieren soll.


    Gruß
    Michael

  • Dankeschön Michael!


    Ich werde mal auf dem einen Kanal -75mV und auf dem anderen -25mV einstellen, ein paar Stunden betreiben und dann mit dem IR-Thermometer nachmessen.


    Was weiß ich, was der Freund (und seine Rabauken) so alles anstellen bzw. aufs Gerät/die Lüftungsschlitze legen...denn das Goldöhrchen geht im völlig ab. Was wir hier machen und tun sage ich ihm besser nicht. :D


    Der Sony spielt dann zudem an irgendwelchen Brüllwürfeln unter seinen Möglichkeiten.
    Aber wer weiß, wenn ich im dann noch seinen alten Lenco anschließe.


    Wichtig wäre mir zuallererst, dass der Sony zuverlässig gut bei ihm läuft.



    Gruß,
    egmont

  • .....wenn die Geräte laufen - einfach: Finger weg! :evil:


    Gerade bei Sony kannste nur alles falsch machen - damit mache ich immer schlechte Erfahrung bei solchen Geräten, wenn einer zu mir kommt und sagt: Jetzt ist alles auf dem neuesten Stand - es spielt nur nicht mehr.... ;(
    Da habe ich schon wüsteste Dinge erlebt - und dann wird die Reparatur richtig teuer! :(

    Viele Grüße von Uli - dem Rheinländer:
    hat von nix 'ne Ahnung - kann aber alles erklären. ^^
    Ist Realist und plant Wunder
    ;)

  • Hey Uli,


    das Gerät ist zumindest in der Powersection kmpl.überholt worden (s.o.)...und das war auch nötig nach Ü-40 Jahren...obwohl es lief. Und das da zum Abschluß immer auch ein Bias-Abgleich ansteht...


    Also ich wüßte jetzt wirklich nicht, was ich `gerade bei [Vintage]-Sony`, mit den ausführlichsten Service Manuals und einer vorbildlichen Dokumentation überhaupt, bis jetzt alles habe falsch machen können.
    Zugegeben, meine Fantasie/Kreativität lasse ich da ausnahmsweise außen vor...


    ;) egmont

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  • Gerade bei Sony kannste nur alles falsch machen


    Hallo Uli


    In Anbetracht seiner Restaurationsberichte zu Sony-Geräten, halte ich Egmont für den Sony-Spezialisten hier im Forum.


    Zumindest würde ich ihn immer um Rat fragen, wenn ich einen meiner Sonys reparieren müßte.



    Egmont, wenn das Gerät eh nur an Brüllwürfeln dudeln muß, dann würde ich einfach streng nach Manual auf 50mV einstellen und fertig.


    Gruß
    Michael

  • Naja Michael,


    mach mich jetzt nicht zu sehr zum Nerdfanboy; das kommt halt davon, wenn man sich der Sache kmpl. fachfremd nähert ...und trotz allem schnell Erfolge feiern kann. Es macht mir einfach Freude zu begreifen...im Spaß! ;)


    Die Top Sony-Geräte aus den 60er und 70ern sind nun einmal vorbildlich übersichtlich mit stabilen Bauteilen vom Besten aufgebaut, haben die besagt vorbildliche Dokumentation und immer eine erkennbare innere Familienbande. Das macht das Schlauwerden in der Übung leicht.


    Ich habe es schon einmal geschrieben; es hätte genau so gut jeder andere Hersteller sein können... so lange er so gut bauen und entwickeln kann.
    Mir geht wimpelwehen und bütteln ab und ich habe weder ein Fan T-Shirt, noch `nen Aufkleber auf dem Wagen, bin kein VereinsReligonsmitglied noch Japaner.
    Aber ich muß mit meiner begrenzten Zeit auch nicht an allen Fronten machen...und alles kapieren.
    Da ist noch so viel mehr...und es geht nicht um Ernst.


    :) egmont

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  • Hallo Egmont,


    das "-" bezieht sich doch auf den Massepunkt, jede stärkere Transistorstufe mit Komplementärschaltung hat "-". Ich denke schon, das ist so gemeint wie korrekt eingestellt. Freuen und hören ;)

    Gruß André
    Keine Emails mehr, nur PN. Emailfunktion ist deaktiviert.


  • Zitat

    das "-" bezieht sich doch auf den Massepunkt

    Ja, das ist wohl etwas zu ausführlich (auch nochmal mit ComicBildchen der +-Messpitzen ) dokumentiert und deshalb -für mich- mißverständlich dargestellt.


    Und alles wie gehabt:
    Das nie verstellte Bias (originale Lacksicherung) wich nach all den Jahren gerade mal um 3mV ab. Das genau ist es, was mich regelmäßig beeindruckt. Diese (japanische) Bauteilequalität, mit der jeder Vintage-Verstärker fällt...oder eben steht.
    Mit Grausen denke ich an die längst kaputtgesparten Bauteile aus US, GB und D-Geräten jener Tage.
    Damit hatte ich regelmäßig wenig Freude, im Gegenteil; viel Nerv und ständig Malheur.


    egmont


    edit bzw. damit ich auch mal nörgele: Der Kabelverhau des 7055 ist recht...(un)ordentlich.
    Das geht sicher besser und vorbildlicher, aber wir reden hier ja nicht von High-End.
    Nur hätte man dann wieder diese Platinchen. Im Vintage-Servicefall mbEn problematischer, definitiv arbeitsintensiver...über Klang schwurbel ich mal lieber nicht rum.


    STR-7055 Bild aus dem Netz
    [Blockierte Grafik: http://new-hifi-classic.de/Gallery/albums/userpics/7055_048.jpg]

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  • mach mich jetzt nicht zu sehr zum Nerdfanboy


    Nichts liegt mir ferner Egmont, aber es ist nun mal so, daß Erfahrung durch nichts zu ersetzen ist. Je mehr du dich in die Materie dieser geräte einfuchst, desto mehr wirst du für alle anderen zum "Guru".


    Ich bin ja in erster Linie Sammler alter Telefunken-Radios, restauriere diese so gut ich kann und hebe sie für kommende Generationen auf. Ab und zu mal schreibe ich einen Beitrag in Foren, wenn einer mit seinem Radio nicht weiterkommt und ich glaube, daß ich helfen kann. Nun bin ich bei weitem kein Experte und könnte nicht mal selbst den HF-Teil eines solchen Radios neu abgleichen. Trotzdem führt das dazu, daß ich gefragt werde.


    Letzte Woche kam eine E-Mail aus Japan "an den bekannten Telefunken-Experten" :whistling:
    Der Mann wollte wissen, wie er ein großes Opus wieder zum Laufen bekommt, was nur noch brummt. Naja, du weißt ja wie das ist mit Ferndiagnosen, aber wenigstens konnte ich ihm sagen wo er zu suchen anfangen soll.


    Was ich sagen will ist, man selbst stuft die eigene Erfahrung als eher zu niedrig ein und alle anderen glauben man sei der "Meister", nur weil sie selbst halt noch weniger wissen. :D


    Gruß
    Michael

  • Hallo Egmont, das wußte ich nicht, daß du dich auf Sony spezialisiert hast. Dann ziehe ich meinen Hut! Ich habe immer nur gestaunt, wie sagenhaft quer durch die Brust ins Auge deren Schaltungen sind..... Das ist mit ein Grund, weshalb ich doch bei meinen Röhren bleib..... ;)
    ....und natürlich gerade das ganz alte Zeugs so gut finde! ^^

    Viele Grüße von Uli - dem Rheinländer:
    hat von nix 'ne Ahnung - kann aber alles erklären. ^^
    Ist Realist und plant Wunder
    ;)

  • NEEEEEEEEIN Uli,
    jetzt fang` Du nicht auch noch an!



    Mein liebster, bester, ältester und treuster Hifi-Freund, selbst aus über einem Dutzend gematched und überholt (meine erste Komplettrestauration und dann gleich richtig Spannung) sind ein paar US-Röhrenmonos aus dem Jahre 1951/52.



    Den liebsten, besten Vorverstärker, ein durch und durch komplex-einzigartiger US-Röhren-VV (meine erste kmpl. Vorverstärkerrestauration) habe ich des Mammons (bzw. anderer Ziele&Wünsche) wegen hier im Forum verkauft. Schnüff! Ich glaube Thomas ist heute noch damit ganz glücklich. Ein Japaner ist da lediglich meine zweite Wahl.



    Irgendwie muß Sony, gerade bei Fundis, immer als DER böse Bube herhalten.
    Ehrlich gesagt, kenn` ich auch nur die besseren bzw. Totl-Geräte und nicht den Consumerramsch mit denen sie Geld verdienen mußten. Nein, nicht weil ich ein arroganter A bin, sondern weil diese Geräte bis vor ein paar Jahren -wg. der ahnungsfreien Fundi-Ignoranz -DANKDANKDANK!- für Kleingeld zu haben waren.
    In Anbetracht/Angesicht dieser Geräte (z.B. die röhrigen einmaligen V-Fets ), dieses Know-Hows, dieser Mühe und dem entsprechenden Ergebnis.... verstehe ich die Welt nicht. Aber wer versteht die schon, das hat sich zwtl. geändert und...mein Pfund.
    Z.B:
    [Blockierte Grafik: http://www.niji.or.jp/home/k-nisi/ta-n7b-in2.jpg
    ;) egmont



    edit 2.0: Danke Poetry für die Vertiefung. Hier mal ein Bild des verwirrenden Manual-Comics.
    analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/85553/
    Wenn ich genau so (logisch) messe, zeigt mir mein richtig gepoltes Multimeter -50mV.

    4 Mal editiert, zuletzt von Egmont ()

  • Um noch mal auf die ursprüngliche Frage nach der Polarität des Messwertes zurückzukommen:


    1. Man misst die relative Spannung zwischen zwei Punkten mitten in der Schaltung, also gibt es KEINEN Massebezug. Die Polarität hängt also nur davon ab, wierum ich das Multimeter anschließe.
    2. Es wird dabei der Spannungsabfall über die beiden in Reihe liegenden Emitterwiderstände gemessen 2 x 0,47 Ohm = 0,94 Ohm.
    3. Die Schaltung bewirkt, dass es gar keinen Ruhestrom in der falschen Richtung geben kann. Wir achten also nur auf den Absolutwert der Messung, Vorzeichen egal.


    Ein Spannungsabfall von 50mV über diese Widerstände entspricht einem Strom durch die Widerstände von ca. 50mA (Ohmsches Gesetz).
    Die beiden Leistungstransistoren eines Kanals werden mit +/- 50V betrieben, das heißt dass pro Kanal in Ruhe P = U * I = 100V * 0,05A = 5W Verlustleitung anfallen.
    Das ist ein praktikabler Wert, der nur zu einer minimalen Erwärmung des Kühlkörpers führen dürfte, je nach dessen Größe.


    Es passt also alles wie es eingestellt wurde.


    - Poetry2me

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    "Music, when combined with a pleasurable idea, is poetry." Edgar Allan Poe