Nachdem nun immer mehr aktuelle Produktionen auch wieder als LP auf Vinyl erhältlich
sind, habe ich mir erstmals seit langem auch wieder 2014 eine aktuelle
Pat Metheny Platte gegönnt. In zwei Vorabbeispielen online gefiel mit
die Musik und bestellte die Platte.
Dennoch bin ich ein wenig ernüchtert. Ich kenne Pat Metheny nun schon
seit 1982 und habe viele seiner Platten bis 1992. Nach seinem Ausflug
durch das "Orchestrion-Projekt" wollte er wieder seine Arbeit mit realen
Musikern fortsetzen. Ok, ich habe nicht alle seine Platten und kenne
auch nicht alle seine Facetten. Doch KIN erinnert mich sehr an Secret
Story von 1992 und assoziiere immer wieder frühere Stücke und
Arrangements, wenn ich KIN höre. Irgendwo schon alles einmal gehört. Die
Melodieführung überläßt Metheny in weiten Teilen dem Saxophonisten
Chris Potter, der auch den melodischen Counterpart zu Methenys
Gitarrenspiel bildet. Doch gefiel mir dieser Counterpart in Form des
virtuousen Pianisten Lyle Mays um einiges besser, gab er dem typischen
Metheny-Sound doch weit mehr postiven Schwung, während Potters Saxophon
zwar engeagiert und melodisch gespielt wird und sich doch immer wieder
recht schleppend durch die Stücke zieht und quält. Auch Methenys
Gitarrensynthesizer von Roland erinnert sofort an "Offramp" von 1981.
Alles in allem eine musikalisch saubere Produktion mit dem gewohnten
"Metheny-Soft-Sound" der gefällig ins Ohr geht und einem gut relaxen und
durch die Musik gleiten läßt, nur hätte man nicht schon einige Platten
davon im Regal...daher wirkt KIN diesbezüglich leider etwas
austauschbar.
Die Abmischung von Pete Karam will auch nicht so recht
harmonieren. Legte er besonders die Becken von Ben Williams Drumset
links und rechts weit nach aussen, so wirkt es recht dominant. Das hat
zur Folge, das der Eindruck entsteht, das Drumset steht in ca. 3m
Entfernung vom Hörer, während sich Potters Saxophon und Methenys oft
sehr im Grundton abgestimmte Gitarre bis zu 7m hinter dem Drumset
befinden und dahinter schon fast untergehen zu scheinen. So möchte kein
Bühnenbild entstehen, das Hören im Sweetspot einer Stereoanlage wird
hier nicht belohnt.
Das Album erscheint wie schon "Secret Story" in einer einfachen
LP-Hülle, in der zwei Platten stecken. Als "Eineinhalbfachalbum" (Weil
Seite A 15min und Seite D nur 11min Spielzeit haben) hat man immerhin
den gesamten CD-Umfang auch auf Vinyl bereitgestellt. Die Pressung kommt
von Pallas, aus Diepholz in Deutschland. Bis auf die leidigen
Verwellungen, von denen auch diese 140g-Pressung nicht verschont ist,
gibt es sonst nichts auszusetzen, klanglich ansprechend und weitgehend
frei von Störgeräuschen. Auch das Mitteloch paßt auf die etwas dickere
Achse des TD 125 ohne Nacharbeit. Als besonderes Goodie hat man noch die
CD beigelegt, in einer speziellen Ausgabe, die nicht einzeln verkauft
werden darf, aber in einem Cover, welches dem der LP nachempfunden ist.
Alles in Allem eine durchweg gute Produktion, die mich als alten
Metheny-Fan doch ein wenig enttäuscht hat. Machten früher die Pop- aber
auch Jazzmusiker in wenigen Jahren doch eine deutliche Entwicklung
durch, scheint Pat Metheny sich lieber auf einmal bewährtes zu verlassen
und rezitiert lieber alte Erfolge. Auch wenn er zwischenzeitlich viele
andere, durchaus interessante Prokjekte und Produktionen veröffentlicht
hat, täte dem mittlerweile etwas angestaubten "Methenysound" durchaus
ein Facelift gut, dann käme vielleicht auch wieder etwas von der aus
früheren Tagen gehörten positiven Frische dieser Musik durch.
Coverbildchen auf meiner Homepage