Vor etlichen Jahren habe ich mein Spitzen MM das Audio Technica AT ML 180 OCC
in der Bucht verhökert, weil ich ich dachte es habe seine besten Jahre hinter sich.
Das war ein Irrtum. Mein damaliger Thorens TP-90 ist defintiv zu schwer (17g) um das
filigrane AT ML 180 optimal zu führen. Deswegen haben härter aufgehängte MCs immer besser
mit diesem Arm und Dreher, TD 2001, harmoniert. Meine seinerzeitige Vorstufe SAC gamma hat ihre Schokoladenseite bei Verstärkung von MC Signalen.
Irgendwie habe ichdem 180er immer nachgetrauert - wobei die Erinnerung manchmal einiges verklärt.
Umsomehr bin ich überrascht wie ein AT ML 180 heute im passenden Tonarm aufspielen kann.
Seit wenigen Tagen bin ich wieder (stolzer) Besitzer eines 180ers:
das AT ML 180 OCC spielt nicht nur sehr gut,
es misst sich auch noch sehr gut (adjust+).
Frequenzgang sehr linear mit geringem Höhenanstieg jenseits der 10 kHz
Kanaltrennung über 35 dB, Phasenwinkel 85° je Kanal bei 0° Azimutverstellung!
Auch der Resonanztest liegt optimal bei ca. 10 Hz Tiefenresonanzüberhöhung
vertikal und horizontal. Auch schwierige Platten (Schubert Lieder) tastet das System verzerrungsfrei ab.
Als Spielpartner dient ein SME M2 mit 9,6 eff Masse auf DFA Blackbird.
Das subjektive Klangempfinden: sehr geringe Verzerrungen, ein feines, homogenes nie aggressives Klangbild.
Der TA kann aber auch rhythmisch , schnell, dynamisch. Blechbläser sind sauber, klar umrissen, strahlend.
Stimmen kommen gut artikuliert, sauber, fein differenziert.
Klavier perlt wunderbar.
Trommelschläge sind sauber, kräftig, eher auf der schlanken Seite, so wie es sehr gute MCs auch können.
Die MFSL Platte Gerry Mulligan meets Scott Hamilton wird einzigartig reproduziert.
Mit diesem System hört man überdeutlich den Unterschied einer sog. audiophilen Platte in bester Qualität
im Vergleich zu einer lausigen Platte (Ethopian modern instumentals hits, Mulatu Atstatke)
Der erfahrene Analogiker will natürlich zu gern wissen, wo die Schwächen des Systems sind.
Der Nadelträger ist sehr kurz und sitzt tief unter dem System, die Einstellung ist
wesentlich schwieriger als bei einem nackten MC à la Lyra Delos.
Das Auflagegewicht ist für heutige Verhältnisse niedrig 0,9-1,4 g (lt. Hersteller), ich denke bei 1,2-1,25 g liegt man richtig.
Die Compliance wie sie AT angibt ist schlicht unbrauchbar, da für 100 Hz angegeben.
Ein Tonarm wie der SME M2 (9 oder 10) passt hervorragend bewegt sich aber außerhalb des heutigen mainstreams
von mittelschwer bis schwer und lang (12 Zoll).
Und das wichtigste zuletzt leider wird das System nicht mehr gebaut.
So muss ich nach Jahren wieder zurück zu alten Wurzeln kommen um ein wirklich
tolles Klangerlebnis zu erleben. Offensichtlich hat es im Bereich MM keinen grossen Fortschritt gegeben.
Das belegen ja auch die vielen Fans der Shure Ultra Modelle. (konnte leider nie ein Ultra 500 hören)
Hier ein zeitgenössischer Test des ML 180 aus Stereo 3/1990, Autor R. Kraft
analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/86262/
Bei großen MCs bewegt sich immer noch etwas (dafür werden auch weitere Nullen auf dem Preisschild vor dem Komma angefügt).,
z.B. Lyra, Allnic
Ich will nicht den immerwährenden Konflikt MM vs. MC aufwärmen.
Aber meine hochpreisigen Lyra Kleos und DV DRT XV-1s müssen sich schon in Frage stellen lassen,
wenn man ihr Preisschild mit dem eines neuen AT ML 180 OCC vergleicht (seinerzeit 1200,-- DM).
Die Umgebung in der eines der gen. MCs gut spielt ist für das AT ML 180 jedoch ungeeignet,
von daher ein Vergleich Äpfel mit Birnen
analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/86261/analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/86260/
Phono-Vorstufen: T+A, PS-Audio GCPH
Musik: MFSL Gery Mulligan meets Scott Hamilton, Ethopian modern instumentals hits, Mulatu Atstatke, K. Melua div LPs,
Modern Jazz Quartett feat. Sonny Rollins, Eartha Kitt C´est si bon; Schubert Lieder, J. Norman Philips Digital Classics LP