Fragen an Schallplattenpresswerke

  • Wir haben nicht nur die Kontakte zu Presswerken, wir möchten diese auch dazu nutzen, Licht ins Dunkel der Analogwelt zu bringen.


    Deshalb werden wir in Kürze einen entsprechenden größeren Beitrag im Blog Vinyl-Fan.de bringen:



    Fragen an Schallplattenpresswerke



    Deshalb dürfte ihr uns nun mit Fragen bombadieren, die wir dann an die Presswerke weitergeben.
    Einen gewissen Teil haben wir bereits zusammengestellt, aber vielleicht ergeben sich ja noch weitere spannende Fragen?



    Euer


    Manfred Krug

  • Was mir bei aktuellen Schallplattenproduktionen immer wieder sauer aufstößt:


    - Warum kann man keine anständigen Innenhüllen verwenden? Zumindestens bei Platten, die im Handel um die 30€ und mehr kosten? Stattdessen gibt es rauhes und scharfkantiges Papier, an dem man sich die Finger aufschneidet, wenn man nicht aufpaßt und das jede Menge Papierstaug und -schnipsel auf der Platte hinterläßt. Kosten denn vernünftige, antistatisch ausgekleidete Innenhüllen so viel mehr, daß das bei den Preisen nicht drin ist?
    - Warum geraten oftmals die Außenhüllen zu klein? Da gibt es immer wieder Außenhüllen, die um die entscheidenden 2 oder 3mm zu niedrig sind, so daß es schwierig und manchmal sogar nur mit sanfter Gewalt möglich ist, die Platte in die Hülle zurück zu schieben. Und die Innenhülle ist spätestens beim zweiten mal verknittert und sträubt sich dann erst recht gegen das reinschieben. Das gab's doch früher nie und eine Kostenfrage kann das doch auch nicht sein, oder?
    - Warum werden Platten oft so laut ausgesteuert, daß Tonabnehmer schon Abtastfähigkeiten >80µm benötigen, um sowas halbwegs verzerrungsfrei wiedergeben zu können. Die wenigsten MMs können das, MCs überhaupt nicht. Wieder die Feststellung: das gab's doch früher nicht. Habt Ihr denn wirklich keine Leute mehr, die Ahnung von den zugrunde liegenden Techniken haben? Sowohl, was den Schneidkopf als auch was die Wiedergabeseite angeht.
    - Und die obligatorische Frage nach dem Loudness War. Es kann doch nicht sein, daß hoffnungslos übersteuerte Platten wie Metallicas Death Magnetic in den Handel kommen... Und die Übersteuerung muß schon auf dem Master drauf sein, weil CD und LP gleichermaßen betroffen sind. Sich ernsthaft einzubilden, "lautere" Aufnahmen würden sich besser verkaufen ist ja schon höherer Blödsinn. Kommen dann noch solche handwerklichen Fehler dazu wird es endgültig zur Farce...


    Die Antworten darauf würden mich schon mal interessieren.


    Gruß
    Andras

    Ich bin so alt, als ich damals zur Schule ging, gab es noch keine Handys. Wir haben dann Unterricht gemacht. Wir hatten ja sonst nichts.


    Ein Freund ist jemand, der Dich mag, obwohl er Dich kennt.

  • Warum ist jede 2. Platte aus aktueller Produktion, mehr oder weniger, wellig. Warum lässt man dem Vinyl nicht genügend Zeit zum Abkühlen.
    Gruß Michael

    ...alle Trends kommen wieder aber auf Höflichkeit, Respekt und Hilfsbereitschaft wartet man vergeblich...

  • Hallo Manfred
    mir fallen da auf Anhieb diese Fragen ein:


    Wie hoch sind die Produktionskosten einer LP (nach Qualitäten gestaffelt)?
    Wie ist die momentane Auslastung der verbliebenen Presswerke?
    Ist es möglich als Außenstehender eine Führung durch ein Presswerk zu bekommen und wenn ja wo?
    Was unternehmen die Betreiber gegen die zunehmenden Vorwürfe über Qualitätsmängel (Welligkeit, Knistern, Verschmutzung) ihrer Produkte?
    Welche Presswerke liefern die derzeit beste Qualität?
    Warum findet man auf den wenigsten aktuellen LP´s einen Hinweis auf das zuständige Presswerk? Oder anders gefragt: Wie kann ich herausbekommen wo eine LP gepresst wurde?
    Wie arbeiten Studios und Presswerke bezüglich Mastering und Aussteuerung zusammen?
    Welche Technik wird bei der Endkontrolle benutzt bzw. mit welchen Geräten werden die Chargen probegehört?
    Welche Reinigungsflüssigkeiten und Geräte empfehlen die Schallplattenhersteller zur Behandlung um beispielsweise Trennmittelreste zu entfernen?


    Beste Grüße, Jens

  • Eine meiner Fragen geht eher in Richtung Zukunft:


    "Gibt es Aussichten auf Aufstockung der Kapazitäten ohne dass diese an anderer Stelle wegfallen? Sprich gibt es (bzw wird es geben - in absehbarer Zukunft) wieder eine Industrie für die Fertigungsanlagen?"


    Eine andere ist eher technischer Natur:


    "Wie lange ist denn die "Familie" (also Väter, Mütter und Söhne bei der Lackpressung) tatsächlich haltbar? Also wie lange ist es möglich, ordentliche Nachpressungen eines Masters herzustellen?"


    oder eine weitere, die mich schon länger interessiert, auch wenn ich sicher gesteinigt werde dafür:


    "Gibt es noch Forschung im Materialbereich? Also an Alternativen zu Vinyl, oder dessen tatsächliche Verbesserung hinsichtlich Lebensdauer, Umweltbeständigkeit und -verträglichkeit oder einfach nur Kostenoptimierung im Fertigungsprozess?"

    schöne Grüße aus Wien


    Stefan

  • Prima, das ist doch schon mal was!


    Einige euer Fragen habe ich bereits an die Presswerke weitergeleitet, andere werde ich noch sammeln und dann ebenfalls versuchen, dort anzubringen.
    Falls ich manches nicht beantwortet bekomme, kann ich das gerne auch tun.


    Sobald die Antowrt-Mails der PW kommen, setze ich den Beitrag in den Blog.


    ake: Ich nehme erst einmal die Fragen zu den Presswerken auf. Fragen zu Aufnahmen sind ein anderes Kapitel, damit haben die Presswerke nichts zu tun, denn die bekommen fertige Lackfolien oder bearbeiten lediglich die fertigen Bänder (sofern sie den Folienschnitt selbst übernehmen).



    vg erstmal


    Manfred

  • Naja, aber man könnte sich doch weigern, solchen klanglichen Sondermüll zu vervielfältigen, oder?
    Schließlich gebt Ihr doch irgendwo Euren Namen dafür her und am Ende werden solche Fehler Euch als mangelhafte Qualität angerechnet.


    Gruß
    Andreas

    Ich bin so alt, als ich damals zur Schule ging, gab es noch keine Handys. Wir haben dann Unterricht gemacht. Wir hatten ja sonst nichts.


    Ein Freund ist jemand, der Dich mag, obwohl er Dich kennt.

  • Hallo.


    mir als Q-Techniker habe kein Verständnis für zu enge Zentrierbohrungen. Das schaut mir nach mangelhaften Q-Systemen und TPM oder gar Ignoranz aus. Nahezu alle LP's müssen "aufgebohrt werden. LP's von früher haben in diesen Bereich keinerlei Beanstandungen!


    LG


    Rudi

    Vertrauen ist gut....Kontrolle ist besser

    Einmal editiert, zuletzt von Valsi ()

  • Die Fragen von Andreas kann auch ich 1zu1 unterstreichen. Zum Thema Loudnesswar kann ich sagen, dass es hier schon ein Umdenken gibt. Viele Masteringtechniker halten sich an die Empfehlung von Bob Katz. Hier wird für audiophiles Material ein Crestfaktor von 20dB und für Rock-Pop 14dB vorgegeben. Crest=RMS zu Peaklevel

  • Warum ist jede 2. Platte aus aktueller Produktion, mehr oder weniger, wellig. Warum lässt man dem Vinyl nicht genügend Zeit zum Abkühlen.
    Gruß Michael


    Bei aller kritik darf man nicht vergessen das die Pressmaschinen seit Jahren an der Absoluten grenze Arbeiten,also die Nachfrage übersteigt bei weitem das Angebot.
    Das hier schnell und wahrscheinlich auch im Dreischichtbetrieb gearbeitet wird sollte klar sein..damit sinkt logischerweise die Qualität und steigt unwillkürlich die Ausschussquote,nebenbei werden dabei sicherlich auch mal die Augen geschlossen wenn es bei der Qualität mal Grenwertig wird,stichwort,lieferfähigkeit..wer nicht liefern kann ist schnell raus aus dem Geschäft.
    Ansonsten sollte man an den "machern" unseres Schwarzen Goldes auch mal lob aussprechen,das mir wichtigste Qualitätskriterium Klangqualität hat im großen und ganzen nicht abgenommen,eher zugenommen :)
    Inovativativ finde ich zbs. Günter Paulers "neue" DMM Produktionen,wünschen tu ich mir bei den meist teuren schwereren Audiophilen Produktionen weniger Digitales und mehr Qualität (auch Halfspeed Pressungen) endlich allgemein dickere Hüllen (nicht mehr diese unsagbar dünnen schlapprigen Pappdinger) Japan und USA machen es uns seit Jahren vor,sowie bei den relativ hohen aufgerufenen Preisen natürlich durchgehend gefütterte Innenhüllen.


    gruß
    volkmar

    AAA Mitglied

    ..die zeit wartet auf niemand (Ulla Meinecke 1991)

  • Davon abgesehen, das mir noch keine zu lauten geschweige denn übersteuerten Platten untergekommen sind, kann ich mich allen Fragen zur Presstechnik voll und ganz anschließen.


    Von ca. 50 neuen 180g-Platten in den letzten zwei Jahren waren ganze zwei dabei, die wirklich topfeben sind. Der Rest mehr oder weniger stark verwellt. Desweiteren sollte besser neues Vinyl genommen werden und kein aus alten Platten recyceltes. Man hört das genkister doch deutlich... Auch sollten Trennmittel behutsam und gewissenhaft verwendet werden. Manche Platten haben den Dreck bis fast Rillenoberkante drin, selbst Plattenwäsche ist dagegen machtlos...
    Die Innencover sollten antistatisch sein und ohne Mühen in die Aussencovers passen. Eigentlich Dinge, die selbstverständlich sein sollten, wenn jemand auf sowas wie "Produktqualität" achtet.

    Gruß André
    Keine Emails mehr, nur PN. Emailfunktion ist deaktiviert.


  • Eigentlich Dinge, die selbstverständlich sein sollten, wenn jemand auf sowas wie "Produktqualität" achtet.


    Zumal bei den Preisen, die man heute beim Schallplattenkauf so berappen muß. :(


    Grüße
    Thomas

  • Hallo,



    auch ich finde, der Ruf nach besserer Qualität sollte auf diesem Wege zu den Presswerken durchdringen. Welligkeit, Dreck und Fingerabdrücke (auf einzellophanierten Scheiben) sind neben Pressfehlern leider Überhaupt keine Seltenheit!
    Besonderen Wert würde ich auch auf eine Antwort zu diesem Kommentar legen...



    Grüssle Henner

  • Noch zwei Fragen, die mir gestern gestellt wurden:


    Wie hoch ist der Anteil an wirklich rein analogen Produktionen? (also wirklich vom Mikro bis zur Nadel)
    Welchen Frequenzumfang haben die Masterbänder denn nun tatsächlich? Ist da denn wirklich viel mehr drauf über 20KHz?

    schöne Grüße aus Wien


    Stefan

  • Nachdem die Antworten der beiden Presswerke, die ich angeschrieben habe, noch ausstehen, möchte ich kurz zu einigen Beiträgen antworten:


    @ Blademage:
    Ich schicke Dir genre einen Link zu einer Auswahl echter AAA-LPs (offen darf ich das hier nicht tun, stimmts liebe Mods?). Ansonsten allgemein: es gib zumindest hierzulande prozentual nur sehr wenige AAA-LPs. Die meisten Speakers Corner Reissues etwa sind von analogen Masterbändern, digitale Zwischenschritte sind aber auch da nicht ganz ausgeschlossen. Infos dazu findest Du auch in meinem Blog-Beitrag über den Besuch im Schneidestudio SST.


    @ defektzero:
    Das Thema Welligkeit und Qualitätsprüfung ist bereits Teil meiner Fragen an die PW.


    @ Valsi
    Zu enge LP-Löcher sind tatsächlich heute häufiger als früher. Da hat man bei den PW offensichtlich das Lochmaß verkleinert, um den kleineren Plattendorn Rechnung zu tragen. Offensichtlich haben sich zu viele Leute über zu große Löcher in den LPs beschwert... ;) . Geb ich ebenfalls weiter!



    Ergänzend zu volkmar II: die Presswerke haben teils die Kapazitätsgrenze überschritten oder sind zumindest in Volllast. Mein Besuch bei Optimal:Media musste wegen Krankheit des dortigen Experten abgesagt werden und wird nun wohl im Oktober erfolgen. Da werde ich Eure Fragen auf jeden Fall mitnehmen (sofern sie per Mail nicht bereits vorher beantwortet werden und in meinem ersten Blogbeitrag dazu kommen) und in Anschluss daran in einem Erlebnisbericht mit Bildern imBlog folgen.


    vg
    Manfred

  • Moin
    Zu kleine Zentrierlöcher habe auch ich schon feststellen können, weitergehend ist auch häufiger ein Seitenschlag selbst bei teuren 45igern zu beklagen.
    Bei den Preisen nicht akzeptabel. Da hat manche Felge eines Oldtimers einen besseren Rundlauf. Wo liegen die Probleme? Der Mensch schickt Sonden schon bis zum Mars.
    Gruß Stefan