Warum klingen Erstpressungen besser als Nachpressungen?

  • Hi,
    es wird ja oft gesagt, dass Erstpressungen besser klingen als 2. 3. oder wie viel auch immer Pressungen.
    Warum ist das so?
    Wenn man den technischen Vorgang beherrscht, müsste es doch machbar sein, mit gleichbleibender Qualität Platten herzustellen.


    Was ist dran? Viel Hype, viel Wahrheit, mal so mal so?


    Ja, ich habe auch eine two eye Dave Brubeck Time Out, die mir besser gefällt als eine Classic Records. Das liegt aber möglicherweise eher an einem Dreh am Klangregler beim Abmischen der Classic Records.


    Tschau,
    Frank

    Entspanntes Hören, Frank


    ] Vorhandensein von Musik - Zuhandensein von Klang [

  • Ich habs mal hierher verschoben, denn mit "Rezensionen" hat das nichts zu tun, aber sehr wohl zum Thema Schallplatten als physisches Medium.


    Zur Frage:


    Das ist für mich ein wenig Legende. Nicht immer klingen Erstpressungen am besten und es hängt sehr von der Charge ab, wie geschnitten, galvanisiert usw. wurde. und die wievielte Pressung aus einem Stamper es ist? Viele Remasterings zeigen, das man mit heutiger Technik noch deutlich mehr rauskitzeln kann, als in den 50er bis 70er Jahren. Das konnte ich z.B. gerade an den RIs von King Crimson hören, die meiner Meinung schon nahezu perfekt sind, aufgenommen 69-72. Da müssen die Erstpressungen passen, auch vinyltechnisch in Sachen Laufruhe. Es kommt immer darauf an, wieviel Mühe und Aufwand eine Produktion bekommt.


    Ein weiteres Beispiel Beatles RIs von 1978 aus den Niederlanden. Sie klingen sehr sauber und transparent. Schon fast zu gut für ihre Zeit aus 1964-65. Hatte man jedoch keine rechte Lust auf Perfektion, wurde ein Masterband wievielter Generation genommen und einfach in den Lack gekratzt und fertig. Klingt dann entweder spitz oder muffig, macht nicht so rechten Spaß.


    Daher würde ich Erstauflagen immer kritisch betrachten, können, aber müssen nicht die bestklingenden sein. Meine bescheidene Erfahrung.

    Gruß André
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  • Ja, ich habe auch eine two eye Dave Brubeck Time Out, die mir besser gefällt als eine Classic Records. Das liegt aber möglicherweise eher an einem Dreh am Klangregler beim Abmischen der Classic Records


    das ist mal ein wort :thumbup:


    gruß
    volkmar
    #


    @ warum klingen Erstpressungen besser als Nachpressungen?
    Dazu müsste man erstmal feststellen was eigentlich guter klang ist..ist es der Sound der Erstpressung den man damals beim erstenmal hören vielleicht (für immer) im Ohr hat..oder ist es das heutzutage Technisch (und Theoretisch) weitaus machbarere was das letzten fitzelchen aus den alten Bänder rausholen soll? Mich würde mal ein direkter Hörvergleich Masterband,Original Erstpressung und Reissue mit modernster Technik reizen..dann müsste doch eigentlich schnell alles klar sein ;)

    AAA Mitglied

    ..die zeit wartet auf niemand (Ulla Meinecke 1991)

  • Im Grunde ist nicht die Erstpressung entscheidend, sondern von welchem Master geschnitten worden ist. Heutzutage, wo eh alles digital ist völlig egal. Früher wurden vom Masterband diverse Kopien gezogen, die an die Presswerke gingen. Davon wurden dann erst mal diverse Kopien gezogen von denen dann die Matritzen geschnitten wurden. Bei jedem analogen Kopievorgang kommt es systembedingt zu Verlusten. Eine Erstpressung kann also bedeiten, dass eine relativ frische Bandkopie zur Herstellung der ersten Matritze verwendet wurde. Je niedriger dann die Nummer, um so besser waren die mechanischen Matritzen bzw, deren positiv/negativ Abzüge bis hin zur eigentlichen Pressmatritze. Eine Matritze ist bis 5000 Stück gut, darüber kommt es zu Verlusten. Was dann bei Stückzahl 800.000 für ein Masterband, welche Erstmatritze verwebndet wurde lässt sich überhaupt nicht mehr nachvollziehen.


    Gruß


    Bonzo

  • Ja, Hauptfaktor ist das verwendete Masterband und in weiterer Folge die Ahnenreihe bei der Herstellung.
    Ich habe z.B. eine Sony Nachpressung der "Audiophile Halfe-Speed-Mastered" Tubular Bell, die zwar vielleicht gut gemastert, aber mies gepresst wurde. Im Vergleich zur Erstpressung ist sie sehr drucklos und müde. Etwa so, als ob man eine Cassette aufnimmt und sie dann auf einem anderen Deck abspielt.


    Beim Olivenöl ist es im Übrigen ähnlich^, aber doch wieder ganz anders^^

    schöne Grüße aus Wien


    Stefan

  • Na ja, bei einem Reissue wird ja in der Regel auch noch mal an der Abmischung gedreht. Insofern kann man das nicht direkt miteinander vergleichen, weil unterschiedlich produzierte Musik gepresst wird.


    Gruß


    Bonzo

  • Dann muss man wirklich genau eingrenzen, was gemeint ist. Wenn nur die Nachpressungen aus der selben Firma gemeint sind, dann kann ich aus meiner Erfahrung sagen, dass die Erstpressung immer besser klingt. Einschränkend muss ich auch wieder sagen, dass meine Erfahrung auf dem Gebiet - vor dem Hintergrund der enormen Veröffentlichungszahlen - nicht besonders groß ist. Es ist wohl auch zeitabhängig. Am Beginn der Stereoära waren die Erstausgaben aufwendig produziert und schon die Nachpressungen wenige Zeit später haben im Aussehen - Labelgestaltung aber oft nicht beim Cover - und in der Klangqualität stark nachgelassen. Das zeigt sich auch deutlich im Preis. Beispiele aus dem Klassikbereich wären die RCA Shaded-Dog-Label zu späteren White-Dog-Labeln und ohne Hund (Zusätzlich die Unterteilung darin nach Presswerk und Presswerkzeug.) und Decca mit Wide-Band-Labeln zu Narrow-Band-Labeln (Feinere Unterteilungen gibt es hier natürlich auch.). Die Vermarktung ging dann noch weiter. Es gab noch Nachpressungen in speziellen Formaten (kleinere Platte, z. B. 24 cm) und speziellen Serien. Wenn dann noch Aufnahmen neu zusammengestellt wurden und die Spielzeit verlängert wurde, dann ist bestimmt von einer Klangverschlechterung auszugehen. Für mich stellt sich die Nachverwertung von erfolgreichen Aufnahmen - und nur solche wurden nachgepresst - wie eine schiefe Eben nach unten dar. Der Hochpunkt ist die Erstpressung und von da an ging es abwärts.



    Eine Ausnahme könnte die Zeit der Ende 70er und Anfang 80er sein, als es auch von den großen Firmen audiophile Nachpressungen gab. Hier z. B. 45 Angel Sonic Series: Janacek: Sinfonietta



    Interessant zu erwähnen bleibt, dass große Plattenfirmen in verschiedenen Ländern pressen ließen und das auch betrachtet werden muss. Noch ein Beweis gegen meine These: SONY Master Sound: Michael Jackson: Thriller SONY Master Sound



    Dann muss ich wohl sagen, das sind Ausnahmen, die die Regel bestätigen. <img src=" height="23" srcset="http://www.analog-forum.de/wbboard/cms/images/smilies/emojione/1f617@2x.png 2x">

  • Auch Erstpressungen klingen u.U. sehr deutlich anders je nach Land, in dem gepresst wurde. US, UK, Deutschland: Man könnte meinen es sei ein anderes Mastering bei einigen Beispielen (z.B. Jethro Tull).

    Grüße,
    Jonas


    "Das Problem bei Zitaten im Internet ist, dass man nie weiß, ob sie authentisch sind." -Abraham Lincoln-

  • Mal eine Frage aus Interesse - wie lange halten überhaupt Masterbänder? Wurden auch in den 50ern schon Tonbänder bei der Aufnahme verwendet? Sind die alten 60er und 70er-Masterbänder überhaupt noch für Reissues zu gebrauchen?


    Ich habe mir vor kurzen Rastaman vibration von Bob Marley als Reissue von MOV gekauft - ich finde sowohl Pressung als auch den Klang einfach super.

    Technics SL-1200 MK2 / 1210 GR / 1300 / 1510 + Ortofon VM red / 2m blue / AT 540

    Dual 731Q + Shure v15

    Hitach PS48 + AT VM95 MR

    Marantz PM 8006 / Denon PMA 700AE
    Musical Fidelity v90 / Pro-ject Phonobox DS
    Canton Ergo 690 / Quadral Tribun MK4

  • Gruß André
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  • Wurden auch in den 50ern schon Tonbänder bei der Aufnahme verwendet


    Es wurden bereits in den 1940er Jahren Tonbandaufnahmen produziert und sogar in Stereotechnik..


    Gruß
    Thomas

  • Es wurden bereits in den 1940er Jahren Tonbandaufnahmen produziert und sogar in Stereotechnik..


    Gruß
    Thomas


    Hallo, diese 'stereo' Aufnahme wurde m.Wn. mehr aus Zufall in Deutschland gemacht, eigentlich um den schlechten Frequenzgang der frühen Magnetofone zu erweitern. Erst nach dem Krieg erbeutete ein junger U.S. Nachrichtenoffizier beim damaligen Radio Frankfurt zwei AEG Magnetofone und einen Stapel 'I.G. Farben' Tonbänder. Mit diesen Geräten mischte er alsbald die U.S. Studioszene auf. Dort wurde noch auf umständlichen REK-O-KUT Wachsscheiben in bescheidener Qualität 'geschnitten'.
    Radio-Star Bing Crosby war alsbald von der neuen Magnetofon-Technik so begeistert, dass er die Firma Ampex, die vorher Lockenwickler produzierte, mit 50.000 Dollar sponsorte nun ein Studio - Tonbandgerät zu bauen.
    Der alte Tüftler Les Paul bekam eine der ersten Ampex 200 Maschinen. Baute zusätzliche Tonköpfe an und machte erste multi-tracking Aufnahmen...


    Näheres siehe Wikipedia, Jack Mullin. http://en.wikipedia.org/wiki/Jack_Mullin


    Gute Nacht, Helmut

  • Hallo,


    soweit mir bekannt, wurde durch die Entdeckung der HF Vormagnetisierung eine sehr deutliche Verbesserung der Klangqualität bei den Tonbandaufnahmen erreicht.
    Daraufhin wurde dann Mitte der 1940er Jahre beim Rundfunk in Berlin auch stereophon aufgenommen. Z.B. das 5. Klavierkonzert von Beethoven mit Walter Gieseking als Solist. Diese Aufnahme entstand im Jahre 1944..


    Siehe auch hier:


    http://www.br.de/radio/br-klas…2e33da3627d8d602bd02.html


    Quelle: BR


    Soviel dazu, da dies mit dem ursprünglichen Thema ja nicht mehr viel zu tun hat. ;)


    Grüße
    Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Belcanto ()

  • Spannend :) ... gibt's da evtl. auch ein gutes Buch das empfehlenswert ist? Also zum Thema Vinyl-Plattenspieler-Historie ...

    Technics SL-1200 MK2 / 1210 GR / 1300 / 1510 + Ortofon VM red / 2m blue / AT 540

    Dual 731Q + Shure v15

    Hitach PS48 + AT VM95 MR

    Marantz PM 8006 / Denon PMA 700AE
    Musical Fidelity v90 / Pro-ject Phonobox DS
    Canton Ergo 690 / Quadral Tribun MK4

  • Warum mir viele Erstpressungen aus den 50/60/70ern klanglich so gut gefallen, liegt an der damaligen Art der Abmischung. Gut, hier und da fehlt es am Top- und Lowend, ist mir aber noch viel viel lieber als dieser Badewannenfrequenzgang, wie er heute oft produziert wird. Gerade im unteren Bassbereich wird mir oftmals viel zu viel gepusht. Wenn ich da an die DCD - Anastasis, die Genius Ray Charles oder auch die Donald Fagen - Sunken Condos denke. Gut das sind keine Neuauflagen, aber sagen wollte ich es trotzdem :rolleyes:

  • Hallo Tom,


    mir persönlich gefallen die Originalpressungen auch am besten. Wenn ich das aber aus rein klanglichen Aspekten betrachte, gibt es aber auch sehr sehr gute Nachpressungen (meist von namentlichen bekannten Tonmeistern von High-End-Labels oder im Auftrag für Highend-Labels), die mindestens so gut oder besser als das Original klingen. Spontan fallen mir da DCC und auch Classic Records oder Speakers Corner ein. Ich habe und hatte einige "audiophile" Nachpressungen und habe sie mit der amerikanischen Originalpressung verglichen. Oft war die Erstpressung klanglich schlechter. Dazu kommt, dass man 50-60 Jahre alte Platten meist nur in VG+ oder maximal M- bekommt und daher naturgemäß mehr Störgeräusche vorhanden sind.


    Dennoch......würde ich die Erstpressung in VG+ immer einem 200g Reissue in Mint oder Mint- vorziehen :) Original ist eben Original...Kopfsache.
    Wenn ich reinen Klang möchte, habe ich ja auch noch die CD.
    :D


    Gruß
    Frank

  • Zitat

    Da müssen die Erstpressungen passen, auch vinyltechnisch in Sachen Laufruhe.


    Ich hab aus den letzten 10 Jahren keine europäische Schallplatte gehört die dem entspricht. Immer waren die Originale am Besten. Dazu kommt, das die klangtechnisch Überarbeiteten Aufnahmen zwar oft im ersten Augenblick besser klingen , aber auf Dauer gehört nur selten. Versuche Originale zu verbessern endet meistens als "verschlimmbessert", die Tonmeister waren früher auch nicht doof. Aus der CD gewachsen leben wir heute oft in einem unnatürlichem "Höhenwahn". Ob Stereo oder Mono ist nicht so wichtig. Eine gute Monoaufnahme kann ohne Probleme eine Stereoaufnahme schlagen. Stereo wird oft am Mischpult erzeugt und klingt deshalb häufig nicht richtig echt. Mono (in echt) beruhigt. Öfter mono hören, dann kriegt mans mit.

    Einmal editiert, zuletzt von Mandarin ()