EMT 938 Vorverstärker modifizieren oder ersetzen?

  • Hallo liebe liebe Leute,


    ich betreibe einen EMT 938, von dem ich recht angetan bin, mit der eingebauten Vorverstärkerplatine.


    Leider ist der Klang, egal welches Tonabnehmersystem ich verwende (TSD 15 SFL neu oder TSD 15 vdh modifiziert), etwas muffig. Und das ist mit großer Wahrscheinlichkeit, so wie in diesem Forum an anderer Stelle beschrieben ("EMT 938 Kondensatortausch"), auf den Zahn der Zeit an den verbauten Tantal-Elkos und andere Bauelemente zurückzuführen.


    Was mich von einer Umsetzung der Restaurations- und /oder Modifikationsvorschläge, die in anderen Beiträgen gegeben wurden, abhält, ist neben meiner Lötfaulheit


    a) die Befürchtung, durch Austausch der Elkos gegen Wimas,
    den tonalen Charakter zu sehr zu verändern und


    b) die Aussage von Freunden, die selbst einen EMT 938 oder EMT 948 betreiben: Mit einem gutem
    Phonopreamp unter 1000 Euro erreichst du mehr als durch Modifikationen auf der EMT-Phonopreamp-Platine.


    Meine Fragen sind:


    Was ist Eure Meinung dazu?


    Hat jemand Vergleiche angestellt EMT preamp modifiziert gegen was auch immer?


    Welchen Rat gebt Ihr mir für die Randbedingungen: EMT TSD 15 SFL am Eingang des Preamps und asymmetrische Leitung mit einem Sollpegel (vollaussteuerung) von ca. 1.5 V am Ausgang?


    Gruß
    Raimund

    3 Mal editiert, zuletzt von raimund2 ()

  • Aber das Tauschen der Tental-Elkos ist sicher kein Fehler sonder dient dem Erhalt des Gerätes. Die Dinger haben eine begrenzte Lebensdauer.
    Haben schon in alte Revox Geräten und in Goldmund Geräten zum total Asfall gesorgt.

  • Vielleicht liegt Ihr beide richtig. Es gibt Berichte über erhebliche Schäden, die auftreten, wenn man die Elkos auf den Platinen für die Kontrolle des Laufwerks nicht rechtzeitig tauscht. Die NF-Platine könnte man aber auch stilllegen und extern ersetzen.


    Gruß
    Raimund

    Einmal editiert, zuletzt von raimund2 ()

  • Hallo Raimund,


    ich gebe Michael recht - lass den Internen Vorverstärker, wie er ist und baue Dir


    eine externe Lüsung. Ich selber betreibe mit höchster Zufriedenheit einen 948er


    mit einem externen von mir (nach)gebauten EMT139stb-Vorverstärker. Dieses olle


    Röhrenteil schlägt die eingebaute Sand-RIAA-Stufe um Längen :D

    AAA-Mitglied

  • Aber das Tauschen der Tental-Elkos ist sicher kein Fehler sonder dient dem Erhalt des Gerätes.


    Ja, das Austauschen von defekten Bauteilen hatte ich auch nicht im Sinn. Das nützt ja nun garnichts, wenn das Gerät original aber kaputt ist. :D


    Ich wollte nur vor großen Umbauaktionen warnen, die eventuell nicht reversibel sind. Beispiel: Wenn erstmal Leiterbahnen mit dem Messer durchtrennt wurden, dann ist der Originalzustand unrettbar verloren.


    Also es ist sinnvoll immer darüber nachzudenken, wie man Dinge auch wieder zurückbauen kann, zumindest bei seltenen und kostbaren Geräten.


    Gruß
    Michael


  • Also es ist sinnvoll immer darüber nachzudenken, wie man Dinge auch wieder zurückbauen kann, zumindest bei seltenen und kostbaren Geräten.l


    Sorry Michael,
    kostbar....so ein totes Ding, nöh, kostbar ist nur Leben.
    Ich mag bei historischen technischen Geräten nicht die deutschtümliche Überrestauration, seien es Häuser, Moppäds, Autos oder Hifigeraffel.
    Funktion geht bei mir vor Überrestauration. Ich habe z.B. lange überlegt ob ich die Runsfunkstudiospuren an meinem SP15 vergessen machen soll, ich lasse sie.....irgendwie halte ich das wie die Amerikaner für historisch korrekter. Natürlich sollte ein solches Gerät bei Umbauten zurückrüstbar sein. Technisch bedingte Eingriffe auf einer Platine um sie funktionsfähig zu halten ist für mich wichtiger als eine optisch korrekte Nichtfunktion.
    Gruß Kalle............weder poliert, lackiert noch verchromt.

    Einmal editiert, zuletzt von Kalle Mk II ()

  • Hallo,
    zum Werterhalt (abs. Originalzustand ja oder nein) kann und möchte ich mich garnicht äussern. Das ist mitunter eine Art Religion.
    Die Schaltung ansich ist ja sehr überschaubar.
    Ich würde aber immer zuerst eine messtechnische Überprüfung der Vorstufe vornehmen. Eine Überprüfung auf hinreichend genaue einhaltung der RIAA Kennlinie und eine Untersuchung auf etwaige (zu hohe) Verzerrungen.
    Wenn sich da Ungereimtheiten offenbaren, kann man systematisch mit der Reparatur beginnen. Das ist keine große Sache.


    Es kommt halt darauf an, ob man Wert darauf legt, die eingebaute Stufe zu verwenden, oder lieber etwas neues externes anschliessen möchte. Das ist reine "Ansichtsache".


    Rolf

  • Funktion geht bei mir vor Überrestauration.


    Hallo Kalle


    Da stimme ich dir völlig zu. Funktion ist das allerwichtigste, ohne Funktion ist jedes Gerät ein Haufen Schrott.


    Ich wollte ja auch nur zur Vorsicht mahnen. Jede Abweichung vom Originalzustand bedeutet bei einem späteren Verkauf einen finanziellen Verlust. Der überwiegende Teil der Techniksammler kauft lieber defekte Geräte im Originalzustand, als unsachgemäß reparierte.


    Bei mir müssen auch Radios aus den 20er und 30er Jahren noch funktionieren und obwohl ich mir sehr viele Gedanken über eine möglichst behutsame und unsichtbare Reparatur mache, gilt das manchen schon als verabscheuungswürdige Schändung unwiederbringlicher Kulturgüter. :rolleyes:


    Gruß
    Michael

  • Hallo in die Runde
    und vorab schon mal vielen Dank für Eure Anregungen:



    Die Konstruktionen von Walter Fuchs und Karl-Heinz Fink passen 1:1 wohl nur für den EMT 948 und EMT 950, der EMT 983 hat ja eine davon sehr abweichende Anordnung der Leiterplatten. Vielleicht kann ich aber aus dieser Quelle einen Rat für die Bauteileauswahl bei einer Überarbeitung meiner EMT-NF-Platine erhalten.



    Als ich den Beitrag von papa_bjoern gelesen habe, war mein erster Gedanke:


    EMT 139 stb ? Ja, sofort und nichts lieber als das!



    Aber um ganz offen zu sein: Ich traue mir nicht zu, diesen Röhren-Preamp selbst frei verdrahtet und hinreichend sauber aufzubauen.
    Die von Hans van Vliet für 4000 Euro (incl. Netzteil und Mehrwertsteuer) angebotene Replica-Version des EMT 139 (siehe http://www.jpvanvliet.nl/139stb.html) übersteigt drastisch meine finanziellen Möglichkeiten.
    Gebrauchte Originale von dem "ollen Ding" werden übrigens teilweise wie Platin gehandelt (siehe
    http://www.ebay.com.au/itm/EMT…und-EMT-927-/301073991678).



    Beim genaueren Suchen im Archiv des Forums habe ich dann unter Beitrag 120


    EMT- Plattenspieler/ Wirklich das Beste?


    den Beitrag über Björns Nachbau in Leiterplattentechnik gefunden und ich muss sagen: Das könnte schon die optimale Lösung sein. Das einzige für mich verbleibende Haar in der Suppe ist wahrscheinlich die für meine Übertragungsleitung und die angeschlossenen Verstärker zu große Ausgangsimpedanz der Konstruktion.


    Björn, vielleicht könntest Du noch ein paar Worte den Aufbau und Modifikationsoptionen Deines für alle EMT TSD15 Anwender sicher sehr interessanten Verstärkers sagen.



    Gruß
    Raimund

    Einmal editiert, zuletzt von raimund2 ()

  • Moin Raimund,


    mein EMT139stb-Nachbau ist als Leiterplatten-Aufbau realisiert. Ich habe das so gemacht, da ich beruflich meine Brötchen mit PCB-Layout verdiene und


    somit es kein Problem war ein sauber funktionierendes Gerät (Schwingen, Brumm, Einstreuungssicherheit) zu bauen.


    Das Netzteil habe ich ganz "einfach" gestaltet - ungeregelt mit Dioden und dann einfach mehrere RC-Siebglieder hintereinander geschaltet.


    Das Ganze ist als ein MM-Pre aufgebaut, damit ich die Möglichkeit habe mit verschiedenen Übertragern oder aktiven MC-Prepres zu "spielen".


    Zuerst habe ich die originalen T210-Eingangsübertrager von Haufe verwendet (als kleine externe Box realisiert), mittleweile aber läuft als


    MC-Prepre ein Sand-"HeadAmp" mit nur zwei Transistoren nach W. Mashall Leach, Jr. ( http://users.ece.gatech.edu/mleach/headamp/ )


    Das Teil ist echt sagenhaft - als ich es nach dem Aufbau in Betrieb genommen habe, dachte ich es funtzt nicht (kein Rauschen - nichts) bis


    die Musik kam.... 8) Dagegen ist der sonst so hochgelobte Hiraga MC-PrePre ein richtiger Rauschgenerator.... X( - und klanglich auch schlechter...


    Ich verwende am Ausgang keinen Übertrager - das letzte ECC81-Triodensystem läuft einfach als Katodenfolger mit einer Ausgangsimpedanz von etwa


    2KOhm - für meinen Preamp (100kOhm-Eingangswiderstand) völlig o.k.


    Man sollte die Röhren, bzw. die ganze Platine schwingend realisieren, da die Röhren bei derart kleinen Spannungen mikrofonisch sind. :S


    Was noch - ach ja - als Eingangsröhren verwende ich die M8137 von Mullard (eine seltene und hervorragende ECC83-Variante) und im Ausgang die ECC801s von TFK.


    Die RIAA lief schon auch ohne Gehäuse brummfrei (siehe eines der Bilder) :D - somit wusste ich, daß das Layout nicht so verkehrt ist....







    Gruß Björn

    AAA-Mitglied

    4 Mal editiert, zuletzt von papa_bjoern ()

  • Hi Chris,
    Du weißt vielleicht - wer selbstständig ist, arbeitet selbst und ständig - und dann macht es keinen Spaß mehr ;(
    Daher arbeite ich als "abhängig Beschäftigter", habe (meistens) pünktlich Feierabend und kann mich dann mit Begeisterung
    meinem Hobby widmen :thumbup:


    Es soll allerdings angeblich vorkommen, daß ich das eine oder andere "ältere" selbstgebaute Gerät privat verkaufe, wenn ich
    mir etwas Neues gebaut habe 8)


    Gruß Björn

    AAA-Mitglied

  • Vielen Dank. Das hätte ich erwartet, aber man weiß es ja nicht.


    Habe eine Siemens ECC83, die mir gefällt, leider eben nur eine und die werte sind wahrscheinlich auch nicht mehr top. Leider kann ich es nicht messen.

    Beste Grüße
    Rainer

  • Ts, gammelige ECC83 von Mullard für 595 Euro... der Verkäufer spinnt doch gewaltig. Und dann noch in dem ungereinigten Zustand und aus verschiedenen, nicht nachvollziehbaren Produktionen. Als Beispiel schau mal hier: Das ist ein günstiger Kurs für 4 Stück geprüfte und originale Telefunken ECC83. Der Verkäufer ist mir persönlich bekannt und seriös. Ich bin es nicht und ich habe auch keinen Benefit für eine Empfehlung. Mail ihn doch mal an, er hat vielleicht noch welche rumfliegen ;) .


    ECC83 TFK


    Gruß


    Andreas

    AAA Member mit Unmengen an altem Geraffel

  • Grundsätzlich sind die Entzerrer-Vorverstärker ab Werk an die ARD ausgelieferten Geräte mit TSD15 Systemen und Übertragern für diese niederohmigen Systeme ausgelegt.


    Durch Entfernen dieser Übertrager und Brücken der primären und sekundären Seite auf der 038 Vorverstärkerkarte (EMT 948 + 950) passen die an handelsübliche 47K Systeme, das ist alles.


    :thumbup:

    Einmal editiert, zuletzt von M15A ()