Hey,
also das OCC-Verfahren erzeugt laut dem Link von Jörg keinen Monokristall sondern unidirektionale Kristallstruktur mit einem Kornwachstum beginnend ab der Schmalseite des Leiters. Das bedeutet, die Korngrenzen laufen alle in die gleiche Richtung. Trotz allem setzt sich der Draht aus Einzelkristallen zusammensetzt. Jede Kristallstruktur außer echte Monokristalle setzen sich aber aus mehreren Einzelkristallen zusammen.
Zitat: "consisting of a unidirectional solidified structure and single-crystal ingots."
Sieht man auch sehr schön auf den grünen Schliffbildern im Link. Es liegt zwar eine deutliche Ausrichtung der Körner vor, aber es ist eben doch eine Gruppe an Körnern.
Dabei kann es gut sein, dass im Labor Längen von über 100m als echter Einkristall gezogen wurden, aber im technischen Kabel kann ich es mir beim besten Willen nicht vorstellen.
Die Umformbarkeit von Metallen basiert neben dem Abgleiten auf atomarer Ebene vor allem auf dem Abgleiten der Kristalle an den einzelnen Korngrenzen. (Korn = Kristall)
Das Kabel wäre also mordssteif oder es würde bei normaler mechanischer Beanspruchung in viele Einzelkörner zerbrechen...
Das ist auch der Grund, warum z. B. monokristalline Turbinenschaufeln nach dem Kornwachstum nur noch spanend bearbeitet werden.
Einer der genannten Vorteile des OCC-Verfahrens ist dabei eigentlich eine Bedingung für das OCC-Verfahren: Hochreines Kupfer mit wenigen Verunreinigungen. Jede Verunreinigung, auch auf atomarer Ebene (z . B. ein Stickstoff-Atom hier, ein Eisen-Atom dort), würde einen Kristallisationspunkt bilden von dem aus ein unkontrolliertes, ungerichtetes Kornwachstum beginnt.
Für mich sieht es so aus, als wäre OCC so etwas wie ein Quasi-Standard in der Drahtfertigung.
Ob man den die Verunreinigungen hören könnte weiß ich nicht, vielleicht spielt es in der HF-Technik eine Rolle.