Moin,
da so ein Forum ja ein Erfahrungsaustausch darstellen soll, kommt hier ein Bericht über eine Neuerwerbung, der zwei Fragen aufwirft und beantwortet, die sich zumindestens mir immer wieder mal gestellt haben, aber vielleicht auch andere umtreibt.
Zum einen: Sind Van den Hul Systeme wirklich so schwierig, wie man immer wieder liest?
Und zum anderen: Lohnen sich eigentlich Systeme die soviel kosten, wie eine gute Einstiegsanlage?
Vor kurzem erst habe ich mal wieder die nicht unerwartete, aber interessante Erfahrung gemacht, dass man alles, aber wirklich alles in seiner Anlage testen sollte. Ein Lyra Delos war allen Beschreibungen nach ein System, das für mich nicht in Frage kam. Die Empfehlung eines zu testen mit der Möglichkeit es zurückzugeben, hat mich dann veranlasst, es zu probieren und davon überzeugt, dass es sehr wohl ein System ist, mit dem ich zur größten Zufriedenheit hören kann.
Nachdem jüngst hier im Forum ein Van den Hul Condor XCM angeboten worden ist, das auf wenig Interesse gestossen ist, habe ich sozusagen den Sprung ins kalte Wasser gewagt und ohne wirklichen Bedarf qua Gelegenheit und aus purer Neugierde das System erworben.
Ich habe immer die Meinung vertreten und tue das auch jetzt im Grunde noch, dass ein Verschleissteil im Bereich von 3-4 K€ eigentlich kompletter Wahnsinn ist. Dafür bekommt man beiepielsweise schon nahmhafte Phonovorstufen oder wie erwähnt eine gute (!) komplette Stereoanlage. Das ist mir völlig klar und bewusst. Dennoch hat mich die Frage umgetrieben, was klanglich in dieser Preisliga passiert? Lohnt es sich?
Nach drei netten Abenden mit dem Condor kann ich zumindest schon mal soviel sagen, dass erstens in der Tat auf jeden Fall noch mal ein ganze Menge passiert und zweitens, dass ein Van den Hul Condor komplett und total das Gegenteil von dem macht, was ich schlimmstenfalls befürchtet habe.
Beschreibungen von klanglichen Ereignissen und deren Wahrnehmung sind nicht einfach. Entweder sie sind so subjektiv, dass ein anderer damit kaum was anfangen kann, oder sie sind so oft benutzt worden, dass sie plattitüdenhaft klingen. Dennoch die Frage, wie klingt das Condor?
Was mich am meisten und nachhaltigsten beeinruckt, ist die unglaubliche Gelassenheit und Selbstverständlichkeit, mit der es spielt. Das ist keine Spur von Anstrengung, es präsentiert die Musik so locker, dass man sich schon nach kurzer Zeit kaum etwas anderes vorstellen kann, als das Musikwiedergane etwas sehr sehr Entspanntes ist. Hinzu kommt eine Raumdarstellung, die absolut großartig ist, die Instumente sind ortbarer und definierter, alles ist noch mehr von den Lautsprechern gelöst. Der klangliche Charakter der Instrumente erscheint einem zudem um ein etliches präsenter. Und das alles wie gesagt mit einer unglaublichen Entspanntheit und dennoch enormer Präsenz. Wir hören zu Hause sehr viel Songwriter und diese sind mit dem Condor in unserem Wohnzimmer beeindruckend präsent. In dieser Qualität haben wir definfitv bei uns noch nie gehört und der Plural steht hier mit Absicht, denn noch zufriedener als ich ist meine Liebste mit diesem System.
Das Delos ist klanglich auf jeden Fall deutlich anders aufgestellt und tatsächlich klingt es vergleichsweise (!!!) zum Condor immer noch gut, aber hörbar angestrengter. Gibt es mit dem Delos bei 'anstrengenderer' oder suboptimal aufgenommener Musik auch mal den Impuls, etwas leiser zu stellen, so hat man mit dem Condor grundsätzlich eher den Drang, noch ein wenig aufzudrehen. Schlechte Aufnahme? - egal! Und das, ohne etwas vermissen zu lassen.
Das ist kein Verdikt gegen das Delos, das ich nach wie vor für ein exzellentes System halte, sondern das ist einfach offensichtlich der klangliche Mehrwert des Condor, für den es dann den spürbaren Mehrpreis zu zahlen gilt! Ob der sich in realiter denn auch zu zahlen lohnt, ist eine schwer zu beantwortende Frage. Ich kann für mich jetzt aber zumindest sagen, dass es diesen bemerkenswerten klanglichen Unterschied gibt.
Gruß
Dirk