Hallo zusammen,
ich hatte mal wieder Lust auf einen Test. Also Vorsicht: Überlänge!
Was macht denn der Albus da?!
Der Forenkollege Albus hat sich den ART DJ Pre zugelegt. Einen MM-Phonovorverstärker der derzeit zwischen 38 und 55 Euro kostet. Einen Phonovorverstärker, der damit in der niedrigsten Preisklasse angesiedelt ist. Das hat mich neugierig gemacht.
Was ich zum Art vor allem in englischsprachigen Foren las, war in der Tat sehr positiv. Dort wird der ART häufig als gleichwertig oder besser im Vergleich mit Geräten der 100-200 Euro-Klasse eingeschätzt, also etwa einem NAD PP 2 oder einem Cambridge 640P. Das klingt schon mal interessant.
Die Ausstattung
Aber auch die Eigenschaften des Art unabhängig des günstigen Preises machen das Gerät interessant. So zeichnet er sich durch eine Eigenart aus, die nur die wenigsten Phonovorverstärker teilen: Er besitzt eine variable Verstärkung zwischen 35 und 45 dB, die sich durch einen Drehregler steuern lässt.
Zu den wenigen mir bekannten Geräten, die das auch können, gehören: Die von Tim de Paravicini konstruierten Röhren-Modelle Quad 24P und, in einer Version, die E.A.R 834P, sowie der Transitoren-Pre von PS-Audio, der GCPH. Diese Modelle bewegen bzw. bewegten sich allerdings im Preisbereich von 1000-1500 Euro, also in einer ganz anderen Liga als der ART. Was diese Eigenschaft so interessant macht, ist die Möglichkeit, im Zusammenspiel mit Aktivlautsprechern, eine puristische Phonokette aufzubauen, in der zwischen dem Tonabnehmer und den Lautsprechern nur der Phonovorverstärker liegt. Ich habe eine solche minimalistische Kette mit der GCPH und aktiven Studiomonitoren selbst eine ganze Zeit betrieben. Mit großer Zufriedenheit. Bis sich eine „Kaufgelegenheit“ ergab, die viel Veränderung in die Kette brachte und schließlich den Verkauf der GCPH nach sich zog.
Der ART besitzt aber noch weitere interessante Eigenschaften. So lässt sich die Eingangskapazität zwischen 100pF und 200 pF umschalten. Das ist für MM-Tonabnehmer, für die der ART ja gedacht ist, vorteilhaft, da die Kapazität die Hochtonwiedergabe beeinflusst und auf den jeweiligen Tonabnehmer angepasst sein muss. Tonabnehmer und Phonovorverstärker sollten in dieser Hinsicht zueinander passen. Zwar kann auch mit dem Phonokabel variiert oder der Lötkolben in die Hand genommen werden, um eine Anpassung vorzunehmen – der ART Pre macht die Anpassung aber auf Knopfdruck viel leichter.
Zudem ist der ART mit einem schaltbaren Hochpassfilter ausgestattet, das tiefe Frequenzen unter 22 Hz mit 3dB pro Oktave beschneidet, höhere Frequenzen jedoch passieren lässt. So können tieffrequente Rumpelgeräusche, die bei der Schallplattenwiedergabe etwa durch Verwellungen entstehen können, abgeschwächt werden, was die Lautsprecher entlasten kann. Allerdings setzt das Filter mit 22 Hz einerseits recht hoch ein, andererseits fällt die Abschwächung mit 3 dB relativ schwach aus.
Doch noch ist die Feature-Liste nicht zu Ende. Der ART ist nämlich noch mit einer Pegelanzeige ausgestattet, die das Übersteuern des Gerätes zu vermeiden helfen soll. Das ist gerade wegen der regelbaren Verstärkung eine hilfreiche Einrichtung. Umgesetzt ist die Anzeige minimalistisch: Ein Lämpchen leuchtet bei Überschreitung eines gewissen, relativ niedrigen Pegels erst grün, bei höheren, übersteuernden Pegeln schließlich rot. Das ist einfach gelöst, funktioniert aber gut.
Während die Kapazitätsumschaltung für mich als Benutzer von MC-Tonabnehmern nicht so wichtig ist, reizte es mich vor allem wieder, noch einmal eine ganz reduzierte Kette wie damals mit der PS-Audio aufzubauen. Zumal ein Fehlgriff bei dem Preis nicht so sehr schmerzt. Also habe ich den ART für 38 Euro bestellt und gleich noch die ebenfalls von Albus empfohlene 9V-Akku-Speisung (Sanyo eneloop 9V Power Pedal Juice).
Wer darf mitmischen
Als Vergleichsgerät dient mein MM-Röhrenphonovorverstärker „Musikant“ von Hans-Ulrich Otto, ein Vorserienmodell. Er hat die PS-Audio GCPH bei mir abgelöst, mir gefielen die tiefere Bühnenabbildung und die dynamischere Spielweise besser.
Musikant
Verstärkung: 42,5 dB
RIAA Abweichung: 0,1 dB (bei diesem Vorseriengerät)
Übertragungsbereich: 17 Hz-40 kHz: -1 dB
Übertragungsbereich: 7 Hz-140 kHz: -3 dB
Geräuschspannungsabstand: -80 dB A
Klirrfaktor: kleiner 0,14% bei 1 kHz
Kanaltrennung: -57 dB
Kapazität: anpassbar, im Test 47 pF (?)
Abschlussimpedanz TA: anpassbar, im Test 100 kOhm
Preis: 650,-
ART DJ Pre II
Verstärkung: 35-45 dB
RIAA Abweichung: -
Übertragungsbereich: 10 Hz-50 kHz: +/- 0,5 dB
Geräuschspannungsabstand: > 90 dB
Klirrfaktor: kleiner 0,1% bei 1 kHz
Kanaltrennung: k. A.
Kapazität: 100 oder 200 pF, im Test 100 pF
Abschlussimpedanz TA: 47 kOhm
Zuschaltbarer Low Cut -3 dB @ 22 Hz (während des Tests ausgeschaltet)
Preis: 38,-
Mit Akkuspeisung über: Sanyo eneloop 9V Power Pedal Juice (49 Euro)
Die Testkette
TA: Denon DL-103 Umbau von TechneAudio (Bor-Nadelträger, nude-Shibata-Diamant,
Graphit-Gehäuse)
PS: Rega P5 modifiziert
MC-Vorververstärkung: Denon HA-1000 MC-Pre
Testgerät: Musikant/ART DJ Pre
Vorverstärker: SPL Volume 2
Lautsprecher: KS-Digital C88 (aktive, analoge Studiomonitore)
Durch einen Pegelabgleich wurde sichergestellt, dass ART und Musikant in der gleichen Lautstärke spielen.
Schnell das Licht aus, dann sieht es gleich viel ordentlicher aus
Ist das überhaupt noch ein Rega?
Für Epileptiker nicht geeignet: Der ART DJ Pre 2 ist zugleich auch eine Lichtmaschine