Eine Idee ist verloren

  • Ich habe lange damit gerungen, denn nach meinem Da capo Debakel ist das nun eine neue Niederlage, gegen die ich lange angekämpft habe. Aber irgendwann ist Schluss, der Kampf gegen die Windmühlen ist zermürbend.


    Warum ich Euch das schreibe und nicht einfach still gehe und wie es dazu kam?


    Diese Zeilen mögen all diejenigen warnen, die selbst damit liebäugeln, auf den Zug des Vinyl-Boom aufzuspringen. Und vielleicht sind sie auch ein kleiner Anstoß für die vielen Menschen, die durch ihr Kaufverhalten den einen anderen Zug beschleunigen: Amazon & Co. zum Monopol zu verhelfen.


    Als ich bei Da capo aufgehört habe, weil mir zu viel Menschliches geraubt wurde, hatte ich ein Stück finanzieller Sicherheit aufgegeben. Das Geld war mir nicht wichtig und ist es auch heute nicht. Aber es ging immer mehr verloren, an das ich anfangs 1991 noch geglaubt hatte. Nach meinem Abgang hatte ich erst mal keine Perspektive, wer brauchte schon jemand wie mich in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit, der zu diesem Zeitpunkt auch die Quelle zum Opfer fiel. Dummer Zeitpunkt für mich, in Nürnberg einen Job zu suchen. Also kam die Flucht nach vorne, nämlich das zu tun, was ich seit rund 19 Jahren gemacht habe.


    Eine Idee reifte.


    Ok, ich musste es also besser machen. Auch weil ich wusste, dass es viele Musikfreunde gab, denen ein guter Plattentipp mehr wert war, als alles andere. Und natürlich sollte die Qualität der LPs die Anforderungen von heute erfüllen. Also hob ich 2010 eine Firma aus der Taufe (oder soll ich besser sagen, aus der Asche): ArtPhönix! Die Plattform eines Vinyl-Enthusiasten, der echte Schallplattenkunst an Musikfans weitergibt, die das Besondere suchen.


    Wochenlang habe ich meine früheren Kontakte aufgebaut, den Markt nach spannenden LPs abgesucht und sie auch gefunden. März 2010 ging der Shop online und die ersten Neuheiten-Broschüren gingen ins Land. Obwohl die Resonanz zunächst etwas entmutigend waren, so waren sie doch ein Blick nach Vorne. Monat für Monat ging es immer ein Stück besser, der Optimismus wuchs langsam, aber stetig. Die Probleme allerdings auch! In vielerlei Hinsicht lernte ich auch dazu, so etwa die Erkenntnis, dass doch weit mehr LP-Fans nach Dire Straits und Pink Floyd als nach Muldrow oder Aufgang gefragt haben. Also doch Mainstream statt innovativer Musik. Dann kam die immer stärker werdende Einsicht, dass die Leute, die ich mit meinem Weg erreichen wollte, weit weniger waren.


    Dennoch liess ich mich nicht von meinem Weg abbringen, machte Schulungen und Seminare mit, entwickelte immer wieder neue Ideen. Manche dieser Impulse gaben einen Schub, andere dagegen versandeten. Es gingen nun über 6 Jahre ins Land, mit viel Arbeit, sehr viel. Das Wochenende blieb nicht ausgespart, Freizeit gab es so gut wie keine und Urlaub schon gar nicht. Wer selbstständig ist, der kennt dieses Problem, damit bin ich zweifellos nicht alleine. Auch nicht mit der allgegenwärtigen Existenzangst. Jeder, der wie ich ohne Eigenmittel eine Firma aufgebaut hat, der weiß, was ich damit meine.


    Heute bleibt das Wissen, dass Billig im Internet ganz vorne steht und eine Firma wie ArtPhönix nichts dagegen tun kann. Ich kenne nun unzählige Geschichten und Realitäten, welche die rasante Entwicklung am Markt bestätigen. Dies muss ich als Realität anerkennen und eines ist mir nun auch klar geworden: ich darf niemand mehr als mir selbst die Schuld geben, geglaubt zu haben, man könne gegen die Zeichen der Zeit erfolgreich sein.


    Zum Schluss danke ich all den Menschen, die mir weit mehr als nur Kunden waren. Die trotz dem obigen Wissen zu ArtPhönix gehalten und uns unterstützt haben. Und ich danke meiner Frau, ohne der ich all dies nie geschafft hätte.


    Euer
    Manfred Krug


    Edit: Um Missverständnissen vorzubeugen: ArtPhönix ist noch nicht weg, sondern hat nur den Abschied abgekündigt. Der Warenabverkauf wird sicher noch einige Wochen dauern, wenngleich man auch nicht weiß, was noch alles passiert. Auf jeden Fall werden wir auch weiterhin unsere Kunden wie bisher bedienen, so lange es geht und der Vorrat reicht!

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