Hi,
nur zwei Wochen nach Krefeld fand am gestrigen Sonntag in Basel die schweizer AAA statt.
Während die Krefelder Show eine klassische Messe ist, ist die Basler Veranstaltung nicht-kommerziell ausgerichtet
Sie weist eher den Character eines Happenings auf, allerdings verbunden mit der typisch schweizerischen Organisationsqualität und Pünktlichkeit.
Abgesehen von einer Plattenbörse und einem Raum mit ´Occasionen´ (Gebrauchtgeräte) spielten Anlagen von Mitgliedern und vielleicht noch sponsornden Händlern.
Daher spielte sich das ganze Geschehen in einer deutlich geringeren Anzahl an Räumen und mit geringerer Anzahl an Vorführgeräten ab.
Die Räume im Bildungszentrum/Hotel waren deutlich grösser und entsprachen eher den beiden grossen Tagungsräumen im Keller in Krefeld.
Begleitet wurde das von einem Vortragsprogramm, auf das ich später noch etwas genauer eingehen möchte.
Die Besucheranzahl erreichte nicht die Krefelder Dimensionen, aber je nach Standpunkt waren die Räume angenehm gefüllt oder ausreichend leer.
Das hatte aber den unbestreitbaren Vorteil -wie ich es empfand- das man sich gepflegt alle Vorführungen und Vorträge anschauen konnte ohne klaustrophobische Attacken oder andaurnde Störungen der Vorführung befürchten zu müssen.
Es blieb Zeit und Gelegenheit mit den Vorführenden zu sprechen und auch Wünsche bezgl. der vorgeführten Geräte zu äussern.
Alles entspannt, relaxt und eben den schweizererischen Ticken langsamer als hierzulande gewohnt.
Die Anlagenkonfigurationen und das Programm kann man noch dem Flyer der AAA entnehmen, der auf deren Webseite als PDF zur Verfügung steht. AAA Schweiz
Was mir besonders gefiel:
In einem akustisch sehr harten Kellerraum führte die Züricher Abteilung der AAA mit einer Reihe Vintage-Geräten vor, u.A. Quad Verstärkern und einem ESL-63.
Aus dem ESL-63 (und Nachfolgern) wird für meinen Geschmmack zwar nie ein ´kompletter´ Lautsprecher aus diesem Mitteltöner werden, jedoch In den vielen Jahren - mittlerweile Jahrzehnten- die ich mich mit Elektrostaten beschäftige durfte ich erstmals eine Vorführung hören, bei denen die Teile tatsächlich mal recht dynamisch aufspielten.
Eine wirklich angenehme positiove Überraschung , gerade angesichts der raumakustischen Voraussetzungen.
In einem weiteren, relativ kleinen Raum führte Swissonor an Rowen vor.
Wenn auch nur sporadisch und ganz kurz reingehört spielte es hier ausgewogen, dynamisch lebendig .... Spass machend halt.
Die Basler Abteilung hatte m.A.n dagegen ein weniger glückliches Händchen in der Auswahl ihrer Vorführgeräte.
Eine recht neue, kompakte Aktiv-Box, ausgestattet mit class-D amps, DSP-Filtern, Plastikgehäuse und einer überragenden Testbesprechung, spielte das Programmmaterial in einer gewöhnlichen, leblosen Art und Weise ab, die den restlichen Komponenten der Anlage nicht gerecht wurde.
Wie schon in Krefeld spielte diese überaus lobgepriesene Box so mittelmässig, das man fast versucht ist zu vermuten, die Redaktion habe sich bei der Zuordnung der Besprechungstexte vertan.
Zum Abschlus aber noch ein absolutes Highlight, das vielleicht etwas Licht auf die Gründe der so manches Mal so unterschiedlichen Hörempfindungen wirft.
Prof. Elke Hofmann von der Musikakademie Basel hielt einen zweiteiligen Vortrag über ihre Tätigkeit.
Sie lehrt u.A. Gehörbildung für Musiker.
Im grossen und ganzen soll dieser Kurs den angehenden Musikern ermöglichen Partituren so zu lesen, das sie sich das muikalische Werk quasi denkend erhören, bzw. vorstellen können.
Es gehört auch der umgekehrte Vorgang dazu, die vollständige Erstellung und Niederschrift einer Partitur aus einem gehörten Musikstück.
Während ihrer Tätigkeit fiel ihr auf, das ihre Studenten anders als sie selbst, aber auch untereinander verschieden hörten, es dafür aber offenbar keine wissenschaftliche Erklärung gab.
Aus dem Wunsch die Ursachen dieses anders-Hörens kennen zu lernen, entwickelte sich wohl dann die Mitarbeit in einem multinationalen Grundlagen-Forschungsprojekt, das sich mit der individuellen Hörbildung und Klangverarbeitung im Gehirm beschäftigt.
Dieses Projekt beschäftigt sich auch, aber eben nicht nur mit der pathologischen Seite des Forschungsfeldes.
Und hier eröffnet sich dann auch die Kontaktstelle zum HiFi.
Prof Hofmann berichtete von durchaus verblüffenden Ergebnissen der Studien .... das z.B. die Affinität zur Musik und das die Volumenae/die Grössen der klangverarbeitenden Areale im Gehirn (Heschl Gyri) miteinander korrellieren.
Es scheint sogar möglich anhand der Ergebnisse und der Unterscheidung in Oberton- und Grundton-Hörer zu bestätigen warum Musiker ihr Instrument wählen, oder warum der eine Hörer Rockmusik bevorzugt und ein anderer Jazz und ein dritter wiederum etwas anderes.
Wie anscheinend die Mehrheit der HiFi-Freaks weiss ich nun, das ich Obertonhörer, Aszendent Grundtonhörer bin.
Wichtiges Fazit ist, das jeder Jeck anders hört und das quasi unabänderlich ab Geburt (bzw. ab ca. 2Jahren, wenn das Gehirn voll ausgebildet ist).
Klangbeschreibungen treffen allenfalls für jene Hörer auch zu, die eine ähnliche Ausprägung der Heschl-Gyri/Hörkurven aufweisen wie der berichtende.
Wer mag der findet den Test und Veröffentlichungen als kurze PDFs auf der Webseite musicandbrain.
Ich denke für alle Zuhörer war dieser Vortrag eine Präsentation unbekannter aber hochinteressanter neuer Erkenntnisse, dazu noch leicht und krurzweilig vorgetragen ...Top!
Alles in allem war die Basler AAA eine sehr angenehme Veranstaltung, und trotz des gleichen Themas wie Krefeld doch so anders.
Nicht zuletzt durch dieses urige, krachende Schwyzerdütsch, das nicht immer leicht, und dem unvertrauten Hörer bisweilen gar nicht verständlich ist.
Aber man kann ja an solchen Stellen einfach mal freundlich mit demKopf nicken und alles ist gut.
Ich hatte jedenfalls einen schönen Sonntag ... danke sehr.
jauu
Calvin