Empfehlung für neu-Einstieg gesucht...

  • Hallo zusammen,


    "Radio" war für mich immer eine Sache "so nebenbei". Zwar hatte ich mir einen damals (um 1980) recht teuren Tuner geleistet (1000DM) und auch noch eine entsprechende Antenne auf dem Dach. Eine wirkliche klangliche Begeisterung konnte nie aufkommen. Heute weiß ich dass ich besser nicht den Testsieger aus der Audio genommen hätte... mir ist zufällig ein Revox A76 von einem begeisterten "Radio-Hörer" (angeblich neu abgeglichen und sehr gepflegt) für einen eher symbolischen Betrag zugelaufen. Das ist ein ganz anderes Kaliber. Empfängt besser ( und momentan steht mir nur ein antennentechnisches Provisorium zur Verfügung) und klingt um Klassen besser wenn man die richtigen Sender findet ;) ... ich meine jetzt Sender und Sendungen abseits vom Hitparaden-Gedudel und mit fachkundigen Moderatoren!
    Das hat mich dazu gebracht mich, trotz drohender Abschaltung, mit dem Thema UKW "richtig" beschäftigen zu wollen. Dafür braucht es zum einen Grundlagen in Bezug auf Antennentheorie und die Auswahl der richtigen Antenne, zum Anderen möchte ich auch lernen einen Tuner abgleichen zu können. Zwar bin ich auf elektronischem Gebiet ganz gut dabei (auch ausstattungsmäßig) trotzdem sehe ich Tuner noch einmal in einer anderen Liga... da scheint es doch deutlich wichtiger zu sein auch die Grundlagen gut zu kennen bevor man mal an Potis rumdreht;-)).
    Ganz im Ernst... ich bin gewillt mich da reinzukämpfen. Suche also Empfehlungen was Lektüre angeht... im Idealfall kann man die auch verstehen wenn man kein Radio-und Fernsehtechniker oder Amateurfunker ist, aber auch Empfehlungen was Tuner angeht. Ich möchte mir zunächst ein gutes Gerät leisten welches servicefreundlich ist um auch gewonnene Erkenntnisse praktisch umzusetzen ohne Angst vor dem finanziellen SuperGau (ich hätte leichte Hemmungen mich mit Werkzeug an einem McIntosh zu vergehen ;-)) . Ich möchte also nicht gleich in ein Gerät der Referenzklasse investieren.
    Die Antenne sollte ursprünglich Unter-Dach montiert werden, eine große Scheune die an das Wohnhaus direkt anschließt bietet da grundsätzlich gute Möglichkeiten. Allerdings ist nun die Entscheidung gefallen diese Scheune mit Blechtafeln neu einzudecken... dies dürfte dem Empfang nicht unbedingt zuträglich sein... es wird also eine andere Lösung geben, die könnte allerdings mit längeren Kabelwegen verbunden sein. Wir wohnen in einer Gegend in der es gerne mal heftige Gewitter gibt und wir haben das höchste Haus der Umgebung... ein funktional guter Blitzschutz ist nach einigen eingeholten Meinungen nicht ganz einfach zu bewerkstelligen und ich möchte das Risiko durch eine Antennenanlage auf dem Dach nicht erhöhen, oder mach ich mir da zu viele Gedanken?
    Soviel mal zur Situation...
    Ich bin für alle Gedanken, Anregungen, Tipps dankbar...



    viele Grüße
    Andreas

    gewerblicher Teilnehmer, alles aus Holz für die Musikwiedergabe und noch etwas mehr; hier im Forum aber ausschließlich in Sachen Hobby unterwegs !

  • Hallo Andreas K.
    wenn ein A-76 vorhanden ist, hat der ET20 nur den Vorteil der Stationstasten und kann als Übungs- und Anschauungsobjekt dienen. Der A-76 ist später entstanden, technisch weiterentwickelt, konzeptionell was Besonderes und kann klanglich heute noch beeindrucken. Was den Abgleich des A-76 betrifft kann das Frontend dieses Tuners sicher verbreitet gut eingestellt werden. Bei den ZF-Filtern ist das schon solche Sache. Angeblich hat der Hersteller anfangs wegen der erforderlichen Meßtechnik die Baugruppen getauscht und das im Werk gemacht. Den Amplitudengang der ZF kann man allerdings relativ einfach optimieren.
    Zum Abgleich eines UKW-Radios sollte man zwischen Röhren- und halbleiterverstärkten Geräten unterscheiden. Zu ersteren findet man Hinweise zum Abgleich in den entsprechenden Foren.
    Bei den moderneren Empfangsgeräten können Lehrbücher für die Ausbildung von RFT helfen. Es gibt auch in den Staaten ein Standardwerk aus den 80er Jahren zur Reparatur von Rundfunkempfängern, nur hab ich iM den Titel nicht zur Hand.
    Die grundsätzliche Funktion von Superheterodynempfängern auch mit Mehrfachüberlagerungen und ihrer Baugruppen sollte man schon verinnerlichen. Auch sind Schaltpläne oder besser Servicemanuals mit Herstellerinformationen zu den Einstellungen hilfreich und aufwandsverkürzend. Dazu kommt die erforderliche Meßtechnik, also zumindest ein Abgleichsender mit Wobbelfunktion und einen Stereokoder sowie ein Zweikanaloszilloskop mit mindestens 20Mhz Bandbreite, um die ZF von 10,7MHz darstellen zu können. Für bestimmte Einstellungen ist weiter ein Klirrananlysator nötig. Anspruchsvolle Empfangsgeräte erfordern auch aufwendigere Wobbeltechnik. Weiter braucht es passende Abgleichwerkzeuge und möglichst Ersatzkerne, Spulenekörper etc. Da liegt spätestens manch Hase im Pfeffer, denn viele Originalteile sind nur aus Schlachtegeräten verfügbar. Nicht zu ersetzen ist aber reichlich Erfahrung, weil grenzwertige Gerätefunktionen oder Meßwerte nur mit diesen effektiv in Reparaturentscheidungen münden können. Zum Beispiel kann ein fehlender Stereoempfang Ursachen im Frontend, ZF-Verstärker, Demodulator oder Stereodekoder haben und absolute Wechselspannungswerte an Baugruppen und einzelnen Stufen findet man auch in SMs nicht ...
    Also bitte nicht abschrecken lassen, aber auch keine Illusionen machen, denn einfach ist die Abgleicherei nicht, aber als Ungelernter auf dem Gebiet hab ich bisher fast jedes Empfangsgerät der 70er und 80er Jahre deutlich besser einstellen können. Es ist also mit Ausdauer, Interesse und den richtigen Methoden machbar nen Radioabgleich sich selbst anzueingnen. Mein Elektrotechnikstudium vor vielen Jahren hat mir allerdings auch manches vereinfacht.
    Um auf die Tunerempfehlung zurückzukommen, würde ich an Deiner Stelle erst mal versuchen, an einem einfachen, günstig verfügbaren mit Keramikfiltern bestückten Tuner Frontend, Diskriminator und Stereodekoder einzustellen.Der ET20 wäre mir da zu schade, obwohl man die ZF-Filter einstellen kann. Dann klärt sich etliches ...
    VG
    Holger

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  • ein funktional guter Blitzschutz ist nach einigen eingeholten Meinungen nicht ganz einfach zu bewerkstelligen und ich möchte das Risiko durch eine Antennenanlage auf dem Dach nicht erhöhen, oder mach ich mir da zu viele Gedanken?


    In einer solchen Situation sollte man sich schon über einen adäquaten Blitzschutz Gedanken machen. Hier ist ein Beispiel, wie eine Sat-Schüssel mit Hilfe einer Fangeinrichtung geschützt werden soll, übertragbar ist das natürlich auch auf eine terrestrische Antennenanlage:
    https://www.vde.com/de/Ausschu…n/Bilder2/SAT-Antenne.jpg

    Gruß tomfritz

  • Hallo zusammen,


    gerade auch das Thema Blitzschutz ist eine Herausforderung... die Anbindung einer UKW-Antenne auf dem Dach ist nicht das Problem. Vielmehr die korrekte Ableitung ins Erdreich. Bei unserem alten Haus ist verständlicherweise keine Ringerde im Fundament verlegt.... über sowas hat 1910 noch keiner nachgedacht ;-). Eine Ableitung ins Erdreich die funktional in der Realität wirklich dafür sorgt dass am Haus und der Hausinstallation keine größeren Schäden entstehen ist extrem aufwendig. Die Vorschläge die wir dazu auch von Fachfirmen bisher erhalten haben sorgen maximal auf dem Papier für ein gutes Gefühl... bei Gewitter nicht wirklich. Aber auch dazu wird sich eine Lösung finden.


    Gibt es denn spezielle Quellen für das benötigte Messequipment das für einen Abgleich benötigt wird? Foren für Funker vielleicht?.


    viele Grüße und schönes Wochenende
    Andreas

    gewerblicher Teilnehmer, alles aus Holz für die Musikwiedergabe und noch etwas mehr; hier im Forum aber ausschließlich in Sachen Hobby unterwegs !

  • Meßgeräte gibt es von Rohde und Schwarz - die werden immer preiswerter, weil sich (leider) kaum noch jemand mit Tunern befaßt. Dann kannst Du aber auch von Grundig oder Nordmende Geräte bekommen. Die haben meist gleich einen Stereocoder mit drin. Ansonsten kannste ja mal beim DARC (Deutscher-Amateur-Radio-Club) vorbeischauen. Schade, daß Du so weit weg wohnst, sonst hätte ich gesagt: Komm mal auf einen Kaffee vorbei... :D
    ....wenn sich mindestens 6 Interessenten finden, würde ich mal einen Workshop machen.... :rolleyes:

    Viele Grüße von Uli - dem Rheinländer:
    hat von nix 'ne Ahnung - kann aber alles erklären. ^^
    Ist Realist und plant Wunder
    ;)

  • Hallo Uli,


    seit unserem Umzug in den Westerwald (ich hatte ganz vergessen mein Profil zu aktualisieren) bin ich wahrscheinlich ein bisschen dichter dran ;-)... und bei einem Workshop solltest Du mich bitte als ersten Interessenten bzw. Teilnehmer listen!


    viele Grüße und schönen Sonntag
    Andreas

    gewerblicher Teilnehmer, alles aus Holz für die Musikwiedergabe und noch etwas mehr; hier im Forum aber ausschließlich in Sachen Hobby unterwegs !

  • Meßgeräte gibt es von Rohde und Schwarz - die werden immer preiswerter, weil sich (leider) kaum noch jemand mit Tunern befaßt. Dann kannst Du aber auch von Grundig oder Nordmende Geräte bekommen. Die haben meist gleich einen Stereocoder mit drin.


    Haste mal ein Beispiel für nen immer preiswerter werdenden Abgleichsender? Kann die Tendenz nicht bestätigen, so lange für nen über 30 Jahre alten Grundig AS5F in der Bucht immer noch rund 500 aufgerufen werden. Die noch älteren und weniger zu empfehlenden Vorgänger AS4 etc. sind in den letzten zwei Jahren auch teurer geworden, was wohl am geringen Angebot insgesamt liegt.
    Die in vielen Abgleichfällen nötige Wobbelfunktion gibts insbesondere bei R&S-Generatoren oft nur optional.
    Welcher Abgleichsender hat bitte einen Stereocoder, nicht nur einen NF-Tongenerator, eingebaut? Allerdings gibts Stereocoder mit HF-Generator ...

    Einmal editiert, zuletzt von holli05 ()

  • Hallo,
    wie immer ist Geduld gefragt - bei ebay finden sich gelegentlich anspechende Angebote. Man hat das Risiko, dass die eine oder andere Sache zu reparieren ist, bevor so ein Gerät einsatzbereit ist (oft ist z.B. nur ein interner Akku am Ende). Logisch, dass für Geräte mit Garantie astronomische Preise verlangt werden.



    Sehr schön finde ich die kleinen Mess-Sender und Stereocoder von Radiometer, ein Bekannter von mir setzt diese ein. (Ich meine die heißen RE110 und SMG40). Es gibt auch ein Kombigerät, SMG1.



    Ansonsten gibt es Einzel- und auch Kombigeräte z.B. auch von National Panasonic.



    Hier ein Bild von meinem alten Messplatz:
    analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/102415/



    FM-Generator: VP-8177A (ist kein Wobbler - da kann man einen alten Wavetek 1801b oder so nehmen)
    Stereo-Coder: VP-7635A
    Verzerrungs-Messgerät: Philips PM-6309
    Voltmeter, Scope
    50ohm/75ohm Anpassglied
    und ganz wichtig: Abgleichbesteck (Das richtige Set muss man suchen...)



    Man sollte sich vorher erkundigen, ob technische Dokumentation zu dem betreffenden Gerät erhältlich ist. Da darf man sich auch nicht scheuen, noch mal 10-40 Euro für ein Servicemanual auszugeben, falls sich im Internet nichts findet oder die gescannten Dokumente schlecht lesbar oder unvollständig sind (beim an sich lobenswerten Archiv von HP/Agilent/Keysight ist das öfter der Fall).



    Gruß
    Peter

    "Es ist alles eitel" (A. Gryphius) - "Es war nicht alles schlecht" (J. Weist)

    AAA-Mitglied :)

    2 Mal editiert, zuletzt von n-tupel ()