Bin ich zu empfindlich?

  • So langsam geht mir der Hut hoch.
    Meine Plattenneukäufe sind zu ca. 50% mangelhaft.


    Sehr oft haben die Platten Wellen, die den TA, mehr oder weniger deutlich, an einer Berg- und Talfahrt teilnehmen lassen. Das kann sich aber auch bis einer wahren Sprungschanze steigern.


    Mir geht es aber eher um die eher „kleinen Mängel“.


    Ich habe heute drei LPs bekommen.
    Ein Scheibe hat eine Welle, die ich aber akzeptieren kann.
    Eine andere hat so deutliche Zischlaute beim S, dass ich sie eigentlich nicht hören mag. Es ist nicht ein leises Zischen, das man hören wollen muss, es steht klar im Vordergrund.
    Die dritte Scheibe ist in Ordnung.


    So oder so ähnlich sieht es aber eigentlich bei jeder Lieferung aus. Wellen sind in sehr vielen Platten, einige haben deutliches Lagerfeuer-Feeling, was mit einer Trockenreinigung nicht wegzubekommen ist, andere haben an- und durchgestossene Cover (von durchgestossenen Innencovern will ich gar nicht anfangen).


    Meine Frage: Wie lange folgen mir die Lieferanten, wann werde ich zum Deppenkunden abgebstempelt?
    Was würdet ihr machen?


    BTW: Es ist auch extrem nervend, nach jeder Lieferung das Retoure-Paket zu packen.

  • Franz, ich habe manchmal einige Platten, die auf Anhieb passen und dann schicke ich wieder 4 von 5 zurück. Ein Grund bei JPC zu bestellen, da es hier noch NIE ein Problem gab.
    Ich versuche zwar immer bei Klangheimat oder im Plattenladen zu kaufen, allerdings findet man da nicht wirklich alles.


    Ich würde fehlerhafte Ware immer reklamieren. Entweder sie sollen ordentliche Ware liefern, oder damit leben.

  • Ein Grund bei JPC zu bestellen, da es hier noch NIE ein Problem gab.
    Ich versuche zwar immer bei Klangheimat oder im Plattenladen zu kaufen, allerdings findet man da nicht wirklich alles.

    Das hier war eine Lieferung von JPC.
    Ich hatte auch in der Vergangenheit keine Problem mit Reklamationen bei verschiedenen Anbietern.



    Und wie machst Du das im Plattenladen?
    Mehr als eine Sichtkontrolle geht ja auch nicht. Damit kann man Wellen erkennen, bei Kratzern wird's schon schwieriger und meine Zischlaute von heute sind sowieso erst beim Abspielen zu erkennen.

  • Noch eine Frage, speziell zu den Zischlauten beim „s“.


    Ist das denn definitiv ein Mangel der Platte oder ist das womöglich schon so gemastert und damit Teil des Werkes?


    Sind solche Zischlaute ein „gängiger“ Mangel bei Platten?

    Einmal editiert, zuletzt von Der Franz ()

  • Hallo Franz,

    Sind solche Zischlaute ein „gängiger“ Mangel bei Platten?

    ein "gängiger" Mangel sollte das nicht sein, aber ich habe auch Exemplare, die bei Sibilanten problematisch sind. Wie deutlich das Ganze hörbar wird, hängt auch vom Tonabnehmer ab. Um welche Platte handelt es sich bei Dir denn?

    Gruß
    Jürgen

  • analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/102810/



    Die im Bild gezeigte Platte ist heute bei mir angekommen. Bestellt habe ich über Amazon beim Verkäufer nagiry: "Blue-Note-Klassiker neu auf Vinyl, von den Originalbändern remastert, in 180gr gepresst und mit Downloadcode ausgestattet."



    Geliefert wurde eine Scheibe mit 126 Gramm (!) OHNE Download-Code. Die Mängel der Pressung sind offensichtlich: Unebenheiten im Vinyl (orange eingekreist) und Oberflächenkratzer direkt ab Werk (pink eingekreist). Wo lässt Blue Note eigentlich sowas pressen? Die Qualität ist auf einem Niveau, dass beispielsweise in Indien üblich ist. Im ersten Versuch wollte nagiry mich mit einem 5 Euro Rabatt abspeisen. Bei den Mängeln der Platte ist dies aber meines Erachtens zu wenig. Man hat mir dann gesagt, dass ich die Platten zurücksenden soll und dass man mir das Porto erstatten wolle. Allerdings so richtig mag ich daran nicht glauben. Die Firma hat ihren offiziellen Sitz in der Schweiz, die Rücksendeadresse ist ein Postfach in Niederaula in Deutschland. Hat jemand Erfahrungen mit Rücksendungen bei Nagiry?



    Weiterhin habe ich vom Amazon-Verkäufer marvelio heute eine andere Blue Note-Platte erhalten. Dort sind richtige Schrammen in der Oberfläche, die beim Abspielen lautes Knacken verursachen. Ebenso ist diese Platte nicht die 180 Gramm Scheibe aus der Artikelbeschreibung, sondern mit 144 Gramm leichter und auch ohne Download-Code. Der Anbieter marvelio sitzt (angeblich) in den USA und mir mir auch 5 Euro Rabatt angeboten. Ich bin doch schon etwas enttäuscht von der Qualität der (US???-)Pressungen von Blue Note. Auf meine Nachricht, dass ich ein Rücksendeetikett wünsche, hat man nicht mehr reagiert. Hat jemand Erfahrungen mit Rücksendungen bei Marvelio?



    Ich habe in letzter Zeit schon einige in Europa gepresste Re-Issues von Blue Note gekauft. Deren Qualität ist exzellent. Ich kann gar nicht verstehen, wie der fabrikneue Vinylschrott, den ich heute in zwei unterschiedlichen Ausführungen erhalten habe, eine Qualitätskontrolle passieren kann. Früher habe ich derartige Mängel an Platten nie erlebt (zumindest nicht bewusst). Ich denke, dass man als Kunde konsequent alle Platten mit Mängeln reklamieren sollte. Nur so lernen Handel und im letzten Schritt die Hersteller, welche Qualität der Kunde erwartet. Immerhin sind die Platten nicht billig.

    Viele Grüße, Christian.


    Shibata ist keine Wintersportart.

    Einmal editiert, zuletzt von Dan_Seweri ()

  • Ich denke, dass man als Kunde konsequent alle Platten mit Mängeln reklamieren sollte. Nur so lernen Handel und im letzten Schritt die Hersteller, welche Qualität der Kunde erwartet.

    Damit hast Du wohl recht.


    Die Sheila E. behalte ich jetzt trotzdem, ich nehme sie als Testobjekt für andere TA.
    Sie hat auch „nur“ 13,-€ gekostet. Immerhin eine 180g-Pressung. ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Der Franz ()

  • Hallo zusammen,
    der Markt mit den Platten scheint ja ganz schön durcheinander zu sein.


    Ein Grund für so viele fehlerhafte Pressungen könnte sein, das es sich um ausdemusterte Pressnegative handelt. Das gab es schon früher, nur war das eben auch so deklariert. Die Stammhäuser, also z. B. Polydor, Deutsche Grammophon, Decca etc. haben ihre Pressnegative für kleines Geld in dritte Welt-Länder verscherbelt. Dort gab es dann die Platten für 3,- bis 5,- DM, anstatt wie in Deutschland für 18,- bis 22,- DM. Ahnungslos wie ich war, habe ich mich im Urlaub mal ordentlich eingedeckt. Frei nach dem Motto "daheim zocken die uns ja so richtig ab". Fehlanzeige, die Platten konnte ich alle wegschmeissen.


    Kann mir also vorstellen das die entsprechenden Händler sich in solchen Ländern bedienen (wie z. B. Indien). Und schlechte Blue Note Pressungen gab es damals gar nicht, no way!


    Gut zu wissen


    Gruß


    hoerohr

    Gewerblicher Teilnehmer

  • Das Hauptproblem ist meiner Meinung nach es das keinen Hersteller für Plattenpresswerke mehr gibt. Die Schallplattenhersteller arbeiten alle mit uralten Maschinen, neue gibt es nicht. Durch den Vinylboom, auch angetrieben von Presse und TV, will jeder mitverdienen. Da werden alte Maschinen vom Schrottplatz geholt und ohne Fachpersonal losgelegt. Geld machen, Qualität ist Fehlanzeige. Vielleicht denken die auch das Leute, die sich auf das Vinyl stürzen, nicht merken was das für Murks ist. Habe auch bei Amazon Peter Gabriel Album 3 (2LP -45 U/min) geholt, so etwas verdrecktes hatte ich noch nie. Von dem Wollknäuel an der Nadel hätte ich zwei Pullover stricken können. Aber ich hatte keine Zeit zu stricken, musste ja Nadel und Platte säubern.
    Alte Platten sind da sehr oft besser in Schuss und haben für mich meistens den besseren Klang.

  • Also, meine Erfahrungen der letzten Monate decken sich mit den Beiträgen hier.
    Was mir bei vielen Neupressungen der letzten Zeit sehr auffällt, ist ein (wahrscheinlich durch Welligkeiten der Vinyloberfläche) vor allem an der Plattenaussenseite zu hörendes periodisch wiederkehrendes "Sch-sch" (sorry, kann es leider nicht anders beschreiben... :) ). Sehr unangenehm, vor allem bei leisen Musikstellen und auch nie ein Thema bei alten Pressungen gewesen.
    Ich las vor einiger Zeit mal einen Artikel über die Abkühlzeiten von frisch gepressten Vinyl-Scheiben, hält man diese zu kurz, dann enststehen Unregelmäßigkeiten in der Vinyloberfläche.
    Mir ist durch die beschissene (sorry nochmals!) Pressqualität in letzter Zeit die Freude am Vinyl erheblich abhanden gekommen, ich habe mir einige Alben nach dem Vinyl-Kauf letztendlich als CD zugelegt und dabei feststellen müssen, dass die LP-Neupressungen gegenüber der CD doch deutlich verlieren.
    Ich für meinen Teil werde mich in nächster Zeit, was Vinyl angeht, auf den Flohmarkt beschränken, das Frühjahr ist ja nicht mehr weit... ;)
    Für Neupressungen ist mir mein Geld zu schade und abzocken lasse ich mich auch nicht gerne.

    Gruß
    Wolfgang

    Einmal editiert, zuletzt von Le Mans 2014 ()

  • Also, meine Erfahrungen der letzten Monate decken sich mit den Beiträgen hier.


    Ebenso hier. Viel zu viele Mängel bei neu gekauftem Vinyl. Kaufe deswegen nur noch Sonderfällen und nicht mehr wenn es nur ums gute Hören geht.
    CD oder Download spart mir Geld, Zeit und auch Nerven.
    Mit CDs hatte ich noch nie Probleme.


    Ich glaube auch nicht, dass das nochmal besser wird.
    Gestern bin ich mal zufällig in einen Mediamarkt gegangen weil ich mir Kompaktanlagen anschauen wollte. Das habe ich schon viele Jahre nicht mehr gemacht.
    Vorher hatte ich im Internet danach gestöbert und hätte beinahe falsche Schüsse gezogen, denn heute wird in der Werbung alles sehr gut fotografiert und sieht im Web ganz toll aus.
    Alles was ich sah und anfasste wirkte von der Materialität her so billig und trashig - unglaublich.


    Früher gab es auch Kompaktanlagen (z.B. Yamaha Pianocraft) die recht edel wirkten. Schöne Metallverarbeitung und Klavierlack in lupenreiner Verarbeitung. Heute wird auch hier am Material und am Finish gespart, nur nicht am VK.
    Vieles was nach Klavierlack aussehen soll, ist aus billigen Plastik, das schon beim ersten Drüberwischen mit dem Staubtuch feine Kratzer bekommt.


    Wegwerfgesellschaft... ! :rolleyes:

    Einmal editiert, zuletzt von ComputerAudiophile ()

  • Ein sehr häufiger Fehler in letzter Zeit:
    Eine Seite der Pressung tadellos, die andere Seite ist absolut für die Tonne! Knackser, Wischer, was weiss ich.


    Hab´so das Gefühl, es sind schlichtweg einige grundlegende Dinge bei der Vinylproduktion nicht mehr vorhanden.
    Die Leute mit dem Wissen, wie solche Fehler in der Produktion zu vermeiden sind, sind einfach nicht mehr da!

    Gruß
    Wolfgang

  • Hi Wolfgang,


    ich denke, den Leuten fehlt der Sinn für Qualität.
    In letzter Zeit wurden ja öfter mal Einblicke gewährt in die Presswerke. Was man da auf den Bildern zu sehen bekommt, die Räume, die Maschinen, das Personal ... ich würde mal sagen: unter aller Kanone.


    Wenn man dann die Edel-Gerätschaften auf der User-Seite sieht, die Pflege und Hingabe bei den Audiophilen, dann ist das sehr einseitig.


    Die CD-Herstellung ist im Vergleich 'blitzsauber'.

  • Die mangelnde Pressqualität vieler neuer Produktionen und Neuauflagen hat bei mir dafür gesorgt, daß ich die Plattenwiedergabe letztlich aufgegeben habe. Kann also all die gut verstehen, die die schlechte Vinylqualität beanstanden. Ich halte das ehrlich gesagt für ein absolutes Nogo.

    Einmal editiert, zuletzt von rubicon ()

  • Hab´so das Gefühl, es sind schlichtweg einige grundlegende Dinge bei der Vinylproduktion nicht mehr vorhanden.
    Die Leute mit dem Wissen, wie solche Fehler in der Produktion zu vermeiden sind, sind einfach nicht mehr da!

    Dann dürfen wir ja Hoffnung haben, dass es sich bessert.
    Ausgehend davon, dass Platten gerade einen Höhenflug erleben, wird es wohl so sein, dass die Presswerke ihre Arbeit nicht zu Dumpingpreisen anbieten und daher vielleicht bald Kohle für qualifizierte Mitarbeiter und vielleicht sogar für neue bzw. funktionierende Hardware übrig haben.

  • Dann dürfen wir ja Hoffnung haben, dass es sich bessert.
    Ausgehend davon, dass Platten gerade einen Höhenflug erleben, wird es wohl so sein, dass die Presswerke ihre Arbeit nicht zu Dumpingpreisen anbieten und daher vielleicht bald Kohle für qualifizierte Mitarbeiter und vielleicht sogar für neue bzw. funktionierende Hardware übrig haben.


    Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und wahrscheinlich ist das AAA-Forum ihr letzter Hort. ;):D

  • Früher gab es auch Kompaktanlagen (z.B. Yamaha Pianocraft) die recht edel wirkten.


    Ich wollte meinem Sohn ja auch eine Kompaktanlage so bis max. 700€ kaufen und war deshalb im HiFi-Laden. Klanglich sehr enttäuschend....
    Nun hat er nen alten Marantz Receiver mit kleinen Wharfdale Speakern und ist sehr glücklich.
    Wer für wenig Geld eine super klingende kleine Anlage benötigt, kann ich das Modell ans Herz legen
    http://de.yamaha.com/de/produc…ms/mcr-b142_g/?mode=model


    Was die Pressqualität angeht, so denke ich, dass die nach dem Hype besser wird, die Platten allerdings um einiges teurer. Ein Luxusgut....

  • Das Tragische an der ganzen Sache ist allerdings, dass eine ganze Menge Geld ausgegeben wird für die tollsten Laufwerke des Universums und für diese Laufwerke schlichtweg das Futter fehlt... :rolleyes:

    Gruß
    Wolfgang

  • Ich für meinen Teil werde mich in nächster Zeit, was Vinyl angeht, auf den Flohmarkt beschränken, das Frühjahr ist ja nicht mehr weit...
    Für Neupressungen ist mir mein Geld zu schade und abzocken lasse ich mich auch nicht gerne.


    Ich denke, dass man Neupressungen nicht pauschal verurteilen sollte. Allerdings finde ich die Qualität von Standardware aus den 70ern und 80ern durchaus verblüffend: Klingt zum Teil audiophil und spielt auch nach dem x-ten Abspielen noch ohne Knacken und ohne Laufgeräusche. Deshalb kaufe auch ich gerne auf dem Flohmarkt. Wenn man es mal geschafft hat, die Flohmarkt-Platten von Staub und Dreck zu befreien, dann hat man zum Teil für kleines Geld echte Juwelen erstanden.

    Viele Grüße, Christian.


    Shibata ist keine Wintersportart.