Kristalltonabnehmer für Schellacks

  • Hallo,


    Bin heute in eBay über Kristalltonabnehmer gestolpert.
    Die haben ja den Vorteil einer sehr hohen Ausgangsspannung und brauchen keinen Entzerrervorverstärker.
    Lohnt sich sowas für Schellacks, oder klingen die alle grottig?
    Wenn ja, welches (noch erhältliche) Modell ist empfehlenswert?



    Gruß
    Gerhard

  • Kristalltonabnehmer haben per se einen verbogenen Frequenzgang, dessen Form "zufällig" eine Form hat, die die RIAA-Kennlinie mehr schlecht als recht spiegelt. Deswegen und wegen der hohen Ausgangsspannung brauchen sie keinen Entzerrer-Vorverstärker. Jedoch funktioniert das nur dann, wenn der elektrische Abschluß sehr, sehr hochohmig ist - sehr viel hochohmiger als der Line-Input gängiger Verstärker. Verstärker haben gängigerweise einen Eingangswiderstand irgendwo im Bereich 10-50 Kiloohm, ein Kristall- oder Keramiktonabnehmer bräuchte aber irgendwas im Megaohmbereich...
    Dazu kommt, daß Keramik-/Kristalltonabnehmer eine für heutige Verhältnisse irre hohe (und alles andere als plattenschonende) Auflagekraft benötigen, sehr schwere Tonarme brauchen, mit den großen Rillenauslenkungen modernerer Pressungen nicht zurecht kommen und aus der Rille hüpfen und last but not least gibt es keine solchen Tonabnehmer mit anständigem Nadelschliff, der eine gute Detailauflösung und niedrige Abtastverzerrungen bieten würde. Sprich: Hifi ist was anderes...


    Bei Schellack sieht es wiederum etwas anders aus. Schellack bietet von vornherein keine Hifi-Qualität, damals gab es nur Rundnadeln und die Schellackplatten sind auch darauf ausgelegt.
    Dennoch: ich würde dennoch ein Magnetsystem nehmen und dafür eine Schellacknadel kaufen. Z.B. für die Ortofon OM-Serie gibt es neben den Hifi-Nadeln auch eine Mono- und eine Schellack-Nadel. Bei Schellack ist ja die Rille deutlich breiter als bei Vinyl. Versuche deshalb bitte nie, eine Schellackplatte mit einer Vinylnadel abzuspielen und versuche nie, eine Vinylplatte mit einer Schellacknadel abzuspielen...


    Gruß
    Andreas

    Ich bin so alt, als ich damals zur Schule ging, gab es noch keine Handys. Wir haben dann Unterricht gemacht. Wir hatten ja sonst nichts.


    Ein Freund ist jemand, der Dich mag, obwohl er Dich kennt.

  • Hallo,


    Ich habe aktuell ein OM-78 in Verwendung und bin auch damit zufrieden.


    Das mit dem Kristalltonabnehmer wäre interessant, da ich damit meine Schallacks "stilecht" mittels eines 3-stufigen DHT-Verstärkers mit hiostorischen Bauteilen abspielen kann.
    Dieser Verstärker hat natürlich nur eine geringe Eingangsempfindlichkeit, kein Enterrernetzwerk und einen etwas buckeligen Frequenzgang.


    Gruß
    Gerhard

  • Hi,
    ich hoffe es ist Euch bewusst, dass Kristall / Saphir TA Nadeln max. 30 Plattenseiten aushalten, unabhängig ob Schellack oder Vinyl. Dann fangen sie an den Tonträger zu beschädigen.
    Eine Untersuchung von RFT in den 60ern ergab das.

    Viele Grüsse


    Volker


    --black is no colour, it's a philosophy-- 8)
    --you are lucky, if you live twice.....

  • Hallo, aus welcher Zeit sind deine Schellacks? Je nach Jahrzehnt ist der Nadelverrundungsradius grösser oder kleiner. Ich hab ein paar aus den 50ern, die teilweise gleich gut klingen wie die gleich alten Vinylausgaben, vorausgesetzt sie wurden nicht auf einem Grammophon gequält.

    Monohörer

  • Meine Schellacks sind geschätzt von mitte der 30er bis hin zu den 60ern.
    Mit einem OM78 klingen sie eigentlich alle ganz ordentlich. Vor allem die aus den 60ern klingen fast wie Vinyl.



    ich hoffe es ist Euch bewusst, dass Kristall / Saphir TA Nadeln max. 30 Plattenseiten aushalten, unabhängig ob Schellack oder Vinyl. Dann fangen sie an den Tonträger zu beschädigen.


    Wenn das so ist, hat sich das Thema für mich erledigt.



    Gruß
    Gerhard

  • Der Nadelverrundungsradius war nicht wirklich genormt.
    Mit 65um gabs offenbar den besten Kompromiss für alle Varianten.
    Stahlnadeln sollten nach jeder Platte ersetzt werden, deshalb gabs die in Packungen zu 100 Stk. oder so.
    Saphirnadeln halten auf Schellack vielleicht 20 Platten durch, dann sind sie auch fällig.

    Gewerblicher Teilnehmer (Nebenbei)

    Mein Stereo ist zweikanalig! Echt!
    Und bitte deute mit deinem Zeigefinger doch mal auf die Stelle, an welcher dir die Aliens das Metallteil reingesteckt haben, welches nicht rauszukriegen ist!

  • Gerhard,


    Grundsätzlich steckt SEHR viel Potential in einem guten Schellack-System.
    Zum "Kennenlernen" sind diese Kristallpickups aber schon OK, da wie erwähnt das "Entzerrungs_Problem" mal etwas reduziert ist



    Übrigens : Ein Kristalltonabnehmer muss nicht zwingend einen Saphir haben..evtl. gibt's auch Diamanten als Ersatz


    hier etwas von einem anderen Thema - LINKS - für allgemeine Schellack-Infos


    für allgemeine Schellack-Infos guck mal hier
    http://www.aaa-switzerland.ch/files/monaural.pdf -


    oder hier: ist halt in Englisch
    http://www.lencoheaven.net/forum/index.php?board=19.0


    oder gleich "Um die Ecke"
    Der virtuelle Monoisten-Stammtisch - überregional, frei und unparteiisch!


    Gruss


    Urs


    --> Falls Du mir Deine normale Email-Adresse "PN"st , kann ich Dir noch einen PDF Artikel schicken, den ich mal im Schweizer AAA Heft geschrieben hatte.

    Eine wenig beachtete „Schellack-Weisheit“ besagt:

    Die Wahre Seele der Musik versteckt sich hinter Knistern und Rauschen….