Lohnt sich der Kauf eines teuren Phonoverstärkers für den älteren Vinyl-Fan?

  • Als ich im September mit meiner Frau am Großen Stechlin-See Ferien machte und wir im Luisenhof in Neuglobsow beim Abendessen saßen, erzählte ich ihr in leutseliger Manier, daß ich am Ende des Oktober auf jeden Fall eine „Wallfahrt“ nach Krefeld mache, da die AAA ihr 25-jähriges Jubiläum feiere und ich schon weit mehr als 25 Jahre Mitglied bin. Leider erwähnte ich noch, daß ich angesichts eines bevorstehenden runden Geburtstages unbedingt die nur für MM-systeme geeignete Version des „per la musica“ von bfly-audio hören möchte. Meine Frau begann nun, mir darzulegen, daß sich mit zunehmendem Alter das Hörvermögen verschlechtere und das obere Frequenzspektrum extrem beschnitten werde. Ich beteuerte sofort, daß ich keinen „ganz extrem guten Phonoverstärker“ suche, sondern nur einen fast extrem guten, was aber nichts nützte. Sie bezweifelte, daß mein Ohr noch mit der Güte eines teuren Phonoverstärkers mithalten könne und ein guter Phonoverstärker, dazu noch ein extrem guter, um ein vielfaches besser als meine alten Ohren wäre. Schlechte Ohren, teurer Phonoverstärker sei ein Widerspruch in sich selbst und zum Fenster hinausgeworfenes Geld. Außerdem besäße ich schon einen externen Phonoverstärker von der Firma Gabriele Becker aus der Vogesenstraße in Riddi, nicht zu vergessen das interne Phonoteil des Vorverstärkers, den mein Namensvetter, der geniale Herr Reis, entworfen hat. Damit war die Diskussion über das Ohr und seine Fähigkeiten im Alter beendet. Fazit: Ist man so alt wie Mose, reicht auch ein Phonoverstärker für 120Euro.

    Obwohl es im Luisenhof völlig ruhig und nicht der geringste Lärm die Nachtruhe störte, konnte ich lange nicht einschlafen, zumal mir einfiel, daß noch der „Tonträger“ einer Memminger medizintechnischen Firma zu meinem „illegalen Hausrat“ gehört.

    Mit den besten analogen Grüßen

    Prof. van Dusen

  • Moin Professor,
    ich bin der festen Überzeugung, dass erst ein solches Gerät in der Lage ist, auch das fortgeschrittene Ohr mit dem kompletten Frequenzspektrum zu verwöhnen.
    Die günstigsten Geräte können das einfach nicht.


    Herzlichst Hasenbein

    technology won't save us

  • Hi, na klar bringt das auch für ein altersmäßig oder auch ansonsten geschädigtes Ohr immer noch einen gewissen Fortschritt. Ob sich der Aufwand gerade an dieser Stelle lohnt, ist Gegenstand individueller Entscheidungen. Auch mit der jeweiligen "Regierung" muss jeder selbst klarkommen. Vielleicht braucht sie ja auch mal Deine Zustimmung für eine Investitionsentscheidung. Dann gilt es zu dealen ....
    BG Konrad

  • Es steckt doch etwas anderes dahinter: Sie hat durch die Diskussion endlich das passende Geschenk zum runden Geburtstag, es soll eine Überraschung werden....


    sollte ich mich irren: lass Sie im Vergleich die Gerätealternativen hören, schon wird die Anschaffung genehmigt werden.


    Gruß lori

  • Lieber Professor,


    ob sich's lohnt hängt eigentlich von vielen Faktoren ab, aber nicht unbedingt vom Alter.


    Habe u.a. gelesen, dass Untersuchungen bei Australischen Ureinwohnern (abseits der Zivilisation) gezeigt hat, dass diese auch im Alter noch sehr gut hören können.


    Das Ohr lässt in seiner Leistungsfähigkeit nach, wenn man sein ganzes Leben lauten Geräuschen usw. ausgesetzt ist. (Musik, Verkehrslärm, Maschinen usw.)
    Dabei schaden die tiefen Töne das Gehör nachhaltiger.


    Das ist natürlich alles recht individuell.
    Das Hören besteht aus Hardware ( das Ohr an sich) und Software (die Funktionen im Gehirn) d.h. Hörerfahrung spielt ebenfalls eine gewisse Rolle.


    Weiterhin ist das Ohr beim Bereich der menschlichen Stimme am empfindlichsten. Das sind aber auch nicht die höchsten Töne sondern bis max. 3 - 4000 Hz.


    MVD hat ja schon passend geschrieben, wenn's linear bis 8000 Hz geht, lohnt sich's noch. Meist ist es ja nicht so, dass ältere Menschen dann 10.000 Hz. gar nicht mehr hören, sondern mit einer gewissen reduzierten Lautstärke. (Pegelabfall)
    Meist wundert man sich, wenn man mal 8000 Hz hört, wie hoch diese Töne eigentlich sind.


    Außerdem geht's m.E. nicht nur um eine absolut vorhandene Hörleistung, sondern um eine Relative. D.h. wenn du den Unterschied zwischen 2 Komponenten eindeutig erhören kannst, ist es dir möglich, eine Entscheidung zu treffen
    ob der finanzielle Aufwand gerechtfertigt ist.


    z.B. kannst du ja eine Komponente wählen, die deinem subjektiven Hörempfinden am nächsten kommt. Wenn es dann für Kinder- oder Hundeohren etwas hell klingen sollte - was soll's.


    Ich hab mir zum runden Geburtstag eine LINN Akurate /Kontroll Vorstufe gegönnt und zum 25. Dienstjubiläum die passende Endstufe dazu (beides gute Gebraucht- Geräte um das Budget nicht zu überziehen). Also ich finde, dass hast du dir verdient. :meld::thumbup:


    Für die Frauen gibt's dann zum runden Geburtstag oder zur Silberhochzeit z.B. eine Kreuzfahrt, oder auch was anderes, wenn man sich's leisten kann.


    In Köln sagt man Leben und Leben lassen und
    "man muss auch jünne künne", d.h. man muss auch anderen (z.B. dem Partner) etwas Gönnen bzw. zugestehen. Auch wenn ich seit mehr als 25 Jahren nicht mehr in Köln wohne, haben diese Zitate eine aktuelle Bedeutung.


    In diesem Sinne alles Gute und :24:


    LG Hubert



    Gruß
    Hubert

    Einmal editiert, zuletzt von Hubert T ()

  • Meist wundert man sich, wenn man mal 8000 Hz hört, wie hoch diese Töne eigentlich sind.


    :thumbup:


    Ja, wer sich mal damit beschäftigt und vieleicht ein paar Experimente macht, weiß ganz genau, daß die hohen Frequenzen längst nicht so wichtig sind, wie uns gewisse Leute einreden möchten. :D


    Besonders lustig wird es dann, wenn mal wieder einer über die "klanglichen Vorteile" von Digitaldaten mit 192kHz Abtastfrequenz fabuliert, da damit endlich auch die so wichtigen Obertöne bishin zu 96kHz dargestellt werden könnten.


    Da kann man nur noch ins Kissen schluchzen ...


    Gruß
    Michael

  • Abend


    Proffesor


    Ich war mal im Sommer auf einer Wiese mit meinen Bruder.Ich war total Buff.Da waren hunderte von Heuschrecken
    die gezirpt haben.Ich sagte hey Bruder hörst du das auch ???so viele Heuschrecken auf einmal...


    Er sagte nein ich höre nix !! ;(
    Ich war total verwundert.Sein Gehör geht wohl auch nur von 8khz bis 10khz schätze ich.


    ich denke es ist halb so schlimm,Röhrenradios sind im Hochton auch eingeschränkt,trozdem hörts jut an.



    zu viel Geld würde ich nicht investieren,aber wenns mann hat dann schon.


    Gruss Chris

    Einmal editiert, zuletzt von chrisDIY ()

  • Gerne wird auch das Thema Obertöne angesprochen. Das ist ein Vielfaches des Grundtones. An dem Verhältnis der Obertöne (die das Instrument selbst erzeugt) kann das menschliche Gehör erkennen, ob es sich z.B. um eine Gitarre oder um eine Geige usw. handelt.


    http://www.xycl.de/de/mixing-m…t/gitarre-frequenzen.html


    Beispiel: Gitarre


    tiefe E Saite (6.) leer = 82 Hz.
    hohe E Saite (1.) leer = 330 Hz


    hohe E Seite (1.) (Oktave) = 12 Bund = 659 Hz

    davon die erste Obertonwelle = 1.318 Hz
    zweite Obertonwelle = 2.636 Hz
    dritte Obertonwelle = 5.272 Hz

    so und jetzt sind wir immer noch nicht bei 8.000 Hz angelangt. (je nach Gitarrenform ist mehr als der 14 Bund schon etwas schwieriger zu spielen, da der Korpus im Weg ist. d.h. da spielt man nur selten, meist in den tieferen Lagen.


    Der höchste auf der Gitarre spielbare Ton liegt so bei ca. 1300 Hz !!!


    Zitat: Wenn wir uns jetzt überlegen, dass der höchste spielbare Ton eine Frequenz von 1319 Hz hat und eine Gitarre ein optisch fast sinusförmiges Signal liefert, reicht ein Frequenz-Gang - wie ihn Gitarrenverstärker liefern - von bis zu 8 kHz aus, um die erzeugten Obertöne in den hohen Frequenzen noch zu übertragen.



    Also locker bleiben


    Gruß Hubert


    PS Professor, jetzt ist hoffentlich alles gesagt um deine bessere Hälfte zu überzeugen - oder :D



    Nachtrag @ Chris
    Hörbereich, in Zahl der Schwingungen pro Sekunde (Hz):


    Stechmücke
    um 380
    Zikaden
    1000-5000
    Heuschrecken
    1000-90000


    d.h. hier geht es nicht nur um die Frequenz, sondern um die Schwelle der Wahrnehmung bei relativ leisen Geräuschen.



    Gruß
    Hubert

    4 Mal editiert, zuletzt von Hubert T ()

  • Lieber Professor,


    Die Tatsache, dass die AAA-Mitgliedschaft seit über 25 Jahren besteht, widerlegt die Gegenargumente, denn dieser lange Zeitraum beweist eine grundsätzliche Liebe zur erhabenen Tonträgerwiedergabe. Sprich: Es ist das, was Dir Spaß macht.


    Wer Pech hat, sucht sein ganzes Leben nach Dingen, die ihm w i r k l i c h Freude bereiten.


    Du weißt es.


    Wenn dann noch ein runder Geburtstag dazukommt, gibt es kein Halten mehr, warum auch?



    Gruß, :)


    Dennis

    Jeder Kauf ist bei einer Sammlung von 1000, 2000,, 5000 oder sogar 10000 Platten sowieso überflüssig, mindestens irrational.

    (JoDeKo)

  • Lieber Prof. Dr. Dr. Dr. Augustus van Dusen,


    sie erwähnen doch nicht ernsthaft eine solch folgenschwere Einordnung ihrer Hörfähigkeit einer Frau zu überlassen? Ich wüsste nicht, wer außer Sie selber, die Notwendigkeit einer Neuanschaffung eines „per la musica“ zu beurteilen im Stande wäre. Gönnen Sie sich was!


    Freundlichst
    Ihr Hutchinson Hatch

  • Hi,


    Zitat

    Schlechte Ohren, teurer Phonoverstärker sei ein Widerspruch in sich selbst und zum Fenster hinausgeworfenes Geld.


    Einfach antworten, das schöne teure Schuhe an alten Frauen auch ein Widerspruch in sich selbst und zum Fenster heraus geworfenes Geld sind ......
    .....
    .....
    ... und auf den Einschlag warten :thumbup:


    jauu
    Calvin

    ..... it builds character!


    gewerblicher Teilnehmer

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    daß ich angesichts eines bevorstehenden runden Geburtstages unbedingt die nur für MM-systeme geeignete Version des „per la musica“ von bfly-audio hören möchte.


    Sehr gute Wahl :thumbup:


    Ich denke, den Qualitätsunterschied hört man auch noch bei einem verminderten Hörvermögen - in der Hinsicht würde ich niemals auf meine Frau hören 8|


    Liebe Grüße


    Thomas

  • Juuuhhhuuu, ich bin nicht alleine !!!!


    Hallo Herr Professor und Leidensgenosse, meine hat dann immer den Spruch "Weiss gar nicht, was Du willst, klingt eh´alles gleich" parat.
    Ich habs aufgegeben und denk immer:


    Ich bin mit meiner glücklich verheiratet,"Sie" ist glücklich, ich bin verheiratet.... :off:


    Nicht unterkriegen lassen und mal beim Hörgeräteakustiker nen Test machen, gibt aber auch ne APP für Android dafür...


    Liebe Grüße


    Dietmar

    Was ist Schall, nur bewegte Luft, sonst gar nix..... :D

    Einmal editiert, zuletzt von Vinylist1959 ()

  • Werter Professor, sind Sie nicht - wie die meisten von uns - bereits ihr ganzes Leben mit dem Vorwurf konfrontiert, nur über mangelndes Hörvermögen zu verfügen??? Die Eltern sagten: "Unserem kleinen Augustus kannst Du sagen, was Du willst... 'Zappel beim Essen nicht rum', 'Räum Dein Zimmer auf', 'Zieh Dich anständig an' ... er hört einfach nicht". Beklagten sich nicht die Vorgesetzten und Kollegen schon bei Ihrer ersten Arbeitsstelle: "Der van Dusen macht, was er will. Er hört auf keinen Ratschlag..." Und als Sie dann Ihre Frau kennen lernten, lamentierte sie nicht schon nach kurzer Zeit herum "Du hörst mir überhaupt nicht zu..."???


    Was Ihre Frau angeht, möchte ich Sie ermutigen, Ihre eingeschlagene Linie konsequent weiter zu verfolgen. Insbesondere, was die geplante Neuanschaffung eines „per la musica“ angeht. :D

    Viele Grüße, Christian.


    Shibata ist keine Wintersportart.

  • Auch billige Phonostufen gehen bis 20kHz. Das, was teurere Phonostufen ausmacht, sind ganz andere Disziplinen:
    - Rauschen
    - Verzerrungen (nicht nur THD, da gibt's noch wesentlich mehr...)
    - Genauigkeit der RIAA
    - Anpaßbarkeit an den TA
    - und nicht zuletzt natürlich Optik und Haptik sowie das Gefühl, was "Besonderes" zu besitzen... (hier darf durchaus ein Verweis auf teure Schmuckstücke oder Kleidungsstücke stattfinden, die ja auch keinen rationalen Zweck erfüllen sondern nur Optik und Ego bedienen... ;) )


    Abgesehen davon: die Alterung des menschlichen Gehörs und die damit einhergehenden Defizite hängen von vielen Einflußfaktoren ab. Positive wie negative. Alleine die "Übung" kann vieles wettmachen was die Zeit sonst mit sich bringt. Nur heftigere physische Schäden z.B. durch beruflich bedingten Lärm oder Verletzungen können dadurch nicht unbedingt ausgeglichen werden.


    Gruß
    Andreas

    Ich bin so alt, als ich damals zur Schule ging, gab es noch keine Handys. Wir haben dann Unterricht gemacht. Wir hatten ja sonst nichts.


    Ein Freund ist jemand, der Dich mag, obwohl er Dich kennt.

    Einmal editiert, zuletzt von ake ()