Reed 3P (auspacken, aufbauen, Tipps / Tricks / Erfahrungen)

  • Hallo!

    Ja, ich weiß, es gibt schon einen Thread (Link ) zum Tonarm Reed 3P, den 2012 Thorsten Petermann gestartet hat. Dieser Thread wurde bis 2016 fortgeführt und ich habe dort auch bereits etwas gepostet. Ich möchte hier versuchen noch einmal übersichtlich einige Besonderheiten des Armes zusammenzutragen, da mein eigener Start mit dem Arm nicht so ganz einfach war.

    Der Reed 3P ist als 9.5, 10.5 und 12 Zoll Tonarm verfügbar. Es gibt ihn in verschiedenen Hölzern, die letztlich die effektive Masse des Armes bestimmen und aufgrund des Resonanzverhaltens wohl auch den Klang. Details dazu findet ihr auf der Herstellerseite http://www.reed.lt .

    Mein eigener Reed ist die 12" Variante mit Cocobolo Holz. Ich betreibe daran derzeit ein Zyx R100H Yatra.

    Geliefert wird der Arm in einer sehr schönen Holzkiste. Also an dieser Aufmachung können sich schon mal einige Hersteller eine Scheibe abschneiden.
    analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/109106/

    Wenn man die Kiste (die natürlich nochmal gesondert in Karton verpackt ist) aufmacht, sieht man das Kabel auf der oberen Schaumstoffabdeckung liegen.
    [image=' 109107'][/image]

    Der eigentliche Arm befindet sich darunter.
    analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/109108/

    Beim Herausnehmen sollte man sehr vorsichtig sein, denn der Arm muss erst mit den beiden horizontalen Spitzenlagern in den Lagerblock eingesetzt werden.
    analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/109109/

    Dieser wird dann magnetisch stabilisiert im zentralen Lager eingehängt. Da der Arm über das Kabel bereits mit der Basis verbunden ist, besteht die Gefahr, dass man bei unvorsichtigem "Herausreißen" des Armes aus der Verpackung eine erste Chance hat, die empfindliche Verkabelung zu zerstören. Auch braucht es etwas Augenmaß, um zu erkennen, dass die Spitzen der beiden Horizontallager wirklich in Ihrer Aufnahme sitzen. Fertig eingehängt sieht das dann so aus:
    [image=' 109110'][/image]

    Ist der Arm so weit zusammengebaut, kann man das Gegengewicht auf das Ende des Tonarmes aufstecken und in der gewünschten Position fixieren. Die Feineinstellung der Auflagekraft funktioniert dann über das Ein- oder Herausschrauben des eigentlichen Gewichtes in seiner Führungshülse.
    Nun kann man den Arm mit 3 Schrauben auf der (hoffentlich bereits vorhandenen) Tonarmbasis verschrauben. Zwei der Schrauben gehen einfach, die dritte liegt sehr nahe am Verbindungsstück vom VTA-Turm zum Lager. Das ist ein wenig fummelig, kann man doch mit dem Imbusschlüssel hier auch mal wieder das empfindliche Tonarmkabel beschädigen.
    Ist der Arm auf dem Dreher montiert, gilt es die richtige Position zu finden. Damit meine ich nicht nur den richtigen spindle-to-pivot Abstand (der sich ja bei den Feickert Laufwerken sehr komfortabel durch Verschieben der Basis einstellen läßt), sondern auch die richtige "Ruheposition" des Armes. Ich hatte mich im Vorfeld bereits gewundert, dass der Arm auf den Fotos der Feickert Laufwerke nie parallel zur Außenkante des Laufwerkes montiert war, sondern zum Plattenteller eingedreht. Auf allen rechteckigen Laufwerken ist man ja ansonsten gewöhnt, dass der Arm parallel zur Außenkante steht. Nicht so der Reed! Hier wird ja das Antiskating magnetisch realisiert, indem eine Schraube mehr oder weniger nah an 2 (!) Magnete herangebracht wird, was dann in einer Kraft resultiert, die den Arm nach außen zieht. Während der Arm seinen (teilweisen) Kreisbogen über die Platte zieht, wandern also die Magnete, die im Lagerblock angebracht sind, an der Schraube zur Antiskating Einstellung vorbei. Montiere ich jetzt den Arm wie gewohnt parallel zur Zargenaußenkante, stehen Magnete und Antiskating-Schraube nicht in optimaler Position zueinander. Die optimale Dreh-Position des Armes ist also vorgegeben. Dazu liefert Reed auch extra eine Schablone mit. Ist der Arm richtig montiert, stimmt nicht nur der Pivot-to-spindle Abstand, sondern der Arm befindet sich von oben betrachtet in Ruheposition auch genau über dem schraffierten Feld auf der Schablone. Wahrscheinlich sagt ein Bild mehr, als 1000 Worte. Ich muss noch darauf hinweisen, dass das folgende Bild von Tom (aka FOH) stammt. (Tom, ich hoffe, es ist okay, wenn ich Dein Bild verwende. Mir hat es sehr geholfen und ich hätte extra ein eigenes machen müssen!)
    [image=' 109112'][/image]



    Ist der Arm soweit fertig verschraubt, montiert man in üblicher Weise den Tonabnehmer, stellt VTF, VTA, Azimuth und Antiskating ein. Es sei nur beiläufig erwähnt, dass der Reed die Justage von VTA, Azimuth und Antiskating on-the-fly ermöglicht. Beim Azimuth kann man das auf folgendem Video ganz gut sehen (Link ). Wer sich für den genauen Aufbau des Armes interessiert, kann das diesem Video entnehmen (Link ).



    So, dass war der erste Teil. Im Prinzip kann man jetzt Musik hören.




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  • Es folgt der zweite Teil:


    Beim ersten Hören fiel mir auf, dass mein Zyx wenn ich den Tonarm absenke (der Verstärker ist ausgeschaltet) recht laut in der Rille war. Ich konnte problemlos die Musik erkennen, wenn ich vor dem Plattenspieler stand. Das kannte ich zwar früher auch von einigen anderen Tonarm-Tonabnehmer Kombinationen, der Witz war aber, dass dasselbe Zyx zuvor in meinem Graham 1.5 deutlich leiser war. Nun hat der Graham im Headshell so etwas, was ähnlich wie BluTack aussieht und auch ein wenig klebt. Sollte das die entsprechende Dämpfung bringen? Nun ist das Zyx ja mit 5g Eigengewicht sehr leicht und es mag eigentlich schwere Arme. Ich habe jetzt das Zyx mit einem 2,3g Headshell Zusatzgewicht eingebaut, welches mir Volker (aka Schwalbe) freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat und das genau die Form des Zyx hat. Auch habe ich diesmal auf die Verwendung von Teflon Unterlegscheiben an der Headshell verzichtet um einen möglichst guten Kraftschluss zwischen Tonabnehmer, Zusatzgewicht und Headshell zu erreichen (Vorsicht: Nach fest kommt ab!).
    Was soll ich sagen? Das Zyx ist jetzt im Reed genau so leise wie zuvor im Graham. Auch meine ich, dass der Klang etwas präziser geworden ist. Ob das jetzt der Erhöhung der effektiven Masse geschuldet ist oder der "Beruhigung" des Headshells muss offen bleiben.


    Interessanterweise wurde in dem ersten Reed Thread ja auch bereits erwähnt, dass der 3P in anderem Finish zum Teil mit Bronze Headshell ausgeliefert wird und nicht mit Alu Headshell wie bei mir. Die effektive Masse des Armes erhöht sich durch das Bronze Headshell um ca. 2g. Wie es hier mit Resonanzen aussieht und ob das vielleicht nur ein spezielles Thema bei Zyx ist, vermag ich nicht zu sagen.

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  • Es folgt der dritte Teil:


    Der Reed wird mit einer Verkabelung von Heiko Wingender ausgeliefert. Dabei kann man zwischen verschiedenen Kabelvarianten wählen (siehe Webseite). Die Kabel befinden sich in kleinen Silikonschläuchen. Die Headshellkabel sind - verglichen mit anderen Armen - relativ lang. Nach der ersten Montage sah das so aus:
    [image=' 109115'][/image]
    Ich hatte immer Sorge, dass bei LPs mit Höhenschlag, die Kabel auf dem Vinyl aufsetzen könnten. Ich habe dann versucht, die Kabel so umzusortieren, dass sie erst einen Loop nach oben machen, um sich so der LP nicht allzu stark zu nähern. Nun montiere ich seit über 30 Jahren Tonabnehmer und würde deshalb sagen, dass ich im Handling mit Headshellkabeln (natürlich mit Pinzette, beim Reed wird sogar eine mitgeliefert!) nicht ganz unerfahren bin. Natürlich fasst man mit der Pinzette nicht am Kabel an, sondern nur an der Kontakthülse etc. Was soll ich sagen, nach einigen Versuchen hatte ich einen Ausfall des rechten Kanals. Ich selbst war mir eigentlich keiner Schuld bewußt und von außen war auch keinerlei Beschädigung am Kabel zu sehen. Der Arm ging erst zurück zum Händler, von dort zu Heiko Wingender, der die defekte Verbindung Kabel -> Hülse wieder repariert hat. (Danke an dieser Stelle! Das ging schnell und für mich kostenlos auf Garantie!).
    Bei der zweiten Montage habe ich dann gleich versucht, die Kabel so zu verlegen, dass die einen Loop nach oben machen. Das sieht jetzt so aus:
    [image=' 109116'][/image]


    Nun läuft der Arm zu meiner vollsten Zufriedenheit. Er begeistert mich täglich mit seiner unglaublichen Natürlichkeit, seiner Räumlichkeit und seinem musikalischen Fluss. Außerdem ist er natürlich ein feinmechanisches Meisterwerk. Aber er ist kein plug and play. Er benötigt eine ruhige Hand und einiges an Beschäftigung mit ihm, bis alles auf den Punkt läuft. Da ist ein Graham wesentlich unkomplizierter. Ist aber erst einmal alles montiert und justiert, ist der Reed völlig unkompliziert im täglichen Gebrauch. Ich würde ihn jedenfalls wieder kaufen!


    Gruss
    Sebastian


    PS: Das soll hier natürlich kein Monolog werden! Wenn Ihr Erfahrungen, Anregungen oder Fragen zum Reed 3P habt - auf geht's!

    2 Mal editiert, zuletzt von Sebastian ()

  • Lieber Tom,


    das ist wirklich ein Jammer, dass Herr Fehn seinen Laden schließt. Für mich war das ein sehr netter Kontakt und ich hätte sofort wieder bei ihm gekauft. Aber davon alleine kann er natürlich auch nicht leben. Der engagierte Händler nebenan - so etwas stirbt langsam aus. Wenn man nicht gerade in einer der Metropolen des Landes lebt, wird es zunehmend schwieriger, etwas ohne weite Anfahrt zu kaufen. Hifi ist eben schon lange kein Massenmarkt mehr. Vorbei sind die Zeiten, als ich nach der Schule mir die Nase an den Schaufenstern der 3 (!) örtlichen Hifi-Läden plattgedrückt habe - und das in einer 40.000 Einwohner Stadt.


    LG


    Sebastian

  • Ich hatte mal einen Defekt an meinem 3P.
    Durch die Benutzung des "Fingerbügels" hat sich der Azimut stark verändert. Aber nicht durch die gewollte Verstellmöglichkeit sondern das Tonarmrohr war Lagerseitig los gegangen.
    Ich konnte es drehen wie ich wollte!
    Den Arm habe ich zu DFA geschickt, welcher ihn dann zu Reed geschickt hat.
    Eine Woche später war er wieder zurück. Seit dem hält er.


    Reed und DFA haben einen schnellen kostenlosen Service hingelegt!

    Grüße, Peter




    Früher wollte ich Busfahrer werden weil ich das zischen der Tür so toll fand.

    Doch dann entdeckte ich Dosenbier!


    Hessischer Meister im Vollkontakt-Blues 2005.

  • Hallo,


    freut mich, dass es mit dem Service so gut geklappt hat.


    Momentan kann ich mir nicht wirklich vorstellen, was da an Deinem Arm defekt war: Der VTA Turm hebt oder senkt doch einfach den Lagerpunkt. Wie es dabei zu einer deutlichen Verstellung des Azimuth kommen kann, ist mir unklar. Stimmte da etwas mit der magnetischen Stabilisierung nicht?


    Gruss
    Sebastian


    PS: Habe gerade nochmal Dein Posting gelesen. Meinst Du mit "Fingerbügel" den Fingertip am Headshell oder den Kipphebel am VTA Turm?

    Einmal editiert, zuletzt von Sebastian ()

  • Eine neue Erfahrung mit dem Reed:


    Es klang vorgestern auf einmal nicht mehr so wie gewohnt. Stimmen waren nicht mehr im Zentrum "festgenagelt". Es gab leichte Verzerrungen zum Ende der LP. Der Klang war irgendwie "rauh". Ich habe wie verrückt mein Zyx geputzt, dadurch aber keine wesentliche Besserung erzielt. 24h später kam mir der rettende Gedanke: Ich hatte mich vor einigen Tagen unter das Wandbrett des Laufwerks gehockt, um etwas aufzuheben. Beim Aufstehen dachte ich, ich hätte einen ausreichenden Sicherheitsabstand. Hatte ich aber nicht und so habe ich mir kräftig den Kopf gestoßen. Eine helle Taschenlampe brachte dann Gewißheit: Das von vorne betrachtet rechte horizontale Spitzenlager saß nicht mehr korrekt in der Pfanne. Von Hand schnell korrigiert und es tönte wieder wie bisher.


    Die Moral von der Geschicht': Auch nach kleinerem "Trauma" muss man beim Reed die korrekte Position der Lager prüfen! In Kenntnis des Fehlers war ich ehrlich gesagt erstaunt, dass der Arm trotzdem noch so gut funktioniert hat. Meine Frau musste zugeben, dass ihr die klangliche Verschlechterung gar nicht aufgefallen wäre ...


    Gruss
    Sebastian

  • Hallo Sebastian,


    Dein Tipp kommt genau zur richtigen Zeit. Da ich in absehbarer Zeit ja an neues System installieren werde, wird von mir beim Einbauen eine besonderes Augenmerk auf die richtige Position der horizontalen Spitzenlagern gelegt.


    Danke an Dich.

    Viele Grüße
    Micha


    “There is no dark side of the moon, matter of fact it’s all dark”


    AAA-Mitglied - was sonst


    Demnächst im Biete Bereich:

    Tonbandgerät AKAI GX-635 D

    PWM Source Odyssey RCM MKV

    Kenwood KD-7010

  • Zitat

    Momentan kann ich mir nicht wirklich vorstellen, was da an Deinem Arm defekt war: Der VTA Turm hebt oder senkt doch einfach den Lagerpunkt. Wie es dabei zu einer deutlichen Verstellung des Azimuth kommen kann, ist mir unklar. Stimmte da etwas mit der magnetischen Stabilisierung nicht?


    Gruss
    Sebastian


    PS: Habe gerade nochmal Dein Posting gelesen. Meinst Du mit "Fingerbügel" den Fingertip am Headshell oder den Kipphebel am VTA Turm?




    Das Tonarmrohr hinten in der Metallaufnahme war lose, so das ich das Tonarmrohr mit dem Fingerbügel des Headshells um die eigene Achse drehen konnte (Azimut Verstellung).



    Der VTA-Tower hat damit nichts zu tun.



    Grüße, Peter

    Grüße, Peter




    Früher wollte ich Busfahrer werden weil ich das zischen der Tür so toll fand.

    Doch dann entdeckte ich Dosenbier!


    Hessischer Meister im Vollkontakt-Blues 2005.