Wirbelstrombremse am Garrard 401

  • Hallo zusammen,


    ich habe mir im Laufe der letzten zwei Jahre einen Garrard 401 zusammengekauft. Da ich in technischer Hinsicht zwei absolut linke hände habe, habe ich mich vertrauensvoll auf die Arbeit von Fachleuten verlassen. Doch irgendetwas scheint dennoch schief gelaufen zu sein. Ich habe letztes Jahr bei Ebay einen "Audio Grail"-401er ersteigert. Der Garrard sah für einen Laien wie mich super aus - wie neu!!! Im Februar habe ich bei Herrn Kirschner einen Schick-Tonarm + Zarge bestellt. Gestern habe ich die Zarge und den Tonarm nach langer geduldiger Wartezeit endlich bei Herrn Kirschner abgeholt. Der Dreher sah fantastisch aus und Herr Kirschner hatte großartige Arbeit geleistet. Zuhause habe ich dann alle Teile sofort zusammen- und aufgebaut, d. h. Transportsicherung gelöst und vollständig entfernt, Plattenteller und Matte aufgelegt, Schick-Tonarm eingebaut, Tonabnehmer justiert, alle Kabel an den Phono-Pre angeschlossen, alles waagerecht ausgerichtet, Netzkabel angeschlossen und als ich dann endlich den on/off-Schalter betätigt habe, leuchtete zwar die Lampe, aber es bewegte sich rein gar nichts. Der Plattenteller machte nicht die geringste müde Bewegung. Frust pur!!!


    Inzwischen habe ich mir das Ganze mal näher angeschaut. Es scheint mir so, als ob diese silberne Wirbelstrombremse - also diese kleine, dünne Aluminiumscheibe - auf dem Motor festhängt und nicht freibeweglich ist. Wenn ich den Pulley vorsichtig mit zwei Fingern hochhebe, kommt diese Scheibe frei und lässt sich drehen ohne dabei den Magneten direkt zu berühren.


    Herr Kirschner hat mir zwar bereits liebenswerterweise seine Hilfe zugesagt, aber ich würde ihm natürlich gern weitere Mühen und mir die lange Fahrt (drei Stunden/Weg) ersparen. Gibt es eine Möglichkeit, diese Silberscheibe durch irgendwelche Schrauben anzuheben? Wenn ja, wo genau sitzen denn diese Schrauben? Ist das für einen Stümper wie mich machbar? Welches Werkzeug bräuchte ich? Oder kennt jemand Jemanden (möglichst in der Nähe von Holzminden), der sich mit solchen Fehlerteufeln auskennt? Da ich wirklich zwei ganz ganz linke Hände habe oder bspw. auch kein Wekzeug für Mini-Madenschrauben o. Ä. besitze, könnte ich das ganze Geraffel auch einpacken und einen Garrard-Fachmann aus dem Forum besuchen!!?!!


    Hoffe auf Hilfe ...


    Grüße,


    Carsten

  • Hallo.


    Die silberne Scheibe muß fest mit der Motorachse verbunden sein, d.h. dreht sich mit Motordrehzahl.
    Der gesamte Motor sollte unten eine Transportsicherung haben (Querbügel unter der Motoreinheit, zum Transport nach oben hin gezogen/geschraubt), die zum einwandreien Funktionieren erstmal gelöst werden muß. Falls die noch fest ist, dürften sich mehrere Probleme einstellen. Bei gelöster Transportsicherung hängt der Motor frei in drei Federn.


    Gruss,
    Dieter.

    "Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen... ", Colonel Kilgore alias Robert Duvall, aus "Apocalypse Now", Francis Ford Coppola, USA 1979.


    Da LiTe is out 4ever - please stand by! ;)F.A.T. BESTELLTHREAD

    Einmal editiert, zuletzt von McRiem ()

  • Hallo Dieter,


    danke für die erste Antwort. Die Transportsicherung hatte ich gelöst und sogar vollständig entfernt, so dass der Motor frei in den drei Federn ist. Die Silberscheibe ist fest an der Motorachse. Sie wackelt kein bißchen. Ich denke aber, dass sie zu tief sitzt, da sie auf dem Motor hängt und sich bei eingeschaltetem Motor gar nicht bewegt oder sehr laute Schleifgeräusche verursacht. Ich nehme an, diese Scheibe muss nun auf die richtige Höhe justiert und etwas höher an der Motorachse fixiert werden?!


    Grüsse,
    Carsten

  • Hallo Carsten.


    Die Scheibe müsste auf Unter- oder Oberseite einen Ring-Kragen besitzen, mit ein oder mehreren radialen Madenschrauben zur Fixierung auf der Achse.


    Gruss,
    Dieter.

    "Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen... ", Colonel Kilgore alias Robert Duvall, aus "Apocalypse Now", Francis Ford Coppola, USA 1979.


    Da LiTe is out 4ever - please stand by! ;)F.A.T. BESTELLTHREAD

  • Hallo Carsten


    Hab mir auch ein solches Projekt gegönnt.
    Die Madenschrauben am unteren Ring 3 Stk. musst du lösen mit einem kleinen Schlitzschraubendreher.
    Dann lässt sich die Scheibe verstellen, in wie weit die eingestellt gehört weis ich noch nicht. Denke auf eine gewisse Distanz zu dem Magnet oder zum Gehäuse des Motors. Bin erst am Lack suchen ;)


    Grüße Oliver

  • Da der Motor (mit Scheibe) nicht frei dreht, stellt sich die Frage wo genau das Schleifen auftritt.
    Es kann auch sein, dass der Motor insgesamt falsch hängt.
    Das Antriebsrad sollte horizontal gesehen mittig neben der korrespondierenden Lauffläche der Motorachse stehen.
    Der einschwenkbare Magnet der Bremse muß frei über der Scheibe bewegt können.
    Hintergrund: Die Scheibe ist über die 3 Schrauben ordentlich fixiert. Da verstellt sich so schnell nichts.
    Bevor nicht genau geklärt ist, wo da was angeht, würde ich die Scheibe nicht lösen: es handelt sich um englische Schrauben, die nicht so einfach zu ersetzen (und schnell ausgenuddelt) sind.


    Gruß
    Lars

  • Hallo


    Ich denk das die Scheibe am Motorgehäuse streift, wie auch von Carsten beschrieben. Und um das auszuschließen wäre es am einfachsten die etwas anzuheben. So schnell geht da nix kaputt zumindest ist so ein Ring relativ schnell nachgedreht.


    Am einfachsten Motor raus und dann mal schauen. Ich denke es versteht sich aber von alleine das man nicht einfach etwas grundlos löst oder abschraubt.


    Beste Grüße Oliver

  • Hallo zusammen,
    erst schon einmal ein Dankeschön an alle hilfsbereiten Analogis hier im Forum. Bin begeistert!!


    Ich habe mir ein wenig Feinmechanikwerkzeug zugelegt und dann habe ich zunächst die Transportsicherung wieder reingeschraubt. Danach habe ich die drei Madenschrauben am unteren Ring gelöst und die Silberscheibe vorsichtig mit einer Fühlerlehre angehoben und zwischen dem Motor und dem Magneten wieder fest verschraubt. Transportsicherung wieder gelockert und siehe da: kein Klingeln oder Schleifen mehr! HURRA!! Nun dreht sich der Teller endlich und man kann nun Musik hören. Die ersten Klänge waren schon mal seeeehr vielversprechend. Die Entscheidung für den Garrard war richtig. Wirklich ein toller Sound. Wow!!


    Allerdings musste ich schon nach kurzer Zeit feststellen, dass nun in ruhigen Musikpassagen ein unangenehmes Rumpeln zu vernehmen ist. Ich habe den Teller also wieder abgenommen und festgestellt, dass nun ein Laufgeräusch entsteht, welches irgendwie zwischen dem Reibrad (welches in einem Superzustand ist) und dem Pulley entsteht. Wenn ich die Treibradaufhängung minimal und ganz sachte mit dem Finger nach unten drücke, minimiert sich das Geräusch deutlich. Gibt es eine Möglichkeit, dieses Geräusch auch noch abzustellen?


    Fragende Grüße in die Runde,
    Carsten

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Carsten,
    versuch mal mit etwas Öl ans Lager des Treibrades ...
    Und nochmal büschen an der Transportsicherungsschraube drehen. Wie sehen die Federn der Motoraufhängung aus? Die jibbet es bei ebäh England für Kleingeld zu erstehen.
    Hörgrüße Ronny

  • Allerdings musste ich schon nach kurzer Zeit feststellen, dass nun in ruhigen Musikpassagen ein unangenehmes Rumpeln zu vernehmen ist. Ich habe den Teller also wieder abgenommen und festgestellt, dass nun ein Laufgeräusch entsteht, welches irgendwie zwischen dem Reibrad (welches in einem Superzustand ist) und dem Pulley entsteht. Wenn ich die Treibradaufhängung minimal und ganz sachte mit dem Finger nach unten drücke, minimiert sich das Geräusch deutlich. Gibt es eine Möglichkeit, dieses Geräusch auch noch abzustellen?


    Ganz ähnlich ist das bei meinem Garrard. Habe bereits hier mehrfach etwas dazu gesagt. Eine amtliche Lösung findest Du dazu nicht. M. E. ist das das Problem dieses Klasse-Drehers. WIe Willguthören bereits: an der Treibrad-Aufhängung, sehr vorsichtig, etwas probieren. Zum Beispiel die kleinen (beiden) Schräubchen etwas lösen oder festschrauben.


    Keinesfalls kann ich den Wechsel der Reiblager empfehlen, es sei denn, man hat eine so kleine Reibahle mit dem richtigen Durchmesser. Der Wechsel hat bei mir dazu geführt, daß oberes und unteres Lager nicht mehr fluchten und das Treibrad beim ANziehen der Schräubchen klemmt.


    Auch den Wechsel aller Federaufhängungen habe ich gemacht. Hat mir nichts gebracht, nun ja, etwas schöne Bastelei. Ist auch nicht schlecht.


    Robert Grätke empfiehlt, das Motorlager aus zu tauschen. Man kann auch die beiden Schrauben, die die Motorschalen zusammenhalten leicht lösen und durch vorsichtiges Verdrehen einen optimalen Motorlauf finden. Gut, das geschieht bei ausgebautem Motor. Man sollte wegen der großen Verletzungsgefahr (elektrischer Schlag) wissen was man tut.


    Es ist die Summe des Ganzen. Nicht zuletzt das Palttentellerlager. Wurde es bei Dir mal auseinandergebaut und mit neuem Fett oder Öl versehen? DAs wirkt manchmal Wunder.

    Beste Grüße
    Rainer

  • Robert Grätke empfiehlt, das Motorlager aus zu tauschen. Man kann auch die beiden Schrauben, die die Motorschalen zusammenhalten leicht lösen und durch vorsichtiges Verdrehen einen optimalen Motorlauf finden. Gut, das geschieht bei ausgebautem Motor. Man sollte wegen der großen Verletzungsgefahr (elektrischer Schlag) wissen was man tut.

    Hallo,


    so einfach ist das nicht. Ich modifiziere das untere Motorlager, dadurch wird der untere Lagerpunkt dauergeschmiert und läuft nicht mehr trocken. Der Rotor wird dadurch entkoppelt und der gesamte Motor läuft schneller, leiser und vibrationsämer. Wenn man diese Motoren zerlegt, müssen anschliessend die Lagerschalen wieder optimal ausgerichtet werden. Das bedeutet, das der Rotor exakt im Zentrum des Stators läuft, dazu wird das untere und obere Lagerschild entsprechend ausgerichtet bzw. justiert. Ich verwende dazu einen Teststand um die Motoren zu testen und zu justieren. Ziel der Justage ist es, das der Motor eine Solldrehzahl erreicht und die Drehzahldrift zwischen "kalt und warm" einen geringen definierten Wert nicht überschreitet.


    Garrard 301/401 sind mechanische Plattenspieler, die über 40 Jahre alt sind. Keiner würde ein über 40 jahre altes Auto kaufen, es ein wenig putzen, volltanken um dann damit über die Autobahn zu fahren. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, weswegen so viele User an diesen Plattenspielern scheitern und nach kurzer Zeit aufgeben und die "Rumpelkiste" wieder verkaufen. Diese Laufwerke benötigten Zuwendung an den richtigen Stellen, dann läuft es perfekt und machen auch Spass. Mit ein bisschen basteln und polieren ist es nicht getan.


    MfG
    Robert Graetke

  • Hallo zusammen,


    @ Robert Graetke: nee, also Scheitern möchte ich nicht und verkaufen möchte ich auch nicht! Das wäre wirklich zu schade. Auch wenn ich kein Bastel-As bin ...


    @ willguthören: Ich habe die Treibradlager geölt und siehe da: es war Ruhe. Das rumpelige Geräusch war vollkommen weg. Nachdem ich den Garrard bei AudioGrail erstanden habe, ist seitdem ein Jahr vergangen. Vielleicht lag es daran, dass das Lager Geräusche machte. Die Federn sind ansonsten top in Ordnung. Die wurden offenbar allesamt gegen neue ausgetauscht.


    Leider war dieses Geräusch aber offenbar doch nicht die Ursache für das seltsame Rumpeln. Kaum hatte ich die erste Platte aufgelegt, machte es sich gleich wieder bemerkbar. Wenn ich den Plattenteller abnehme, vernehme ich kein Geräusch mehr; das Reibrad, die Aufhängung, der Pulley und die Wirbelstrombremsenscheibe sind nun geräuschlos. Könnte der Anpressdruck des Reibrads am Innenteller ein Grund sein? Wenn ich den Teller aufgelegt habe, ist an der Stelle, an der das Reibrad wohl aufsetzt ein leichtes Geräusch zu vernehmen ....


    Mmmh ... an den Motor traue ich mich tatsächlich noch nicht so recht ran! Eigentlich hatte ich das Gerät bei AudioGrail erstanden, um solch aufwändige Restaurationsarbeiten möglichst nicht selbst durchführen zu müssen. Ich bin da ehrlich ... es geht mir gar nicht so sehr ums Basteln, sondern um das Musikhören ... auch wenn ich wirklich vor allen den Hut zutiefst ziehe, die all diese Arbeiten selbst beherrschen und ihr Gerät danach sicher doppelt so gern haben ...


    Beste Grüße zuächst ....


    Carsten

  • -Der Transportsicherungsbügel muss nicht zwingend am Laufwerk befestigt sein. Der ist wirklich nur für den Transport gedacht.


    Auf dem Bild sieht es so aus, als wäre das Stufenrad ca 2-3 mm zu tief. Um das Stufenrad zu justieren nimmst Du am besten ein feiner Elektronik Schlitz-Schraubendreher. ca.15 cm lang. 0 oder kleiner.
    Die Innenseite /Lauffläche vom Plattenteller mit Metarex Zauberwate polieren kann auch nicht schaden. Und auch darauf achten das der Plattenteller satt in der Spindel sitz. So das er sich nicht mehr Wippen lässt.


    Als Netzkabel ist Hochflexibles 2 Pol Litzenkabel gut geeignet. Silikonkabel, Messleitung ect. Zumindest von der Motorzugentlasstung bis zur nächsten Zugentlasstung, Zarge oder so. Das Massekabel geht vom Chassi zur Phonostage oder Verstärker.


    Falls es ein Reibrad wirklich im "Superzustand" sein darf,kann ich Dir das von Artisan Fidelity für 365 Doller empfehlen. Das Reibrad ist keinen Cent zu teuer. Allerdings braucht es dann um den Plattenteller zwei Dämpfungsgummiringe.


    Die 401er von Audio Grail sind eigentlich immer Tip Top gemacht. Ich würde Matthew schreiben was da schief gelaufen ist. Zudem kann es mal passieren dass sich eine Madenschraube löst. Die müssen nicht wie vom einem Ochs festgezogen sein.

    Gruss
    Felix

    2 Mal editiert, zuletzt von Felice ()

  • Hallo,


    Er ist endgültig ruhiggestellt!!! What a relief ... !!!!


    Nach dem Richten der Wirbelstrombremse und dem Ölen des Treibradlagers lag das letzte Rumpeln nicht am Garrard, sondern am Denon-Tonabnehmer. Wegen der allgemeinen Rumpelschwierigkeiten mit Reibrädern war ich ja weiterhin davon ausgegangen, dass irgendetwas am Garrard-Laufwerk nicht stimmt. Weitgefehlt, denn dann fiel mir Idiot der dümmste aller dummen Fehler auf: beim ersten Justieren hatte ich das Gegengewicht des Schick-Tonarms nicht festgemacht. Beim Basteln am Garrard muss sich das Gewicht dann leicht verschoben haben, so dass sich dann ganz einfach (und dämlicherweise) das Auflagegewicht viel zu sehr erhöht hatte - bestimmt auf 3,5g!!! Kein Wunder, dass das nicht funktionieren konnte, denn der Tonabnehmer verträgt max. 2,8g. Das machte sich dann als metallisch klingendes Rumpeln bemerkbar. Unfassbar dämlich, oder? Aber letztlich auch gut, denn das Problem ließ sich dann ja in einer Minute wieder beheben. Seitdem läuft alles allererster Sahne.


    @ Felice: Ich war tatsächlich kurz davor, Matthew um Hilfe zu bitten. Nun kann ich ihm endlich die Bilder des fertigen (rumpelfreien) Garrard schicken, die er gerne haben wollte.


    Noch einmal vielen Dank in die illustre Runde. Jeder Tip war hilfreich auf seine Weise.


    Grüße,


    Carsten

  • Hallo Carsten,


    Glückwunsch zum fertig aufgebauten und rumpelfrei spielenden 401er.
    Könntest Du mal ein paar Bilder dieser Kombi einstellen.


    Danke und Grüsse ..... Marc

    Grüsse ..... Marc

  • Hallo Carsten,


    der sieht ja wirklich schön aus. Am besten finde ich den versenkten, bündigen Einbau.
    Mein 401er wartet seit über 10 Jahren im Keller auf den Neuaufbau.
    Vor drei Monaten habe ich immerhin die Motorrevision geschafft. Dieses Jahr nun, soll er auch wieder drehen.


    Danke für die Bilder und viel Spaß damit...
    Grüsse ..... Marc

    Grüsse ..... Marc