Studiotechnik der 50er-Jahre

  • na gut, ich versuche das mal ein wenig zu beschreiben.


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    Da war ich gerade 27 Jahre, hatte mir, nach und nach, ein 16 in 4 in 2 Kanal Mischpult mit Bosch/TFE-Einschüben in 0-Ohm-Technik gebaut.

    Oben drauf div. Equalizer, Effektgeräte und das gute RTW-Peakmeter.



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    Da mischen wir gerade eine LP von "Kneipenfolk" ab. "Crazy 'bout you" hieß die.

    Meine Mitmischer: Gerry Spooner und Volker Wilmking.



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    meine Lieblings-Mastermaschine Ampex mit Röhren Eingangs- und Ausgangsstufen.

    Außen meine umgebauten und getunten Tannoy Berkerley Abhörmonitore. Die kleinen Heco dienten zur Prüfung, wie es auf Heimlautsprechern klingen würde.



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    Hier noch mal das Bosch/TFE-Pult mit Teac Tascam 8-Kanal - mit DBX-Compander.

    Als Hallgerät hatte ich ein abgewandeltes, verbessertes AKG-Hallgerät.

    In diesem kleinen Kellerstudio entstanden im Laufe der Jahre über 2 Dutzend.


    to be continued...

  • Hallo Rainer,


    ziemlich genial :thumbup::thumbup::thumbup:

    Ich habe natürlich sofort die A700 entdeckt:love:


    Liebe Grüße aus der Nordsee


    Jürgen

    "Bewahre mich vor der Einbildung, bei jeder Gelegenheit und zu jedem Thema etwas sagen zu müssen"


    Theresia von Avila

  • dann mach ich mal weiter


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    Gerry Spooner und Volker Wilmking. Der Aufnahmeraum war mit Hartfaser-Lochplatten

    ausgekleidet, die Decke war mit Ova-Akustikplatten gebaut.



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    Klaus Brachmann, ein klasse Schlagzeuger (leider schon verstorben) in Action.



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    noch einmal der begnadete Drummer Klaus Brachmann.



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    Mikrofoneinstellungen für Gerrys Gesangs-Einspielung.



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    und dann war Gerry nicht mehr zu bremsen.



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    Volker am Saxofon. Man beachte, dass ich bei den Mikros keine Kosten gescheut habe.

    Überwiegend hatte ich die guten Neumann.Mikros. Aber auch Sennheiser und AKG



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    Volker mit seiner Tinwhistle.



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    Kreativ-Besprechung und Songs einstudieren

    Hier in meinem Studio zu Gast: Cilla Fisher und Artie Trezise aus Schottland.

    Von den beiden gibt es insgesammt 6 Vinyl-Produktionen.

    Noch heute haben wir miteinander einen freundschaftlichen Kontakt.


    Ja, es war eine sehr schöne Zeit - alles war anlaog und "hand made". Aber es hat richtig

    Spaß gemacht. Diese LPs, die hier entstanden, höre ich heute mit besonderer Freude.


    Tja, es gäbe noch so viel nette Anekdoten zu erzählen - aber das Nähkästchen lasse

    ich mal lieber zu. ;)


    Liebe Grüße,

    Rainer


  • Die richtigen Auswahl und das Aufstellun der Mikros im Raum waren 4/5 der Miete.

    Wenn es interessiert, kann ich mal ein paar alte Bilder aus der Zeit heraussuchen.



    Hallo Rainer,

    tolle Bilder aus einer tollen Zeit. Hat etwas "Übungskellercharme" zeigt aber, was man alles auf die Beine stellen muß, um ein brauchbares Studio hinzubekommen. Die Mikrofonierung ist eine Kunst für sich und fordert viel Experimentierfreude, Erfahrung und Akustikverständnis. Auch vermeintliche Profis haben da zuweilen Probleme, wie ich leidlich von mancher LP hören mußte.

    Gruß André
    Keine Emails mehr, nur PN. Emailfunktion ist deaktiviert.


  • OK, alles begann 1977


    Ich war in einer der knapp 2 Dutzend Gütersloher Adventsängergruppen aktiv.

    Das Adventsingen ist eine Jahrhunderte alte Tradition in Gütersloh.


    Ein Freund und auch Adventsänger hatte die Idee, alle Sängergruppen am 3. Advent

    auf dem großen Vorplatz bei (damals noch) Hertie, zusammen zu bringen, um mit

    über 300 aktiven Adventsänger und Bläser zu singen. (nicht schön aber laut) ;)


    Ich hatte zu der Zeit gerade meine erste A700 und vier Sennheiser Mikrofone.

    In meinem Opel-Kadett-Kombi hatte ich meine komplette Ausrüstung aufgebaut.

    Leider gibt es davon keine Bilder.


    Ständig kam nun die Frage von Passanten: Wann wird das gesendet?"

    Meine Antwort: "Das weiß ich doch nicht" Antwort: "Wie, Sie wissen das nicht,

    Sie sind doch von WDR, oder?" Ich musste immer wieder verneinen und auf die

    WDR-Reporterin mit einem Umhänge-Uher und einem Handmikrofon hinweisen.


    Böse Blicke, und: Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen.


    Von meinen Aufnahmen habe ich Tage danach ca. 20 MCs kopiert und an die

    Sängerfreunde verteilt. Eine Woche später waren es schon 50 Stück usw.


    Dann bin ich zu Sonopress und habe 500 MCs anfertigen lassen - mit Aufkleber

    und Einleger. Ja, und die waren alle bis zwei Wochen nach Weihnachten verkauft.


    Und so nahm die Geschichte meines Tonstudios seinen Lauf.

    Mit jeder neuen Aufgabe stiegen die Anforderungen und ich lernte ständig dazu.

    Diese vielen wertvollen Erfahrungen "hinter dem Mikro" helfen mir heute bei der

    Erntwicklung meiner Produkte.


    Liebe Grüße,

    Rainer

  • Mensch Rainer,

    eins muß man dir lassen.. Was Du anfasst machst Du richtig.


    Da wundert mich auch nicht diese konsequente Detailliebe und Perfektion bei deinem Laufwerk, was mich bei meinem letzten Besuch direkt fasziniert hat.


    Du erinnerst dich? Auf dem Foto zwar im Hintergrund, als Designstudie allerdings wunderschön.


    Phonolab_Dereneville.jpg

    Gruß

    skeptiker

  • Sehr interessanter Thread. 👍

    Zitat

    Die richtige Auswahl und die Aufstellung der Mikros im Raum waren 4/5 der Miete.

    Genau, auch bei der (analogen) Aufnahme gilt "Bullshit in, ...". Wenn man sich heute fragt wie es möglich sein kann, dass z.B. die Aufnahmen der Decca oder RCA der "Goldenen Ära" oder das Schlagzeug der Aufnahmen der Sound City Studios auch heute noch unübertroffen sind, findet im Zitat von Rainer die Antwort.


    Zitat

    Diese vielen wertvollen Erfahrungen "hinter dem Mikro" helfen mir heute bei der

    Entwicklung meiner Produkte.

    Gleiches gilt mehr oder weniger analog für Hifi-Enthusiasten. Ohne detaillierte Kenntnisse der Aufnahmetechnik und insbesondere der Positionierung der Micros im Raum ist eine Beurteilung der Aufnahme bzw. der Wiedergabekette kaum möglich.

  • Was Du anfasst machst Du richtig.

    Ja Michael, das kann ich so stehen lassen und noch einen drauf setzen..


    Und das war ja Ende der 70er Anfang der 80er in meinem privaten Wohnhaus.

    1983 habe ich, mit dem bis dahin verdientem Geld, ein großes Studio gebaut.


    Die Gesammtfläche betrug 900m² Das Atelier alleine hatte gute 150m²

    Es gibt nur sehr wenig Bilder davon. Ein paar habe ich hier noch.


    analog-forum.de/wbboard/cms/index.php?attachment/18394/

    So sah der Regie- und Schneideraum um 1995 aus. Hier wurden Hörfunk-Spots,

    TV-Werbespots und viele Industriefilme produziert. 4-Maschinen Schnittplatz mit zwei Bildmischern, div. TBCs, Monitore, usw.

    Das inzwischen alte Bosch/TFE (steht ganz links) und war noch immer im Einsatz.



    Film + TV-1a.jpg


    Film + TV-2a.jpg

    Meine Cutterin Inga in der Bildregie.

    Hier entstanden bis ins Jahr 2002 weit über 500 Filmprojekte und TV Werbespots.


    Diese Bilder konnte ich nur aus meiner alten Firmenbroschüre abscannen, daher die

    schlechte Auflösung.

    Film + TV-3a.jpg

    Da wir unsere Filme in alle Kultursprachen der Welt vertont haben, hatten wir auch

    stets entsprechende Profisprecher zu Gast.



    Film + TV-6a.jpg

    Außendreharbeiten mit dem damals größten, bemannten Kamerakran der Welt.

    Der konnte bis 10 Meter hochgeschwenkt werden.

    (Habe ich in meiner dahmaligen Metallbauwerkstatt selber entwickelt und gebaut)


    Mal schauen, was ich noch so finde...:);)8)


    Liebe Grüße,

    Rainer

  • Rekordhalter , kranmäßig gesehen

    So gesehen ja, kann man so sagen. Ich habe mich vor nichts bange gemacht. ;)


    Hier mein Meisterstück, nicht so groß wie der andere, dafür aber mit vielen Finessen.P6160002b.jpg


    P1160037.JPG


    P1160035.JPG

    Zwei meiner Mitarbeiter bei der geliebten Zigarettenpause.


    So nun muss ich aber erst einmal los, ein paar Besorgungen machen.


    Bis später,
    und LG Rainer

  • mal ein schönes Thema für die "analog".

    Ich weiß nicht... meinst Du wirklich das würde da passen?

    Dazu müsste Dr. Th. Senft sich äußern, ob ihm das gefällt.

    Das alles ist ja schon so lange her... aber mir sollte es recht sein.


    Liebe Grüße,

    Rainer

  • Rainer,

    das ist absoluter Gear Porn!!! Sowas liebe ich. Vor allem weil zur damaligen Zeit das Zeugs echt teuer war. Heut zu Tage ballert man sich ein USB Interface an den Schlepptop und hat alles in the box. Aber richtiges Handwerk ist das was du präsentiert hast.

    Evtl könnetst du noch ein bischen zur Bosch Konsole schreiben. Kosten?? Von Bosch!!! Unfassbar. Kenne halt die guten alten Danner, Siemens Sitral, Maihak.


    Aber das geilste an der Bilderstrecke ist dein Raum im 70ties Studio. Nix hohe decken und schnick schnack...mein Kumpel misst sich gerade tot und bestellt ein bass trap nach dem anderen weil er die sub´s nicht in den Griff bekommt. Das mit den Lochpappen ist echt gut. Ich habe Ihm gesagt er solle sich einfach um die Regie ein großes Buchregal um die Wände bauen....

    Die Abhöre auch super. was die damals gekostet hatten??? Heute zu Tage viel zeugs Made in China...was als neutrale Abhöre propagiert wird. Und ob man mit einer Abhöre bis zu 4000 Flocken wirklich zufrieden ist, oder zuviel des guten an Invest....ich plediere da für Neumann KH-120 als Nahfeld.

    Ich kenne die Stärken und Schwächen der Tannoy leider nicht.


    ECHT GEIL!!


    Grüße

  • Vor allem weil zur damaligen Zeit das Zeugs echt teuer war.

    Das ist absolut wahr. Mein Gott was habe ich damals an Kohle rausgehauen.


    Nur ein paar Beispiele:

    Sony 3-Röhren Broadcast Kamera = schlappe 95.000,-- DM Davon hatte ich 3 Stück.

    Später die Chip-Kameras, genauso teuer... 4 Stück der BVP-90 hatte ich im Einsatz.

    Dazu jeweils noch die passenden Objektive = á 15.000,-- bis 20.000,-- DM

    4 Schnittrecorder Betacam-SP = á 40.000,-- DM dazu ein Bildmischer = á 60.000,-- DM

    Etliche HMI Scheinwerfer = je um die 6.000,-- DM ein Ersatzbrenner = 500,-- DM

    usw. usw. Durchschnittswert des kompletten Studios ca. 2 bis 2,5 MDM


    Das war der Tanz um das goldene Kalb SONY - alle zwei Jahre kam wieder was Neues.

    Und heute? so wie Du schon schreibst. Für nen Paar-Mark-Fufzig hat man was man braucht.

    Ich kenne die Stärken und Schwächen der Tannoy leider nicht.

    Dann setz Dich doch ins Auto und komm her. :)

    Zeit zum Hören und zum Plaudern werden wir genug haben.


    Liebe Grüße,

    Rainer

  • Hallo Rainer,


    Sind Dir nicht ein paar alte Kamerastative, am besten aus Holz, übrig geblieben?

    Auch ein paar Objektive für Fernseh GmbH Kameras fehlen noch.

    Bei meinem Mikrofondolly feht auch das Mikrofon.

    Vielleicht hat jemand etwas passendes rumfliegen.....

    Gruß

    Klassik, Rosenkohl, Jazz, Saumagen, Tote Hosen, Spargel, HipHop, Grünkohl, BAP, Hähnchen, Michael Jackson und Blaukraut kommen mir nicht auf den (Platten-)Teller! :P

  • Oh, da muss ich Dich leider enttäuschen. Ich habe 2000 alles komplett an meinen Nachfolger verkauft. Selbst die schöne alte AMPEX habe ich ihm überlassen. Später,

    viel zu spät, habe ich erfahren, dass er sogar einiges davon verschrottet hat. ;(;(;(

    Das ärgert mich noch heute.

    Diese junge Generation, die schon mit Computer im Kinderbett aufwächst, hat vielfach keinen Respekt. ;)


    Liebe Grüße

    Rainer

  • Evtl könnetst du noch ein bischen zur Bosch Konsole schreiben. Kosten?? Von Bosch!!! Unfassbar. Kenne halt die guten alten Danner, Siemens Sitral, Maihak.

    Also gut...

    Es gab seiner Zeit die Bosch Fernseh GmbH


    Der Neffe eines meiner früheren Arbeitskollegen war dort beschäftigt und hatte mir

    von diesen Einschubkassetten erzählt. Vom Preis her waren die richtig teuer. :(

    Ich hatte mir dann erst einmal nur 2 Einschübe gekauft, damit ich die Maße für

    mein Mischpultgehäuse festlegen konnte.


    Dann erzählte mir ein guter Bekannter (auch Toningenieur), dass selbige Kassetten

    auch bei TFE-Studio GmbH in Neustatt an der Weinstraße zu bekommen wären.


    Meine Nachforschungen ergaben, dass meine 2 Bosch Fernseh GmbH Kassetten vollkommen identisch waren. Sie wurden nämlich bei TFT-Studio GmbH gefertigt.

    Quasi als eine OEM-Version, die aber deutlich teurer war. ;(


    Ich habe dann mit TFE Kontakt aufgenommen und bin zu einem Besuch hingefahren.

    Noch interessanter war, dass TFE diese Kassetten sogar als Bausatz anbot. Also habe

    ich mir alle notwendigen Einschubkassetten bei TFE als Bausatz gekauft. :):)

    Wenn mal Probleme oder Fragen auftauchten, konnte ich immer meinen Mentor,

    den Toningenieur S. Meyer zu Hoberge ansprechen.


    So habe ich mir, nach und nach meine komplette Mischkonsole komplett selber gebaut -

    - denn löten konnte ich ja. ;) Den Rahmen für das Gehäuse hatte ich aus Aluprofilen

    gefertigt, die ich als Meterware bei der Fa. Hettich entdeckt hatte.


    Ich habe sogar noch Erweiterungen machen können. Z. B. habe ich im Klangregelteil

    eine Auftrennung vorgenommen, um dort, bei Bedarf externe Equalizer oder auch

    Effektgeräte einschleifen zu können. Darüber hinaus habe ich die 16 Mono-Eingänge

    mit zuschaltbarer 48V Phantomspeisung versehen.


    Studio Gütersloh-1-Ausschnitt.PNG


    Mit diesem Selbstbau habe ich eine große Menge Geld gespart.


    Die Tonqualität war schon erste Sahne. Selbst wenn alle Eingangsregler voll aufgezogen

    waren, gab es keine Erhöhung das sehr geringen Grundrauschens, was bei etwa 110 dB

    Abstand zum Nutzpegel lag.


    Über dieses Pult habe ich sogar noch meine späteren CD-Produktionen abgemischt,

    von denen einer meiner Titel schon um die ganze Welt gegangen ist. Damit meine ich den ersten Titel, das Glockengeläut auf der Manger-CD



    Liebe Grüße,

    Rainer

  • Hallo Rainer, ich denke schon, dass das in die analog passen würde. Ich denke auch, dass eine Vielzahl der Leser einen solchen Bericht verschlingen würde, auch wenn er mit ein wenig Sentiment gewürzt ist. Allerdings steckt da auch wieder einiges an Arbeit drin.

    Viele Grüße


    Jörg


    Ich höre damit und meine kleine Plattensammlung seht ihr bei DISCOGS.