Welche Klassik-LP habt Ihr das letzte Mal aufgelegt?

  • Zusatz - geht natürlich in Ausnahmefällen (bei mir) auch in mono. Hier eine technisch ebenfalls perfekte Produktion von 1955 (Aufnahme 1954), Westminster, und in Japan gepresst. Auf dem Cover wird eigens darauf hingewiesen, dass die Platte RIAA-vorverzerrt ist. Der Dirigent Hermann Scherchen und das Londoner Philharmonic Orchestra von 1954 wären jetzt nicht meine persönliche erste Wahl, wenn es um Mahler geht, aber warum nicht. Wurde übrigens in den Westminster-eigenen Studios in London aufgenommen, was wohl die für die 50er Jahre perfekte Aufnahme zum Teil erklärt.


    Viele Grüße - Frank


    Mahler I - Scherchen Westm Cover.jpg

    Das hat mich grade inspiriert und ich habe mal meine Version rausgekramt. Ich weiß gar nicht, wo ich die her habe. Ich habe mal einige Mahler Platten aus einem Sozialkaufhaus für 20 Cent mitgenommen. Mahler war mir zwar bekannt, aber ich hatte keine Platten von seinen Werken.

    Ich habe damals einige Sachen mitgenommen und die Platten sind in wirklich gutem Zustand.

    Zeigt sich, wie "gesättigt" der Klassikmarkt bei gebraucht Scheiben ist. Man bekommt manche Sachen fast geschenkt. Leider bin ich nicht der Auskenner, da ist bestimmt auf Flohmärkten noch der ein oder andere Schatz zu heben...:/


    Mahler - 1..jpg

    beste Grüße


    Rainer

  • Zeigt sich, wie "gesättigt" der Klassikmarkt bei gebraucht Scheiben ist. Man bekommt manche Sachen fast geschenkt.

    Hallo Rainer,


    ich sehe die Sache ein wenig differenzierter. Es kommt beim Preis zwar immer auf die einzelne Platte an, aber es lässt sich auch ein allgemeiner Trend feststellen (ist nicht anders als bei Autos). Nach meiner Erfahrung haben die Endverkaufspreise auf dem Gebrauchtmarkt für Platten in den letzten zehn Jahren kräftig angezogen, auch wenn man hier oder da ein "Schnäppchen" machen kann. Geh' doch mal in einen Plattenladen und schaue Dir die Preise an. Gegenüber Rock & Pop ist Klassik im Verhältnis günstig, weil eben weniger Leute Klassik hören und noch ein recht breites Angebot an Platten vorhanden ist, die bis zum Ende der Vinylära Anfang der 80er Jahre produziert wurden. Allerdings greift auch hier ein einfaches Marktgesetz: Die Ressource an Platten aus dieser Zeit ist logischerweise begrenzt, auch wenn es aktuell noch genügend gibt. Insgesamt werden es aber infolge Abverkauf und Verschleiß weniger. Die Nachfrage danach bleibt gleich oder steigt sogar. Also wird die Ware teurer. Ein wenig verzerrt wird diese Entwicklung, weil immer wieder Klassiksammlungen - z.B. aus Nachlässen - auf den Markt kommen und damit das prinzipiell schrumpfende Angebot wieder vergrößern.


    Viele Grüße - Frank


    ps.: bin kein BWLer, weiss aber wie Preise entstehen.

  • In dem Zusammenhang oben auch mal wieder was kritisches - eine der vielen dubiosen Everest-Nachpressungen, hier eine aus dem Jahr 1967 mit der originalen Everest Katalognummer SDBR3045. Weil Everest-Platten relativ rar sind sind, in Europa und Deutschland sowieso, kosten sie entsprechend. Ihren guten Ruf haben Everest-Aufnahmen durch die Verwendung von 35mm-Magnetfilm-Rekordern Ende der 50er bis Anfang der 60er Jahre bekommen, weniger durch musikalische Leistungen. Dann war Everest Pleite. Was für Kopien im Lauf der Jahre als Basis für Wiederveröffentlichungen hergenommen wurde, z.B. für diese Platte unten, ist stellenweise völlig unklar.

    Hier das Violinkonzert Op.47 und Tapiola von Sibelius mit dem LSO, Spivakovsky und Hannikainen. Musikalisch einwandfrei, auch keine schlechte Platte, aber nichts, wass mich weiter beeindrucken würde. Nice to have oder so.


    Viele Grüße - Frank


    Everest Sibelius Cover.jpg

  • Hallo,


    Everest hat bis in die 80er Jahre Platten veröffentlicht, nur nicht unter der Regie von Harry Belock der Everest gegründet hat. Er verkaufte sein ''Hobby'' Everest 1962 an Bernard Solomon der ein Budget Label daraus machte inkl. vieler Qualitativ schlechter Reissues, Veröffentlichungen von historischen Aufnahmen und sogar Radiomitschnitten.

    Diese Aufnahme ist als Orginalpressung hervorragend, interpretatorisch finde ich sie besser als Heifetz, gleichwertig mit der Ricci / Ansermet.

    Gruß,

    Uwe

  • Er verkaufte sein ''Hobby'' Everest 1962 an Bernard Solomon der ein Budget Label daraus machte inkl. vieler Qualitativ schlechter Reissues, Veröffentlichungen von historischen Aufnahmen und sogar Radiomitschnitten.

    Hallo Uwe,


    ...und gleichzeitig verkaufte er seine 35mm-Recorder an Bob Fine, der sie erstmals fürs Hifi und sein "Living Presence" umrüstete. Leider kenne ich nicht so viele Everest-Platten, dass ich mir ein fundiertes Urteil erlauben kann. Das Problem bei den Erstausgaben soll aber gewesen sein, die trotz Kinoton qualitativ hervorragenden Aufnahmen auch nur annähernd auf eine Schallplatte zu pressen. Schallplatten-Techniker im Kreis von Bob Fine und seiner Ehefrau oder den englischen Decca-Leuten waren schließlich Ausnahmekönner. Bei den Beethoven-Symphonien mit Krips auf Everest-Originalausgaben etwa hatte ich mehr an Klang erwartet, nach meiner Meinung kein Vergleich mit 35mm-Aufnahmen auf "Living Presence". Unter der Masse an Wiederveröffentlichungen soll es allerdings neben vielen klanglich eher schlechteren Pressungen (später auch CDs) der 35mm-Aufnahmen einige richtig gute geben, also deutlich bessere Plattenschnitte und besseres Vinyl als die Erstausgaben. Nur kenne ich die nicht. Wäre schön, wenn das jemand detaillierter wüsste und was dazu schreiben könnte.


    Viele Grüße - Frank

  • Hallo Frank,


    Ehrlich gesagt kann ich der 35mm Geschichte nicht viel abgewinnen, weder Everest noch Mercury haben Ihren Ruf durch 35mm Aufnahmen erworben, die erste 35mm Mercury war die SR 90245 Gabrieli und die Macht klangtechnisch überhaupt keinen Stich gegen eine frühe Mercury wie zb 90006 Prokofiev oder 90018 Chadwick, bei Everest zb sind einige der besten Aufnahmen keine 35mm, zb. die SDBR 3004 Respighi oder die 3009 Stravinsky. Die 35mm Technik ist eine Aufnahmevariante, die Techniker damals waren auch mit konventioneller Halbspur in der Lage grandiose und gleichwertige Aufnahmen zu schaffen.

    Ganz wichtig bei Everest ist es sich mit den Labels auszukennen, es gibt nur 2 Erstpressungslabel aus der Belock Phase aber insgesamt ca 8-9 Nachpressungs Label, diese sind meist von deutlich schlechterer Qualität.

    Gruß,

    Uwe

  • Hallo Uwe,


    was Du zu 35mm sagst, respektiere ich natürlich, bin aber anderer Meinung. Mit 35mm als Argument für besseren Klang bewarben beide Labels intensiv und mit Erfolg ihre Platten - und die Rechteinhaber noch heute die digitalisierten Aufnahmen davon. Vorteile von 35mm waren - kein Bandrauschen, kein Übersprechen, keine magnetischen Störungen durch Überlagerung der Bandschichten, besseres Einschwingverhalten gegenüber normalem Magentband (transient Response) und erweiterter Frequenzgang aufgrund der höheren Geschwindigkeit und Breite. Außerdem noch ein paar Kleinigkeiten, so der absolut fixe Bandverlauf. Die Frage ist allerdings, inwieweit man dieses technische Niveau dann überhaupt im weiteren Herstellungsprozess auf Schallplatte übertragen bzw. überhaupt ausnutzen konnte. Und zum Schluss - klar, 35mm ist natürlich auch so eine Art Mythos, keine Frage.


    Viele Grüße - Frank

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  • Schumann - Symphonie Nr.3 - Riccardo Muti
    Schumann - Muti


    Wollte ich eigentlich verkaufen und habe sie aufgelegt um noch mal kurz den Zustand festzustellen. Nachdem beide Seiten

    durchgelaufen sind, bleibt sie hier :)


    Quadro-Aufnahme aus dem Jahre 1979.

    http://www.musik-sammler.de/sammlung/mg1963

    Transrotor Tourbillon, 3x Levar Ultimate Carbon 12", DaVinci, Goldring 2500, EMT HMD Mono, Phonolab Recompizer, Moniphonic, WBE Veracity No.48 MK3, Essence No.880, ML No 512, Vroemen La Diva


  • Gerade läuft Hindemith

    Habe ich glaube ich ewig nicht mehr gehört, hatte ich nicht mehr auf dem Schirm.

    Kommt ja richtig gut die Metamorphose. Stellenweise fast Big Band Sound.

    Gefällt mir sehr. Auch die ruhigen stimmungsvollen Passagen die ein bisschen an Grieg erinnern.

    Gute Pressung und sehr schön räumlich eingefangen.


    R-7371662-1440045284-2415.jpeg.jpg

    Viele Grüsse


    Volker


    --black is no colour, it's a philosophy-- 8)
    --you are lucky, if you live twice.....

  • Das Programm ist eher leicht und hat den für die Verkaufszahlen förderlichen Showpiece-Charakter. Aber quasi zum Ausgleich liefert Jean Martinon mit dem PCO dafür ein orchestrales Feuerwerk erster Güte ab. Dazu gibt es eine Produktion die aufnahme- und überspieltechnisch auch nach Jahrzehnten noch unübertroffen ist.

    Jean Martinon, Paris Conservatoire Orchestra, Ibert, Bizet, Saint-Saëns ‎– Divertissement / Jeux D'Enfants / Danse Macabre / Le Rouet D'Omphale

    analog-forum.de/wbboard/cms/index.php?attachment/39740/

  • analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/122841/


    Gustav Mahler: Symphonie Nr.1 (180g)

    ,,Bis auf die mit dem letzten, gut 20-minütigen Satz läuft keine Seite länger als 15 Minuten. Da ist Platz für breite Rillen, in denen sich das räumlich ausladende, aus einem sonor schnurrenden Grundtonbereich heraus wirkende und in seinen natürlichen Farbschattierungen schillernde sowie ruhig atmende Klangbild genüsslich aalt. Die dicken Scheiben laufen praktisch störungsfrei - wichtig für die vielen leisen Passagen." (Stereo, Februar 2013)


    Meine ist noch unterwegs, aber die Rezensionen sind dermaßen positiv ... 8)


    14,99 bei jpc.

    Freundlichst
    Pepino

  • Wie fast immer bei Telefunken sehr gute Qualität und Harnoncourt an der Viola da Gamba einfach eine Bank. Zusätzlich sehr schöne Stimmen.

    Die ersten Bach-Aufnahmen von Harnoncourt und dem Concentus Musicus Wien auf Telefunken bestechen auch mich immer wieder durch ihre hervorragende Tonqualität, hier die Orchestersuiten von 1966 (SAWT 9509/10-A), auch die Brandenburgischen Konzerte sind von gleicher, fast noch besserer Produktion.

    Originalinstrumente finde ich eine interresante Sache, aber ansonsten ist mir Harnoncourt musikalisch eigentlich zu streng und puritanisch für das doch ansonsten übervolle, pralle und lebensfrohe Barock. Schon das Cover mit einem Abdruck des "Bönnischen Ballstück" von J.F. Rousseau steht dazu in krassem Gegensatz. Aber, wenn es so gut klingt - warum sollte man da als einfacher Musikhörer selbst wiederum unangemessen kleinlich sein? Ungenießbar wird Harnoncourt für mich erst mit seinen frühen Digitalaufnahmen, deren klangliche Härte sich zu seinen ausgehungerten freudlosen Interpretationen addiert. Adorno, Neuem sonst grundsätzlich aufgeschlossen, bezeichnete dies als "die Suche nach einer keimfreien Kunst". Ist aber trotzdem Geschmackssache. Wem es gefällt...


    Viele Grüße - Frank


    ps.: die Platten sind mit Tracing-Simulator auf "Royal Sound" getrimmt und hören sich deshalb mit einem sphärischen Abtastastdiamanten am besten an.


    Harnoncourt Bach Label.jpgHarnoncourt Bach Cover.jpg