Welche Klassik-LP habt Ihr das letzte Mal aufgelegt?

  • Moin,

    Heute abend werde ich bei uns im Theater, das Phaeton Piano Trio, mit Friedemann Eichhorn-Geige, Peter Hörr-Cello und Florian Uhlig-Klavier erleben. Es werden Werke von Haydn, Beethoven und Dvorak gespielt. Schaun wir mal, wie der Cellist hier spielt!


    Schönen Tag

    Reinhard

    das war der Fingerzeig...


    Anton Dvorák, Piano Trios, Suk Trio, Supraphon 14112621-3 QG Stereo/Quadro

    Die Aufnahmen stammen aus dem "Domovina" Studio der Supraphon in Prag von Mai 1977 bzw. Mai 1978. Eine Co-Produktion mit Nippon-Columbia Tokio. Aufnahme und Klang sind ausgezeichnet...


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    Beste Grüße

    Michael

  • Vermutlich habt ihr verschiedene Pressungen derselben Aufnahme -- es gibt auch noch eine EMI-Pressung:


    http://www.discogs.com/de/Khac…us-Ballet/release/6940700


    Bei Decca gibt es, so viel ich weiss, keine Gesamtaufnahme von Spartacus -- mir persönlich reichen auch die Auszüge auf einer LP-Seite von SXL 6000. Noch bombastischer finde ich die 2. Sinfonie von Khatchaturian selbst dirigiert (mit den Wiener Philharmonikern) auf Decca SXL 6001. Die habe ich nur einmal angehört, seither steht sie (seit nunmehr 30 Jahren) im Regal -- aber wenn man Khatchaturian mag, alles einer Frage der eigenen Vorlieben ...


    -- Joachim

  • Anregungen durch Volksweisen machen manche Kompositionen auch zugänglich und interessant -- z.B. im 1. Streichquartett von Bartok (auch mag ich solche Einflüsse in der Musik von Zoltan Kodaly).


    Aber diese 2. Sinfonie von Khatchaturian ("Glockensinfonie") ist extrem bombastisch (man munkelt, dass es ein Auftragswerk von Stalin war :) )

    -- klanglich ist Decca SXL 6001 aber vorzüglich:


    http://www.discogs.com/de/Khac…The-Bell/release/13669623


    Haben muss man die LP aber nicht (zumal die wideband seltener als SXL 6000 ist).


    -- Joachim

  • Der einzige Kritikpunkt an diesem Album ist das Cover. Allerdings mit der Einschränkung, das selbst das auf der London-typischen, nach oben offenen Geschmacklosigkeitsskala mMn noch recht weit unten angesiedelt ist. Ansonsten gehört diese Einspielung mit zum besten was von Decca/London produziert wurde. Das gilt genauso für die musikalische Qualität, die Ernest Ansermet mit dem OSR abliefert.


    Ernest Ansermet, L'Orchestre De La Suisse Romande ‎– Stravinsky: Song Of The Nightingale (Symphonic Poem) (Chant Du Rossignol) / Pulcinella Suite


    Label: London Records ‎– CS-6138

    Country: US
    Released: 1960


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    Viele Grüße

    Thomas

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    Weil wir heute schon bei Zigeunermusik und ungarischer Qualitätspressung waren, Danko Notak ist der einzige Musiker seiner Zunft dem ein Denkmal in seiner Heimat ( in Szeged, hier auf dem Cover) errichtet wurde. Viele seiner Melodien wurden zu Volksliedern und die Einspielung der Platte ist künstlerisch und klanglich sehr gelungen. Es findet sich leider keine Jahreszahl auf der Plattenhülle oder auf dem Plattenlabel. Der Gestaltung nach aber bestimmt 1960er Jahre. Dies ist nicht einfach Zigeunermusik, was an sich schon große Kunst für mich ist, sondern hat bereits klassische Prägung.

  • Von besonderem pers. Interesse: Das Werk gehört zu denen, womit meine intensivere Beschäftigung mit Klassik-LP´s vor gut 40 Jahren anfing. Das Interesse an klassischer Musik war schon vorher da. Als Konzert, bei dem der Solist das erste Wort hat, hat es die Erinnerung geprägt. Damals war´s die Fleisher / Szell Einspielung.

    Heute mal in der Aufnahme mit W. Backhaus von 1958, keine der ganz frühen Ausgaben.

    analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/128554/
    Von den unzähligen existierenden Versionen und Einspielungen muss es m.E. auch nicht unbedingt diese sein. Backhaus selbst wird zitiert mit "Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht einmal versuche, den Anfang des G-Dur-Klavierkonzertes zu spielen. Und eigentlich war ich noch nie zufrieden damit."

    Zufrieden mit dem Fund war der Finder, einfach aus o.g. Gründen.

  • Ich mag die "Volksweisen" von Khatchaturian bis Dvorak und Brahms nicht sonderlich...


    Viele Grüße - Frank

    Hallo Frank,


    nachdem hier der Einfluss von "Volksweisen" auf diverse Kompositionen angesprochen wurde habe ich wieder einmal die Solo-Klavierstücke "für Kinder" von Bela Bartok in einer Aufnahme mit Zoltan Kocsis aufgelegt (bei Hungaroton):


    http://www.discogs.com/de/for-children/release/1930386


    Auch diese Volksliedbearbeitungen (in der Notenschrift mit "kleine Stücke für Klavierspiel-Anfänger" bezeichneten Sammlung von Klavierstücken) höre ich gelegentlich ganz gerne.


    Viele Grüße,


    Joachim

  • Als Konzert, bei dem der Solist das erste Wort hat, hat es die Erinnerung geprägt

    Kann man wohl so sagen, das hatte mich in einem Live-Konzert mit dem br-Symphonieorchester und der Pianistin Mitsuko Uchida ebenfalls sehr beeindruckt.


    Viele Decca-Produktionen der Nachkriegszeit zeigen einen klassischen durch zügige Objektivität gekennzeichneten Backhaus Stil. Beispielhaft genannt sei hier das letzte Mozart-Konzert mit Karl Böhm, außerdem die Beethoven-Konzerte mit Hans Schmidt-Isserstedt.


    Gerne würde ich in heutiger Zeit, das 4. Klavierkonzert Beethovens, einmal mit dem Russischen Pianisten Grigory Sokolov hören. Was leider nicht möglich ist, da er mit Orchesterbegleitung keine Konzerte oder auch Aufnahmen durchführt.


    Viele Grüße

    Reinhard

  • Moin,

    Auch diese Volksliedbearbeitungen (in der Notenschrift mit "kleine Stücke für Klavierspiel-Anfänger" bezeichneten Sammlung von Klavierstücken) höre ich gelegentlich ganz gerne.


    Viele Grüße,


    Joachim

    geht mir ebenso...

    und dann gibt es noch die 153 "pädagogischen" Stücke aus dem "Mikrokosmos", eine "Einführung in die Wissenschaft des musikalischen Schaffens"(Tabor Talián), von der Einstimmigkeit zur Mehrstimmigkeit, von der Pentatonik zu zwölftönigen Werkstrukturen.


    Beste Grüße

    Michael

  • nachdem hier der Einfluss von "Volksweisen" auf diverse Kompositionen angesprochen wurde habe ich wieder einmal die Solo-Klavierstücke "für Kinder" von Bela Bartok in einer Aufnahme mit Zoltan Kocsis aufgelegt (bei Hungaroton):

    Hallo Joachim,


    will man ernsthaft über das Thema sprechen, muss man natürlich differenzieren. Meine Abneigung gilt Stücken wie dem allseits beliebten "Säbeltanz", diversen ungarischen Rhapsodien und dergleichen mehr, denen man nicht einmal in der Fußgängerzone (von genotzüchtigten Instrumenten) entkommen kann.

    Zusammen mit Zoltán Kodály wollte Béla Bartók damals so etwas wie einen neuen musikalischen Realismus schaffen. Die beiden zogen über die Lande und sammelten fleißig Volkslieder. Dann komponierten sie eine hübsche Verpackung dafür und stellen das ganze dem städtischen Publikum wie in einem Schaukasten mit dem Aufkleber "unverbrauchte echte Volksweisen" im Gegensatz zur Décadence der Jahrhundertwende vor. Bartók erkannte übrigens diese Sackgasse recht schnell und zog dann weit über Ungarn hinaus bis nach Nordafrika, um sich inspirieren zu lassen und Stücke zu sammeln. Leoš Janáček und einige andere allerdings stülpten dem ganzen dann auch noch einen - je nach Herkunft verschiedenen - pathetischen Nationalismus über, was die Sache auch nicht besser machte.

    Trotzdem entstanden dabei auch hervorragende Kompositionen.


    Viele Grüße - Frank

    Einmal editiert, zuletzt von Bluebox ()

  • Hallo,


    Will man wirklich ernsthaft über dieses Thema diskutieren sollte man versuchen, eigene Abneigungen auszublenden sowie diese Musik im zeitgenössischen Kontext zu sehen. Was wir heute darin sehen bzw was die Gesellschaft in unserer Zeit damit angestellt hat ( Fahrstuhlmusik, Fußgängerzonenbelustigung ) war sicherlich nicht im Sinne der Komponisten.

    Zum Ende des 19 Jhs. waren einige Regionen Europas auf der Suche nach Ihrer eigenen Kulturellen Identität bzw befürchteten den Verlust derselben, vor allem in Herrschaftsgebieten wie der KuK Monarchie, im zaristischen Grossherzogtum Finnland oder im Nachrevolutionärem Spanien. In diesem Kontext hatte die Musik von Komponisten wie Smetana, Dvorak, Sibelius, Albeniz usw. zur Zeit ihrer Entstehung eine völlig andere Bedeutung.

    Gruß,

    Uwe

  • Hallo,


    Einflüsse von Volksweisen (wie oben besprochen), von Musik anderer Regionen (etwa Einflüsse der spanischen Musik auf französische Komponisten, oder japanischer klassischer Musik auf die Neue Musik, z.B. in den Kompositionen von Stockhausen für Gagaku-Orchester) oder auch anderer Epochen (z.B. im Neoklassizismus) sind natürlich überall (auch) in der klassischen Musik vorhanden.


    Manchmal sind die daraus resultierenden Kompositionen so populär, dass es sogar dem Komponisten unangenehm ist (Bsp: Ravel und sein Bolero). Stravinsky hat bestimmt anspruchsvollere Kompositionen als seine Pulcinella Suite (die ich dennoch ab und zu gerne anhöre). Und wieder andere sind schön britisch schrullig, wie die "Folk songs" von Britten, dass ich auch diese ab und zu anhöre:


    http://www.discogs.com/Peter-P…olk-Songs/release/4966000


    In den besten Werken eines Komponisten sind solche Einflüsse wohl weniger offensichtlich (aber kein Werk ist im luftleeren Raum entstanden).


    -- Joachim

  • ...kein Werk ist im luftleeren Raum entstanden.

    Natürlich. Das geniale Leierkastenmotiov kurz nach dem Auftakt von Petruschka hat Strawinsky ja angeblich von einem Straßenmusikanten, der ihn mit seinem Leierkasten-Gedudel auf der Straße so lange beim Komponieren oben in seinem Zimmer (in Paris?) nervte, bis er dessen Motiv übernahm.


    Viele Grüße - Frank

  • Weit mehr als alle Volksweisen zusammen überwand Kurt Weill mit seiner Dreigroschenoper und dem ersten "Ohrwurm" der Geschichte (Die Ballade von Mackie Messer) 1928 die Trennung zwischen klassischer Musik und Massenpublikum. "Die Musik ist nicht mehr eine Sache der wenigen", deklamierte er dazu. Hier in der Aufnahme von 1958 mit Lotte Lenya.


    Viele Grüße - Frank


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