Welche Klassik-LP habt Ihr das letzte Mal aufgelegt?

  • Hallo Reinhard,


    die Besprechungen aus den 1950er Jahren von damals aktuellen Aufnahmen der Geigerin Johanna Martzy suche ich schon seit einiger Zeit -- bei ihrem erscheinen wurden diese oft nicht hinreichend gewürdigt (wie bei der Bach-Aufnahme in dem Zeit-Artikel: Heifetz technisch perfekt, Martzy mit mehr Werktreue und dann -- wohl mit der deutschsprachigen Brille -- Schneiderhan, der beide Vorzüge vereint). Vielleicht wurden damals nicht so viele Platten von Johanna Martzy verkauft, entsprechend teuer sind sie auf dem 2nd-Hand-Markt.


    Bei den 6 Solostücken für Violine dachte ich lange Zeit, dass Bach diese Kompositionen aus dem musikalischen Nichts geschrieben hat, ohne Vorgänger oder Anregungen für solche Solostücke für Violine. Aber Bach soll die Suiten Nr. 1 bis 6 für Violine solo (von 1696) von Johann Paul von Westhoff gekannt haben.


    Viele Grüße


    Joachim


    PS: hier noch ein Video-Link zu den Stücken von Westhoff (von diesen kenne ich nur CD-Veröffentlichungen):


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    Einmal editiert, zuletzt von jhr ()

  • Hallo zusammen!

    Zunächst ein herzlicher Dank an Tobias für die Vorstellung der Ruth Palmer LP. Ich kannte Ruth Palmer noch nicht und habe dies zum Anlass genommen, mir mal ihre Einspielung der Partita No.2. anzuhören, da diese mir im Gegensatz zur vorgestellten LP mittels Apple Music Abo zugänglich war.

    Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich ein großer Liebhaber der historisch informierten Aufführungspraxis bin und ich liebe beispielsweise die Einspielung von Sigiswald Kuijken. Ich mag aber auch die Einspielung von Benjamin Schmid oder die wirklich beeindruckende Technik der jungen Hilary Hahn. Aber auch das äußerst expressive Spiel von Gidon Kremer schätze ich sehr, obwohl es das zuweilen etwas "widerborstige" der Komposition deutlich macht.

    Womit ich immer ein Problem habe (nicht nur bei Bach) ist ein zu stark romatisierender Ton. So kann ich (ich weiß, anderes Genre, andere Zeit) zum Beispiel Beethovens Violinsonaten mit Anne-Sophie Mutter und Lambert Orkis einfach nicht genießen. ASM hat dieses für mich fast vulgäre Vibrato, das mir jeglichen Spaß an der Musik nimmt. Also waren meine Erwartungen bezüglich Ruth Palmer nicht allzu hoch - aber ich muss sagen: Das hat was! Das ist nicht der Gipfel der technischen Präzision und nicht der vergeistigte Blick eines Kuijken aber das hat Seele, das hat Emotion! Ja, ich empfinde das als echte Bereicherung und werde mir die LP wohl zulegen.

    Übrigens hier eine Rezension dazu (leider nur auf englisch): http://www.theaudiobeat.com/music/ruth_palmer_bach_lp.htm

    Ein Wort noch zu Johann Paul von Westhoff: Ich kenne nur die Einspielung mit Friedemann Amadeus Treiber, die ich sehr schätze. Aber außer, dass hier ebenfalls Werke für Solovioline vorliegen, kann ich keine wesentlichen Parallelen erkennen. Musikalisch und kompositorisch ist Bach von Westhoff ( so weit ich das beurteilen kann) Lichtjahre entfernt.

    Liebe Grüße und Euch allen frohe Ostern

    Sebastian

  • Hallo Sebastian,

    prima das ich da den Anstoß geben durfte. Du hast es ja wahrscheinlich auch schon gemerkt; ich hab von und über dies alles nur rudimentäre Kenntnisse...

    Wie so oft hatte mich der Zufall, bzw. ein Besuch bei der Nadel zu dieser Einspielung gebracht...


    Schön wenn wir hier gegenseitig den Horizont weiter schieben, auch wenn mein Beitrag wahrscheinlich kleiner und weniger fundiert sein mag,

    fröhliche Ostern Tobias.

    "Ich habe von Jugend an geahnt, daß es mit der Musik noch eine andere Bewandtnis als die nur künstlerische haben müsse... daß sie eine Welt für sich sei... etwas geheimnisvoll Jenseitiges, das mir tief das Herz bewegte" Bruno Walter

  • kannte Ruth Palmer noch nicht

    Hallo,


    diese Geigerin ist auch mir bislang vollkommen unbekannt,

    obwohl ich schon sehr viele der heutigen Künstler im Konzert erleben konnte. Bisher habe ich von dieser Künstlerin noch nie etwas gehört oder gesehen, wundert mich doch etwas!;(


    Viele Grüße

    Reinhard

  • ......


    Ein Wort noch zu Johann Paul von Westhoff: Ich kenne nur die Einspielung mit Friedemann Amadeus Treiber, die ich sehr schätze. Aber außer, dass hier ebenfalls Werke für Solovioline vorliegen, kann ich keine wesentlichen Parallelen erkennen. Musikalisch und kompositorisch ist Bach von Westhoff ( so weit ich das beurteilen kann) Lichtjahre entfernt.

    Liebe Grüße und Euch allen frohe Ostern

    Sebastian

    Hallo Sebastian,


    J.P. von Westhoff war der Violinlehrer von Bach (als der 17-jährige Bach 1703 als Lakai und Violinist in der Hofkapelle des Mitregenten Ernst August in Weimar spielte), beide wohnten sogar im selben Haus. Und Sammlungen von genau 6 Sonaten für Solovioline waren vor dieser Zeit auch nicht üblich. Ich wollte nicht andeuten, dass Bach etwa bei von Westhoff abgekupfert hat -- aber er hat wohl, lange bevor er angefangen hat zu komponieren, die 1696 von von Westhoff komponierten Solostücke auf der Violine gespielt.


    Es ist ja nicht unüblich, dass ein Violinschüler die Werke seines Lehrers gut kennt und später in seinen eigenen Kompositionen versucht diese zu übertreffen (was ihm wohl gelungen ist).


    Viele Grüße


    Joachim

  • Noch eine Einspielung von Mahler's 2ten:

    analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/135353/

    Die hier gestern kurz vorgestellte Ausgabe der 2ten durch Leonard Bernstein klingt sehr gut und wird wirklich gut dargeboten. Eigentlich braucht es keine andere Aufnahme...

    Bis man die gleiche Sinfonie unter dem Dirigat von Otto Klemperer gehört hat. Was hier zelebriert wird, lässt einem wirklich den Mund offenstehen. L.Bernstein dirigiert im Vergleich ein "Musical" (damit kennt er sich auch bestens aus), während Klemperer die subtilen Lautstärkeabstufungen und vor allem die Klangfarben in einer noch größeren Pracht ausbreitet, dass es einen nicht unberührt lassen kann.

    Auch die Solo Sängerinnen finde ich hier hörbar besser besetzt: Elisabeth Schwartzkopf im Verbund mit Hilde-Rössl Majdan.

    Die Scheibe würde ich als audiophil aufgenommen bezeichnen, wirklich ein großartiger Klang, den die EMI hier 1963 zu Stande brachte.

    Selbstverständlich wurde diese Sinfonie auf Schallplatte herausgebracht, erst später auf CD gebannt. Die CD empfinde ich hier im Vorteil, muss man nämlich nicht aufstehen und die Tonträger umdrehen/wechseln, was dem Musikgenuss m.M.n. gut tut.


    Wer sich diese hier kurz vorgestellte Aufnahme anhört, wird Schwierigkeiten haben, nach dem Schlussakkord wieder aufzutauchen. Eine meiner ergreifendsten Klassik Aufnahmen, die ich hier anderen Forianern nur an's Herz legen kann.

    Bitte noch einmal um Entschuldigung, dass es sich hier "nur" um eine CD handelt, die ich aber in diesem Thread am besten aufgehoben finde.


    Österliche Grüße aus dem sonnigen B,

    Peter

    Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar!

  • Heute die Kantate Nr. 201 von Bach, "Der Streit zwischen Phöbus und Pan" (basierend auf dem Sängerstreit zwischen Phöbus und Pan aus Ovids Metamorphosen), mit dem Thomanerchor und dem Gewandhausorchester unter Kurt Thomas und den Gesangssolisten Adele Stolte (Sopran), Eva Fleischer (Alt), Hans-Joachim Rotzsch und Rolf Apreck (Tenor), Günther Leib (Bariton) und Theo Adam (Bass). Unten abgebildet ist die 2. Mono-Pressung von 1964 (die 1. Pressung von 1958 hat das frühe dunkelgrüne Label).


    Frohe Ostern!


    Joachim


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  • Hallo Peter,


    dass es sich hier "nur" um eine CD handelt,

    schön das nun wieder eine CD vorgestellt wird, aber dieser Thread heißt nun mal: Welche Klassik LP wurde zuletzt aufgelegt, jedoch ist deine ausführlich vorgenommene Erläuterung sehr schön. Die vorgestellte Aufnahme habe ich ebenfalls im Bestand, jedoch ist es eine alte engl. Original-Pressung.

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    Zum Dirigat von Bernstein möchte ich erwähnen, ab der Saison 1959/60 rückten in New York die Werke Gustav Mahlers ins Zentrum, wobei Bernsteins Programmkonzeption der Vielfalt der Mahler-Interpretationen Rechnung trug. Bernsteins am häufigsten dirigierte Mahler-Sinfonien waren die Erste, Zweite und Fünfte. Weiterhin spielte er den kompletten Zyklus der Sinfonien Mahlers von 1960-1967 für CBS ein. Dann folgte ein zweiter Mahler Zyklus für die Deutsche Grammophon.


    Bernstein als Musical-Dirigenten zu bezeichnen, nun gut, darüber sollte man bitte nochmals nachdenken!


    Frohe Ostern

    Reinhard




    Viele Grüße

    Reinhard

  • Frohe Ostern auch von mir!


    Bei mir dreht folgende LP, die ich bislang bei Discogs nicht finden konnte. Vielleicht weiß hier jemand mehr dazu zu sagen?


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    Aufgenommen 1972 in The Crannert Centre mit dem Chicago Symphony Orchestre. Pressung von 1976 aus Japan.

    Leider hat das Cover ein bisschen was mitbekommen; Vinyl ist NM.

  • Hallo Peter,


    schön das nun wieder eine CD vorgestellt wird, aber dieser Thread heißt nun mal: Welche Klassik LP wurde zuletzt aufgelegt, jedoch ist deine ausführlich vorgenommene Erläuterung sehr schön.

    Hallo Peter,


    der Reinhard hat natürlich Recht -- für CDs gibt es aber auch einen Thread (allerdings für jegliche Art von Musik, aber wenn dort mehr Klassik-CDs vorgestellt werden, dann wird auch der CD-Thread für uns Klassikhörer interessanter):


    Welche CD(!) habt Ihr zuletzt (natürlich heimlich) gehört


    Viele Grüße


    Joachim

  • Noch etwas Barockmusik (jetzt Kammermusik):


    Francesco Geminiani (1680 - 1762), 6 Cello Sonaten Op. 5, mit Anthony Pleeth (Cello), Richard Webb (Cello continuo) und Christopher Hogwood (Cembalo). Eine LP in der Reihe L'Oiseau-Lyre Florilegium, Kat.nr. DSLO 513 (der Tonmeister war John Dunkerley von der Decca).


    Viele Grüße


    Joachim


    geminiani.jpg

  • Bei mir gibt es heute das:

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    Otto Klemperer mit dem Philharmonic Orchestra

    Aufnahme 1960, Remastered 2016 auf Vinyl Passion, VPC 85258

    "Hier muss ich nicht sein, hier möcht`ich nicht mal fehlen"


    Raven GT2, Reed 3p, MySonic Lab Eminent,Origin Live Zephyr,Dynavector DV20X2 Lyric TI200, Ear 324, Kondo Übertrager CFz, Trenner & Friedl Phi, Innuos Zen MKIII

  • Hallo Reinhard,


    L'Oiseau-Lyre war ursprünglich ein französisches Label, das von der Australierin Louise Hanson-Dyer gegründet wurde, die in Monaco gelebt hat. Für die eigentlichen Aufnahmen wurde aber Decca beauftragt, und Decca hat das Label dann auch irgendwann in den 1960er Jahren (nach dem Tod von Louise Hanson-Dyer 1962) ganz übernommen. Alle LPs der "Florilegium" Reihe stammen aus der Decca Zeit (die späten davon gibt es nur als Philips / Holland Pressungen).


    Viele Grüße


    Joachim

  • Ja Joachim, Du hast natürlich Recht. Ich dachte nur, dass Klassikmusik auf CD eher in diesem Thread gelesen werden, aber ich gelobe Besserung:sorry:. Ein klitzekleiner Hinweis auf eine CD sei mir aber bitte am Ende dieses Beitrags noch erlaubt.


    Angefangen wird aber artgerecht mit einer wunderbaren Plattenkassette (wenn auch schon digital aufgenommen; "alles andere ist Gaslicht" Zitat H.v.K.), die wirklich sehr gut klingt und mit den Protagonisten einen für meine Begriffe erstklassigen PARSIFAL abliefert.

    Karajan1

    Karajan2

    analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/135384/


    Die Hauptakteure u.a. José van Dam, Victor von Halem, Kurt Moll, Peter Hofmann! u.a. in einer Studioeinspielung, die naturgemäß auch nach Studio klingt, was ich aber nicht negativ meine.


    Im Gegenzug eine Live Aufnahme aus Bayreuth, nach meiner Einschätzung die Referenz:

    analog-forum.de/wbboard/gallery/index.php?image/135385/


    In DDD aufgenommen, klingt aber sehr gut, nicht scharf oder spitz. Die Akteure sind dem Cover zu entnehmen. Mir gefällt diese Aufnahme besser, weil durch die Live Atmosphäre mehr der Eindruck des "Dabeiseins" entsteht, wenngleich die Sänger(innen) manchmal etwas leise gegenüber dem Orchester agieren.


    Mit beiden Aufnahmen kann ich gut leben, habe sie die Tage stückweise, aber vollständig gehört.

    Karajan ist mir eine Empfehlung wert, wirklich gut gemacht. Wer nur einen PARSIFAL haben möchte, dem empfehle ich James Levine, Live in Bayreuth.


    LG
    Peter

    Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar!