Wann ist ein Kondensator für Audio geeignet?

  • Jeder von uns kennt die sogenannten Boutique-Caps die angeblich für Audioanwendungen entwickelt wurden.

    Jetzt gibt es aber auch Großseriencaps wie z.B. Wilma MKP10 oder die SMR Serie von Kemet die im jeweiligen Datenblatt als „For Audio“ ausgewiesen sind. Was oder welche Besonderheiten machen sie dazu?


    Peter

  • Hi Peter,

    ein realer Kondensator besteht nicht nur aus einer reinen Kapazität.

    https://www.elektronik-kompendium.de/sites/bau/0205141.htm

    s. Ersatzschaltbild


    Eigentlich will man die im Ersatzschaltbild zusätzlich enthaltenen "Bauteile" nicht haben.

    D.h. ein guter Kondensator ist wahrscheinlich einer, der möglichst nahe an den idealen Kondensator heran kommt. Serienwiderstand und Induktivität sollten möglichst klein sein.

    Ein möglichst gutes Dielektrikum (nahe an Vakuum) ist eine Eigenschaft.


    Tschau,

    Frank

    Entspanntes Hören, Frank


    ] Vorhandensein von Musik - Zuhandensein von Klang [

    • Offizieller Beitrag

    Moin,


    Ein möglichst gutes Dielektrikum (nahe an Vakuum) ist eine Eigenschaft.

    da gab es vor Jahren mal einen Test ich glaub von Elektor.

    Die waren der Meinung dass der beste Kondensator derjenige mit dem niedrigsten dielektrischen Verlustfaktor ist.



    Gruss,

    Christoph

    AAA Mitglied

  • https://en.wikipedia.org/wiki/Dissipation_factor


    Möglichst kleiner tan delta bedeutet möglichst geringe Serieninduktivität.


    Eine etwas technischere Umschreibung als das, was ich weiter oben geschrieben habe.


    Ob das allerdings das einzige Kriterium ist, was in allen Anwendungsfällen zählt, würde ich bezweifeln. Die Welt der Elektronik ist meistens nicht so einfach.


    Tschau,

    Frank

    Entspanntes Hören, Frank


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  • Wann ist ein Kondensator für Audio geeignet?

    --> Wenn er funktioniert...:S

    Im Ernst: auch in der Audiotechnik gibt es diverseste Anwendungen und damit auch Anforderungen, so daß diese Frage nicht so einfach zu beantworten ist. Ich nehme mal an, Du meinst im Zusammenhang mit Audiosignalen. Aber da geht's dann schon los:

    - welche Spannung, welcher Strom?

    - geht das Signal durch den C durch oder liegt der C parallel?

    - wie exakt muß die Kapazität getroffen werden?

    - wie langzeit- und temperaturstabil muß das Ding sein?

    - Einschränkungen von wegen Baugröße?

    - maximaler Preis?


    Wenn man sich das oben verlinkte (eigentlich unvollständige) Ersatzschaltbild anschaut, so gibt es durchaus Möglichkeiten, den einen oder anderen Störenfried zu minimieren. Da stellt sich dann aber schon die Frage, ob man das braucht. Warum sollte ich zum Beispiel extra Geld für einen bifilar gewickelten Kondi ausgeben, um die Reiheninduktivität zu reduzieren, wenn diese aufgrund von Schaltung und Layout erst irgendwo im Megahertzbereich zum Tragen käme, ich das Ding aber z.B. als Koppelkondensator im Basisband einsetzen will? Da hab ich nicht viel davon. In der HF-Sektion eines Tuners sähe das aber etwas anders aus, da hab ich dann ggf auch höhere Anforderungen bezüglich Toleranzen und Temperaturdrift. Und die parasitären Kapazitäten und Induktivitäten der Bauteilanschlüsse können plötzlich auch eine Rolle spielen. In einer passiven Frequenzweiche dagegen will ich in erster Linie geringen Klirrfaktor haben, also ist mechanische Stabilität wichtig. Und so weiter...


    Gruß

    Andreas

    Ich bin so alt, als ich damals zur Schule ging, gab es noch keine Handys. Wir haben dann Unterricht gemacht. Wir hatten ja sonst nichts.


    Ein Freund ist jemand, der Dich mag, obwohl er Dich kennt.

  • Danke Andreas!


    Dann Grenze ich etwas ein. Als Koppelkondensator, einmal für Röhre und einmal für Transistor, mal die Spannungsfestigkeit außen vor gelassen.

    Ich schätze mal, dafür geht „jeder“.

    Einmal editiert, zuletzt von bionear ()

  • Nein, nicht wirklich. Da würde ich für Folie plädieren. Erstens wegen Temperatur und zweitens wegen Klang. Bei Röhren könnte noch die Spannungsfestigkeit als Kriterium hinzukommen, je nachdem, wo genau der sitzen soll.

    Elkos als Koppel-C in einem Verstärker können austrocknen und verlieren dann Kapazität (=du verlierst schleichend Bass). Ob nun Goldfolie, Silber, Zinn oder was weiß ich überlasse ich Deinem Geldbeutel und dem ggf zur Verfügung stehenden Platz...;)


    Gruß

    Andreas

    Ich bin so alt, als ich damals zur Schule ging, gab es noch keine Handys. Wir haben dann Unterricht gemacht. Wir hatten ja sonst nichts.


    Ein Freund ist jemand, der Dich mag, obwohl er Dich kennt.

  • ELKOs nimmt man eigentlich nur wegen der günstigen Baugröße, andere Vorteile sehe ich nicht. Wo es geht, setze ich Folienkondensatoren vorzugsweise von WIMA ein, die haben eine geringe Eigeninduktivität, weil die Folien an den Seiten auf Kontaktplatten gesetzt sind. Das macht sie schnell. Sie eignen sich auch zum brücken von ELKOs. Viele High-End-Verstärkerhersteller nehmen WIMA, sogar im fernen Australien kennt man sie.

    Panasonic verkauft die FR-Serie als "Best for Audio", weil diese einen geringen Restwiderstand haben. Die klangliche Wirkung von Kondensatoren macht mir noch etwas Probleme in der meßtechnischen Darstellung. So hatte ich einen Panasonic am Übergang des Rechtecksignals gemessen, mit und ohne WIMA gebrückt und konnte weder einen Unterschied sehen noch eine deutlich erkennbare Verschiebung der Grenzfrequenz, die bei -3dB bei 1,5MHz lag. Vielleichgt sollte ich das nochmal innerhalb einer realen Schaltung wiederholen...

    Gruß André
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  • Bei den Kontaktplatten meinst Du „schoopieren“ nach dem Erfinder Max Schoop?

    Dieses Verfahren wird aber von den „Handwicklern“ abgelehnt. Vermutlich weil sie es nicht können.


    P.

  • Moin,

    ohne als Nichtelektroniker mich so recht für Ersatzschaltbilder zu interessieren, gibt es durchaus zwischen einzelnen Konzepten einen hörbaren Klangunterschied.

    Doch bevor man jedoch jeder Hype hinterherrennt und Unsummen ausgibt, sollte man sich einen gewissen Pragmatismus zulegen, irgendwann sonst landet man in der Klapse oder der Armut.

    Schaltungen mit dem WIMA MKP10 funktionieren einfach gut. Wenn man die Schaltungen passend eng aufbaut, ist auch kein Platz zum nachträglichen Verschlimmverbessern :) .

    Mundorf hat in der Szene mit seinen Kondensatoren und Spulen viel im positivem Sinne bewegt, Silber, Gold und kaltgepresstes Olivenöl ist aber nicht mehr meine Hörwelt ;) .

    Noch vor einem Jahr wurde der Markt von preiswerten Arcotronics überschwemmt, hier habe ich mich eingedeckt, die gelben 3,3µF 400V MKP-Typen für ehemals 50Cent und die 0,47µF 850V KPs fürn Euro sind nur noch für highendige Preise zu haben, klanglich zu Recht und privat schade.

    Wichtig ist doch, was hinten herauskommt ... und dafür kann es oft preiswertsein, manchmal sollte es aber durchaus auch etwas teuerer sein, nur wenn extrem teuere Bauteile die Mängel einer Schaltung kaschieren müssen, wird es kritisch.

    In der Elektronik baue ich Bauteile nach Empfehlungen von Freunden ein, die sich in der Materie auskennen.

    Bei Frequenzweichenbauteilen rollen sich mir manchmal die Ohrlappen ein, wenn ich sehe und höre, was Produzenten von hochwertigen Lautsprechern ihren Kunden hier mit auf den Weg geben. Genannt seien z.B. Revel oder Visaton.

    Interessieren würde mich einmal der Vergleich zwischen bezahlbaren WIMA MKP10 und VISHAY alias Roederstein MKP1840.

    Gruß Kalle

  • Die Schaltung, das Netzteil und das Platinenlayout haben einen größeren Einfluss auf den Klang. Erst wenn da, mit "normalen" Bauteilen alles optimal ist kann man mal "High-End" Kondensatoren testen und sich fragen ob man den Unterschied hört oder nur meint etwas zu hören...

    Viele Grüße
    Dieter


    AAA Mitglied

    Hat zu viele Pläne und zu wenig Zeit zum Basteln 8)

  • So ist es. Es gibt Verstärkerzüge, die weitgehend auf Koppelkondensatoren verzichten, da ist mit "besseren" Kondensatoren kaum noch was zu holen, weil es einfach schon gut ist.,

    Gruß André
    Keine Emails mehr, nur PN. Emailfunktion ist deaktiviert.


  • Die Schaltung, das Netzteil und das Platinenlayout haben einen größeren Einfluss auf den Klang. Erst wenn da, mit "normalen" Bauteilen alles optimal ist kann man mal "High-End" Kondensatoren testen und sich fragen ob man den Unterschied hört oder nur meint etwas zu hören...

    Moin K.Dieter,

    na klar, aber Peter geht es, so interpretiere ich das, was man so als "normale" Kondensatoren nimmt oder nehmen sollte. MKTs z.B. setze ich eigentlich in Frequenzweichen wenn überhaupt nur noch parallel ein.


    Hallo André,

    ich habe gerade noch mal nachgesehen, tatsächlich sind an unserem Atzventzkrantz auch keine Kondensatoren verbaut ;) .


    Jrooß Kalle

    Einmal editiert, zuletzt von Kalle Mk II ()

  • Hallo Peter,

    generell kann man schon einmal festellen, dass man mit MKPs, wenn es nicht gerade Motor- oder Entstörkondensatoren sind, wenig falsch machen kann. Je höher die garantierte Spannungsfestigkeit ist, desto höher ist auch die mechanische Qualität.

    Über die unterschiedlichen Wicklungen gibt es auf den Herstellerseiten interessante Angaben.

    In normalen Schaltungen sind WIMAs sehr gut brauchbar. Kemet hat Arcotronics aufgekauft. Ich habe auch schon gehölrt, das Arcotronics für deutsche High-Endkondensatorverkäufer produziert hat, ob da was dran ist ????

    Was allerdings klanglich passiert, wenn man in alten Phonovorstufen Stiroflex

    https://www.pollin.de/p/styrof…2jEQryEAQYASABEgKKWvD_BwE

    oder Siemens MKTs

    https://www.reichelt.de/?ARTIC…3N-glTEAQYASABEgJC1vD_BwE

    oder Mica Kondensatoren ersetzt oder vielleicht auch mit Micas brückt kann durchaus in jeder Richtung überraschend sein.

    Beim Gremlin (WondomTAMP2400 ) haben wir anstelle des SMDs Eingangskondensators verschiedene MKPs mit großem Erfolg eingesetzt.

    Beim Parallelkondensatoren zu Gleichrichterdioden und Ladeelkos scheiden sich die Geister. Hier gilt; Versuch macht kluch ;).

    Ich habe auch schon mal eine Rotel- Vorstufe erfolgreich gepimpt, weil die Platine dafür vorgesehen war, die MKPs in der Spannungsglättung aber in der Produktion weggelassen wurden.

    Gruß Kalle

    Einmal editiert, zuletzt von Kalle Mk II ()