Hallo zusammen,
da ich sehr viel über Kopfhörer höre, habe ich mir vor kurzem einen SPL Phonitor 2 gegönnt. Kopfhörermäßig wird es allerdings zunächst einmal beim AKG K701 bleiben. Weil der aber im Bassbereich etwas schwachbrüstig ist, habe ich mal wieder meinen Musikant Röhren-RIAA angeschlossen, der ein besseres Bassfundament als mein ART liefert. Passt zudem hervorragend zu der eisigen Kälte draußen. Mit einer heftigeren Erkältung krankgeschrieben und auf einmal ganz viel Zeit, verfiel ich dann auf einen alten Gedanken, mit dem Musikanten einmal Tube Rolling zu spielen. Passend zum letzten Tag zuhause, kam heute das Paket, darin:
2 x JJ ECC83 S
2 x Sovtek LPS
2 x Psvane T Mark II
alle auf geringe Mikrophonie und wenig Rauschen vorselektiert, entweder werksseitig, wie bei Psavne, oder durch den Vertrieb. Kostenmäßig lassen sich die drei Modelle grob so einordnen: 20:30:80 Euro. Die Auswahl erfolgte nicht sehr systematisch. Shakti hat über die Psvane hier im Forum mal geschrieben, sie habe eine sehr gute Auflösung, sei ihm aber zu analytisch gewesen. Genau das hat sie für mich interessant gemacht. Sovtek und JJ wurden indirekt von anderen Kollegen hier empfohlen, zudem ist so eine preisliche Vielfalt gegeben. Auf Typen, die ihrer besonders großen Wärme wegen empfohlen werden, habe ich bewusst verzichtet.
Ersetzt werden die beiden vom Hersteller original eingebauten Tube-Town E83CC. Die dritte Doppeltriode im Musikanten Tube-Town ECC82 dient nur der Impedanzwandlung. Herr Otto sagte mir mal, die mache vielleicht 5% vom Klang aus. Daher habe ich sie drin gelassen.
Runde I: Die erste Stunde
Abhörkette:
Denon DL 103, Graphitbody, Bor-Nadelträger und Shibata (ähnlicher) Schliff von Techneaudio
Denon HA-1000 Prepre
Otto Rö-RIAA Musikant
SPL Phonitor 2
AKG K701
Anhand des mit dB-Angaben beschrifteten Lautstärkereglers kann ich das Einsetzen des Rauschens und die Abhörlautstärke (nicht ausgemessen!) vergleichen. Der Phonozweig ist im Phonitor von -10 dBV auf 0 dBU angehoben.
Gehört wird (mal wieder):
- eine meiner Testscheiben, tolle akustische Musik, gut aufgenommen, mit hohem Pegel geschnitten, aber nicht ganz unproblematisch (scharfe Sibilanten) und auch nicht perfekt (häufiges Vorecho).
Es ist natürlich schwer, gleichmütig auf die besondere Darreichungsform der Psvane zu reagieren. Sie kommen in einer kleinen Schachtel, in Schaumstoff gebettet und mit beiliegendem Protokoll. Demnach stammen sie aus 2018 und haben jeweils, auch intern, 2.3 mA. Da kann ich nicht widerstehen, und wechsele sie zuerst ein.
Psvane T MII
Rauschen setzt (gerade so hörbar) ab Reglerposition -21 dB ein, ab -19 ist es deutlich zu hören (-21/-19)
Abhörlautstärke Markierung -29 dB
An den VU-Metern sehe ich es sofort, es wird lauter als mit den TT. Klanglich gefällt mir das erst einmal sehr gut. Es geht aber zunächst nur um einen ersten Eindruck, und ob die Psvane besser als die gewohnten TT sind, lässt sich so nicht sagen.
Sovtek LPS
Rauschen ab Markierung -25, ab -21 deutlich (-25/-21)
Abhörlautstärke Markierung -35
Die Sovtek ist noch einmal lauter, was in Relation zum höheren Rauschen zu setzen ist. Die Röhren glimmen übrigens kaum. Es kommt mir so vor, als klinge es jetzt etwas härter, es wird schnell unangenehm, wenn ich noch lauter aufdrehe. Ist der Bass etwas aufgebläht? Im Einzelnen lassen sich allerdings keine Fehler ausmachen. Insgesamt beginne ich aber, mich etwas zu langweilen. Nun gut, ich höre die Platte nun ja auch schon zum zweiten Mal. Plötzlich fängt es an zu brummen. Nanu, was ist denn das? Aha, der Kühlschrank drüben ist angesprungen. Das hat den Musikanten allerdings bisher nie gejuckt. Jetzt brummt es laut.
JJ ECC83 S
Rauschen ab Markierung -25, ab -21 deutlich (-25/-21)
Abhörlautstärke Markierung zw. -35 und -29
Die JJ liegt von der Lautstärke zwischen Psvane und Sovtek. Obwohl ich die LP nun zum dritten Mal höre, kann von Langeweile keine Rede sein. Es kommt mir so vor, als bekäme ich hier die schwungvollste Darbietung geboten. Dazu ist der Klang sehr klar. Als ich lauter drehe, kommt es mir so vor, als wären die Psvane auch bei hohen Abhörlautstärken "ruhiger" geblieben. Darauf muss ich noch mal achten.
TT E83CC
Und zum Schluss die altbekannte Kombi.
Rauschen ab Markierung -25, ab -21 deutlich (-25/-21)
Abhörlautstärke Markierung -21
Die TT sind nicht nur am Leisesten, sie haben auch den schlechtesten Rauschabstand. Immerhin arbeiten sie auch schon vier Jahre, aber ob es daran liegen kann? Klanglich gibt es nichts zu meckern. Von einer deutlichen Distanzierung kann jedenfalls nicht die Rede sein.
Fazit
Nach Runde 1 tendiere ich zur Aussage: Ja, es gibt einen Röhrenklang. Eindeutig ist die Sache nach einer Stunde aber nicht. Es scheint eher um Feinheiten zu gehen, wie so oft. Und natürlich, die Röhren müssen sich ja erst noch einspielen. Lustig wird es dann vielleicht später noch, wenn ich per Blindvergleich die digitalisierten Aufnahmen, die es noch zu machen gilt, versuche auseinanderzuhalten. Auch deshalb will ich mich nicht zu sehr aus dem Fenster lehnen.
Eins ist allerdings jetzt schon sehr klar, die Sovtek müssen sich ganz schön anstrengen. Oder liegt es nur daran, dass ich vergessen hatte, ihnen die Sicomin-Röhrendämpfer überzustreifen, die seit Ewigkeiten über den TT sitzen? (Ich kann es mir nicht wirklich vorstellen.) An die Experten: Könnte das Brummen bei der Sovtek mit dem "S" zu tun haben? Da war doch irgend etwas mit der Vorheizung? - fragt die Technik-Niete.
So, morgen dann wieder arbeiten Irgendwann kommt aber Runde 2 (und keine Angst, ich werde nicht zu jeder Hörstunde etwas schreiben).
Christian