Klassikplatten - Lust und Frust mit der Kulturkonserve

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    Bei aktuellen Aufnahmen habe ich mit Digitalklassik keinerlei Berührungsängste oder Sorgen, das sie aufnahmetechnisch weniger gefallen könnte. Immerhin haben auch die Klassiklabels mitbekommen, das Schallplatten wieder gefragt sind und es erscheinen daher auch wieder öfters neue Klassikeinspielungen auf LP. Ich werde noch mehr davon kaufen.

    Meine LP Sammlung besteht unter anderem aus hunderten von Klassik-Aufnahmen... (und es kommen sogar "Fundstücke & Leihgaben" rein, die für mich neu sind)


    Will ich jetzt eine aktuelle Klassik-Aufnahme eines der heutigen Orchesters erstehen, habe ich aber meist immer nur die Auswahl zwischen CD – davon habe ich auch einige hundert - oder gar einem DIGI-Download (wovon ich nichts habe und auch keine will.....)


    Sorry, aber die x-te „Totally Remastered Reissue“ von irgendwas von und mit Herr Karajan, etc. ist jetzt nicht grad zuoberst auf meiner Hitliste (Nichts gegen Herrn Karajan, aber ich habe schon einiges von ihm – und evtl. auch Besseres von anderen Koryphäen jener Zeit.) :)


    Was mir fehlt , sind aktuelle Klassik-Produktionen der „Konzertanten Gegenwart“… :(


    Ich hoffe echt, dass sich die Labels - und die Aufführenden, d.h. die Orchester und Interpreten - vermehrt wieder an die Produktion von Klassik LP wagen. Da gab’s vor einiger Zeit mal eine super interpretierte und aufgenommene Gesamteinspielung der Beethoven Symphonien (Bremer Philharmonie oder Kammer Philharmonie Bremen ? ….aber nur eine limitierte Anzahl LP-Alben…und 1000 Euro für eines der letzten erhältlichen Alben war’s mir dann doch nicht wert :wacko: )


    So gibt’s von meiner „Opern-Favoritin“, Cecilia Bartoli aktuell leider grad mal 2 LPs, bzw. Alben.

    Aber - ich hoffe weiter auf die Analoge Zukunft


    Gruss


    Urs

    Eine wenig beachtete „Schellack-Weisheit“ besagt:

    Die Wahre Seele der Musik versteckt sich hinter Knistern und Rauschen….

  • Markus,


    Sorry - hatte ich ganz vergessen - hatte ja selber gepostet


    :)...So können wir doch guter Hoffnung sein !


    Gruss


    Urs

    Eine wenig beachtete „Schellack-Weisheit“ besagt:

    Die Wahre Seele der Musik versteckt sich hinter Knistern und Rauschen….

  • (Bremer Philharmonie oder Kammer Philharmonie Bremen ? ….aber nur eine limitierte Anzahl LP-Alben…und 1000 Euro


    Lieber Urs,


    dafür kann man eine ganze Menge Live Konzerte der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen besuchen. Denn die Konzerte dieses Orchesters sind nicht sehr teuer. Aber es ist schon richtig, so sehr viel neues gibt es nicht was als Tonträger auf Vinyl herausgebracht wird.


    Viele Grüße

    Reinhard

  • Reinhart,


    Ja - ich bin dran, am Live-Erlebnis, zwar nicht in Bremen, sondern in Zürich.

    Leider sind hier die Preise etwas höher - dafür gibt's vom Tonhalle Orchester auch gute Aufnahmen - aber halt nur auf CD !


    UND :

    Cecilia Bartoli ist in der Zürcher Oper fleissig zu Gast :*

    (Diese Preise willst Du aber nicht wissen - aber "Cecilia LIVE" ist's IMMER wert)


    Gruss


    Urs

    Eine wenig beachtete „Schellack-Weisheit“ besagt:

    Die Wahre Seele der Musik versteckt sich hinter Knistern und Rauschen….

  • Hallo Urs,


    neue Vinylproduktionen? Mal sehen, wie sich der Markt entwickelt. Sony will z.B. ein eigenes neues Presswerk bauen. Es fragt sich nur, ob die in erster Linie neues produzieren oder nur Titel aus ihrem riesigen Archiv neu auflegen wollen. Meine Bemerkungen zu digitalen Konserven aber bitte nicht falsch verstehen - kann man eigentlich auch nicht. Es ging um ein paar ganz spezielle Aspekte der digitalen Konserve, die für mich ansonsten absolut zweitrangig ist. Ich höre (auch) Platten.


    Viele Grüße - Frank

  • Ich find's Abzocke am Vinylisten, wenn ich sehe, dass das pralle Digipack weniger als ein Viertel des Vinyls kostet. Ich bin normalerweise kein Sparfuchs, aber das ist auffällig.


    :sorry: für :off:

    Viele Grüße


    Jörg


    Ich höre damit und meine kleine Plattensammlung seht ihr bei DISCOGS.



  • Mario F.

    hab ich, klingt gut, über Rattle kann man geteilter Meinung sein, aber hier macht er seinen Job sehr gut, frisch, schnell und klar!


    @Jörg : die Digitalfiles sind alle die normale Mehrkanalabmischung, Onepoint Stereo wie in der letzten Analog beschrieben, bekommst du nur mit den Platten: FIND ICH GUT SO:).


    hoffe, weitergeholfen zu haben,


    Frank

    "Ich habe schon mehr über High End vergessen als Ihr je darüber lernen könntet!"

    Zitat von: "TOBI ois is Blues"

  • @ Urs:

    die besagt Bremer Einspielung des Kammerorchesters ist auch eine solchige, also etwas düüüünnne, klare Suppe, mir fehlt einfach das Fleisch an der Tonleiter, das eine normale Bestzung liefern (kann...wenn sie wollen...). Die Pressqualität war auch nicht die beste, Wellen, Kratzer, Lunker. Zum Glück nicht gekauft, bei einem guten Freund gehört, der konnte sie aber schnell wieder verkaufen :-)) (Dank der limitierung!!). Leider wird immer nur dasselbe veröffentlich, es ist zum Haareraufen! Selbst bei Neueispielungen immer nur BMW (wahlweise zu ersetzen mit: Brahms/Beethoven/Bach Mendelssohn/Mozart Wagner). Und das allerschlimmste: Neue Kompositionen von zeitgenössischen Komponisten werden zwar Uraufgeführt, aber mitgeschnitten? Denkste, war schon fast soweit, das ich mir selbst Bootlegs in Meiningen beim Konzert produziere, Sony MD RH1 recorder samt gutem Micro in die Tasche meiner Frau, im 2. Rang kann man die gut an die Brüstung hängen:-)) Lange dauert es nicht mehr.:cursing::cursing:.


    Gruß


    Frank

    "Ich habe schon mehr über High End vergessen als Ihr je darüber lernen könntet!"

    Zitat von: "TOBI ois is Blues"

  • Hallo!


    Schon als kleiner Bub habe ich in den 70ern klassische Musik gehört, eben das, was die Eltern im Plattenschrank stehen hatten. Irgendwas hat mich damals allerdings schon an den allermeisten Aufnahmen gestört, es war nicht die Musik an sich, es war die Interpretation.


    Aber das konnte ich damals nicht wissen.


    Als ich vor ca. 20 Jahren dann immer mehr von Pop und Rock die Nase voll hatte, habe ich mich wieder nach und nach der Klassik zugewendet. Zuerst habe ich mir eher stümperhaft diverse Sachen zusammengekauft, wurde mir mit langsam wachsender Erfahrung und Wissen dann aber immer besser darüber bewusst, worauf ich achten muss, damit die Interpretation mir etwas zu sagen imstande ist.


    Dabei gab es ein paar echte "Erweckungserlebnisse", die mir im Nachhinein klar gemacht haben, was schon Jahrzehnte zuvor zwischen mir und der Musik stand.


    Das Stichwort ist "historische Aufführungspraxis". Und allein damit ist die Schallplatte als Medium für Klassik für mich praktisch ausgeschieden.


    Es macht für mich einfach keinen Sinn, Musik aus dem 18ten oder 19ten Jahrhundert in einer Aufführungspraxis und mit dem Musikgeschmack des mittleren 20ten Jahrhunderts zu hören, die auch noch die Summe und Geschichte der Aufführungspraktiken der ganzen Zeit davor mit sich herumschleppt, gespielt von Interpreten, die längst zu Staub zerfallen sind.


    Dazu kommt das historische Klangbild, aufgrund der uralten Technik, die damals verwendet wurde, und die prinzipiellen Schwächen der Schallplatte mit ihren Knacksern und dem Rauschen, die für mich bei Klassik ein totales No-Go darstellen. "Gaslicht" eben, wenn ich dazu ausmahmsweise Karajan zitieren darf, den ich sonst aus oben genannten Gründen nur mit der Kneifzange anfasse.


    Da muss schon einiges zusammenkommen, damit ich mir sowas antue.


    Deutlich (!) lieber also höre ich mir Interpretationen an, die von aktuellen Interpreten stammen, und die sich dabei an dem orientieren, mit was und wie zur Entstehungszeit des Werkes gespielt wurde, um damit eine zeitgemäße (!) Interpretation abzuliefern, die mir als heutigem Menschen jetzt etwas sagt. Und das gibt es eigentlich nur in digitaler Form.


    Komischerweise höre ich Pop und Rock dann viel lieber von Platte, was wohl auch eine Art "historische Aufführungspraxis" darstellt. Die Pop-Musik aus den vergangenen Jahrzehnten wurde für das Medium Schallplatte mit ihren Eigenheiten und Beschränkungen produziert, was sich in vielerlei Details auch spüren lässt. Und da ergibt es für mich auf einmal Sinn und es macht mir Spass, wenn ich Musik von einer Platte höre, die aus dem Entstehungsjahr der Musik stammt.


    Parrot

  • Dem muß ich widersprechen, die weiter vor von mir zitierte Platte mit Abbado/Argerich ist nicht nur gut interpretiert, aufgenommen sondern auch ebenso gut gepresst und braucht keinen Vergleich mit sehr gut gepressten Popplatten scheuen und da bin ich mir sicher, es wird auch viele andere aktuelle Klassikaufnahmen in dieser Qualität geben. Für mich ist eher die CD der Versuch, "Gaslicht" durch eine mickrige Taschenlampe zu ersetzen. ;)

    Gruß André
    Keine Emails mehr, nur PN. Emailfunktion ist deaktiviert.


  • Beim Probehören kommt da jetzt schon - auch mit wahrscheinlich nur ein 192 kps mp3 stream - freude auf.


    Ja der Preis ist heftig - aber wie in Wien beim Wein im Restaurant; der Preis für die Flasche richtet sich nach dem Käufer...


    Ich weiß nicht mehr wieviele Versionen vom 1-9 BH ich schon habe - aber es wird wohl bald eine dazu kommen.


    Gruß


    Andy

    jadis da 50 s rc - living voice avatar II - project Xtension 10 - ortofon quintet black - remton 383 mk ii - creek destiny cd - wilbrand kabel - audio plan + audio agile stromversorgung, kabel & filter

  • Dazu kommt das historische Klangbild, aufgrund der uralten Technik, die damals verwendet wurde, und die prinzipiellen Schwächen der Schallplatte mit ihren Knacksern und dem Rauschen

    Ich muss Dir auch ein wenig widersprechen. Aus Prinzip, denn unter Plattenhörern ist das eigentlich kein Thema, was jetzt kommt - also, wenn eine Platte auch gewaschen noch knistert und knackt, dann würde ich sie aussortieren. Klassikplatten sollten in der ganz allgemeinen Qualität schon irgendwo zwischen VG+ und NM- angesiedelt sein. Mir ist nicht ganz klar, was Du mit Rauschen meinst. Mit den Rillengeräuschen der Platte, wenn es darum geht, kann ich gut leben (hören).

    In der Blütezeit der Stereo-Schallplatte vom Ende der 50er bis Ende der 70er Jahre wurden soviele neue Klassik-Aufnahmen produziert wie nie zuvor und wie nie wieder danach. Und zwar in teilweise epochaler Qualität, so beispielsweise die 35mm Magnetfilmaufnahmen diverser Labels, aber nicht nur die. Sogar die CD-Regale sind heute noch voll mit digitalisierten analogen Klassikaufnahmen aus der Schallplatten-Ära.

    Die historische Aufführungspraxis - ok. Halte ich zwar für überbewertet, ist aber ein Argument. Ich würde eher historisierend als historisch dazu sagen. Findest Du auch hundertfach auf Platte, angefangen mit Harnoncourt zu Beginn der 70er Jahre. Allein die ganzen "Eiscremeverkäufer" um Vivaldi & Co wurden unzählige Male für die Platte aufgenommen, sogar historisch korrekt. Und was ist mit den modernen Klassikern?


    Viele Grüße - Frank

  • also, wenn eine Platte auch gewaschen noch knistert und knackt, dann würde ich sie aussortieren.


    Nur ganz kurz, denn ich ich muss ins Bettchen.


    Wenn Du alle Platten aussortieren würdest, die Knistern und Knacken, dann heißt das, dass Du alle Deine Platten wegschmeißen kannst. KEINE (in Worten: keine) Platte, selbst nagelneu und ausgepackt, ist frei davon, sondern kleine Knackser sind hundertfach auf jeder Platte, auf JEDER!


    Ich wasche alle meine Platten, ob neu , ob alt. Mit Holgers Cheap Thrill, und/oder mit Ultraschall. Die sind zu 99% so sauber, wie man sie mit irgendeinem technischen Hilfsmittel sauber bekommen kann. Das gehört nicht hier her, aber ich kann ja bei Gelegenheit mal Bilder von VinylStudio reinstellen, von Stellen, die auf jeder beliebigen neuwertigen Platte zuhauf drauf sind, und die eben kleine Knackser sind.


    Über den Signal-/Rauschabstand der Schallplatte mag ich mich auch nicht groß unterhalten. Er ist einer digitalen Aufnahme schlicht um Welten unterlegen, und das spielt gerade bei klassischer Musik mit ihrer großen Dynamik eine Rolle.


    Wie gesagt: bei Pop und Rock kann ich merkwürdigerweise damit leben, da bin ich nicht so anspruchsvoll. Wenn man gemein wäre, könnte man sagen, dass da meine Ansprüche zusammen mit dem Anspruch der Musik sinken.


    HIP...: es mag ja Leute geben, denen es gefällt, wenn z. B. eine Bach-Passion wie eine Wagner-Oper mit schwerem Orchester und Dauervibrato hingerichtert wird. Das hat für mich nichts, aber auch gar nichts mit Barockmusik zu tun, sondern ist eher Dokumentation des Zeitgeschmackes der 50er und 60er und einem grandiosen Missverständnis der barocken Klangrede.


    Ich greife da eben lieber zu Herrweghe oder Jacobs, die das ein wenig anders angehen. Und in dieser Qualitätsliga ist bei Vinyl m. E. einfach essig.


    Parrot

  • Ich kenne an die 20 LPs von Herreweghe.

    Aber anscheinend existieren die gar nicht und sind mir nur im Traum erschienen. :)


    Und die massenhaften CDs, deren gewaltige Dynamik das Format LP überfordern, soll der Herr wir erst mal zeigen.


    Gruß

    Markus