Schallplatten - digitale Master - Auflösung

  • Guten Abend,


    wie wir alle wissen, werden die meisten Vinyls heute von einem digitalen Master übertragen.

    Ob das gut oder schlecht ist möchte ich nicht diskutieren, es ist auch witzlos darüber zu streiten, wenn die gewünschte Musik auf Schallplatten nur so, vom digitalen Master, erhältlich ist.

    Mich würde interessieren welche Auflösung diese Master haben. Ein paar mal glaube ich gelesen zu haben, dass es 96Hz/24Bit sind.

    Gibt es diesbezüglich eine Datenbank mit den entsprechenden Informationen oder sonst eine Quelle wo man das erfahren kann?

    Beste Grüße


    Thomas

  • Ganz verschieden. Kann man nicht verallgemeinern.

    Aber der Standard ist heute in der Tat 96/24 oder 192/24.

    Häufig wird auch heutzutage selbst bei vorhandenen Analogbändern zum Mastern eine hochauflösende Datei erstellt, da entweder der Lizenzinhaber die Bänder nicht gerne außer Haus gibt oder man gar keine Möglichkeit hat bzw. sich die Mühe nicht machen will, beim Schneiden eine Bandmaschine einzusetzen.


    Gruß

    Markus

  • Es wäre für an der Audiotechnik interessierte Kunden in der Tat wünschenswert, wenn man die Plattenlabels dazu verpflichten könnte, ihre Produktionskette offenzulegen. Ist aber nicht so. Auf den meisten neueren CDs, die ich gesehen habe, veröffentlichen die Labels quasi als Werbung "Mastering in 24/96" oder ähnliches (z.B. für DSD-Master). Bei Platten mit digitalem Master habe ich den Verdacht, dass dergleichen gerne absichtlich weggelassen wird, weil man denkt, Plattenhörer greifen bei "digital" eventuell nicht zu. Also die entsprechende CD suchen und dort schauen. Zeitgemäßes Mastering in "24/96" oder sogar in "24/192" ist sicher ein Qualitätsmerkmal, das man als Kunde 2018 übrigens voraussetzen müsste, es sagt aber nichts über das digitale Rohmaterial aus. Vor kurzem habe ich von einem Platten-Projekt eines Kleinlabels (Name leider vergessen) gelesen. Die nehmen bei Bedarf digital zunächst in hoher Qualität auf, wandeln dann aber bereits die einzelnen Spuren des Rohmaterials in analoges Material für das weitere rein analoge Mastering der Platte um.


    Viele Grüße - Frank

  • Es wäre für an der Audiotechnik interessierte Kunden in der Tat wünschenswert, wenn man die Plattenlabels dazu verpflichten könnte, ihre Produktionskette offenzulegen.

    ...ist eigentlich nicht notwendig,...Besitzer hochwertiger Anlagen und mit jahrzehntelangen Hörerfahrungen hören das innerhalb weniger Takte sowieso mühelos heraus,...den anderen kann es und wird es völlig wurscht sein...


    ...oder anders gesagt...wichtig ist was hinten raus kommt.


    Gruß,


    Rainer

  • Die nehmen bei Bedarf digital zunächst in hoher Qualität auf, wandeln dann aber bereits die einzelnen Spuren des Rohmaterials in analoges Material für das weitere rein analoge Mastering der Platte um.

    Hat ja auch nicht jeder eine große analoge Mehrspurmaschine.

    Denn erstens ist das alleine schon vom Bandmaterial und von der Wartung her sauteuer und zweitens die Handhabung damit reichlich umständlich verglichen mit der Möglichkeit, beliebige Ausschnitte beliebiger Spuren mit der Maus zu verschieben, zu kopieren, zu löschen usw.


    Gruß

    Markus

  • OK, da geht es um die analoge Abmischung.

    Das ist weiter verbreitet, als man vielleicht denkt.

    Gerade neulich habe ich noch ein Interview mit Klaus Schulze anlässlich seiner neuesten Produktion gelesen, da sagte er auch, dass er aus klanglichen Gründen nach wie vor analog abmischt.

    Und da geht es ja noch nicht mal um Mikrophonaufnahmen, sondern um rein elektronische Instrumente.


    Gruß

    Markus

  • Hat ja auch mehrere Jahre nichts mehr gemacht krankheitsbedingt. Aber jetzt hat er sich noch mal aufgerappelt, ist doch schön.

    Das neue Album erscheint diesen Monat - und zwar erstmalig seit 1991 auch wieder parallel auf LP.


    Gruß

    Markus

  • Hat ja auch mehrere Jahre nichts mehr gemacht krankheitsbedingt. Aber jetzt hat er sich noch mal aufgerappelt, ist doch schön.

    Das neue Album erscheint diesen Monat - und zwar erstmalig seit 1991 auch wieder parallel auf LP.

    Wenn man es einem gönnen kann, dann dem Klaus Schulze. Ich habe ihn in den 70er Jahren im Amphitheater in Arles (Südfrankreich) gesehen/gehört. War ein kleines Festival mit einer PE aus Schallwänden (also keine geschlossenen Boxen), die auf die Akustik des Theaters abgestimmt waren - phantatisch! Hat meinen Begriff von Hören damals (Rockmusik, und laut musste es sein) auf den Kopf gestellt.


    Viele Grüße - Frank

  • Sicher waren die 70er unter dem Strich seine beste Zeit. Aber das konnte ich aus Altersgründen noch nicht bewusst miterleben. Ich haben ihn zum ersten Mal live gesehen 1983 bei der Audentity-Tour. Und zum letzten Mal 2008 auf der Loreley mit Lisa Gerrard.


    Gruß

    Markus

  • Was Klaus Schulze angeht, kann ich das gut nachvollziehen. Ich habe u.a. seine "Timewind" von 1975. Eine voll analoge Produktion und dort sind teils sehr feine Frequenzen drauf, da kann es in der Tat passieren, wenn die durch zu viele Digitalfilter gehen, das da was von auf der Strecke bleibt. Er spielt bestimmt heute noch (auch) mit analogen Synthies.


    Viele moderne Produktionen kommen von einem 192/24-Master. Neuaufnahmen, die durchgängig mit dieser Auflösung gemacht wurden, fallen mir durch eine hohe Sauberkeit, Feinzeichnung und Präzision der Töne auf. Es hat weniger Verzerrungen als vom Tonband, wobei wahrnehmbare Bandverzerrungen meistens späten Kopiergenerationen geschuldet sind.

    Die Unterschied zu alten Pressungen und Reissues mit Digitalmaster sind ebenfalls gering bis nicht wahrnehmbar. Ist ein Remaster dagegen gelungener, kann es sogar besser klingen als eine alte Durchschnittspressung vom Master der 4. Generation. So hörbar bei der neuen Ausgabe des Pink-Floyd-Kataloges. Die Digitaltechnik wird nur durch Unverständnis von Halbwissenden so verteufelt, zu Unrecht. Ohne diese Technik in der Produktion gäbe es kaum noch neue Schallplatten.

    Gruß André
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  • Bei "Timewind" gibt es überhaupt keine Mischung. :)

    Das war einfach "live to 2-track" in Schulzes damaligem Heimstudio, halt nur ohne Publikum.

    Das macht wohl auch zu einem großen Teil den Reiz der Platte aus.


    Gruß

    Markus

  • Ohne diese Technik in der Produktion gäbe es kaum noch neue Schallplatten.

    Das haste Recht. Leider hat niemand die analoge Aufnahmetechnik weiterentwickelt. Nur, warum man dann digitale (richtigerweise PCM- oder DSD-) Tonkonserven auf Platte braucht, ist mir ein Rätsel. Ausgenommen, man verfügt aus Prinzip über keine gute digitale Abspielmöglichkeit oder will aus anderen Gründen (z.B. Haptik) lieber eine Schallplatte.


    Viele Grüße - Frank


    ps.: habe weiter oben mit "Nichtwissen ist besser" natürlich den Rainer und seinen vorangegangenen Beitrag gemeint. Keine Ahnung, wie ich auf Peter kam, aber die Korrekturfunktion geht ja nur fünf Minuten lang, sodaß ich es nicht ändern konnte.

    Einmal editiert, zuletzt von Bluebox ()

  • Leider hat niemand die analoge Aufnahmetechnik weiterentwickelt.

    Was willst Du da weiterentwickeln?

    Der Klang war ja auch so schon hervorragend.

    Aber der ist auch gar nicht der Grund, warum sich Digitaltechnik in der Breite durchgesetzt hat.

    Sondern die ist einfach weit weniger umständlich und kostspielig.

    Und diesbezüglich kann man Analogtechnik eben nicht mehr verbessern, das ist einfach systeminhärent.


    Gruß

    Markus

  • Was willst Du da weiterentwickeln?

    Na zunächst mal das naheliegendste, das Speichermedium Magnetband. Da ginge noch einiges mehr mit neuen hochreinen Materialien, bis hin zur Digitalisierung im Rechner, also positiv und negativ ausgerichtete Magnetpartikel als Nullen und Einsen dargestellt. Auch das wäre immer noch analog im Sinne von abbildend (in Medizin und Pharma geschieht ähnliches). Die PCM ist dagegen ein Simulationsmodell (nach der Nyquist-Shannon-Abtasttheore), also nachbildend - so, wie das Klangereinis sehr wahrscheinlich stattgefunden hat.

    Dass man eine Technik - in diesem Fall die Analogtechnik - nicht mehr verbessern könnte ist für mich eine sehr technikfremde Auffassung. Nur weil die digitale PCM-Technik von Nischen abgesehen alles dominiert, heisst das nicht, dass es der Weisheit letzter Schluss ist.


    Viele Grüße - Frank


    ps.: das ist Theorie, also jetzt bitte nicht danach fragen, ob man das auch hört. Nur, ohne Theorie gebe es weder Platte noch CD.

  • OK, Du willst den Klang der analogen Aufnahmetechnik weiter verbessern.

    Das ist natürlich legitim und immer gut.

    Nur ist der, wie gesagt, doch überhaupt nicht das Problem.

    Ich dachte eher an Möglichkeiten als an Probleme. Ich schätze, dass es noch eine Generation an Rechnern und Speichermedien oder so benötigt, um z.B. ein Foto und auch Töne elektronisch "analog" wie auf Zelluoid oder Magnetband speichern zu können, nur eben weit besser. Und für neue Märkte wären Musikindustrie und Hifibranche dankbar.


    Viele Grüße - Frank

  • Wie gesagt, über den Klang hochwertiger Bandmaschinen hat sich eigentlich noch niemand wirklich beschwert.


    Aber ich gebe mal ein praktisches Beispiel, warum Musikproduktionen heute in den allermeisten Fällen digital gefahren werden.

    Vor ein paar Monaten wurde ich gefragt, ob ich bei einer kommerziellen Studioproduktion als Keyboarder mitmachen würde. Da sagte ich OK, wieso nicht, sollte auch nur einen Tag in Anspruch nehmen.

    Ich kam also im Studio an als einziger Musiker an dem Tag.

    Schlagzeug und Bass waren schon von den Vortagen im Rechner, die wurden abgespielt und ich habe synchron dazu meine Parts eingespielt.


    Das kannst Du auch alles noch mit einer analogen Mehrspurmaschine genauso machen.

    Nur ist in der Nachbearbeitung digital alles viel schneller und praktischer.

    Du kannst eine bestimmte Passage z.B. dreimal spielen. Und wählst die beste Version aus, fügst die dann schnell in die Spur ein, und die anderen zwei gehen in den Papierkorb.

    Oder man liegt minimal rhythmisch daneben, da kann der Rechner das sogar umgehend korrigieren (quantisieren).

    Oder ein bestimmtes Muster wiederholt sich mehrmals. Dann reicht es, das einmal zu spielen und einfach mit Copy und Paste an den anderen Stellen einzusetzen.

    Oder irgendwelche kleineren Fehler kann man leicht herauseditieren, ohne nochmal den ganzen Track neu einzuspielen.

    Versuch das alles mal in der gleichen Zeit mit einer analogen Mehrspurmaschine.


    Gruß

    Markus

  • Oder ein bestimmtes Muster wiederholt sich mehrmals. Dann reicht es, das einmal zu spielen und einfach mit Copy und Paste an den anderen Stellen einzusetzen.

    Oder irgendwelche kleineren Fehler kann man leicht herauseditieren, ohne nochmal den ganzen Track neu einzuspielen.

    Ich verstehe. Und dann kommt ein Hirni und meint, dem Stück fehle doch jede "Emotion". Im Ernst, ich erzähle Dir nichts Neues, es gibt Samples für das Midi-Keyboard (keine algorythmischen, sondern wave-files), die sind so gut, dass man auf der Tonkonserve rein technisch keinen Unterschied zu einem tatsächlich (steril im Studio) bespielten Flügel bemerken würde. Du könntest also theoretisch auch zu Hause Dein Midi-File via Playback der restlichen Instrumentation produzieren und es per Mail ins Studio schicken. Früher besaßen die kultivierten reichen Leute ein Pianola...

    Ich kenne jemand, der hat einen "elektronischen Dudelsack" aus Soundsamples und mit dem Aussehen eines "echten" Dudelsacks konstruiert, der von sog. irischen Folkbands gerne und vor allem live verwendet wird.

    Was ist echt, authentisch und wahr (vielleicht Caruso auf einer alten Schellackplatte)? Schon die alten Griechen waren sich nicht wirklich sicher.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Schiff_des_Theseus


    Viele Grüße - Frank