Creek vs. Reisong (Boyuu)

  • Irgendwie muss ich ja immer Dinge ausprobieren - auch oft ohne wirkliche Vorkenntnisse. Nennt man wohl einfachen Spieltrieb ;)


    So ist heute ein chinesischer Röhren Amp von Reisong, auch unter Boyuu vertrieben, bei mir eingetroffen. Bei Gefallen wird es ein Geburtstagsgeschenk meiner Lieben. Gedacht ist, diesen ausschließlich für den Dreher zu verwenden. Die Geräte sind also in Reihe: Acoustic Solid 111 -> Goldnote PH-1 -> Röhre -> Canton Vento 896DC.


    Also ausgepackt und nach Einbau der Röhren einmal mit unterschiedlichster Musik Probe laufen lassen. Zwischendurch umgesteckt und zum Vergleich wieder den Creek Evolution gehört.


    Als Erstes fällt auf: den Reisong muss ich wesentlich mehr aufdrehen, um Lautstärke zu bekommen. Das Teil ist mit 2 x 12 Watt angegeben, eigentlich hatte ich sogar weniger "Leistung" erwartet. Voll aufgedreht wird das Klangbild allerdings etwas verzerrt. Außer der Lautstärke bietet der Amp keine Einstellungen, die üblichen 4 und 8 Ohm Anschlüsse ausgenommen.


    Klanglich macht er sich gegenüber dem Creek aber gar nicht schlecht. Ich vermag nach ein paar wenigen Versuchen noch kein richtiges Urteil abzugeben. Der Reisong hat gefühlt etwas mehr Höhen, was die Canton eigentlich gut können. Geht aber zu Lasten von etwas Volumen und Bass. Bei Anschluss der LS über 4 Ohm oder 8 Ohm höre ich keinen Unterschied.


    Wenn jemand von euch Tipps hat, was ich alles so ausprobieren soll, dann immer her damit. Faszinierend ist das Teil allemal, wenn es im Dunklen so vor sich her glüht :)


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    Beste Grüße, Stephan

  • Wenn dir jetzt schon Verzerrungen und ein Missverhältnis zwischen Höhen und Bässen auffallen, würde ich das Ding ganz schnell wieder einpacken und zurückschicken, anstatt Geld für teure Röhren zu verschwenden.


    Grüße von Tom

  • Für den Preis des Gerätes bekommst Du im seriösen Handel nicht mal einen Übertrager, geschweige denn das abgebildete Gehäuse.

    Wenn Du alle Margen zurückrechnest, bleibt für den verbauten Materialpreis fast nichts übrig.


    Mglw. ändert sich nach der Einspielphase klanglich noch etwas zum Besseren - wer weiß.

    Freundlichst
    Pepino

  • Das Teil gefällt mir auch.


    Wegen der Eingangsempfindlichkeit würde ich mir keine Gedanken machen.


    Mit dem Verzerren ist es halt so eine Sache.

    Ich würde das Teil mal mit erhöhter Lautstärke (etwas über Zimmerlautstärke) anhören und wenn möglich auch die Sinuskurve ansehen.

    Wenn hier dann gehörmäßig und auch bei der Sinuskurve nichts verzerrt machst Du bestimmt keinen Fehler mit dem Verstärker.


    Ich habe auch nur 2*18 Watt und voll aufgedreht habe ich die Teile noch nicht gehört.

    Für mich reichen Watt voll und ganz.


    Gruß


    Bernd

  • Das Verzerren tritt zum Glück erst ab einer Lautstärke ein, mit der ich im normalen Betrieb eh' eher sehr selten hören würde. Von daher stört es auch nicht so unbedingt. Klar erreiche ich hier mit der Creek einen höheren Level.


    Als Tausch für die Röhren habe ich die Empfehlung gefunden: Endröhren gegen EL-34 von RSD, Gleichrichter eine alte RCA 5v4G und Vorstufen neue JJ ECC83S Goldpin. Als Bezugsquelle habe ich bisher nur ebay, alles zusammen rund 180 Euro.


    Auch empfohlen werden PSVANE (französicher Hersteller?), bei denen aber wohl die Verkabelung geändert werden muss. 12,6 Volt? Mein Französisch ist leider nicht mehr so gut.


    Einspielen konnte ich noch nicht. Bekomme das Teil ja erst zum Geburtstag. Ich werd's aber behalten und ein bißchen damit rumspielen. Natürlich ist mir schon klar, das man das Ding nicht mit guten Röhrenverstärkern vergleichen darf. Aber vielleicht macht es ja Lust auf mehr. ;)

    Beste Grüße, Stephan

  • Hallo Stephan ,

    EL34 im Eintakt A Betrieb hat laut Valvo Datenbuch je nach Arbeitspunkt eine Leistung von 8 bzw. 11 Watt bei 10 % Klirr . In Triode sind es sogar nur 6 Watt bei 8 % Klirr .

    Quelle Valvo Datenbuch 1962/63 .

    MfG , Alexander .

    EMT 927 mit Ortofon und DL 103 / SPU, EMT 948 , EMT 938 , 1 x TD 124 , Transrotor AC , RIAA - VV mit D3a , V 73 , V 81 , V 69 in TFK O 85 , Eintakt mit RE 604 und E406N , VOTT , Eckmiller O 15 , MTA Endstufe nach Frank Blöhbaum , TFK M 12a , R+S EU 6201 mit MSDC , EBU 3137/3 mit TAB USDC und ca . 8000 Röhren zum Basteln...und zum Messen ein UPL von Rohde + Schwarz

  • Hallo Stephan,

    ich hatte auch mal so ein Gerät, allerdings als DIY.

    Die Endstufe ist in Ultralinear ausgeführt.

    Die Übertrager sind allerdings nicht das gelbe vom Ei.


    Persönlich würde ich mich meinen Vorrednern anschliessen und kein Geld in andere Röhren investieren. Das gleicht die mindere Qualität der Übertrager nicht aus.


    Eine gute Röhre kostet halt ihr Geld.


    Wenn's denn Röhre sein soll gibt es auch tolle gebrauchte Sachen.


    Die Sache mit dem Pegel lässt sich für einen(Röhren affinen) Elektroniker leicht in Griff bringen.Das Gerät kann dann aber nicht mehr getauscht werden.


    Grüsse

    Cars2

  • So, seit Mittwoch durfte sich das Teil nun etwas einspielen ( ca. 6-8 Stunden ) und hat auch das häßliche Typenschildchen "verloren".


    Der Klang hat sich noch leicht zum Positiven verändert. Die Verzerrung bei hoher Lautstärke hat sich gefühlt etwas verringert. Ist zwar noch da - aber stört mich nicht wirklich. Keine Fernbedienung zu haben, und zum Ändern der Lautstärke vom Sofa aufzustehen, ist echt ungewohnt. ^^


    Insgesamt macht es bisher jedenfalls so viel Spaß, dass ich mir eine Röhre in Zukunft gut vorstellen kann. Ich schau' mir jedenfalls schon Sachen von Vincent an und muss mir demnächst mal ein paar gute Röhren live anhören. Bis dahin kann man durchaus einen Dreher an dem Teil betreiben.


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    Beste Grüße, Stephan

  • Moin moin,


    ich habe mir ein ähnliches Gerät (Douk-Audio) mit EL34 und 6N9 als Bausatz geholt.

    Bei meinem Gerät wurden irgendwelche Teile wild zusammen gewürfelt. Bei Röhren ist der große Vorteil, dass da im Regelfall immer Musik raus kommt.

    Einen Bericht darüber habe ich hier veröffentlicht: https://forum.military-tubes.com/bude/showthread.php?tid=81

    Von hinten bis vorne Fehlanpassung, bei 1W schon Klirr ohne Ende.

    Größere Übertrager und mit passender Impedanz würden schon eine wesentliche Verbesserung bringen. Bei meinem Bausatz passen maximal EI96-Übertrager auf das Gehäuse.

    Ich habe den Verstärker auf das MTA-Konzept von Frank Blöhbaum umgestrickt und damit aus dem "Müll" was halbwegs hörbares raus zu zaubern, trotz der Fehlanpassungen.

    Im ersten Hörtest klang das Teil im originalen Zusatnd halbwegs hörbar.

    Auf dem Messtisch (DAAS32 und RTX6001) tat sich dann das ganze Übel auf.

    Nach der Neuberechnung der Arbeitspunkte und ausmessen des Übertragers zeigte sich dann, dass eigentlich nicht zusammen passte bzw. aufeinander abgestimmt war.

    Nimm mal die Deckel von den Übertragern ab und poste mal ein Bild der Übertrager.

    Wenn das die kleinen EI-66-Kerne sind, ist davon auszugehen, dass da auch eine ordentliche Fehlanpassung vorliegt.

    Bau da halbwegs ordentliche passende Übertrager für die EL34 eine, achte bitte auf die maximale Kerngröße und Du hast einen guten Verstärker.

    Dann evtl. noch das 10-Cent-Poti gegen was halbwegs ordentliches tauschen und er knartscht nicht schon nach einem halben Jahr.

    Der Netztrafo ist in Ordnung und das Schaltungskonzept ist Standard-EL34-SE-Schaltung.


    Selbst wenn man jetzt keinen größeren Übertrager einsetzen will, der "Bastel-Übertrager" 53.70E von Reinhöfer bringt bei gleicher Größe wegen der passenden Impedanz und ordentlichen Verarbeitung schon eine Verbesserung um mehrere Größenordnungen.
    Andere Röhren können an einer kompletten Fehlanpassung auch nichts verbessern, evtl. sogar noch verschlimmern.


    Ohne den Übertrager auszumessen (Übersetzungsverhältnis und Frequenzgang) und alle Arbeitspunkte zu überprüfen kann man im Grunde genommen nur raten wo Verbesserungspotential besteht.

    Aber ich gehe mal davon aus, dass die ganzen "günstigen" EL34-SE-Verstärker (bzw. deren Bauteile) alle im Grunde aus der gleichen Schmiede kommen.


    Gruß,

    Frank

  • Nimm mal die Deckel von den Übertragern ab und poste mal ein Bild der Übertrager.

    Wenn das die kleinen EI-66-Kerne sind, ist davon auszugehen, dass da auch eine ordentliche Fehlanpassung vorliegt.


    Sind die Deckel verklebt, irgendwo verschraubt oder nur trickreich aufgesteckt? Irgendwie mag ich nicht fester daran rumziehen :sorry:

    Beste Grüße, Stephan

  • Hallo,

    das Problem liegt auch an der hohen Spannung.

    Die Anodenspannung liegt um 350-360V.

    Das ist für Pentode mit EL 34 zu viel.

    Die mitgelieferten Übertrager haben meist 3,5k Ohm.

    Das geht mit EL 34 und 360V gut als pseudo Triode. Dann kommt aber keine Leistung raus.Die Frag ist dann ob die Vorröhre genug Spannung für die Triode bringt.


    Einfach andere Übertrager Einbauen macht kein Sinn, da die Anodenspannung zu hoch ist. Der Arbeitspunkt past nicht für El 34 Pentode.


    Wie von meinen Vorredern schon gesagt, es wurde irgendwas zusammengeklöppelt, Hauptsache Röhre, und es kommt was Raus....

    Die angegebene RMS Leistung habe ich bei normalen Klirr nie Rausbekommen..


    Grüße

    Carsten

  • Hallo allerseits!


    Mal so zur allgemeinen Information:


    Der Klirrfaktor wird normalerweise bei 1000 Hz angegeben, liegt er hier

    schon in der Nähe von 5% ist der Verstärker schrott.

    Ein Klirrfaktor unter 5% ist durch das Ohr nicht erkennbar, über 5% schon.

    Da insbesondere der Klirrfaktor in den oberen Frequenzen deutlich höher

    ist als bei 1000 Hz, bekommt man schnell ein Problem.


    Chinesen kaufen hier massenhaft alte Röhrentechnik und alte Lautsprecher

    auf und "wir" sind so dämlich und fallen auf den verchromten Blechschrott

    rein.

    Verstärkerbau und Blechchassis, zwei Welten prallen aufeinander........<X


    Auch das Kapseln der Wicklung ist eine bescheuerte Unart, hindert den Trafo

    an einer ordentlichen Kühlung.

    Vielleicht nicht bekannt, diese Deckelbleche an den Trafos waren früher in

    den USA Vorschrift weil man dort keine Feinsicherungen kannte!

    So sollte im Kurzschlußfall offenes Feuer und Funkenflug verhindert werden.

    Vielleicht auch nicht bekannt, früher in den 30-ern und 40-ern hatten Radios

    (meistens) und auch ein Teil der Fernseher in den USA keine Rückwand, da

    konnten Kinder mal so eben reingreifen.....:wacko:

    Da Japan und Co. historisch bedingt unter der Knute der USA stehen, haben

    diese Länder auch die Unarten übernehmen dürfen.


    Gruß,

    Fernseheumel

    Klassik, Rosenkohl, Jazz, Saumagen, Tote Hosen, Spargel, HipHop, Grünkohl, BAP, Hähnchen, Michael Jackson und Blaukraut kommen mir nicht auf den (Platten-)Teller! :P

  • Hallo Stephan,

    Auch wenn es vielen nicht gefällt, für 350,- Euro ist das Gerät prima.

    Die Teil sind das Geld allemal wert!

    Wenn man selbst Hand anlegen kann, ist aus dem Gerät auch

    etwas deutlich hochwertigeres zu machen.

    Mit besseren Übertragern und einigen kleinen Änderungen sogar

    ein Verstärker der Spitzenklasse.

    Aber auch so wie er jetzt ist kann man damit Leben.

    Gruß

    Heinrich