Schönen Samstag zusammen,
ich möchte hier einfach meine Erfahrung mit einem vom Sperrmüll geretteten Technics SL1600mk2 mit euch teilen. Für mich war es das erste Mal, dass ich nötige Reparaturen und Servicearbeiten selbst durchgeführt habe, da ich diesmal exakt 0€ Einsatz an Kosten hatte. Früher habe ich es aufgrund des möglichen finanziellen Verlustes meist vermieden an meinen Plattenspielern selbst rumzubasteln und habe mich daher lieber an einen Hifi-Händler in Aachen gewandt. Da ich mit dem Ergebnis aber durchaus zufrieden bin möchte ich euch das Gerät gerne vorstellen und hätte am Schluss auch noch einige Fragen an die Forenkompetenz.
Das Gerät habe ich am Schrott-Tag (gibt hier so Tage, an denen Schrottsammler durch den Ort fahren und die Leute ihren Schrott morgens an die Straße stellen) im Ort meiner Arbeitsstelle in der Eifel am Straßenrand entdeckt und direkt eingesackt.
Erster Eindruck : sehr dreckig aber bis auf einige Kratzer an der Front ganz gut, Headshell mit Tonabnehmer aber ohne Nadel.
Zu Hause dann man angeschlossen und verwundert festgestellt, dass der Spieler augenscheinlich funktioniert. Die Taster reagierten nicht besonders zuverlässig und der Powerknopf blieb nach Betätigung unten und kam nicht wieder hoch, so dass sich das Gerät nicht mehr ausschalten ließ. Aufgefallen war mir zudem, dass es sich wohl ursprünglich um ein amerikanisches Modell handeln musste, da der Stromstecker vom Ami-Anschluss per Adapter auf unseren Anschluss geht. Tonarm war per Automatik betätigt recht träge und hakelig, funktionierte aber sonst gut. Das Nadellicht war ohne Funktion und die Tonarmhöhenverstellung ging nur sehr schwergängig. Die Haube war sehr zerkratzt und stellenweise matt, aber es waren die original Scharniere montiert.
Nachdem ich das Gerät erstmal gründlich gereinigt hatte und die Haube durch eine vom SL1200, die ich hier noch liegen hatte ersetzt hatte, sah der Spieler schon sehr schön aus. Blieben die unzuverlässigen Taster, die springende Pitchregelung und der verknöste Powerknopf, weshalb ich mich durch rang, entgegen meiner sonstigen Haltung, das Gerät zu öffnen. Gleichzeitig wollte ich mich um die Nadelbeleuchtung kümmern, hatte aber aus dem Servicemanual von Vinylngine erlesen, dass dafür der halbe Spieler auseinander genommen werden muss, weshalb ich den Umbau auf LED direkt mit ins Auge fasste.
Mit dem Servicemanual war es erstaunlich einfach den Spieler zu zerlegen und an die zu wartenden und zu wechselnden Teile zu kommen. Die Taster reinigte ich mit Hilfe von Kontakt 60 und den Powerknopf konnte ich einfach durch das Entfernen von einem fiesen schwarzen Klumpen "Zeug" und neu Einfetten wieder gangbar machen. Alles kam danach wieder seiner angedachten Funktion tadellos nach. Bei dem LED Umbau habe ich mich an einer Anleitung zum Nadellichtumbau auf LED von einem Youtuber namens Viperfrank orientiert, der das für den SL1200 sehr detailliert zeigt und erklärt. Allerdings lief das Nadellicht in dem Video beim SL1200 mit 20 Volt, während ich am SL1600mk2 lediglich 12 Volt messen konnte. Seine Lösung das mit einem Festspannungsregler zu machen funktionierte dennoch, da dieses Bauteil Eingangsspannungen von 7 bis 35 Volt akzeptiert und 5 Volt abgibt. Dann noch fix mit dem Wissen aus dem Leistungskurs E-Technik den passenden Vorwiderstand berechnet (meine LED läuft mit 3,2 Volt und 20mA was für den Widerstand etwa 90Ohm bedeutete) und dann konnte ich mit dem Geldeinsatz von ca 6€ (manche Teile gabs halt nur im 10er bzw. 100er Pack ) den LED Umbau erfolgreich abschließen. Mit der Wahl einer warmweißen LED komme ich wohl dem Originallook recht nahe, abgesehen davon, dass die wesentlich heller leuchtet als das Glühbirnchen und im besten Fall von mir nicht mehr gewechselt werden muss.
Der Tonarm wird bei diesem Modell von einem Motor über einen Riemen angetrieben und ich denke, dass der aktuell verbaute Riemen nicht der Originale ist und eigentlich zu klein ist und der der Motor deshalb so laut arbeitet und der ganze Ablauf des Tonarms eher hakelig wirkt. darauf kam ich wieder durch ein Youtube Video, bei dem ein Riemen mit ca 33mm Innendurchmesser empfohlen wird, der bei mir verbaute Riemen aber deutlich engere 24mm Innendurchmesser hat. Ich habe einen passenden Ersatzriemen bestellt und hoffe damit das Problem lösen zu können, was sich aber erst endgültig sagen kann , wenn Dieser angekommen und eingebaut ist. Sollte das nicht des Pudels Kern sein, dann werde ich mich ermutigt durch die vorherigen Erfolge wohl auch noch daran machen den Tonarm auszubauen und mir das mal genauer anzuschauen. Die Höhenverstellung konnte ich einfach durch mehrfaches komplett rauf und runter drehen wieder leichtgängig machen. Verbaut war an dem Headshell ein altes Audio Technica AT71 System. Habe es durch einen AT155LC Body mit ATN140LC Nadel ersetzt... hatte ich noch rumliegen;) .
Was noch bleibt sind die unschönen Kratzer an der Vorderseite an der sonst recht ordentlichen Zarge, weshalb ich überlege diesen Teil seperat zu schleifen und neu zu lackieren. Habe schon mehrfach vergeblich im Internet nach nem Farbcode für das Technics-Silber gesucht, denke mir aber, dass ein etwas dunkleres seidenmatt Silber ganz gut passen würde, zumal die Front durch sie Lichtbrechung an der Zargenkante eh dunkler aussieht als die Oberseite. Muss da mal nach passenden Lacken suchen und in mich gehen ob ich die Kratzer nicht doch einfach hinnehmen werde.
Ansonsten bin ich sehr zufrieden mit meinem Ergebnis und ich habe mich richtig in diesen Dreher verliebt. Der hat ja echt alles was technisch so geht bei einem Dreher. Direktantrieb, Quarzt geregelt, Pitch +-6%, motorbetriebener Tonarm, Vollautomat, automatische Plattengrößenerkennung per Infrarot (funktioniert prima), Subchassis, Nadelbeleuchtung, höhenverstellbarer Tonarm und Repeatfunktion.
Ich wundere mich etwas über mich selbst, fand ich doch diese Technicsdreher mit der Bedienung an der Front auch bei geschlossener Haube bisher grottenhässlich und war optisch ein großer der Fan der alten 1300 -1500er Serie. Aber jetzt erwische ich mich dabei in meinen Hobbykeller zu gehen, um Platten auf dem Sl1600mk2 zu hören und dabei den SL1200GR im Wohnzimmer zumindest momentan etwas links liegen zu lassen.
Habt ihr denn auch Erfahrungen mit dem selbst Hand anlegen gemacht? Ich bin grad richtig Stolz auf mich, vor allem weil das Ergebnis so gut geworden ist. Habt ihr speziell Erfahrungen mit dem SL1600mk2 und noch Tipps auf was sich achten könnte? Oder Tipps bezüglich der hakeligen Tonarmführung, falls es nicht am Riemen liegt?
Bis dahin ein schönes Wochenende!