Kaufempfehlung Revox B77 bzw. Bandmaschine generell

  • Hallo,


    Ich habe mich dazu entschlossen eine Bandmaschine zu kaufen.
    Ooptisch und auch wegen der Ersatzteilsituation würde ich zu einer Revox B-77 tendieren.

    Wichtig ist mir, dass die Maschine alltagstauglich ist, also ich sie auch ein paar Stunden pro Tag laufen lassen kann ohne dass irgendwas abraucht.


    Nun habe ich aber folgendes Hier in Forum gefunden:


    Um eine A77, B77 oder A700 wirklich heute richtig und dauerhaft zum Laufen zu bringen, müssen eine ganze Menge Bauteile ausgetauscht werden. Und zwar alle Elkos (Frakoschrott), Tantalkondensatoren, Trimmpotis (Prehschrott) und mehrere Knallfrösche (Rifa Funkenlöschkondensatoren). Ich sag mal so an die 100 Bauteile.



    Ferner kann man alle Schalter und Potis ausbauen, auseinandernehmen und reinigen oder alternativ, wie ich das mache, im eingebauten Zustand mit Ballistol oder einem anderen milden Mittel reinigen und versiegeln. Nach dem Austausch insbesondere der Trimmmpotis müsssen die Maschinen komplett neu eingemessen werden [...]

    Finger weg von den Revox Geräten, wenn man das nicht kann.



    Also ist es eher nicht empfehlenswert eine gebrauchte B77 zu kaufen die nicht revidiert ist ?

    Weiß jemand ca. was so eine Revision kostet ?
    Was wäre ein angemessener Preis für eine revidierte Maschine bzw. ist überhaupt eine andere Maschine zu empfehlen ?


    Gruß

    Gerhard

  • Hallo Gerhard,

    das gilt für alle Bandmaschinen. Sie sind mechanisch-elektronisch komplexe Geräte, die ähnlich wie ein Auto regelmäßige Inspektion und Wartung brauchen, nach längeren Stillstand können sie auch wie ein Auto zickig werden. Ist das vom Vorbesitz schon länger vernachlässigt worden, ist eine Revision notwendig. Neu hat so eine Maschine mal umgerechnet 2500-4500€ gekostet.

    Es gibt einige wenige seriöse Werkstätten, die auch fertig revidierte Maschinen anbieten oder eine gebrauchte in die Revision nehmen. Letzteres kostet dann so zwischen 1000-1500€. Es sollte auch alles was gemacht wird, dokumentiert werden. Bandmaschinen sind die Königsklasse, da gibts leider nichts für ein Taschengeld. Eine B77 ist für dauerhaften, also regelmäßigen Betrieb bestens geeignet, sie kommt dank Direktantrieben ohne Antriebsriemen aus. Als Gebrauchtmaschine preisgünstig und viele Ersatzteile noch verfügbar. Auf den Zustand der Köpfe sollte bei Gebrauchten aber geachtet werden.

    Gruß André
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  • Hallo Gerhard,


    richtig, an einer B77 ohne Revision wirst Du wahrscheinlich nicht lange Freude haben. Als erstes werden Dir nach ein paar Betriebsstunden die Knallfrösche um die Ohren fliegen. Für eine optimale Aufnahmequalität ist auch eine Einmessung auf Deinen bevorzugten Bandtyp wichtig. Hier empfiehlt sich LPR35 oder LPR90, das bekommt man aus aktueller Produktion. Manch einer misst sein Gerät (bzw. lässt das machen) auch auf Maxell Bänder ein. Die gibt es nur noch gebraucht, zeigen aber (bisher) keine Alterungserscheinungen, im Gegensatz zu bestimmten Bandtypen von quasi allen anderen Herstellern.


    Was bei eBay und Co. so an revidierten Maschinen angeboten wird, kommt mir oft etwas teuer vor. Und gerade bei Privatverkäufern kannst Du nie sicher sein, dass auch wirklich alles notwendige gemacht wurde. Ich würde daher empfehlen, Dir eine möglichst günstige B77 zu suchen und Dir dann jemand zu suchen, der sie revidiert. Die Preise sind da teils etwas Glückssache. Es soll Leute geben, die die B77 für Sofort Kaufen 100 Euro einstellen. Auktionen enden meist im Bereich von 300 bis 400 Euro. Wenn der optische Zustand in Ordnung ist, sind eventuelle vom Verkäufer aufgeführte Fehler meist gar nicht so bedeutend. Viele Fehler "verschwinden" durch die Revision von selbst.


    Wenn Du wen findest, der privat eine Revision macht und dem Du vertraust, liegt der Preis irgendwo zwischen Verhandlungssache und Deinem Gewissen. Die Kosten der notwendigen Ersatzteile belaufen sich oft auf unter 100 Euro. Was kostet, ist der Arbeitsaufwand. Das kann schon mal 10 Stunden dauern. Wenn Du da jemand suchst, würde ich es mal im Bandmaschinenforum unter https://forum2.magnetofon.de/index.php?page=Index probieren.


    Natürlich gibt es auch gewerbliche, die das machen. Das wird dann entsprechend teuer. Gute Erfahrungen habe ich mit http://www.tonbandgeraetewerkstatt.sittingers.com/ und bekomme für diesen Link keine Provision. ;)


    Und auch wenn mir da bestimmt jemand widersprechen wird: Wenn Du Geld sparen möchtest und Du mit der Optik kein Problem hast, nimm eine A77. Klanglich tut sich da nicht viel, zumal beide Geräte die gleichen Tonköpfe verwenden. Die B77 hat neben der optischen Vorteile z. B. eine Playlogik. Wenn Du bei der A77 während des Spulens auf Play drückst, wird sofort auf Play geschaltet und Dir fliegt das Band um die Ohren. Die B77 stoppt erst das Band und schaltet dann auf Play. Das lässt sich bei der A77 aber auch nachrüsten. Oder man darf halt nicht vergessen, vorher immer auf Stop zu drücken. Ist eigentlich auch kein Problem. Eine revidierte A77 solltest Du auch gewerblich für deutlich unter 1000 Euro bekommen können.


    Gruß

    Robert

    THIS MONOPHONIC MICROGROOVE RECORDING IS PLAYABLE ON MONOPHONIC AND STEREO PHONOGRAPHS. IT CANNOT BECOME OBSOLETE. IT WILL CONTINUE TO BE A SOURCE OF OUTSTANDING SOUND REPRODUCTION, PROVIDING THE FINEST MONOPHONIC PERFORMANCE FROM ANY PHONOGRAPH.

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  • Klanglich tut sich da nicht viel, zumal beide Geräte die gleichen Tonköpfe verwenden. Die B77 hat neben der optischen Vorteile z. B. eine Playlogik. Wenn Du bei der A77 während des Spulens auf Play drückst, wird sofort auf Play geschaltet und Dir fliegt das Band um die Ohren. Die B77 stoppt erst das Band und schaltet dann auf Play. Das lässt sich bei der A77 aber auch nachrüsten.

    Nicht ganz, ich meine, nur die A77 MkIV bekam schon die Revodurköpfe, die in der B77 Standard waren. Erkennt man an den zusätzlichen Abschirmschichten oben und unten, die sollen etwas härter sein.
    Die Betriebsarten sollte man kennen, alternativ läßt sich eine Playlogik nachrüsten, dann geht aber der Preisvorteil der A77 meist schon wieder weg.

    Gruß André
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  • Und achte bitte auf die Köpfe. Der Kopfspiegel sollte nicht über ca. 3 mm sein.Die sind aber ungefähre Angaben. Sonst muss man in 2- 3 Jahren neue kaufen und die sind richtig teuer.

    Ich lasse alle meine Texte über ein Rechtschreibprogramm
    laufen, leider nicht immer mit Erfolg . Bin leider Legastheniker.

  • Danke für die Antworten, das hilft mir schon weiter.

    Ich seh schon...billig wird's nicht ;(

    Manche Firmen bieten auch fertig revidierte Geräte mit Garantie an die über €2000 liegen, was mir aber etwas zu teuer ist.


    Dann werde ich mal nach einer gebrauchten Maschine ausschau halten. Eine B77 scheint ja nicht unter 600 zu bekommen sein...


    Noch eine kleine Frage: Eine 4 Spur Maschine hat zwar den Vorteil dass ich die Bänder doppelt nutzen kann, aber dafür hat sie aber eine schlechtere Klangqualität bzw. Übersprechprobleme, oder?


    Gruß
    Gerhard

  • Ja etwas Übersprechprobleme, die Spuren/Köpfe müssen zudem ganz exakt justiert sein. Zweispur hat das höchste Klangpotential, ideal bei 19cm/s. Bänder sind aber auch nicht billig. Bei Viertelspur mit 9,5cm/s ist der Abstand zu den besseren Cassettendecks sehr gering bis nicht vorhanden.

    Gruß André
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  • Bei guter Einmessung nur leichte Übersprechprobleme. Zum Beispiel wenn auf der einen Seite sehr laute Musik ist und auf der Seite die du abhörst keine Musik ist oder nur recht leise. Aber das Problem ist halt vorhanden bei 4 Spur.Klanglich sind die 2 Spuren etwas besser aber es so richtig hören tut man dies nur bei einem direkten A-B Vergleich. Wenn man die Bänder schneiden will, kommt nur eine 2 Spur Maschine in Frage.

    Ich hatte vor ca. 4 Jahren eine B77 MK2 4 Spur gekauft. Preis war 500 Euro. Eigentlich recht teuer, aber sie war nie benutzt außer jedes Jahr ein Mal zur Technischen Prüfung. Sie stand in einer Bank. Sprich die Tonköpfe waren wie Neu! Dann noch mal 400 Euro für eine Revision ausgegeben. Teile altern auch halt bei nicht Gebrauch. So habe ich eine eigentlich neue Maschine für 900 Euro.

    Bedenke dass dazu noch eine Haube kommt. Preis liegt so um die 120 Euro plus Nab Adapter vielleicht auch noch die Kelche. Kelche und Adapter gibt es auch noch neu zu kaufen. Hinten passen keine normalen dicken Cinchkabel rein. Die Buchsen sind sehr eng zusammen. Daher aufpassen welche C. kabel da du verwenden willst. Es gibt aber auch neue Kabel speziell für die engen Verhältnisse der B77.

    Diese Maschine ist sehr robust gebaut. Halt noch richtiger Maschinenbau.

    :)

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  • Zugegen habe ich nie gewagt, das auszuprobieren. Aber ändert ja nichts daran, dass man bei der A77 erst auf Play drücken sollte, wenn das Band steht...

    Bedenke dass dazu noch eine Haube kommt. Preis liegt so um die 120 Euro plus Nab Adapter vielleicht auch noch die Kelche. Kelche und Adapter gibt es auch noch neu zu kaufen. Hinten passen keine normalen dicken Cinchkabel rein. Die Buchsen sind sehr eng zusammen. Daher aufpassen welche C. kabel da du verwenden willst. Es gibt aber auch neue Kabel speziell für die engen Verhältnisse der B77.

    Na ja, die meisten Geräte sind ohne Haube verkauft worden. Zwingend notwendig ist die nicht.

    Man kann bei der A77 die Chinch Anschlüsse tauschen (lassen) gegen welche mit größerem Abstand. Geht das bei der B77 auch?

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  • Du solltest vielleicht noch ein wenig auch hier im Forum lesen. Eine gute B77 ist sicher eine tolle Maschine, wenn sie einem optisch gefällt. Aber in heutiger Zeit die Vorzüge angenehmerer Bedienbarkeit mit der Empfehlung einer A77 ad acta zu legen...ich weiß ja nicht, ob so ein Vorschlag zielführend ist.


    Übrigens ist die Aussage nicht korrekt, dass ALLE Bandmaschinen revidiert werden müssen, wenn man sie heute kauft. Auch die andere Aussage der zwingenden Notwendigkeit einer Neueinmessung gilt nicht in allen Fällen. Auch die angeblich so entscheidende Ersatzteilfrage lasse ich mal im Raum stehen...dazu kannst Du vieles lesen...aber wenn Dir die theoretischen Möglichkeiten wichtig sind, ist dies als Entscheidungsbasis völlig O.K.!

  • Also ich habe in den letzten 3 Monaten eine A77/IV teilweise revidiert.

    Die Elkos, Motorkondensatoren und Folienkondensatoren (470nF) getauscht. Ebenso einige Trimmpotentiometer etc


    Von den Elkos waren etwa die Hälfte defekt bzw. weit von ihrer Nennkapazität entfernt.


    Der Aufwand lohnt sich auf jeden Fall!


    Grüße


    Wolfgang

    2 x Linn LP12, Lenco L75, Dragans S-Xono, T+A MP 2000 R, Dragans X-Line als Vorverstärker, Pass F5 symmetrisch, Triangle Magellan Duetto

    Plattenwaschmaschine: DIY-Punktsauger

  • Einmessen sollte man mit dem Messequipment machen und mit Fingerspitzengefühl, dann kann man schon was bei rausholen. Mit neuen Trimmern gelang mir bisher <0,3dB Kanalgleichheit und <0,5dB 50-20kHz. Damit kann man schon zufrieden sein. Klanglich kann die Maschine auch einiges. Meine ist noch original und unbearbeitet, habe sie auch in sehr gepflegten Zustand übernommen und wurde zuvor schon länger nicht mehr benutzt. Der große Umbau/Revision kommt später, da ich erstmal meine Dreher mache. Die B77 kann auf jeden Fall in die Nähe von Studiomaschinen kommen, nicht umsonst nahm man sie als Basis für die PR99.

    Gruß André
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  • revidieren vielleicht nicht, aber die knallfrösche sind zwingend zu ersetzen.

    das stinkt wie sau, wenn die hoch gehen.

    Oha, da habe ich mich auch undeutlich ausgedrückt...bei den Revoxen stimmt die Aussage mit dem Revisionszwang weitgehend, für viele andere Hersteller eben nicht.


    Und eine PR99 ist eine B77 halt ohne Gehäuse und mit XLR...das macht jetzt weder die B77 wertvoller noch eine PR99 schlechter.

  • Die vom TE im Eingangspost genannte Aussage stammt ja von mir und ich stehe weiter dazu. Vor ca. 25 Jahren konnte man noch gute Revox A oder B77 erwischen, die auch ohne grundlegende Revision ohne Probleme einwandfrei und langfristig liefen. Ich habe etliche davon gehabt und sie irgendwann nach kurzem oder längerem Herumspielen wieder abgegeben. Die Maschinen sind gut konstruiert, robust aufgebaut und klingen richtig gut, wenn sie einwandfrei funktionieren.


    Heute gestaltet sich das Thema Revox etwas anders. I.d.R. sind bei einer A oder B77 und bei den A700 heute wirklich alle Trimmer, Elkos, Tantalkondensatoren, Motorkondensatoren und Rifa Knallfrösche zu erneuern. Die verbauten Kondensatoren von Frako oder Roederstein sowie die Trimmer von Preh hatten damals durchaus eine gute Qualität. Aber heute sind die alle grenzwertig. Etliche Bauteile können trotz augenscheinlich einwandfreier Funktion der Maschine spontan den Geist aufgeben und dann qualmt und zischt es und man muss wieder ran.


    Es gibt einen großen Fanblock von Revox Geräten und die empfehlen natürlich fast immer eine Revox Bandmaschine, wenn jemand nach einem Bandgerät fragt. Es wird dann auch gerne immer damit argumentiert, dass ja heute noch alle Ersatzteile verfügbar sind und wegen der hohen Auflagen der Maschinen die Preise ja recht niedrig sind. Ja, aber die Folgekosten??? Originale Ersatzteile von Revox sind teuer und die komplette Revision einer Maschine eine Heidenarbeit.


    Bis auf meine komplette A-Serie (bis au die A700) und meine G36 habe ich mich von allen meinen Revox Geräten getrennt. Das Design der B-Serie ging mir einfach auf den Geist. Fand ich mal toll, aber heute nicht mehr.


    Ich tendiere heute eher zu japanischen Maschinen. Da gibt es die z.B. Akais mit ihren unkaputtbaren GX Köpfen oder die Sonys mit ihren unkaputtbaren Ferritköpfen. Oder die Technics Maschinen mit ihrem unverwechselbaren Design. Alle haben hochwertige Elkos und Trimmer verbaut, die es auch heute noch i.d.R. klaglos tun. Wenn man eine solche Maschine in unverbasteltem, originalen Zustand erwischt, reichen i.d.R. kleinere Wartungsarbeiten aus, um sie wieder zum Leben zu erwecken. Großartige Ersatzteile benötigt man i.d.R. nicht und was man benötigt (Riemen, Andruckrollen etc.), ist meist leicht zu beschaffen, da es nachgefertigt wird. Und klingen tun die auch exzellent...


    Gruß


    Andreas

    AAA Member mit Unmengen an altem Geraffel